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Pressespiegel:
Konsumverhalten ändern statt sinnlos zu "protestieren"

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Konsumverhalten ändern statt sinnlos zu "protestieren"

Autor: Achim Stößer | Datum:
Jahrelange Proteste waren wirkungslos, was etwas bewirkt, ist eine Änderung des Konsumverhaltens (und um dies zu erreichen, sind Proteste eher nutzlos, effektiv ist eine Aufklärung der Verbraucher): "In Norwegen ist die Nachfrage nach Walfleisch so weit gesunken, dass sich die Jagd kaum noch lohnt." Nicht etwa durch "Petitionen" oder "Demos" - Walleichen, auch als "Wal-Burger", "Wal-Woks" und "Nudeln mit Walfleischsoße" werden auch von Norwegegen nicht (mehr) allzu gern verzehrt.

Norweger wollen kein Walfleisch mehr essen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Norwegische Walfänger töten nur halb so viel Tiere wie erlaubt. Grund: Die Nachfrage sinkt, die Lager sind noch voll

STOCKHOLM taz Was jahrelange Proteste nicht vermochten, könnten veränderte Essgewohnheiten erreichen: In Norwegen ist die Nachfrage nach Walfleisch so weit gesunken, dass sich die Jagd kaum noch lohnt. Die Bilanz der morgen endenden Walfangsaison: 527 Tiere wurden getötet. Die Regierung hatte aber eine Quote von 1.052 erlaubt.

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Noch immer blockiert das tiefgefrorene Fleisch der 639 Zwergwale, die im letzten Jahr getötet wurden, die Lager. Viele Großhändler kaufen seit Juni nichts mehr. Ulf Ellingsen vom größten Walfleischhändler Karsten J. Ellingsen erklärt: "Noch mehr können wir nicht einfrieren. Und frische Ware verkaufen wir kaum." Für Truls Gulowsen von Greenpeace ist das eine gute Nachricht: "Als Nationalgericht spielt Walfleisch offenbar keine große Rolle mehr." Dabei kann man der Walfanglobby kaum mangelnde Fantasie vorwerfen: Mobile Informationskampagnen versuchten Walfleisch in Wal-Burgern, Wal-Woks und Nudeln mit Walfleischsoße anzupreisen - der Erfolg war mäßig.

Norwegens Walfänger sind auf den heimischen Markt angewiesen. Japan, das einzige Land mit nennenswerten Anteil von Walfleischliebhabern, hat ein Einfuhrverbot für norwegischen Walf erlassen. Fleisch der Nordatlantikwale ist so mit Umweltgiften belastet, dass die Regierung in Tokio es ihren Wählern nicht zumuten will. Norwegens Lebensmittelbehörde rät nur Schwangeren dringend vom Verzehr ab. Besonders kontaminiert ist das Fleisch von Walen, die sich nahe der Küste aufhalten. Vorwiegend die werden harpuniert, weil sich die Jagd vor den Arktisinseln Jan Mayen und Spitzbergen angesichts der hohen Treibstoffpreise nicht mehr lohnt.

Die Walfanglobby schiebt die misslungene Saison vor allem auf schlechtes Wetter. Für 2007 arbeitet sie an neuen Marketingstrategien. Inzwischen betreiben nur noch etwa 30 Boote mit 200 Besatzungsmitgliedern Walfang. Und auch für die gilt die Jagd auf die Meeressäuger nur als Zubrot während der fangarmen Sommermonate.

Die Branche trägt nur 0,002 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Ein endgültiger Abschied der NorwegerInnen vom Walfang würde volkswirtschaftlich unbemerkt bleiben. Eine Verschwendung von Naturressourcen ist er sowieso: Von den drei bis fünf Tonnen, die ein Zwergwal auf die Waage bringt, wird nur das kommerziell verwertbare Fleisch herausgeschnitten. Zwei Drittel des Wals, vor allem der gesamte Speck, wandert gleich wieder ins Meer zurück. REINHARD WOLFF

taz vom 30.8.2006, S. 7, 83 Z. (TAZ-Bericht), REINHARD WOLFF
http://www.taz.de/pt/2006/08/30/a0105.1/text