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Antisexismusforum:
Schulen benachteiligen Jungen massiv

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Schulen benachteiligen Jungen massiv

Autor: GooglerIn | Datum:
GESCHLECHTER-STUDIE
Schulen benachteiligen Jungen massiv
Das Schulsystem produziert haufenweise Verlierer - die Mehrheit ist männlich. Schon im Kindergarten werden Mädchen deutlich bevorzugt, auch in der Schule müssen Jungs um Aufmerksamkeit und gute Noten kämpfen.

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Dumme Jungen, schlaue Mädchen? Der oberflächliche Blick auf die Schulnoten führte zu diesem lange gepflegten Vorurteil. Eine neue Studie des Aktionsrates Bildung bestätigt aber, dass der Grund für die Zensurenlücke ein anderer ist: Jungen werden in Kindergarten und Schule massiv benachteiligt.

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Der Hallenser Bildungsforscher Jürgen Budde kam in dem Bericht zu dem Schluss, dass Jungen in allen Fächern bei gleicher Kompetenz schlechtere Noten kriegen als ihre Mitschülerinnen. Selbst wenn sie die gleichen Noten haben wie Mädchen, empfehlen die Lehrer ihnen seltener das Gymnasium. Kurzum, Jungs werden bei gleicher Leistung schlechter behandelt.

http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,612997,00.html

Re: Schulen benachteiligen Jungen massiv

Autor: GooglerIn | Datum:
Angela Merkel tourt auf Bildungsreise durch die Republik. Ein Thema spielt keine Rolle: Jungen werden in der Schule benachteiligt und fallen hinter die Mädchen zurück.

Ursula von der Leyen fühlt sich ausnahmsweise nicht zuständig. "Ich kann Ihnen sagen, dass die Ministerin nicht zu einem Brainstorming über das Thema bereit ist", sagt ihr Sprecher. Es falle nicht in ihre Ressortkompetenz.

Man wundert sich ein wenig. Das Thema, um das es geht, ist die Benachteiligung von Jungen im deutschen Bildungssystem. Von einer Ministerin, deren Ressort auch für die Jugend zuständig ist, könnte man ein gewisses Interesse erwarten. Von der Leyen äußert sich sonst gern zu Dingen, für die sie nicht direkt zuständig ist, zu Kinderkrippen zum Beispiel. Das ist ein Thema, das politisch nützlich ist.

Vielleicht liegt hier ein Grund für ihre Zurückhaltung. Es ist für eine Politikerin gut, sich für die Gleichbehandlung von Frauen einzusetzen. Das wirkt modern und zeitgemäß. Der Kampf für benachteiligte Jungen klingt irgendwie gestrig.

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Wie ist die Weigerung, sich ernsthaft des Problems anzunehmen, zu erklären? Die Ursachen haben viel mit den ideologischen Schlachten der sechziger und siebziger Jahre zu tun, mit dem Streit um die Gleichberechtigung der Frauen und die Rolle des Mannes. Dieser Streit ist nicht beendet, er hat sich auf andere Felder verlagert. Eines davon ist die Schule.

Einige Thesen der feministischen Debatte haben sich "habitualisiert", wie es in der Soziologie heißt. Sie sind zu einer festen Größe in der gesellschaftlichen Diskussion geworden. Eine davon ist die Annahme, schwächere Leistungen von Mädchen auf bestimmten Gebieten seien Ausdruck ungleicher Machtstrukturen. Früher, so heißt es in einem Reader der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, gab es einen "heimlichen Lehrplan", der zur Benachteiligung von Mädchen führte. Jetzt haben Mädchen eben bessere Noten, weil sie bessere Schüler sind.

Es ist eine Sichtweise, mit der sich die Welt sehr einfach erklären lässt. Nachteile von Mädchen etwa bei Hochschulabschlüssen oder in einigen Berufsfeldern werden "als Indikatoren einer noch immer nicht überwundenen Ungleichheit von Mädchen gesehen", wie die Münchner Bildungssoziologin Heike Diefenbach klagt. Der Bildungsvorsprung von Mädchen gelte dagegen als "erfreuliche Verringerung der sozialen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern".

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In der Wirklichkeit kann von Gleichberechtigung an den Schulen keine Rede sein. Der Hallenser Bildungsforscher Jürgen Budde kam in einem Bericht für das Bundesbildungsministerium zu erstaunlichen Schlüssen. So erhalten Jungen in allen Fächern bei gleicher Kompetenz schlechtere Noten. Auch wenn sie die gleichen Noten haben wie die Mädchen, empfehlen die Lehrer ihnen seltener das Gymnasium. Kurzum, Schüler werden bei gleicher Leistung schlechter behandelt als ihre Mitschülerinnen.

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Nicht alle sehen ein gravierendes Problem. "Ein Bildungsvorsprung ist für junge Frauen vorläufig oft bitter notwendig, um auch nur annähernd gleiche Chancen im Beruf zu haben", schreibt die Leiterin der Abteilung Geschlechterforschung am Deutschen Jugendinstitut in München, Waltraud Cornelißen. Das ist ein perfides Argument. Wäre es demnach in Ordnung, zehnjährige Jungen in der Schule zu benachteiligen, weil erwachsene Frauen im Beruf benachteiligt werden?

Ursula von der Leyen sieht das offenbar so. "Ich finde es nicht schlimm, dass Mädchen in Sachen Bildung an den Jungen vorbeiziehen", sagte sie in einem Interview. Deutsche Männer definierten sich noch immer über ihren Erfolg im Beruf. Das müsse sich ändern.

Wie immer, wenn über weltanschauliche Dinge gestritten wird, gibt es auch in der Bildungsdiskussion handfeste machtpolitische Interessen. In Deutschland existiert ein dichtes Netz von Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, von Beratungsstellen für Mädchen und Frauen und von Frauengruppen in Gewerkschaften und Institutionen. Sie leben davon, für die Gleichstellung der Frau zu kämpfen. Spezielle Förderprogramme für Jungen würden das eigene Selbstverständnis und die eigene Arbeit in Frage stellen. "Projekte für Männer haben es schwerer, öffentlich gefördert zu werden, wenn sie nicht profeministisch orientiert sind", kritisiert der Heidelberger Pädagoge Michael Matzner.

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,574193,00.html