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Unglück im Wald/Weiotere Jagdunfälle

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Unglück im Wald/Weiotere Jagdunfälle

Autor: Detlef A. | Datum:
Unglück im Wald
Die Jagd hat Hochsaison. Doch leider steigen damit auch die Jagdunfälle. Meist ist Leichtsinn die Ursache dafür. Im Eichsfeld wurde vor wenigen Tagen ein Jäger tödlich von einem Geschoss getroffen. Die genauen Umstände dazu ermittelt derzeit die Polizei.
Zur Schwarzwildjagd waren die 45 Jäger im Eichsfeld nahe Mengelrode unterwegs. Mitten in der so genannten Drückjagd - früher wurde sie Treibjagd genannt - auf die Wildschweine passierte das Unglück. Ein 63-jähriger Jäger aus Gieboldehausen bei Göttingen wurde schwer getroffen. Eine Kugel, vermutlich aus einem Jagdgewehr, hatte den linken Arm des Mannes durchschlagen und war in den Körper eingedrungen, wo sie Lunge und Milz verletzte. Wie die Obduktion ergab, verblutete der Jäger aus Niedersachsen innerlich. Der Tischlermeister galt als erfahrener Mann. Seit Jahrzehnten ging er schon auf die Jagd. Mehrmals hat er bereits an Jagden in Thüringen teilgenommen und auch diesmal war er wieder eingeladen.
Die 45 Waffen der Jäger wurden umgehend zur Untersuchung eingezogen. Die Polizei will nun feststellen, aus welchem Gewehr die tödliche Kugel stammt. Dass fremde Schützen am Ort waren, das schließen die Ermittler nach ihren ersten Erkenntnissen aus. Zur genaueren Untersuchung wurden acht der Gewehre zum Landeskriminalamt geschickt. Die Befragung der Jäger läuft.
Wie Dirk Germerodt von der zuständigen Staatsanwaltschaft in Mühlhausen erklärt, geht man derzeit doch von einem Unglücksfall aus. "Wir sind zwar immer bösgläubig, aber der Kugelverlauf spricht nicht für einen vorsätzlichen Schuss." Eher komme schon fahrlässige Tötung in Frage. Wie Dirk Germerodt von der zuständigen Staatsanwaltschaft in Mühlhausen erklärt, geht man derzeit doch von einem Unglücksfall aus. "Wir sind zwar immer bösgläubig, aber der Kugelverlauf spricht nicht für einen vorsätzlichen Schuss." Eher komme schon fahrlässige Tötung in Frage.
Dass bei der Jagd immer etwas passieren kann, ist kein Geheimnis. Drückjagden gelten als besonders gefährlich, heißt es in Jägerkreisen. Vor allem, wenn die Jägerzahl so hoch wie bei dieser Treibjagd im Eichsfeld ist.
Bei der Wildschweinjagd kam es in Thüringen in diesem Jahr schon zu mehreren schweren Unfällen. Nahe Ohrdruf traf es einen Schlepperfahrer. Dort war mit dem Agrarunternehmen die Gesellschaftsjagd abgesprochen. Die Jäger verteilten sich um den Maisschlag. Als plötzlich das Schwarzwild losjagte, schossen die Grünröcke. Dabei durchschlug eine Kugel die Frontscheibe des in ziemlicher Entfernung stehenden Schleppers. Das Geschoss zertrümmerte den Unterschenkel des Fahrers. Mehrere Wochen musste der Mann ins Krankenhaus.
Schwer verletzt wurde auch ein Jäger in einem Thüringer Rapsfeld. Bei der Verfolgung eines Keilers konnte ein zweiter Jäger den Standort des ersten nicht einsehen, schoss aber dennoch. Eine abprallende Kugel traf den ersten im Gesicht. Der Jäger verlor mehrere Zähne, sein Unterkiefer wurde zerschlagen. Der Keiler wurde zwar erlegt, aber der Jagdtag war gelaufen.
Von Schusshitzigkeit sprechen die Jäger in solchem Falle und nennen es ein Problem, wenn das Schussfeld nicht genau eingesehen werden kann, aber trotzdem gefeuert wird. Dabei darf laut Unfallverhütungsvorschrift erst geschossen werden, wenn wirklich niemand gefährdet werden kann.
Aber es muss nicht unbedingt eine Waffe im Spiel sein, um sich im schönen grünen Wald zu verletzen. Oft kommt es an Hochsitzen zu schweren Unfällen. So stürzte ein Mann rücklings von der Leiter des Hochsitzes, weil eine Sprosse gebrochen war. Vier Wochen später verstarb er.
"Leichtsinn bei Bau oder Kontrolle jagdlicher Einrichtungen und Fahrlässigkeit mit der Waffe sind die häufigsten Ursachen für Unfälle bei der Jagd", sagt Gerhard Schmidt fachmännisch. Er untersucht für den technischen Dienst bei der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft solche Fälle. "Leider ist in den "Leichtsinn bei Bau oder Kontrolle jagdlicher Einrichtungen und Fahrlässigkeit mit der Waffe sind die häufigsten Ursachen für Unfälle bei der Jagd", sagt Gerhard Schmidt fachmännisch. Er untersucht für den technischen Dienst bei der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft solche Fälle. "Leider ist in den vergangenen Jahren die Sensibilität beim Umgang mit Waffen in Thüringen gesunken", betont er. So würden Gewehre geladen und ungesichert auf Rücksitze im Auto gelegt, wenn es zur Jagd geht. Entladen müsse die Waffe auch sein, wenn der Jäger vom Ansitz steigt oder hinauf klettert. Auch daran würden sich viele Weidmänner nicht halten, klagt Schmidt. Dabei weiß jeder, wie schnell beim Klettern ein Ast den Abzug streifen und so einen Schuss lösen kann. "Hinterher", so schimpft der Fachmann, "ist das Lamentieren groß." Schmidt bedauert, dass die Angebote des technischen Aufsichtsdienstes nur zögerlich angenommen werden. Schmidt: "Wir bieten Informationsveranstaltungen dazu, wie solche Unfälle passieren und wie man sie vermeiden kann." Nur wenige Jäger oder Hegegemeinschaften würden aber wirklich daran Interesse zeigen.
Dabei sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache. Im Jahr 2000 geschahen in Thüringen die meisten Jagdunfälle unter den neuen Ländern. 45 Unfälle wurden gemeldet. In Mecklenburg passierten 37, in Brandenburg 35. Hinzu kommt noch eine gewisse Dunkelziffer. "Mancher, der sich selbst beim Waffenputzen angeschossen hat, wendet sich doch lieber an die Dorfkrankenschwester als so was öffentlich einzugestehen", sagt ein Jäger und meint, dass viele so denken. Bis zum 22. November dieses Jahres passierten in Thüringen 32 Jagdunfälle. Wie teuer das werden kann, zeigt der Fall des angeschossenen Schlepperfahrers. 130 000 Mark (66 467 Euro) zahlte die Versicherung bisher nur für Krankenhausaufenthalt und Bewegungstherapie. Extrembeispiel ist allerdings ein Fall aus Sonneberg, der sich vor Jahren zutrug. Dort fiel ein Jäger samt Hochsitz um und erlitt eine Querschnittslähmung. Schmerz und Leid der ganzen Familie kann man sich denken.

Thüringer Allgemeine vom 24.11.01

http://www.thueringer-allgemeine.de/free/ta.artikel-ueberregional.inhalt-000.html?region=National&ne
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Detlef A.