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Ehem. Versuchstiere nicht für immer verhaltensgestört

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Ehem. Versuchstiere nicht für immer verhaltensgestört

Autor: martin.p | Datum:
In Versuchslaboren werden täglich Tiere ermordet. Doch vorher werden sie "Im Namen der Wissenschaft" oder "Zum Wohle der Menschheit" oder aufgrund ähnlicher euphemistischer Pseudorechtfertigungen verstümmelt, verbrannt, lebendig aufgeschnitten, verätzt, usw.

Je nach Versuch kann es auch vorkommen, dass die Tiere dann noch leben. In diesen Fällen versucht die Interessengemeinschaft «Tiere in Not» die Tiere an "Tierfreunde" zu vermitteln.
Wie schon der Wortlaut erkennen lässt sind diese Leute leider wenig antispeziesistisch, denn sie fordern auch nicht die Abschaffung aller Tierversuche.

Interessant (oder eher zynisch) ist aber auch der Wortlaut der dpa-Meldung: "Klar sei aber, dass die Tiere nicht ein für alle Mal verhaltensgestört sind". Wenn das keine Erfolgsmeldung ist...

Kenntnis der Vorgeschichte ist wichtig

Autor: martin.p | Datum:
Ennepetal/Bonn (dpa/gms) - Herumtollen im Garten und immer einen vollen Fressnapf - Max ist das Musterbeispiel eines glücklichen Hundes. Lange Zeit musste der kleine Beagle jedoch in einem Zwinger kauern, denn er war Versuchstier in einem Labor. Inzwischen ist er an eine Familie vermittelt worden.

Tierfreunde können auch Katzen oder Meerschweinchen aus Laboren ein neues Zuhause bieten. Doch vor der Aufnahme gilt es, sich genau über ihre Vorgeschichte zu informieren. Den Kontakt zu einem Labor müssen Tierfreunde nicht selbst aufnehmen: Die Interessengemeinschaft (IG) «Tiere in Not» in Ennepetal nahe Bochum ist - neben einem Tierheim in Köln - eine der Organisationen, die Tiere aus Laboren vermitteln. Die IG arbeitet mit sieben Einrichtungen in ganz Deutschland zusammen. «Wir bekommen von den dortigen Medizinern alle Infos über die Tiere, die wir für eine Vermittlung brauchen», sagen Karin und Walter Löhken, Gründer der IG.

In Gesprächen erfahren die angehenden Hunde- oder Katzenhalter bei der IG so viel wie möglich über die Vorgeschichte ihres Wunschtieres. Schließlich holt ein Mitarbeiter das Tier aus dem Labor ab und bringt es in sein neues Zuhause. Weil dabei Kosten entstehen, verlangt «Tiere in Not» eine Gebühr - für einen Hund zwischen 50 und 150 Euro.

Oft fällt den Tieren die Eingewöhnung jedoch schwer. «Da sie bisher unter anderen Bedingungen als die meisten ihrer Artgenossen gelebt haben, verhalten sie sich auch anders», sagt Katrin Umlauf, Biologin aus Bonn. Für kleinere Tiere, die ohnehin in Käfigen leben, ist die Umstellung dabei nicht ganz so groß. «Versuchstiere sind in reizarmer Käfighaltung aufgewachsen. Das bedeutet, dass sie sich in Freiheit meistens sehr ängstlich verhalten.» Sie kennen keine Natur, haben nie Kontakt zu Kindern gehabt und sind nicht stubenrein.

Monika Groß, Tiertherapeutin aus Weilrod bei Frankfurt/Main, weiß, dass den Tieren manchmal selbst Kleinigkeiten Probleme bereiten: «Ich erinnere mich an einen Hund, der Angst hatte, auf Fliesen zu gehen, weil er die mit seinen Erinnerungen an das Labor in Verbindung gebracht hat.» Erst als sein neues Herrchen Matten auf den Kachelböden verteilte, war der Hund ins Freie zu bewegen. «Es dauerte ein halbes Jahr, ehe sich der Hund normal verhalten hat.» Groß kann aber auch von einfacheren Fällen berichten.

Grundsätzlich muss den neuen Besitzern laut Umlauf klar sein, dass für die Haltung eines ehemaligen Versuchstiers viel Zuwendung und Geduld nötig sind. Klar sei aber, dass die Tiere nicht ein für alle Mal verhaltensgestört sind, sagt Karin Löhken. «Sie kennen nur unsere Welt noch nicht und müssen alles erstmal lernen.»

Mehr als zwei Millionen Tiere pro Jahr werden laut Corinna Gericke von der Vereinigung «Ärzte gegen Tierversuche» in Frankfurt bundesweit in Laboren getötet. Karin und Walter Löhken von «Tiere in Not» sind weder für noch gegen Tierversuche: «Wir wissen, dass die Tests zum Beispiel für die Krebsforschung sehr wichtig sind. Wir wollen diesen Tieren aber ein schönes zu Hause geben, wenn mit ihnen keine Versuche mehr gemacht werden.»

Informationen: Interessengemeinschaft «Tiere in Not», Meisenweg 8, 58256 Ennepetal (Tel.: 02333/42 32).

http://www.versuchstiere.de



© dpa - Meldung vom 17.07.2003 09:30 Uhr