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Zoo-Direktor - Katzenmörder bricht Katzen "artgerecht" das Genick

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Zoo-Direktor - Katzenmörder bricht Katzen "artgerecht" das Genick

Autor: Achim Stößer | Datum:
Zoo-Direktor und angeblicher Jagdveranstalter Blaszkiewitz wird als Katzenmörder bezeichnet - eine etwas andere Zookritik. Blaszkiewitz: "Ich habe ihnen artgerecht das Genick gebrochen."

"Wir wissen, wohin unsere Tiere gehen"

Autor: Achim Stößer | Datum:
Zoo-Direktor Blaszkiewitz über Zucht, Bastarde und seine Gefühle angesichts der massiven Kritik

Berlin - Seit Wochen steht Bernhard Blaszkiewitz in der Kritik. Dem Direktor von Zoo und Tierpark wird vorgeworfen, er züchte zoologisch wertlose Tiere und habe jungen Katzen eigenhändig das Genick gebrochen. Gestern ging sogar eine anonyme Drohung gegen Blaszkiewitz ein. Daraufhin wurde die Polizei eingeschaltet. Tanja Laninger und Joachim Fahrun sprachen mit Bernhard Blaszkiewitz.

Die Welt:

Herr Blaszkiewitz, wie geht es Ihnen nach den Tagen der Berichterstattung und Betitelung als Katzenmörder?

Bernhard Blaszkiewitz:

Mir geht es gut. Klar ärgert mich das, das ganze ist eine gesteuerte Aktion. Aber ich schlafe gut, mein Appetit und meine Verdauung sind wie immer.

Sie haben vor 17 Jahren im Tierpark Kätzchen das Genick gebrochen. Ein Einzelfall, sagen Sie. Wie können sie das mit Ihrer Vorbildfunktion als Zoo-Direktor vereinbaren?

Ich halte es nach wie vor für richtig. Es geht eine große Gefahr von verwilderten Hauskatzen aus für Mensch und Tier. Deswegen können sie in so einem Raum nicht geduldet werden. Es ist was anderes, ob ich meine Katze zuhause habe, die gesund ist, die überprüft wird, selbst eine aus dem Nachbargarten, die den Tierpark mal besucht, ist was anderes als eine verwilderte Population, die ein Krankheitsträger sein kann.

Würden Sie das noch mal tun?

Wir haben keine Probleme mit verwilderten Katzen mehr. Das war 1991.

Es wird der Vorwurf erhoben, der Tierpark würde Inzucht betreiben. Für uns Laien klingt es komisch, dass ein Giraffenbulle seine eigene Tochter besteigt.

Das ist ganz normal, sollte aber auf Dauer über mehrere Generationen nicht so sein. Denn je näher die Verwandtschaft von Tieren untereinander ist, desto eher wird ein Schaden oder sogar ein Letalfaktor weiter getragen. Dann sterben die Tiere. Deswegen ist es nicht das Ziel einer zoologischen Einrichtung, über Generationen so etwas zu betreiben. Aber in der ersten bis dritten Generation bei Huftieren ist es nicht nur ungefährlich, sondern entspricht auch dem Verhalten der Tiere in freier Wildbahn. Da deckt der Giraffenvater seine Tochter, der Bulle lebt allein und geht nur zum Decken in die Giraffengruppe; er weiß weder, wer seine Tochter, noch Mutter, noch Frau ist. Dennoch ist es unser Trachten, dass alle Wechselzeiten ein neuer Bulle in die Herde eingeführt wird.

Ein anderer Vorwurf lautet, Sie hätten Hybride gezüchtet. Was ist das?

Das ist der wissenschaftliche Ausdruck für das Wort Bastard. Die gibt es zwischen unterschiedlichen Arten - also wenn ein Esel und ein Pferd miteinander Hochzeit machen. Die Nachkommen, so genannte Maultiere, sind meistens unfruchtbar. Diese Paarung ist nicht Ziel eines Zoos.

Gibt es bei der Zucht Regeln, an die sich alle Zoos halten?

Nein, es gibt keine Verbandsverpflichtung. Dazu haben wir, meine Kuratoren und ich, den Beruf des Biologen gelernt.

Der Vorwurf, sie würden die Regeln brechen, ist also Unsinn?

Es ging um einen Schwarzen Panther und einen Java-Leoparden. Das sind Angehörige derselben Art, wie es blonde und schwarzhaarige Menschen gibt. Aus der Verpaarung gab es drei Würfe. Den ersten hat die Pantherin nicht aufgezogen. Die übrigen waren jeweils Zwillinge, gelb mit schwarzen Flecken, die sind über Tierhändler Bode an andere Zoos vermittelt worden. Das alles hat nichts mit Tierversuchen zu tun - der Vorwurf ist blanker Unsinn.

Naturgemäß werden mehr Tiere geboren als sterben. Das muss so sein. Aber wo bleiben die am Ende?

Die gehen zu 90 Prozent an andere zoologische Gärten und in 10 Prozent der Fälle wird der Tierhandel eingeschaltet. Das ist unser täglich Brot in allen Zoos seit 200 Jahren. Es ist eine merkwürdige, gesellschaftspolitische Sicht, einfach einen ganzen Berufsstand zu kriminalisieren. Es gibt grundsätzlich nur zwei Arten von Tierhaltung: gute oder schlechte.

Wie es mit den Elefanten aus dem Tierpark passiert ist?

Das Haus ist ausgelegt für 22 Elefanten. Wir haben 20 im Moment. Natürlich wird die Nachzucht an andere Zoos abgegeben.

Sie ketten ihre Elefanten an. Ist das Haus nicht doch zu klein?

Nein, es ist eine alte Methode, Elefanten aus dem asiatischen Raum so zu halten. Die ist im Grundsatz auch richtig. Wir wollen aber die Kettenzeit minimieren, vor allem im Winter, und deshalb zum Jahresende Stahlseile einziehen, damit wir sie auch nachts im Haus laufen lassen können. Aber trotzdem werden sie täglich eine gewisse Zeit angekettet, um Gehorsamsübungen mit den Pflegern zu machen.

Wie sieht Geburtenkontrolle im Zoo aus?

Es ist alles geplant. Man kann es mit chemischer Verhütung machen. Die ist aber bei vielen Tieren nicht angezeigt, weil es wie beim Menschen auch über Jahre zu Krankheiten kommen kann wie Infertilität. Bei Raubkatzen ist es relativ wahrscheinlich, dass die Häufung von Tumoren bei denen zunimmt, die mit der Pille behandelt wurden. Wir machen es deswegen nicht. Bei Flusspferden gibt es ein anderes Mittel, es beschädigt die Tiere nicht und sie sind beim Absetzen relativ rasch wieder fruchtbar. Und ansonsten lassen wir Vater nicht zu Mutter.

Aber sie haben nicht grundsätzlich etwas gegen chemische Geburtenkontrolle?

Was soll ich dagegen haben? Wir reden hier über Tiere.

Wie kontrollieren Sie, dass Ihre Tiere in artgerechter Haltung landen?

Wir wissen, wohin unsere Tiere gehen, weil jeder Tierhändler von uns eine Bescheinigung braucht - etwa für die Tiger, die nach China gingen. Es ist in dem Zusammenhang schon eine merkwürdige eurozentrische Sicht zu sagen, jeder Chinese frisst jedes Tier. Wir müssen immer unterscheiden: Betrifft es das Individuum - dann ist es Tierschutz. Betrifft es die Art, dann ist es Artenschutz und damit Naturschutz. Der Zoo ist für beides da.

Männliche Tiere werden doch nicht so viele gebraucht. Da muss es einen Überhang geben, etwa bei Löwen?

Bei Raubtieren nicht, aber bei Huftieren. Die geben wir ab an andere Zoos.

Die haben doch das gleiche Problem?

Nein, es gibt viele Zoos, die haben nicht so viele Tiere wie wir, oder sie haben ganz andere.

Wie viele Tiere werden im Jahr abgegeben? Verdienen Sie daran?

Es sind Hunderte. Wir bekommen auch ganz viele. Ein Geschäft ist das nicht. Wir nehmen im Jahr höchstens 50 000 Euro durch den Verkauf von Tieren ein. Allein unsere Futterkosten betragen im Tierpark 600 000 Euro und im Zoo mehr als eine Million Euro. Wenn Tiere an andere Zoos abgegeben gehen, und das sind 90 Prozent unserer Säugetiere, fließt gar kein Geld.

Andere Zoos wie Nürnberg töten überzählige Huftiere und verfüttern sie an Raubtiere. Sie auch?

Wir machen das nicht. Es kann sein, dass ein Hirsch sich das Genick bricht und dann kann ich den Kadaver verfüttern, wenn der Veterinär sein Okay gibt.

In freier Wildbahn frisst der Löwe die Antilope doch auch?

Zoologisch könnte man lebende Tiere verfüttern. Aber es ist vom Tierschutz her nicht erlaubt, außer bei Giftschlangen. Sie dürfen einem Tiger keine lebende Ziege geben. Ich glaube auch nicht, dass die Öffentlichkeit darüber erfreut wäre.
29. März 2008, 04:00 Uhr
http://www.welt.de/welt_print/article1849148/Wir_wissen_wohin_unsere_Tiere_gehen.html

Berlin-Brandenburg - Tierpark: Blaszkiewitz kaum noch zu halten

Autor: Achim Stößer | Datum:
Umstrittener Chef soll auch illegale Jagden veranstaltet haben

Von Kurt Blaschke

Wie lange bleibt Tierparkchef Bernhard Blaszkiewitz noch in seinem dotierten Amt? Diese Frage stellen sich dieser Tage immer mehr Berliner. Nach der mit kaum schamhaft wirkender Miene vorgetragenen Erklärung über den eigenhändigen Katzenmord in Friedrichsfelde rollen nun neue Vorwürfe auf den Zoologen zu. Das Abgeordnetenhaus und auch die Staatsanwaltschaft interessieren sich bereits.

So soll Blaszkiewitz auf dem Tierparkgelände illegale Fuchsjagden veranstaltet haben. Das räumt er sogar ein – bis 2004, also sechs Jahre nach Inkrafttreten des aktuellen Landesjagdgesetzes, soll es die wohl fröhliche Knallerei vor den Käfigen gegeben haben. Rechtlich wäre dies unter Umständen möglich. Jedoch habe es Blaszkiewietz „offenbar sechs Jahre nicht für nötig gehalten“, eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen, so die Grünen-Politikerin Claudia Hämmerling, die seit Jahren Beweise gegen den Tierparkchef sammelt.

Doch mit dem Jagdvergnügen in Friedrichsfelde scheint es nicht zu enden. Eingeräumt hat Blaskewitz bereits, daß er Anfang der 90er Jahren kleinen Kätzchen höchstpersönlich die Genicke brach. Die Tat stört ihn auch heute ganz offensichtlich nicht. Statt dessen neuen Vorwürfe. So soll er Tiere an einen niederländischen Schlachter verkauft haben. Auch über Geschäfte mit Versuchslabors ist die Rede. Hämmerling verweist auf eine vorliegende Doktorarbeit über den Tierhändler Werner Bode, über den Tiere in Labor gelandet sein sollen. "Zoo- und Tierparkdirektor Bernhard Blaszkiewitz hatte selbst mehrfach von der 'guten Zusammenarbeit' mit Bode geschwärmt", sagte Hämmerling dem „Berliner Kurier“. Es gehe dabei um fünf Giraffen, deren Verbleib ungeklärt sei. Von Hunderten Tieren berichtet die „Welt“

Jürgen Brückner, Chef des Zoo-Fördervereins, findet Blaskewitzs wiederholte Genickbrecher-Tätigkeit schlicht „widerlich“ und überlegt bereits offen, ob der Zoologe noch der richtige Mann für den Posten ist. Im Tierpark sieht man das Treiben des Chefs offenbar freundlicher. Das hat wohlmöglich auch Gründe, die in der nach wie vor anhaltenden mentalen Spaltung der Stadt zu suchen sind. Mit Blick auf die Haushaltslage und die deutlich höheren Subventionen für den Tierpark war immer wieder mit einer Schließung der Anlage die Rede gewesen. Acht Millionen erhält der Tierparkt, 1,8 Millionen der Zoo, welcher mit Eisbär Knut im vergangenen Jahr weltweite Bekanntheit erlangte. Auch die vor allem auf Friedrichsfelde orientierte Fördergemeinschaft Tierpark /Zoo stellte sich hinter Blaskewitz, der als Verteidiger des Tierparks bekannt ist, und forderte mehr Sachlichkeit in der Debatte.

Sehr sachlich wird sich bald wohl die Berliner Staatsanwaltschaft mit Blaskewitz befassen, denn gegen ihn wurde mittlerweile Anzeige erstattet. Auch das Abgeordnetenhaus, die Finanzverwaltung der der Tierschutzbeauftragte der Hauptstadt haben Erklärungsbedarf angemeldet und sind teilweise bereits in der Angelegenheit aktiv. Vielleicht auch, weil weitere Vorwürfe der Tierschutzorganisation Peta, die umstrittene Hybrid-Zucht betreffend, existieren. Blaskewitz selbst hat auf die Vorwürfe Hämmerlings seine eigene Antwort. Er sei es „müde“, darauf zu antworten. Zum Genicke-Brechen war er dagegen offenbar wach genug.

Veröffentlicht: 1. April 2008
http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=01042008ArtikelBBBlaschke1

Kopfnoten

Autor: Achim Stößer | Datum:
1. April 2008
Von Ansgar Graw

Achtung, liebe Leser, heute ist der 1. April!: Bernhard Blaszkiewitz

War es Totschlag? Oder gar Mord? Die Ermittler des Ausschusses für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz des Berliner Abgeordnetenhauses sind Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz auf den Fersen. Vor etwa 17 Jahren brach er vier kranken, verwilderten Kätzchen "artgerecht" das Genick. Ach, Deutschland, du hast es gut. Schlagen junge Gewalttäter zu, erfolgt nur in 28 Prozent überhaupt eine staatliche Reaktion. Was aber maunzt und schnurrt und trotzdem stirbt, wird mit der ganzen Härte der Politik gerächt.
http://www.welt.de/welt_print/article1858097/Achtung_liebe_Leser_heute_ist_der_1._April_Bernhard_Blaszkiewitz.html

Vorwurf: Tierquälerei - Zoochef bezieht Stellung

Autor: Achim Stößer | Datum:
Wegen angeblicher Tierquälerei muss Berliner Zoo- und Tierparkdirektor Bernhard Blaszkiewitz am Montag im Gesundheitsausschuss Rede und Antwort stehen. Er hatte eingeräumt, 1991 vier Kätzchen eigenhändig getötet zu haben. Die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling hat Anzeige gegen ihn erstattet.

13.4.2008

BERLIN - Der wegen angeblicher Tierquälerei unter Druck geratene Berliner Zoo- und Tierparkdirektor Bernhard Blaszkiewitz muss am Montag vor dem parlamentarischen Gesundheitsausschuss Rede und Antwort stehen. Er soll dort zu den zahlreichen gegen ihn erhobenen Vorwürfen, darunter des Tierhandels, Stellung nehmen. Seine Einschätzung zu den Vorgängen wird auch der Chef des Instituts für Tierschutz und Tierverhalten an der Freien Universität, Jörg Luy, vortragen.

In den vergangenen Wochen war Blaszkiewitz heftig kritisiert worden. Die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling hatte Anzeige gegen ihn erstattet und ihm unter anderem vorgeworfen, Tiere an Schlachtereien verkauft zu haben. Blaszkiewitz räumte zudem ein, im Jahr 1991 vier wilde Kätzchen eigenhändig getötet zu haben.

"Wer Katzen das Genick bricht und Füchse auf seinem Tierparkgelände abschießen lässt, ist als Zoo- und Tierparkdirektor nicht länger tragbar", sagte der Präsident des Tierschutzvereins und des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel. Um Schaden von den Tieren und beiden Einrichtungen abzuwenden, sei ein Rücktritt von Blaszkiewitz "längst überfällig". Zugleich forderte Apel ein zukunftsfähiges Konzept für beide Hauptstadtzoos. Während der Zoo damit werbe, der artenreichste Tiergarten der Welt zu sein, blieben weite Flächen des Tierparks ungenutzt, kritisierte er. Außerdem fordere der Verein, Tiere nur noch direkt an geeignete Einrichtungen abzugeben und auf die Zusammenarbeit mit "ominösen Tierhändlern" zu verzichten. (hah/ddp)
http://www.tagesspiegel.de/berlin/Landespolitik-Zoo-Tierpark-Blaszkiewitz;art124,2512255

Die Akte Blaszkiewitz - Wird der Tierpark-Chef heute geschlachtet?

Autor: Achim Stößer | Datum:
Bernhard Blaszkiewitz muss heute dem Parlament Rede und Antwort stehen

Susanne Kröck

Tierpark-Chef Blazskiewitz
Uhlemann

Berlin – Er hat jungen Kätzchen eigenhändig den Hals umgedreht. Das könnte ihn jetzt Kopf und Kragen kosten. Heute muss Tierpark- und Zoo-Chef Dr. Bernhard Blaszkiewitz vorm Umweltausschuss des Abgeordnetenhauses Rede und Antwort stehen.


"Ich habe ihnen artgerecht das Genick gebrochen." So hatte Blaszkiewitz zugegeben, Anfang der 90er-Jahre verwilderte Katzenbabys aus Furcht vor der Übertragung von Krankheiten im Tierpark getötet zu haben. Ist ausgerechnet der Zoo- und Tierpark-Chef ein Tierquäler? Vor dem Ausschuss wird Jörg Luy von der Freien Universität, Deutschlands einziger Professor für Tierschutz und Ethik, aussagen. Seine Einschätzung von Blaszkiewitz’ Vorgehen: Die Tötung der Kätzchen war "mit Sicherheit unverhältnismäßig". Er hat den Verdacht einer Straftat wegen der "Tötung ohne vernünftigen Grund." Selbst wenn es den gegeben hätte, "wäre eine tierärztliche Euthanasie unter Betäubung möglich gewesen." Doch so liefe die Tötung "sowohl dem Moralempfinden der Bevölkerungsmehrheit als auch dem Tierschutzgesetz zu wider."

Tierfreunde werfen Blaszkiewitz noch mehr vor: Er hatte ein Zwergflusspferd und Kragenbären an Tierhändler abgegeben, die sie möglicherweise zum Schlachter brachten (deswegen laufen nach Anzeigen von Tierschützern bei der Staatsanwaltschaft Vorermittlungen). Im Tierpark sollen Füchse illegal geschossen worden sein. In Knuts Becken wurden Karpfen gesetzt, die der prompt erlegte.

Für Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbunds (heute auch im Ausschuss), ist darum klar: "Blaszkiewitz muss weg!" Zoo- und Tierpark-Sprecher Detlef Untermann sagt dagegen: "Ich gehe davon aus, dass nach dem Ausschuss alle Vorwürfe ausgeräumt sind."
Berliner Kurier, 14.04.2008
http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/berlin/215056.html

Katzentötung - Neue Vorwürfe gegen Berliner Zoo-Direktor

Autor: Achim Stößer | Datum:
13. April 2008, 07:36 Uhr

Ein neues Gutachten belastet Zoo-Chef Bernhard Blaszkiewitz. Die Tötung verwilderter Kätzchen war nach Ansicht des Leiters des Instituts für Tierschutz der Freien Universität, Jörg Luy, unverhältnismäßig. Das Töten eines Tieres ohne Grund und in nicht tierschutzgerechter Weise wird laut Gesetz als Straftat geahndet.

Der Streit um Missstände im Zoologischen Garten und Tierpark Berlin eskaliert. Die Tötung verwilderter Kätzchen durch Zoo-Chef Bernhard Blaszkiewitz im Jahr 1991 war nach Ansicht des Leiters des Instituts für Tierschutz und Tierverhalten der Freien Universität, Jörg Luy, „mit Sicherheit unverhältnismäßig“.

In seiner der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Analyse für eine parlamentarische Anhörung von Blaszkiewitz an diesem Montag äußert Luy den Verdacht einer Straftat wegen „Tötung ohne vernünftigen Grund“ und eine Ordnungswidrigkeit „wegen Tötung in nicht tierschutzgerechter Weise“. Tierschutzbund-Präsident Wolfgang Apel forderte den Rücktritt von Blaszkiewitz.

Im Vorfeld der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz im Abgeordnetenhaus erklärte Apel am Samstag: „Wer Katzen das Genick bricht und Füchse auf seinem Tierparkgelände abschießen lässt, ist als Zoo- und Tierparkdirektor nicht länger tragbar.“ Ein Rücktritt des Zoo-Direktors sei aus Sicht der Tierschützer „unausweichlich und längst überfällig“. Blaszkiewitz hatte die eigenhändige Tötung von vier Kätzchen durch nach seinen Angaben „artgerechten Genickbruch“ öffentlich bestätigt, weitere Vorwürfe gegen ihn aber zurückgewiesen und von einer „persönlichen Kampagne“ gegen ihn gesprochen.

Die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling hatte in der Woche vor Ostern bei der Staatsanwalt Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erhoben. Hunderte von überzähligen Tieren seien aus den Zoos verschwunden. Das Schicksal einer Kragenbärenfamilie sei ebenso ungeklärt wie das von zahlreichen Tigern, die nach China geliefert worden sind und dort zu Potenzmitteln verarbeitet worden sein sollen.


Streit um Karpfen-Fütterung geht weiter

Auch im aktuellen Streitfall um die Lebendverfütterung von zehn Karpfen im Wassergraben des Geheges von Eisbär-Liebling Knut im Zoologischen Garten kommt der vom Ausschuss um eine Stellungnahme gebetene Experte Luy zu einem kritischen Ergebnis. Lebende Wirbeltiere „dürfen grundsätzlich nicht verfüttert werden“, hält Luy fest, der in Deutschland die einzige Professur für Tierschutz und Ethik am Fachbereich Veterinärmedizin der FU Berlin ausübt. Hier scheine aber wohl eher Fahrlässigkeit der Vorwurf zu sein. Tierpfleger hatten die Fische ausgesetzt, die allesamt ein Opfer von Knut wurden. Luy spricht mit Bezug auf andere Fälle aber ebenfalls von einem Straftatbestand und schließt mit dem Hinweis: „Dass ein Eisbär die Fische fangen würde, war zu erwarten.“

Zur Tötung der Kätzchen, welche Blaszkiewitz in Interviews mit der Gefährdung durch Tieren und Tierpark-Besuchern durch mögliche Krankheitsübertragungen begründete, schreibt Luy, dass dies „sowohl dem Moralempfinden der Bevölkerungsmehrheit als auch dem Tierschutzgesetz zuwiderlief“. Die Tiere hätten an das Tierheim abgegeben werden können. Und selbst, so Luy, „wenn ein vernünftiger, das heißt ethisch rechtfertigender Grund vorgebracht werden könnte, wäre eine tierärztliche Euthanasie unter Betäubung möglich gewesen“.

Neben Luy und Blaszkiewitz, der nach Angaben seines Sprecher Detlef Untermann im Ausschuss Rede und Antwort stehen werde, ist von den Parlamentariern noch Thomas Ziolko als Vorsitzender der Gemeinschaft der Förderer von Tierpark und Zoo eingeladen. Ziolko verteidigt in seiner vorab eingereichten Stellungnahme ausdrücklich die Arbeit und Verdienste von Blaszkiewitz und verweist auf die „enormen Leistungen“ von mehr als 500 Mitarbeitern. Ziolko schreibt, „Unterstellungen und Teilwahrheiten, die bereits in der Vergangenheit geklärt worden sind“ seien wenig hilfreich und würden das Ansehen der Hauptstadtzoos schädigen.


dpa/mim

http://www.welt.de/berlin/article1896075/Neue_Vorwuerfe_gegen_Berliner_Zoo-Direktor.html

Tierrechte- Wann dürfen Tiere getötet werden?

Autor: Achim Stößer | Datum:
24. April 2008, 14:54 Uhr
Von Cord Riechelmann

Die Tierliebe ist paradox: Wenn in einem Zoo wie dem Berliner Tierpark Katzenbabys getötet werden, hallt ein Aufschrei der Entrüstung durchs Land, gilt dies doch als Indiz für Tierquälerei. Eigenartig ist aber, dass uns mediale Bilder von Tausenden toten Enten, Hühnern oder Gänsen, die wegen Vogelgrippe-Gefahr vergast wurden, ziemlich kalt lassen.

Bild 1 von 6

Foto: DDP

Der Berliner Zoo- und Tierparkdirektor, Bernhard Blaszkiewitz, muss vor dem parlamentarischen Umweltausschuss im Abgeordnetenhaus erscheinen, um zu Vorwürfen unkorrekter Tierzucht und -haltung Stellung zu nehmen. Er hat 1991 eigenhändig vier verwilderte Katzen umgebracht. Das scheint ihn nicht weiter zu beunruhigen. Er gestikuliert und schneidet Grimassen.


Es gibt etwas Merkwürdiges in der medialen Verarbeitung des Todes von Tieren. Noch vor gar nicht so langer Zeit wurde jeder tote Schwan, jede tote Ente, die auf irgendeinem Dorfweiher gestorben war, wie eine Trophäe als Bild um die Welt geschickt. Es war die Zeit der sogenannten Vogelgrippe-Gefahr. Die toten Vögel waren zur Ikone des infizierten Körpers schlechthin geworden, und die begleitenden Berichte ließen häufig kaum einen Zweifel daran aufkommen, dass es ohne diese Vögel besser um uns bestellt sei.
Die massenhaften Keulungen, wie der gasinduzierte Tod genannt wurde, von Enten, Hühnern oder Gänsen erregte jedenfalls gerade in jenen Medien, die die toten Schwäne auf die Titelseite brachten, keine tierschützerischen Impulse oder öffentlichen Proteste. Dass jetzt angesichts von im Berliner Tierpark getöteten Katzen- und Löwenbabys in denselben Medien genau umgekehrt verfahren wird, ist erstaunlich. Auf einmal wird der Anblick von drei getöteten, und wie betont wird: gesunden, indischen Löwenbabys zum Schock und Indiz für Tierquälerei. Bebildert wird der Vorfall mit dem Foto von zwei nebeneinander kauernden Löwenbabys, dem die Frage beigestellt ist: „Solche süßen Löwenbabys totgespritzt?"

Ohne die Berechtigung der Frage in Abrede stellen zu wollen, hätte man sich das Anliegen der Suche nach dem Grund des menschengemachten Todes von Tieren auch schon zur Vogelgrippezeit vorstellen können. Etwa in solcher Form: Warum müssen Millionen gesunder Hühner gekeult werden? Man hätte die Frage damals auch mit einer Umfrage verbinden können, die weniger personalisiert gewesen wäre, als die heutige, die nur danach fragt, ob der Direktor des Zoos bleiben darf. Man hätte zum Beispiel fragen können: Ist es Recht, dass wir Tiere in Zellen halten, „so eng wie die Stehsärge von Oranienburg“ oder auch: Ist es Recht, dass wir Tieren „ihre Grundlebensbedürfnisse mit der chemischen Keule niederschlagen“, wie es der Schriftsteller Hans Wollschläger in seinem 1987 unter dem Titel „Tiere sehen Dich an“ erschienenen Kommentar zum Tierschutzgesetz der Bundesrepublik Deutschland getan hat.

Und um die Fragen gleich zu beantworten: Natürlich ist es Recht. Es geschieht jeden Tag in fast jeder Hühnerfarm und auch in fast jedem Zoo. Wie in Hühnerfarmen die kleine Zelle der Normalfall ist, so ist in fast jedem Zoo oder Safaripark bei bestimmten Tieren der Einsatz von empfängnisverhütenden Mitteln gang und gäbe.

In der Praxis der Tierhaltung hierzulande wird das alles nicht als Widerspruch zum Paragrafen 1 des Tierschutzgesetzes empfunden, in dem es heißt: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen.“ Damit ist man mittendrin in einer Tierrechtspraxis, die den „vernünftigen Grund“ in ein schwankendes Gelände gebaut hat. Die jeweilige Abwägung, wann es nun vernünftig sein kann, etwa Ratten in wissenschaftlichen Versuchen an der Labortischkante mit einem kurzen Schlag das Genick zu brechen oder kranke Hühner in Massenhaltung mit einer ähnlichen Methode ein noch furchtbareres Sichtum, als es ihnen ohnehin schon dräut, zu ersparen, bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone, deren Voraussetzungen selten von den beteiligten Personen geschaffen wurden.

Die Voraussetzungen gehören zur konstitutiven Verankerung der Institutionen – sei es ein Tierpark, eine Hühnermastfarm oder ein wissenschaftliches Labor – in dem Tiere zu kommerziellen oder wissenschaftlichen Zwecken gehalten werden.

Die meisten Fälle von Tierquälerei werden in privaten Haushalten begangen
Bevor man aber aus dem bisher gesagten, den Schluss zieht, dass das Problem der fehlerhaften Behandlung von Tieren eines von Wissenschaft und Kommerz ist, empfiehlt es sich, einen Blick auf die Rechtssprechung zu werfen. Die weitaus meisten Fälle von Tierquälerei, die bis zur gerichtlichen Anklage kommen, werden in privaten Haushalten begangen. Und das ist nur scheinbar ein Paradox.

In den wissenschaftlichen und kommerziellen zoologischen Institutionen ist gerade in den Jahrzehnten nach der Verleihung des Medizinnobelpreises an drei Verhaltensbiologen 1973 – den Bienenforscher Karl von Frisch, den berühmten „Gänsevater“ Konrad Lorenz und den aktiven holländischen Nazi-Widerstandskämpfer und Mövenfreund Nikolaas Tinbergen – ein Wissen über Tiere im Allgemeinen wie im Speziellen angehäuft worden, dass kein privater Haushalt noch auch nur annähernd daran partizipieren kann.

Wirklich paradox ist etwas anderes. Nämlich die Tatsache, dass gerade die verbesserten Haltungsbedingungen besonders von Affen oder auch manchen Wildkatzen wie Löwen in das Dilemma geführt haben, das jetzt auch der Grund für die Tötungen im Berliner Tierpark ist, die der Tierpark übrigens nicht bestreitet. Seit die Verhaltensforschung erkannt hat, dass für sozial lebende Tiere – und Löwen sind die einzige Großkatzenart, die in Gruppen lebt – der funktionierende soziale Verband für eine artgerechte Haltung häufig wichtiger als die räumliche Ausstattung ihres Käfigs ist, züchten diese Tier zu gut.

Zu gut heißt, dass selbst für Affenarten, denen es nichts ausmacht, mit vielen Individuen auf engem Raum zu leben, irgendwann der Platz in Gefangenschaft eng wird, wenn sie alle paar Wochen Nachwuchs zeugen und zur Welt bringen. Bei Löwen wird das schon wegen ihrer Größe zum Problem. Man kann etwa den Berliner Zoo nicht einfach bis zum Kuhdamm erweitern oder den Nachwuchs abgeben, weil alle anderen Löwen haltenden Zoos vor dem selben Problem stehen. Hinzu kommt, dass viele Tiere im Zoo älter werden als in der sogenannten freien Natur, sie also auch längere Zeit Nachwuchs in die Zoowelt setzen können. Was sie auch in einem Maße tun, das bisher kaum abschätzbar war. Sie werden nicht nur älter, sie zeugen auch ohne jene Schranken, die ihnen draußen etwa Nahrungsknappheit in Trockenzeiten auferlegt. Viele Tiere verfügen über die Fähigkeit, die Nahrungssituation voraussagen zu können und reagieren darauf. Kaninchen, in dem sie ihre Embryonen im Mutterleib zurückbilden, Löwinnen, indem sie ihren Nachwuchs auffressen und manche Eulen, in dem sie weniger Eier legen oder gar nicht brüten.

In allen Zoos kommt es zu unerwünschten Geburten
Im Zoo gibt es aber immer genug zu fressen, also keinen Grund für die Tiere, ihre Bestandsdichte selbst zu regulieren. Also wird gezüchtet, was das Zeug hält. Darauf haben die Zoos schon früh mit der Verabreichung von empfängnisverhütenden Mitteln reagiert. Da aber auch die Pille manchmal versagt, kam es immer wieder zu unerwünschten Geburten. Nicht nur in Berlin, sondern überall.

Wie mit denen verfahren wurde, interessierte die Öffentlichkeit in den seltensten Fällen. Genauso interessierte sich niemand für die feinen Verhaltensveränderungen in tierischen Sozialverbänden, die wegen der Pille auf einmal ohne Kinder leben mussten. Kinder haben in entwickelten Sozialverbänden, wie sie bei vielen Affenarten aber auch unter Löwinnen zu finden sind, nicht nur eine reproduktive Funktion. Kinder wirken oft über das Mutter-Kind-Verhältnis hinaus als soziales Bindemittel für die ganze Gruppe. Sie erleichtern die Beziehungen unter den Erwachsenen und sind Auslöser von Streitereien und Versöhnungen. Sie sind eine Art Motor der sozialen Dynamik. Gibt es keine Kinder mehr, kann der ganze soziale Verband auseinanderbrechen beziehungsweise die Fähigkeit, Kinder „richtig“ zu behandeln, verloren gehen. Von all dem bekommt, der Zoobesucher nichts mit.

Fast jeder Zoo hat die Möglichkeit sozial auffällige Tiere, dem Besucher zu entziehen, wie er auch – sinnvollerweise – kranke Tier isolieren kann oder Sterbende sich selbst überlassen oder einschläfern. Wobei es mittlerweile bei manchen Tieren auch zu unnötig verlängerten Lebensläufen mit der Krankheit kommt oder überhaupt erst zu Lebensmöglichkeiten, die sie vorher nie gehabt hätten. Das hat einerseits mit den enormen Fortschritten der Tiermedizin zu tun und zum zweiten mit der Entdeckung des enormen Marktwertes von bestimmten Tierbabys durch den Fall des armen Knut.

Schlagworte
Tierschutz Tierquälerei Zoo Tierpark Keulungen Massentötungen

Erst Knut, Sohn einer Eisbärin, die durch Zirkusdressur psychisch komplett ruiniert worden war und die zum Glück im Zoo einen Ort abseits vom täglichen Dressurterror gefunden hatte, hat einen neuen Medienblick auf ein Tierbaby möglich gemacht, der jede Tier-Biologie suspendierte. Und wie der Fall seiner Nachfolgerin Flocke und der jetzige sogenannte Skandal um die getöteten Löwenbabys im Berliner Tierpark zeigt, scheint die schon bei Knut unererträgliche Mixtur aus Aufgeregtheit und Sterilität der neue Medientrick zu sein, die leer laufende Hektik der Gesellschaft auch aufs Tier zu übertragen.

Das heißt natürlich nichts Gutes. Es bedeutet, dass es ab jetzt auch im Zoo nicht mehr um die Verbesserung der Haltung und die Erleichterung der Lebensbedingungen von realen Tieren geht, sondern nur noch um Bestseller oder Scoops. Um das, was der Soziologe Niklas Luhmann einmal das immer schnellere Zittern auf der Stelle genannt hat. Dagegen klingen die Argumente des Tierparkdirektors, mit denen er den Tod der Katzen begründete, so vernünftig wie einst der Hinweis jenes Tierschützers, der meinte, man hätte Knut gleich nach der Geburt töten sollen.


http://www.welt.de/wissenschaft/article1934631/Wann_duerfen_Tiere_getoetet_werden.html