Forenübersicht RSS

Tierrechtsforum:
Antispeziesismus: Alle Tiere sind verschieden

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 5

Hinweis: Momentan können keine Beiträge erstellt werden.

Antispeziesismus: Alle Tiere sind verschieden

Autor: Achim Stößer | Datum:
Speziesisten zaubern - gerade in letzer Zeit ist mir das wieder häufiger aufgefallen, offenbar verbreiten memetische Defekte sich in Wellen - gern das Strohmannargument, nach dem alle Tiere gleich seien und daher gleich behandelt werden müssen, aus dem Hut.

Das ist natürlich absurd. Alle Lebewesen sind verschieden, alle Tiere sind verschieden, alle Menschen sind verschieden.

Beispielsweise unterscheiden sich die Lebewesen Karotten und Kaninchen. Die einen haben u.a. kein Lebensinteresse, die anderen schon.

Es unterscheiden sich die Tiere Schwämme von Schweinen. Die einen haben u.a. keine Leidensfähigkeit, die anderen schon.

Menschen afrikanischer Herkunft unterscheiden sich von Menschen schwedischer Abstammung. Die einen benötigen keine Sonnenschutzcreme, die anderen ggf. schon.

Chang und Eng, obwohl Zwillinge, unterschieden sich: der eine war rechts, der andere links. Wäre es gerecht gewesen, beiden eine Rechtshänderschere zu geben?

Antispeziesismus heißt (analog zu Antirassismus, Antisexismus) nicht "Gleichbehandlung" (etwa: schwangere Männer, Wahlrecht für Quallen, keine Kartoffeln essen). Antispeziesismus heißt, sich den Individuen gegenüber nichtdiskriminierend, ihren Eigenschaften gemäß, zu verhalten, Gleiches gleich (weder Menschen noch Meerschweinchen wollen eingesperrt sein), aber Ungleiches ungleich zu behandeln (wenn ich ein Pferd befreie, kann ich es nicht in der gleichen Box transportieren wie ein Truthuhnküken).

Gehen eine Maus und ein Elefant über eine schmale Brücke. Tritt der Elefant der Maus auf den Zeh. Sagt der Elefant: "'tschuldigung." Antwortet die Maus: "Keine Ursache, hätte mir auch passieren können."

Imbißbudenbratwurstfresser oder Georgebushinterkontinentalcowboyballerer sind zu verurteilen - ein Löwe, der eine Antilope reißt, oder ein Dreijähriger, der mit dem Jagdgewehr seines Vaters seinen Spielkameraden erschießt, nicht.

Aber das wollen sie eben nicht begreifen, die ethisch Minderbemittelten, die Speziesisten.

Achim

Re: Antispeziesismus: Alle Tiere sind verschieden

Autor: Tanja | Datum:
Das Problem gibt es aber auch in ähnlicher Form bei so manchen Tierrechtlern. Ich erlebe es z.B. immer wieder, daß auf die Bedürnisse aufgenommener nichtmenschlicher Tiere nicht wirklich eingegangen wird weil die verantwortlichen Menschen ihre eigenen Bedürfnisse auf sie übertragen anstatt sich um die arteigenen zu kümmern. Das ist dann zwar kein böser Wille, aber wenn z.B. ein Hund nicht in einer festen Rangordnung leben kann, kann er psychisch Schaden nehmen. Für viele Tierrechtler aber ist die Vorstellung, ein anderes Tier zu "dominieren", so schlimm (wohl deswegen, weil sie davon ausgehen, daß alles, was sie als schlimm empfinden, auch jeder andere als schlimm empfinden muß), daß sie damit nicht zurechtkommen. Oder das Thema Kastration betreffend: da werden Hunde, Katzen u.a. lieber wochenlang weggesperrt bzw. an die Leine gelegt weil man ihnen ja "nichts wegnehmen" will und nimmt ihnen aber gerade damit jegliche Lebensqualität.
Nun könnte natürlich auch ein Speziesist argumentieren "ja, und deswegen ist es für Schweine ja auch nicht schlimm, in einen Stall gesperrt und irgendwann getötet zu werden, denn Schweine haben andere Bedürfnisse als Menschen und sehen das nicht als so schlimm an" - das erwähne ich nun, um jeglichen Postings dieser Art vorzubeugen ;-) - aber da sollte nun mal an der Reaktion des Individuums und der Ableitung der Bedürfnisse von Beobachtungen des Lebens freilebender Artgenossen klar zu erkennen sein, daß das Schwachsinn ist. ;-)
Will damit nur sagen, daß es auch innerhalb der Tierrechtsszene *seufz* leider immer wieder zu solchen Pauschalisierungen kommt, die letztendlich den Tierrechten nur schaden...

Tanja

Sanddünen für Delphine, Ozean für Fenneks

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Das Problem gibt es aber auch in ähnlicher Form bei so
> manchen Tierrechtlern. Ich erlebe es z.B. immer wieder, daß

Bzw. sich für Tierrechtler Haltenden / sich als solche Ausgebenden ...

> Menschen ihre eigenen Bedürfnisse auf sie übertragen anstatt
> sich um die arteigenen zu kümmern. Das ist dann zwar kein

Respektive um die individuellen.

> böser Wille, aber wenn z.B. ein Hund nicht in einer festen
> Rangordnung leben kann, kann er psychisch Schaden nehmen. Für

Siehe Titel.

> Tierrechtsszene *seufz* leider immer wieder zu solchen

Jaja, die Szene. Mehr Input und weniger Output könnte da nicht schaden ...

Achim

Ein Mensch ist keine Katze ist kein Pferd

Autor: Achim Stößer | Datum:
Ein anderes Beispiel, das ich schon länger im Kopf habe, weil es, denke ich, die Problematik deutlich macht:

Wenn ich eine(n) angefahrene(n)
- Menschen
- Katze
- Pferd
auf der Straße finde, werde ich jeweils unterschiedlich reagieren.

Beim Menschen werde ich den Notarzt rufen. Bei den anderen Tieren nicht - dadurch handle ich nicht speziesistisch, weil in dieser Gesellschaft nunmal für Nichtmenschen kein Notarzt kommt.

Und die Katze könnte ich zum nächsten Veterinär bringen, während das Pferd kaum ins Auto kriege: Auch das kein Speziesismus, sondern durch reale Unterschiede der beiden Individuen bedingt.

Ich habe einmal tatsächlich eine angefahrene Katze gefunden. Während ich mich um sie kümmerte, hielt auf der Gegenfahrbahn ein Auto, der Fahrer meinte, die katze hätte da schon vor zwei Stunden gelegen - das war ein Speziesist. Den Weg zum Arzt hat sie dann nicht mehr überlebt.

Achim

moralisch auf eine Stufe stellen...

Autor: Reina | Datum:
weil das gerade auch im TP-Forum Thema war und passt...

Verdeutlichung des Prinzips gleicher ethischer Berücksichtigung und Begründungsansatz für die Zurückweisung einer Diskussion um rein hypothetische Konfliktfälle.


Der Rahmen, in dem Tierrechte diskutiert werden, ist eine Gesellschaft, die Millionen von Nichtmenschen zu Nutzvieh diskriminiert und nicht etwa eine, die sich sorgenvoll schon mal rein prophylaktisch Gedanken macht den hypothetischen Fall macht, sie aus brennenden Häusern zu retten.

Man denke angesichts der gebotenen ethischen Überzeugungsarbeit nur an die pädagogische Wirkung, die sich aus der hypothetischen Dikussion ergeben würde, alte und kranke Menschen besser in Häuser verbrennen zu lassen. Ob der interessengeleiteten Missbrauchsgefahr liegen Diskussionen über so brisante Themen, wie einer Bewertung von Leben oder Tod eines Individuums, nicht gerade nahe. Aus ähnlichem Grunde spricht man auch allen Menschen den gleichen "Lebenswert" zu. Dabei handelt es sich selbstverständlich nicht um eine kardinale Grösse, sondern um eine ethische Kategorie, einen Ausdruck von Respekt, dem eine moralische Pflicht gegenübersteht.

Daraus folgt jedoch keine Aussage über die Bewertung von Konfliktfällen, bei denen die Einhaltung des Respektprinzips unmöglich ist. D.h. aus der gleichen Pflicht, das Leben von Individuen zu respektieren, folgt nicht, sie im Konfliktfall auch gleich zu behandeln. Vielmehr ist dann zu urteilen, welche Verhaltensweise weniger Schäden verursachen würde.

Schon allein aufgrund des speziesistischen (Abgrenzungs-) Dilemmas wäre eine grundsätzliche, automatische Pro-Mensch Entscheidung willkürlich. Eine Diskussion um solche Entscheidungen findet sich in der Tierrechtsliteratur bei Tom Regan.