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Antisexismusforum:
Vom Schniedel und "da unten"

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 11

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Vom Schniedel und "da unten"

Autor: Tanja | Datum:
Greife den Gedanken aus einem Buch ("Mütter, Lust und Sexualität", etwas zu feministisch und freudsch angehaucht, sonst aber sehr interessant) auf, in dem Problematik der fehlenden Liebe von jungen Mädchen und Frauen zu ihren Genitalien angesprochen wurde und habe mir da auch betreffend meiner eigenen Erfahrungen Gedanken drüber gemacht. Ich habe tatsächlich schon viele kleine Jungen gesehen, in Schwimmbädern etc., die mit Stolz ihre Geschlechtsteile regelrecht zur Schau tragen (wenn die Eltern das nicht, "weil es sich nicht gehört", unterbinden), aber bei Mädchen fiel mir das bisher noch nie auf. Die Autorinnen des genannten Buches wiesen darauf hin, daß schon die Mütter von Jungen im Säuglingsalter liebevolle Bezeichnungen für den Penis des Babys haben, z.B. "Schniedel", "Pippimann" oder dergleichen. Doch für die Scheide - und die Klitoris schon gar nicht - gibt es etwas ähnliches. Jungs säubert man beim Windelwechseln eben den "Schniedel", Mädchen macht man "da unten" sauber.
Ich denke, daß hier tatsächlich so etwa wie eine Beschneidung stattfindet, zwar nicht durch körperliche Gewalt (will also die Beschneidungen und die damit verbundene Gewalt, die viele Kinder körperlich erfahren müssen, in keinem Fall relativieren, denke, daß das noch um einiges schrecklicher ist) aber allein dadurch, daß die weiblichen Genitalien immer noch etwas verbotenes zu sein scheinen, über das "man nicht spricht"; sie werden schlicht weggeschwiegen. Die "alternativen Bezeichungen", die existieren, haben alle einen mehr oder weniger "unanständigen" Touch und werden selten in gegenwart von Kindern verwendet. Und das wirkt sich mit Sicherheit auch auf das (Sexual-)Leben vieler Frauen aus. Die eigenen Genitalien und daraus folgend später auch die eigene Lust werden oft schlicht nicht thematisiert.

Tanja

Liebevoll, liebeleer

Autor: Achim Stößer | Datum:
> fehlenden Liebe von jungen Mädchen und Frauen zu ihren
> Genitalien angesprochen wurde und habe mir da auch betreffend

Huch? Also ich finde meine diversen Körperteile mehr oder weniger praktisch (meine Zehen z.B., wenn ich eine Socke aufheben will, ohne mich zu bücken - aber "Liebe" zu meinen zehen fände ich seltsam).

> Säuglingsalter liebevolle Bezeichnungen für den Penis des
> Babys haben, z.B. "Schniedel", "Pippimann" oder dergleichen.

Hm, also bei all den Adjektiven, die mir dazu einfielen ("albern", "lächerlich" erstmal) ist "liebevoll" sicher nicht unter dem ersten Gros ...

Achim

Re: Liebevoll, liebeleer

Autor: Tanja | Datum:
> Huch? Also ich finde meine diversen Körperteile mehr oder
> weniger praktisch (meine Zehen z.B., wenn ich eine Socke
> aufheben will, ohne mich zu bücken - aber "Liebe" zu meinen
> zehen fände ich seltsam).

Zum einen ist sexuelle Lust doch etwas mehr als nur "praktisch", würde ich behaupten wollen ;-), und zum anderen gibt es eben mit Zehen u.ä. Körperteilen absolut keine Probleme aus gesellschaftlicher Sicht. Die heißen eben Zehen, werden von so ziemlich jedem so genannt, sie hängen da so am Fuß dran und manchmal sind sie auch dazu gut, was aufzuheben *fg* und das war's.

> > Säuglingsalter liebevolle Bezeichnungen für den Penis des
> > Babys haben, z.B. "Schniedel", "Pippimann" oder dergleichen.
>
> Hm, also bei all den Adjektiven, die mir dazu einfielen
> ("albern", "lächerlich" erstmal) ist "liebevoll" sicher nicht
> unter dem ersten Gros ...

Gibt wohl so einige liebevolle Bezeichnungen für ganz unterschiedliche Dinge, die in anderer Leute Augen lächerlich wirken mögen.

Tanja

Selektive Wahrnehmung?

Autor: Achim Stößer | Datum:
> tatsächlich schon viele kleine Jungen gesehen, in
> Schwimmbädern etc., die mit Stolz ihre Geschlechtsteile
> regelrecht zur Schau tragen (wenn die Eltern das nicht, "weil
> es sich nicht gehört", unterbinden), aber bei Mädchen fiel
> mir das bisher noch nie auf. Die Autorinnen des genannten

Zumindest laut der mir bisher untergekommenen Fachliteratur zum Thema ist das abhängig von Alter und Sozialisation, aber geschlechtsunabhängig.

Achim

Blümchen

Autor: Ava Odoemena | Datum:
Hm, interessant. Mir würde spontan auch kein geläufiges, nettes Kinderwort für Vagina einfallen.

Wir wärs denn mit Blümchen? Und für die Klitoris Kronzipfelchen oder Griffelchen oder so. Die Botanik bietet da sicher noch viele, viele Bezeichnungen, wobei "Stempel" sich etwas schwerfällig durch den gedanklichen Raum bewegt.

Was den Genitalbezug von Männern betrifft, reduziert sich das womöglich tatsächlich auf das Praktische. Gedächtniszitat meines Gatten: "Welche Beziehung ich zu meinem Penis habe? Er ist halt da und erfüllt verschiedene Funktionen." Allerdings neigen Männer ja etwas zur übertriebenen Versachlichung was diese Themen angeht:-) Vielleicht ist aber die Versachlichung eine Form des Tabus und somit das gleiche als das Verschweigen der Frauen. Die Versachlichung wäre dann nicht besser als die Tabuisierung / Verdrängung die von Frauen betrieben wird. Auf der anderen Seite muss ja nicht wirklich alles öffentlich thematisiert werden, was ich meine ist ein negativ-gestörtes Verhältnis zum eigenen Genital wie Du es angesprochen hast.

Aber vielleicht hat ja die Peinlichkeit und Scham nicht nur Sozialisierungsgründe, sondern tiefergehende, evolutionäre Wurzeln? Welcher Vorteil allerdings dabei entstehen soll, wenn Frauen eine reduzierte Beziehung zum eigenen Genital haben erschließt sich mir spontan nicht.

Auf jeden Fall stimme ich dem zu, dass es in der Anwendung positiver Genitalbezeichnungen für Mädchen mangelt.

Re: Vom Schniedel und "da unten"

Autor: Claude | Datum:
in der Schweiz sind die Bezeichnungen ja nochmals anders. Da spricht man eher vom Pfiffli, Schwänzli, Zipfeli oder Schnäbi (bei uns hat eh alles ein -li am Ende, das hat also nichts zu bedeuten).
Aber eine entsprechende Bezeichnung für die Vagina ist mir auch nicht bekannt.
Diskriminierung von Männern auf Grund des Geschlechts wurde an meiner Schule "Schwänzlimalus" genannt. Gäbe es eine Entsprechende Bezeichnung für die weiblichen Geschlechtsteile hätte sich eventuell auch "___bonus" durchgesetzt. Aber alle anderen Bezeichnungen werden als ordinär angesehen.

Claude

Schweizerisch für Vagina

Autor: Karl Rudin | Datum:
Bei uns hat sich 'Schnäggli' durchgesetzt und galt auch so als Bezeichnung für die Geschlechtsteile meiner Schwestern.
Bei uns gab es diese Prüdheit also nicht wirklich, was sich zweifellos auf meine Sexualität und die meiner Schwestern ausgewirkt hat. Wobei, laut Freud müsste meine grosse Schwester ausgeprägten Penisneid haben, weil sie unerhört viele Liebhaber hat...

Re: Vom Schniedel und \\

Autor: Ceras | Datum:
hm, in meiner Kindheit gab es da sehr wohl Bezeichnungen für: \'Scheide\' oder \'Rolle\' z.B. Dass es für das männliche Geschlechtsteil mehr Wörter gibt, steht natürlich außer Frage, aber ist das so wichtig?

Re: Vom Schniedel und \\

Autor: Tanja | Datum:
Ceras schrieb:
>
> hm, in meiner Kindheit gab es da sehr wohl Bezeichnungen für:
> \'Scheide\' oder \'Rolle\' z.B. Dass es für das männliche
> Geschlechtsteil mehr Wörter gibt, steht natürlich außer
> Frage, aber ist das so wichtig?

Erst mal vorab für meine Allgemeinbildung ;-): was soll "Rolle" bezeichnen? Die Scheide?
Hatte ja aber eigentlich ziemlich klar geschrieben, daß es zum einen darum geht, etwas auch auszusprechen (also nicht "da unten") und vor allem, wie das verwendete Wort besetzt ("Scheide" ist da ja wie "Penis" doch eher sachlich-neutral) ist.

Tanja

Re: Vom Schniedel und "da unten"

Autor: xsx | Datum:
bei uns in der familie wurde/wird für die vagina das wort "muschi" benutzt. meine schwägerin benutzt das bei ihrer lütten auch, bzw. manchmal wird auch nur "mumu" gesagt.

lg

Re: Vom Schniedel und "da unten"

Autor: yogi | Datum:
"muschi", "mumu", "moese", "mausi", "grotte", "grottchen", "mauseloch", "loechlein", "schneckchen", "schnecke", "fotze", "fohse", "lustgarten", "gaertchen", "pipibohrung", "buechse", "futteral", "hoehlchen", "schatztruhe", "muschel", "versteck", "schlangengrube", "Fellchen", - darf noch mehr sein? ihr weibsleut scheint weniger Bezeichnungen dafeur zu kennen, als ich schon mit 13 J wusste!