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Tierrechtsforum:
"In-vitro-Fleisch"

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"In-vitro-Fleisch"

Autor: martin | Datum:
Die Frage, ob es aus veganer bzw. tierrechtlerischer Sicht sinnvoll ist, "In-vitro-Fleisch" zu bewerben, kommt immer wieder auf. Außerdem ist zu erwarten, daß (insofern die Forschung doch noch Fortschritte erzielen sollte) dieses Thema auch in Zukunft weiterdiskutiert wird.

Ich habe mich bereits hier (inzwischen überarbeitet) zusammengefaßt aus folgenden Gründen dagegen ausgesprochen:

- es ist nicht vegan, da momentan weder das Ausgangsmaterial (Muskelgewebe und Zellen geschlachteter Tiere) noch die Nährlösung ("fötales Kälberserum") vegan sind
- es verfehlt bzw. behindert das Ziel, die Menschen von der ethischen Falschheit des Unveganismus zu überzeugen, sodaß der Konsument die Tierausbeutung in anderen Bereichen nicht einstellt
- es schafft eine Gewissensberuhigung, die bei der Überzeugung vom grundsätzlich ethischen Problem des Unveganismus kontraproduktiv wirkt
- es suggeriert, das Problem des Unveganismus sei der "Fleisch"-Konsum, wobei andere Bereiche wie z.B. der Vegetarismus, (auch ungewollt) relativiert werden (wobei ein Vegetarier u.U. mehr Tierleid verursacht als ein Leichenfresser)
- es ist ein Ziel von Tierschutzorganisationen, was Tierrechtsbestrebungen, die sich auch in diese Richtung beteiligen, in die Gefahr bringt, mit diesen in Verbindung gebracht zu werden
- es verschwendet Ressourcen, die für die Aufklärung über Veganismus gebraucht werden

Zusätzlich unterstützt es die Suggerierung, daß "Fleisch" ein "energiereiches/wertvolles Lebensmittel" sei und grundsätzlich nicht durch pflanzliche Alternativen austauschbar.

Einen außerdem empfehlenswerten Artikel hat Adam Kochanowicz geschrieben: "'In vitro' meat has no place in animal rights campaigns".

Er spricht sich folgenden Gründen dagegen aus:

- es wird suggeriert, daß "Fleisch" das Problem sei und nicht der generelle Umgang mit Tieren
- ein besseres als das bisherige Nährmedium würde auf Kollagen beruhen (das aus Schlachtabfällen gewonnen wird und der Hauptbestandteil auch von z.B. Gelatine ist)
- selbst wenn es vegan wäre, könnte das Ersetzen dieses einen Tierausbeutungsprodukts als Ausrede für die Tierausbeutung in allen anderen Bereichen benutzt werden
- das Klonen von Zellen, die als Ausgangsbasis dienen, benötigt ständige neue Zellen, damit die DNS erneuert wird (denn das Klonen geklonter Zellen degeneriert sie mit der Zeit), sodaß permanent Tiere als "Spender" benötigt werden und das Produkt niemals vegan sein kann
- das "In Vitro meat consortium" sagt deutlich, daß sie keine (tierrechts-)ethischen Bestrebungen bei der Entwicklung verfolgen, sondern die "zukünftige Fleischversorgung" sichern wollen und Ressourcen für andere (nicht-ersetzbare) Tierausbeutung freizumachen ("this [in vitro meat] may allow development of a downsized animal production industry")
- die Unterstützung von "In-vitro-Fleisch" bedeutet deshalb die Unterstützung von Tierausbeutung in der Forschung, der Fortsetzung von Tierausbeutung überhaupt und verschwendet Ressourcen, die für die Veganismusüberzeugung gebraucht würden

Sollte jemand der Meinung sein, daß es trotz all dieser Fakten sinnvoll sei, es zu unterstützen, würde ich das gerne hören.