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Gekommen worden sein

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Gekommen worden sein

Autor: martin.p | Datum:
Zu einer zweitätigen Tagung haben sich am Dienstag Wissenschaftler aus Deutschland getroffen, um sich mit der sog. "biologischen Invasion" zu beschäftigen. Sie klagen, welchen Schaden meist "nicht-einheimische" Arten anrichten.
Aber wie können Arten in meiste so weit entfernte Gebiete "einwandern"? Die Antwort wäre: gar nicht; denn oft können aber v. a. wollen sie es nicht.
Sie wurden von Menschen gefangen und eingesperrt, dann verschleppt. Da, wo man heutzutage über z. B. den Marderhund jammert, ist sich scheinbar niemand bewusst, dass dieses Tier in kleinen Käfigen als sog. "Pelztier" in der ehemaligen SU ausgebeutet worden ist und so durch "Züchter" hierher gelangte.
Auch bei der chinesischen Wollhandkrabbe sind die Tierausbeuter selber verantwortlich: Fischmassenmörder wollten die Populationsgröße ihrer Opfer erhöhen und haben sich diesmal ins eigene Fleisch geschnitten.
Menschen schaffen Probleme und versuchen sie dann wieder zu lösen. Die nicht-menschlichen Tiere sind immer die - im wahrsten Sinne des Wortes - Leidtragenden des anthropozentrischen Größenwahns.

Umwelt-Globalisierung entwickelt sich rasant

Autor: martin.p | Datum:
Braunschweig (dpa) - Manche sehen niedlich aus, andere duften wunderbar und weitere helfen bei der Schädlingsbekämpfung - einige wenige aber können großen Schaden anrichten. Gemeint sind Pflanzen, Wirbeltiere, Fische oder Bakterien, die aus fernen Ländern wissentlich oder unwissentlich nach Mitteleuropa eingeschleppt wurden. «Die meisten Arten sind zum Glück einfach nur da und stören die Natur nicht», sagte Professor Jens-Georg Unger von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Braunschweig.
Dort haben sich am Dienstag Wissenschaftler aus ganz Deutschland zu einer zweitägigen Tagung getroffen, um sich mit der «biologischen Invasion» zu beschäftigen. Schon seit Beginn der Seefahrt im 15. Jahrhundert haben fremde Arten immer mal wieder den Weg nach Europa gefunden. «Durch die Zunahme des weltweiten Handels hat sich das Problem in den vergangenen zehn Jahren jedoch deutlich verschärft», sagte Unger. Es gebe zwar keine Statistik, aber ausreichend Beispiele. Eine Einschätzung die das Bundesamt für Naturschutz (BfN/Bonn) teilt.
Erst jüngst machte der aus Ostasien stammende Marderhund wieder Schlagzeilen. Der possierlich aussehende Wildhund wurde in der ehemaligen Sowjetunion als Pelztier genutzt. In den 30er Jahren wurde er von den Züchtern freigesetzt und breitet sich derzeit in ganz Deutschland aus, erst kürzlich wurde er im niedersächsischen Emsland gesichtet. «Er jagt nicht nur einheimische Tiere, er kann auch den für Menschen gefährlichen Fuchsbandwurm übertragen», berichtet BBA- Mitarbeiterin Gritta Schrader. Wie viele Marderhunde bereits in deutschen Wäldern leben, weiß niemand.
Auch im Meer können die «Einwanderer» zu einem Problem werden. Die chinesische Wollhandkrabbe, von großen Seeschiffen vor etwa 80 Jahren eingeschleppt, raubt seit Jahrzehnten die Netze und Reusen der Fischer aus und kann auch Deiche schädigen. Die Fischereiindustrie sorgt auch selbst für «Fremdlinge»: «Um den Fischbestand zu erhöhen werden Nachzuchten aus anderen Ländern ausgesetzt, die sich oft mit einheimischen kreuzen», erläuterte Harald Martens vom BfN.
Besonders rasant vermehren sich einige Pflanzenarten, wie die Herkulesstaude oder der Riesenknöterich. Die oft als Zierpflanze für den Garten gekauften Arten können gebietsweise einheimische Pflanzen vollständig verdrängen.
Im Discounter angebotene Pflanzen ursprünglich einheimischer Arten werden laut Unger oft auch in Übersee gezogen. Mit den Gewächsen kämen dann nicht selten auch bislang ungekannte Schädlinge in den Garten. Das bedeute eine besondere Gefahr. «Anders als Marderhunde oder Stauden kann ein Laie kaum einen asiatischen von einem europäischen Pilzbefall unterschieden», erklärte der Fachmann. Eine frühzeitige Erkennung von invasiven Arten sei jedoch für die richtige Bekämpfung erforderlich.
«Derzeit macht mancherorts eine Pilzart an Rhododendron und Schneeball Sorge, die in Kalifornien ein dramatisches Eichenstreben auslöste», sagte Unger. Produzenten und Händler müssen daher seit kurzem europaweit eine Herkunftsbescheinigung für die betroffenen Pflanzensorten vorweisen und Ausrottungsmaßnahmen für den Pilz treffen.
In den vergangenen Jahren haben Politiker bereits mit zahlreichen politischen Abkommen und Gesetzen auf die veränderte Lage reagiert. Schon 1992 forderte das Abkommen von Rio über die Biologische Vielfalt die Staaten auf, invasive gebietsfremde Arten zu beobachten und wenn nötig, gegen sie vorzugehen.


© dpa - Meldung vom 20.05.2003 10:48 Uhr

Deutsche Bisamratten bedrohen die Niederlande

Autor: martin.p | Datum:
Den Haag (dpa) - In den Niederlanden stehen die Zeichen auf Sturm: Deutsche Bisamratten und Nutrias bedrohen das Land. So jedenfalls warnen Rattenjäger entlang der niederländisch-deutschen Grenze von Friesland im Norden bis Maastricht im Süden. In ungekannt großer Zahl schlüpften die Tiere über die Grenze und durchwühlten in dem an Wasserläufen reichen Land die Deiche, Uferböschungen und Viehweiden. Gegen diesen Ansturm fühlen sich die knapp 370 hauptamtlichen Rattenfänger im Königreich auf verlorenem Posten.

Den Grund für die Invasion glauben die Niederländer im Nachlassen des deutschen Jagdeifers gefunden zu haben. Die Nachbarn im Osten schießen angeblich nicht mehr so viele Bisamratten ab wie früher. Eine gesetzliche Änderung des Systems von Fang- und Abschussprämien in Deutschland sei wohl die Ursache, vermutet Nic Vloet in der Provinz Limburg. «Wir haben schon wiederholt Alarm geschlagen, aber es hat nicht geholfen», sagt er. Wie viele Bisamratten und Nutrias jährlich von Deutschland ins niederländische Königreich schlüpfen, weiß Vloet nicht. «Aber es sind heute sicher doppelt so viele wie noch vor ein paar Jahren», meint der Organisator der Rattenbekämpfung in der Grenzprovinz.

Allerdings haben die Niederländer ein starkes Stück der Plage selbst geschaffen. Schließlich wurden Nutrias in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zur Pelztierzucht ins Land geholt. Daneben sollen Jagdfreunde damals einige der bis zu 50 Zentimeter großen Bisamratten als Zielscheiben aus Nordamerika mitgebracht haben. Diese Importe haben sich inzwischen zum massiven Problem ausgewachsen.

«Im letzten Jahr gingen landesweit mehr als 360 000 Bisamratten in die Fallen, fast 20 Prozent mehr als ein Jahr davor», berichtet Jan Gronouwe, Organisator der niederländischen Rattenjäger. Seine Leute erlegten daneben noch 5200 Nutrias, die doppelt so groß sind wie die Bisamratten und die auch noch als Schädlinge in Mais- und Rübenfeldern gefürchtet werden.

Die meisten Tiere wurden ausgerechnet in der Küstenprovinz Südholland gefangen, wo der Mensch seit Jahrhunderten mit Deichen dem Meer mühsam Land abringt. Jede Ratte kann im Jahr so viel Sand aus dem Boden wühlen, dass er 13 Lastwagen füllen würde, schildern die Rattenfänger.



© dpa - Meldung vom 23.07.2003 08:26 Uhr

Waschbärenplage in Brandenburg

Autor: martin.p | Datum:
[Neben jägerischen Propagandalügen auch die interessante Information, dass auch die Jäger selber für die fälschliche Ansiedlung des Waschbären durch ihre Schießgeilheit verantwortlich sind]

Meist kommt er nachts, um sich seine Beute zu holen. Er plündert Vogelnester, Hühnerställe, Mülltonnen und Obstbäume - der Waschbär entwickelt sich in Teilen Brandenburgs zu einem Problem auf vier Pfoten. «Man kann um Strausberg und Buckow fast von einer Waschbärenplage sprechen», sagt der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes, Bernd Möller. «Auf seinen Raubzügen klettert er in Schornsteine, verschmutzt mit seinem Kot Dachböden, kippt Müllkübel um und macht sich über die Obsternte her.»

Der etwa fuchsgroße Vierbeiner mit der schwarzen «Augenmaske» und dem buschigen Schwanz stammt ursprünglich aus Nordamerika. Eingeführt wurde der Waschbär (Procyon lotor) als Zuchttier für die Modepelzindustrie. Sein Name bezieht sich auf sein Fressverhalten: der Bär tastet seine Nahrung vor dem Verzehr ab, als ob er sie wäscht. Die ersten beiden Waschbärenpaare wurden in Deutschland 1934 im Forstamt Vöhl am Edersee in Hessen angesiedelt. Ziel war es, bei der sportlichen Jagd einmal mehr Tierarten zur Auswahl zu haben.

In Brandenburg leben laut Jagdstatistik die meisten Waschbären in Ostdeutschland. Dafür sind zwei Ereignisse verantwortlich: 1945 schlug eine Fliegerbombe in eine Pelztierfarm in Wolfshagen bei Strausberg ein, 25 Waschbären flohen und fanden in der Mark eine neue Heimat. In den 70er Jahren entkamen noch einmal zehn Waschbären aus dem Tierpark Neuruppin. Zwar werden nur die bei der Jagd getöteten Tiere gezählt, ihre Anzahl ist jedoch in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. 1972 wurde ein Waschbär gefangen, Mitte der 90er Jahre waren es mehr als 200 und im vergangenen Jahr wurden 3137 Tiere erlegt - allein die Hälfte im Kreis Märkisch-Oderland.

«Der Waschbär frisst Eier und Küken von Enten, Rebhühnern und Fasanen und hat keine natürlichen Feinde», sagt der Vorsitzende des Kreisjagdverbandes Strausberg, Günter Sachert. Um die Population der fruchtbaren Bären einzudämmen, plädiert er für eine Erlegungsprämie wie zu DDR-Zeiten. Das Entgelt von «zehn bis 20» Euro sollten Naturschutz- oder Tierschutzverbände ausloben. «Das ist eine völlig unrealistische Forderung», meint dazu Axel Kruschat vom BUND- Landesverband Brandenburg. Dafür sei kein Geld vorhanden.

Für den Präsidenten des Landesumweltamtes, Matthias Freude, ist eine Fangprämie «ein interessanter Gedanke», aber Mittel stünden nicht bereit. Ihm zufolge ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Tier ganz Brandenburg besiedelt: «Beim Waschbär haben wir Zauberlehrling gespielt und werden ihn nun nicht wieder los.» Der Bär sei extrem anpassungsfähig, könne gut klettern, schwimmen und fresse alles - «von Obst bis Katzenfutter». Dennoch ist laut Freude der Fuchs für Bodenbrüter immer noch die größte Gefahr.

Das interessiert im Naturpark Märkische Schweiz wenig. Dort tummeln sich mit 15 bis 20 Tieren pro Quadratkilometer die meisten Waschbären im Land. Naturparkleiter Meinhard Ott will das Europäische Vogelschutzgebiet rechtzeitig vor einer drohenden Überbevölkerung durch Waschbären bewahren. «Wir beobachten bereits einen Rückgang bei den Entenbeständen.» Daher soll jetzt eine Arbeitsgruppe eine Lösung für das Bärenproblem finden.

(dpa/djv) Potsdam, 25.02.04, 03:15

[meine Hervorhebung, MP]