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Tierrechtsforum:
Wenn Hühner Robben wären

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Wenn Hühner Robben wären

Autor: martin | Datum:
Erstaunlich einsichtig wären Tierschützer, wenn man eine Spezies (und eine Tötungsart) gegen eine andere austauscht. Wie bei folgendem Artikel.
Zitat: [Hühnertötung] in Kanada

Artgerechter töten

Tierschützer wettern gegen das "brutale Schlachten" – auch wenn der Einsatz von [Gas statt Strom] einen schnellen Tod der Tiere garantieren soll.

In Kanada rüsten sich Befürworter und Gegner für eine neue Runde in diesem jahrzehntelangen Streit. Die Tierschutzorganisation [PETA] prangert erneut das "brutale Schlachten" an, doch Kanadas Regierung will das [Schlachten von Hühnern] weiterhin gegen die nach ihrer Ansicht ungerechtfertigte Kritik verteidigen.

Die [Anzahl] der [Hühner, die in Schlachthöfen sterben] wird auf [mehrere Millionen] geschätzt. [Ingrid Newkirk] von [PETA] ist darüber entsetzt und nennt dies "absolut unverantwortlich". Dabei wird auch untersucht, ob der Einsatz von [Strom], mit dem [die Hühner] [getötet] werden, weiter reduziert und die [Tötung] mit [Gas] vorgenommen werden können.

Dies sieht grausam aus und Tierschützer erklären, die Tiere würden eines qualvollen Todes sterben. Befürworter der [Schlachtung] dagegen argumentieren, dass die Tiere mit [Gas] schnell getötet werden.

Die Untersuchungen, die von dem Tierpathologen Daoust durchgeführt werden, sollen zeigen, ob [die Tötung mit Gas] eingesetzt werden können, um die [Hühner] zu töten oder unumkehrbar bewusstlos zu machen. "Wenn es eine Alternative gibt, die es den [Schlachthöfen] ermöglicht, die [Hühner] in 99 Prozent der Fälle sofort zu töten, wäre dies besser", wird Daoust in der Zeitung Globe and Mail zitiert.

PR-Kampagne der Regierung

[Ingrid Newkirk] von [PETA], die seit Jahren an der Spitze der Kampagne gegen die [Schlachtung von Hühnern] steht, sieht in den Untersuchungen dagegen einen "Public Relation-Versuch der kanadischen Regierung, den [Hühnermord] keimfrei zu machen", um das [Töten von Hühnern] akzeptabler erscheinen zu lassen.

In diesem (veränderten und gekürzten) Zeitungsartikel ging es natürlich nicht um das Töten von Hühnern mit Gas statt Strom. Das finden Tierschützer schließlich toll, wenn es mit Gas statt Strom gemacht wird, wie in diesem Fall PETA bei KFC Canada. Die Methode heißt "controlled-atmosphere killing" (CAK) und bedeutet, dass Hühner nicht per Strom betäubt werden und dann durch Ausbluten sterben, sondern dass sie vergast werden. Das soll angeblich schmerzfreier sein.

Im Artikel ging es jedoch ursprünglich um Robben und das Töten durch Erschießen statt Erschlagen. Wenn es um Robben geht, fordern Tierschützer auf einmal, es ganz zu verbieten und nicht nur zu reformieren. Nun könnte man es für speziesistisch halten, bei Robben die komplette Abschaffung der Tötung zu fordern und bei Hühnern nur eine nichtssagende Reform durch den Austausch einer Tötungsmethode durch eine andere, aber das verstehen Tierschützer leider nicht. Es könnte daran liegen, dass sie Speziesisten sind bzw., dass sie ständig einen "Sieg für die Tiere" brauchen, um Spenden zu generieren. Wenn es um Hühner geht, ist eben eine nichtsagende Reform "Sieg" genug.

Am Bemerkenswertesten im Artikel ist der letzte Absatz. Denn selbst wenn, so das gängige Argument für Reformen, eine Reform das Leiden der Tiere reduzieren sollte - was beim Austausch von Strom gegen Gas bei der Betäubung oder Tötung von Hühnern in Schlachthäusern nicht der Fall ist -, kritisieren Tierrechtler die Reformierung der Tierausbeutung, da dies u.a. dazu dient, die Ausbeutung und Ermordung der Tiere ethisch akzeptabler erscheinen zu lassen. Tierschützer verstehen das wiederum nur, wenn es um Robben geht. Hier setzen sie sich nicht dafür ein, dass Robben grundsätzlich nur erschossen nicht erschlagen werden, obwohl es doch "Leiden reduzieren" würde. Hier begreifen sie, dass der Austausch von Tötungsmethoden ein "Public Relation-Versuch" ist, bei Hühnern verstehen sie das nicht, sondern fördern es stattdessen.

Eine Logik sollte man darin nicht suchen. Es geht schließlich nicht um Antispeziesismus, sondern um Spenden-Marketing. Und von diesem Standpunkt aus gesehen, ist dieses Verhalten kein Widerspruch, sondern funktioniert wunderbar.

Re: Wenn Hühner Robben wären

Autor: K | Datum:
Hallo Martin,

Dein Beitrag macht die Notwendigkeit eines abolitionistischen Ansatzes in der Tierrechtsbewegung, und nur so kann die Umsetzung von Tierrechten verstanden werden, sehr deutlich. Insofern möchte ich gar nichts weiter kommentiere als: Danke für den Beitrag bzw. auch Deine vielen anderen Beiträge zum Thema "Abschaffung statt Reformation".

Viele Grüße
Kurt