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Pressespiegel:
Tierschutzbericht der Bundesregierung

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Tierschutzbericht der Bundesregierung

Autor: Achim Stößer | Datum:
Der am Mittwoch vorgestellte Tierschutzbericht der Bundesregierung sowie die Pressestimmen dazu machen wieder einmal deutlich, wie sehr Tierschutz und Tierausbeutung Hand in Hand gehen.

Der Anstieg der Tierversuche zeigt (wie auch der gestiegene Umsatz der "Pelz"industrie) darüberhinaus, wie ineffektiv die Kampagnen gegen Tierversuche, gegen "Pelz" usw. sind (was bei genauerer Betrachtung wenig verwundert, zielen sie doch primär nicht auf die Konsumenten, also die eigentlichen Verursacher). Ebenso kontraproduktiv ist es, daß dabei Randthemen wie die oben genannten oder auch, wie etwa bei den von den Grünen geplanten "Gespräche[n] mit Tierschutzverbänden" die "Haltungsbedingungen von Zirkus-, Zoo- und Haustieren" statt der Hauptprobleme (v.a. nichtvegane Ernährung) oder gar der eigentliche Kern, nämlich der Speziesismus, im Vordergrund stehen.

Ohnehin zementiert Tierschutz Tierausbeutung, statt auf derer Abschaffung hinzuwirken, vgl. Verbot der Käfighaltung - ein Pyrrhussieg? und Tierrechts-Demonstration: Tierrechte statt Tierschutz. "Künast hat ein Herz für Schweine", titelt die taz dank der üblichen Wahrnehmungsstörung.

Der vollständige Tierschutzbericht ist hier zu finden: http://www.verbraucherministerium.de/tierschutz/tierschutzbericht-2003.pdf

Zahl der Versuchstiere auf mehr als zwei Millionen gestiegen

Autor: Achim Stößer | Datum:

Berlin (dpa) - Die Zahl der Versuchstiere ist im fünften Jahr in Folge gestiegen und liegt inzwischen bei mehr als zwei Millionen. Nach dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Tierschutzbericht der Bundesregierung wurden im Jahr 2001 rund 2,13 Millionen Tiere Opfer von Versuchen im Dienste von Wissenschaft und Forschung. Das sind fast 300 000 mehr als im Jahr zuvor und damit so viele wie seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr.

Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) kündigte Maßnahmen zur Reduzierung von Tierversuchen an. Sie betonte, Tierversuche müssten auf das unerlässliche Maß beschränkt werden. Dafür werde sie die Anerkennung von Ersatzmethoden und den Aufbau einer Tierversuch- Datenbank vorantreiben. Mit der Aufnahme ins Grundgesetz vergangenen Sommer habe sich der Stellenwert des Tierschutzes deutlich erhöht.

Nach Hennen sollen künftig auch Schweine und Pelztiere mehr Platz im Stall bekommen. Die Vorbereitungen für entsprechende Verordnungsentwürfe seien in der Abschlussphase, sagte Künast. Bei Masthühnern und Puten setze sich die Bundesregierung dafür ein, die Haltung EU-weit zu verbessern. Außerdem sollten Transportbedingungen insbesondere für Schlachttiere verbessert werden.

Auch nach Ansicht von Tierschutzbund-Präsident Wolfgang Apel hat sich die Situation seit der Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz verbessert. Beim Schächten hätten die meisten Landesregierungen die Behörden veranlasst, die umstrittene Schlachtmethode nur noch in seltenen Ausnahmefällen zu genehmigen. Allerdings stünden bei der Genehmigung von Tierversuchen solche Maßnahmen noch aus, beklagte Apel kurz vor Vorlage des Berichts.

Vom Beginn der Datenerhebung 1989 an bis zum Jahr 1997 war die Zahl der Versuchstiere gesunken, seitdem steigt sie wieder an. Künast führte den Zuwachs auf die biologische Grundlagenforschung zurück. Die meisten der dort eingesetzten Tiere hätten der Erforschung von menschlichen Krankheiten gedient.

Mehr als 2100 Affen mussten 2001 für Versuchszwecke leiden, darunter allerdings wie auch in den Jahren zuvor keine Menschenaffen. 4430 Hunde und 648 Katzen wurden Opfer von Tierversuchen. Mit mehr als einer Million waren fast die Hälfte der Versuchstiere Mäuse, gefolgt von Ratten (gut 500 000) und Fischen (mehr als 300 000).

Nach dem Bericht kam es im Jahr 2001 zu mehr als 1150 Urteilen wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz - das waren knapp 100 weniger als im Jahr 2000 und in etwa so viele wie in den Jahren zuvor. Nach Ansicht Apels deuten erste schärfere Urteile bei Tierschutzvergehen seit der Grundgesetzänderung darauf hin, «dass der neue Verfassungsauftrag Ernst genommen wird».

Die Bundesregierung appelliert in dem Bericht an Heimtierhalter, sich dem nun im Grundgesetz verankerten Ziel des Tierschutzes verpflichtet zu fühlen und die Bedürfnisse der privat gehaltenen Tiere zu berücksichtigen. Der Tierschutzbund sprach sich für neue Bestimmungen von Bund und Ländern im Heimtierbereich aus.

Die Grünen teilten mit, sie planten in der kommenden Woche Gespräche mit Tierschutzverbänden, in denen es um die Umsetzung des Staatsziels Tierschutz gehen solle. Im Mittelpunkt stünden die Haltungsbedingungen von Zirkus-, Zoo- und Haustieren. Die CDU/CSU- Fraktion erklärte, die größten Verbesserungen beim Tierschutz seien während der Regierungszeit der Union erfolgt. Die FDP fordert Künast auf, beim Tierschutz auf nationale Alleingänge zu verzichten.


[Bildunterschrift: Versuchstiere - Die Zahl der Versuchstiere steigt in Deutschland schon im fünften Jahr hintereinander.]



© dpa - Meldung vom 26.03.2003 17:44 Uhr

Künast hat ein Herz für Schweine

Autor: Achim Stößer | Datum:
Tierschutzbericht 2003: Ministerin will mehr Platz für Schweine, weniger Tierversuche

BERLIN taz Künftig sollen sich Schweine in deutschen Ställen wohler fühlen: Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) kündigte eine neue Verordnung zur Haltung der rund 26 Millionen Borstenviecher an, als sie gestern den Tierschutzbericht 2003 präsentierte. "Das ist nur noch eine Frage von Wochen" sagte Künast.

Sie wird dann beispielsweise vorgeben, wie viel Platz jeder Sau zusteht. Gleichzeitig will sie die Haltung von Pelztieren regeln. Rund 30 Farmen gibt es in Deutschland, auf denen Nerze, Füchse und Chinchillas gezüchtet werden. Eine vergleichbare Verordnung für Legehennen hatte Künast bereits im letzten Jahr durchgesetzt. Danach ist es ab 2007 verboten, die Eierproduzenten in herkömmlichen, engen Käfigen zu halten.

Als ihren Erfolg verbuchte Künast gestern auch, dass der Tierschutz seit Juli 2002 im Grundgesetz verankert ist. Tierschützer aber kritisierten, Künast lasse sich zu viel Zeit. So sagte Eisenhart von Loeper von den "Menschen für Tierrechte" der taz: "Die Umsetzung lässt zu wünschen übrig." Besorgt sind Tierschützer aber vor allem über die neuen Zahlen zu Versuchstieren: An mehr als 2,1 Millionen Mäusen, Ratten, Fischen wurden im Jahr 2001 Medikamente oder ähnliches getestet. Das sind rund 300.000 mehr als im Jahr zuvor.

Wenn die Chemieindustrie ihre Produkte - so plant es zumindest die EU - nicht mehr auf den Markt bringen darf, ohne die Wirkungen auf den Mensch zu testen, werden die Zahlen wohl weiter steigen. Künast: "Wir werden uns für Alternativen stark machen."

taz Nr. 7015 vom 27.3.2003, Seite 8, 53 TAZ-Bericht HG
http://www.taz.de/pt/2003/03/27/a0026.nf/text