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Antisexismusforum:
Etiketten sexistisch?

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Etiketten sexistisch?

Autor: Creaping | Datum:
Unser alter Physiklehrer lässt manchmal die Mädchen zuerst in den Klassenraum, erst wenn alle drin sind, lässt er die Jungs rein.
Irgendwann hab ich mal gesagt, dass das sexistisch wäre. Er hat mich jedoch angeschrien und gesagt, es wäre nur eine höfliche Geste. Ich hab zu ihm gesagt, dass diese "Ladies First" Geste in einer Zeit entstanden sei, in der Frauen als "wehrlos, unschuldig, usw." galten und diese Geste jetzt indirekt eine Diskriminierung ist, wäre also nach dem Motto "erst die schwächlichen Frauen, die beschützt werden müssen, dann die starken Männer, die sich um ihre Frauen kümmern sollen". Ihm war das jedoch egal, für ihn war das eine nette Geste. Was sagt ihr dazu?
Sind solche Etiketten wie "Ladies First", dass der Mann Frauen den Stuhl bei einem Tisch bereithält und "Frauen und Kinder zuerst" sexistisch? Für mich ist es auf jeden Fall eine indirekte Diskriminierung durch dieses Trösten.

Jein ;-)

Autor: Tanja | Datum:
Aus meiner eigenen weiblichen und ganz subjektiven Sicht *g* kann ich sowas nicht sofort als "sexistisch" benennen. Einfach kleine Aufmerksamkeiten, sich um den anderen kümmern (inwiefern das in dieser Form wünschenswert ist, sei dahingestellt), können ja noch nicht sexistisch sein. Ich sehe auch nicht, daß Männer dadurch in irgendeiner Weise "benachteiligt" würden - das wäre erst der Fall, wenn es nicht um Euer Klassenzimmer ginge sondern darum, ein sinkendes Schiff über Rettungsboote zu verlassen. In dem Fall wäre "Frauen und Kinder zuerst" natürlich sexistisch.
So ist es eben einfach nur "Etikette", die man doof, überflüssig, konservativ oder was auch immer finden aber wohl nicht automatisch als sexistisch bezeichnen kann.

Tanja

Re: Etiketten sexistisch?

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Irgendwann hab ich mal gesagt, dass das sexistisch wäre. Er
> hat mich jedoch angeschrien und gesagt, es wäre nur eine
> höfliche Geste. Ich hab zu ihm gesagt, dass diese "Ladies

Wenn er Dich deswegen anschreit, scheint er ja ansonsten nicht viile Wert auf "höfliche gesten" zu legen - oder soll das etwa höflich sein?

> Sind solche Etiketten wie "Ladies First", dass der Mann
> Frauen den Stuhl bei einem Tisch bereithält und "Frauen und
> Kinder zuerst" sexistisch? Für mich ist es auf jeden Fall
> eine indirekte Diskriminierung durch dieses Trösten.

I)
Zitat: dis|kri|mi|nie|ren tr. 3 1. unterschiedlich behandeln; 2. herabsetzen, herabwürdigen
Wahrig Rechtschreibung

II)
Zitat: dis|kri|mi|nie|ren [V.3, hat diskriminiert; mit Akk.] anders behandeln (als die Übrigen), herabsetzen, herabwürdigen [ Wahrig Wörterbuch

Ist zwar nun nicht wirklich eine effektive Benachteiligung (vgl. I 2.), eine sexistische Diskriminierung (I 1.) aber allemal (und zwar eine direkte).

Achim

Re: Etiketten sexistisch?

Autor: Creaping | Datum:
Also eine Diskriminierung findet schon statt, wenn jemand anders behandelt wird, egal ob positiv, negativ oder neutral?
Wenn unser Lehrer jetzt sagt "Mädchen kriegen Coca Cola, Jungs kriegen Pepsi", kann man da schon von Diskriminierung sprechen?
Ach ja, gibt es einen Ausdruck dafür, wenn Leute, die aufgrund von Merkmalen, auf die sie keinen Einfluss hatten/in die sie hingeiboren wurden, anders behandelt wird? Dinge wie Behinderungen, Augenfarbe, Haarfarbe usw.?

Diskriminierung

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Also eine Diskriminierung findet schon statt, wenn jemand
> anders behandelt wird, egal ob positiv, negativ oder neutral?

Eigentlich schon, im allgemeinen sprachgebrauch wird es jedoch meist in dem Sinn gebraucht, daß die unterschiedliche behandlung negative Auswirkungen/Absichten (Herabwürdigung, Erniedrigung, Verächtlichmachung) hat, ebenso in diversen Fachsprachen (in den Sozialwissenschaften die negative Beurteilung und Behandlung von Minderheiten, in der Wirtschaft die mit Bußgeld bedrohte Behinderung einzelner Unternehmer durch marktbeherrschende oder in Kartellen zusammengeschlossene Unternehmen).

Ganz neutral wird Diskriminierung in der Technik verwendet (Abgrenzung von Messwerten), wirtschaftswissenschaftlich z.B. für Preisdiskriminierung (Unterscheidliche Preise für unetrschiedliche Kundengruppen bei gleichem Prodkuk: Schülerermäßigung, Stidentenabo etc.).

Oft wird auch von "positiver Diskriminierung" gesprochen (also Bevorzugung bestimmter Gruppen zum "Ausgleich" für negative Diskriminierung, z.B. "Quotenregelungen" wie "Frauenquote" - das ist natürlich tatsächlich eine inakzeptable Diskriminierung von Männern).

> Ach ja, gibt es einen Ausdruck dafür, wenn Leute, die
> aufgrund von Merkmalen, auf die sie keinen Einfluss hatten/in
> die sie hingeiboren wurden, anders behandelt wird? Dinge wie
> Behinderungen, Augenfarbe, Haarfarbe usw.?

Hm, interessante Frage, ich kenne keinen.

Achim