Forenübersicht RSS

Pressespiegel:
Sind bald auch Hühner lila?

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 62

Hinweis: Momentan können keine Beiträge erstellt werden.

Sind bald auch Hühner lila?

Autor: Achim Stößer | Datum:
Die einen verbreiten Lügen, um für die Ausbeutung von Hühnern in Käfigen zu werben, die anderen, um die Ausbeutung von Hühnern außerhalb zu propagieren.

Daß hier wie da die Tiere leiden und umgebracht werden und folglich auch diesbezüglich die einzig ethisch vertretbare Alternative Veganismus ist, wird wie üblich unterschlagen.

Mehr dazu unter http://maqi.de/txt/freilandmythos.html; reale Bilder aus "Alternativhaltung" unter http://maqi.de/bilder/hennen.html.

Wenn die Hennen nicht rennen dürfen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Eine Studie soll den Eierproduzenten helfen, ihre Hennen nicht aus den Käfigen befreien zu müssen

Das Huhn ist ein geselliges Wesen. Es ist gewöhnt an kleine Gruppen von mehreren Dutzend Tieren. Werden die Hennen io größeren Gruppen gehalten, verlieren sie irgendwann den Überblick. Da aber die Hühner eine strenge Hackordnung pflegen, führt das zu ständigen Kämpfen: Hoher Stress, aggressives Federpicken und sogar Kannibalismus können die Folge sein.

Kein Wunder also, dass es in der Boden- und Freilandhaltung häufig zu solchen Aggressionen kommt. Und genau da haken die großen Eierfabrikanten ein: Sie kämpfen weiter für die Haltung in Käfigen, obwohl die längst von Agrarministerin Renate Künast abgeschafft wurde - Übergangsfrist nur noch bis 2007. Unterstützt werden die Hühner-Schinder im Bundesrat durch Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.

Neue, hilfreiche Argumente liefern ihnen zwei Studien der Tierärztlichen Hochschule Hannover sowie der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft. Demnach leben Hennen in Käfigen nicht nur länger als ihre Artgenossen in Bodenhaltung, es haften auch weniger Krankheitserreger an ihnen.

Niedersachsens und Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister wollen die Hennen deshalb in so genannten "ausgestalteten Käfigen" halten; einen solchen Käfig muss sich die Henne mit ungefähr 40 Artgenossinnen teilen.

Bis in die 50er-Jahre konnten Hühner noch ungestört scharren und picken. Ab und zu ein kleines Sandbad oder ein vergnügliches Hocken auf der hohen Stange, so ließ es sich artgerecht leben - bis der steigende Wohlstand mehr Eier verlangte.

Das grausige Leiden in den Hühnerfarmen konnte jedoch nicht länger von der Bevölkerung ignoriert werden. Glasknochen, verkrüppelte Wirbel oder gebrochene Schlüsselbeine gehören zu den gängigen Alltagsleiden. Hinzu kommt die Bestrahlung mit Kunstlicht, ungefähr 17 Stunden pro Tag, um die Eierproduktion anzutreiben.

Die Hauptargumente für die Henne im Käfig - langes Leben, weniger Krankheiten und Verhaltensstörungen - erinnern an den Strafgefangenen, der in seiner Zelle dem Risiko eines Autounfalls oder einer grassierenden Seuche entgeht.

Aber wenn das Huhn nicht scharren darf, lebt es auch nicht artgerecht - auch wenn durch das ständige Kratzen im Boden verschiedene Krankheitserreger freigesetzt werden können. Hühner brauchen ein Freilandleben in kleinen, geordneten Gruppen, abgetrennt von anderen Hühnern durch kleine Hecken. Allerdings sind manche Käfighuhnrassen mit den Jahren schon so anfällig geworden, dass es für die Hühnerhalter besser ist, auf Rassen auszuweichen, die stets im Freiland gehalten wurden.

In Deutschland sitzen mit 33 Millionen Tieren die meisten Hennen hinter Gittern. Auf dem Freiland dürfen bislang nur 3,5 Millionen scharren und picken. Ein Drittel aller Eier kommt aus Niedersachsen, was die Angst des Landes vor freien Hühnern erklärt." HANSJÖRG KISSEL

taz Nr. 7311 vom 17.3.2004, Seite 12, 98 Zeilen (TAZ-Bericht), HANSJÖRG KISSEL

http://www.taz.de/pt/2004/03/17/a0182.nf/textdruck

Lecker Veganismus

Autor: Achim Stößer | Datum:
betr.: "Wenn die Hennen nicht rennen dürfen", taz vom 17. 3. 04

Die einen verbreiten Lügen, um für die Ausbeutung von Hühnern in Käfigen zu werben, die anderen, um die Ausbeutung von Hühnern außerhalb zu propagieren.

Hier wie da leiden die Tiere und werden umgebracht: über 40 Millionen männliche Eintagsküken der "Legehennenrassen" werden allein in Deutschland jährlich vergast oder vermust, weil sie keine Eier legen können; ebenso viele Hennen werden nach einem Jahr Dauerlegen umgebracht, weil die "Leistung" nachlässt; das tägliche Legen ist eine Tortur und verursacht Krankheiten (normale Hühner legen, sie sind nun mal Vögel, jährlich ein halbes Dutzend Eier, um sich fortzupflanzen - die qualgezüchteten Legehennen dagegen fast täglich eines). Und das alles unabhängig davon, ob es sich um Käfig-, Boden-, Freiland- oder Bio-Gefangenhaltung handelt. Folglich ist auch diesbezüglich die einzig ethisch vertretbare Alternative Veganismus, das wird wie üblich unterschlagen.

ACHIM STÖSSER, Bad Soden-Salmünster

taz Nr. 7314 vom 20.3.2004, Seite 15, 18 Zeilen (LeserInnenbrief)

http://www.taz.de/pt/2004/03/20/a0209.nf/textdruck

[Anmerkung: der Titel, "Lecker Veganismus", stammt, wie bei Leserbriefen üblich, von der Redaktion]

Ich wollt, ich wär ein Huhn bei Oma Oetting

Autor: Achim Stößer | Datum:
Henne Herta erzählt vom Leben als glückliches Huhn / Besuch in Legebatterie öffnete ihr die Hühner-Augen

Von Serhat Ünaldi

Minden/Petershagen (mt). Gestatten, Herta. Henne Herta. Ich wünsche einen guten Appetit beim österlichen Frühstücksei. Nur zu, eine meiner Artgenossinnen hat sich dafür mächtig ins Zeug gelegt. Ich dagegen gehöre zu den Hühnern, die weniger unter Leistungsdruck stehen.

Ich pickte mich auf dem Hof von Elisabeth Oetting in Petershagen ans Licht der Welt. Schon als ich noch ein junges Küken war, wurde mir klar: "Du bist ein glückliches Haushuhn."

Oma Oetting zog uns liebevoll groß, mich, meine fünf Schwestern und unseren stattlichen Hahn Viktor (seufz). Ach ja, später kamen noch zwei Araucaner-Hennen in unseren Stall - ziemliche Exotinnen, wenn Sie mich fragen. Die legen grüne Eier. Hat man so was schon gesehen? Da lachen ja die Hühner!

Genug gegackert. Ich bin ja kein Lästerschnabel. Wie dem auch sei. Wir wohnen in einem Stall, dessen Boden mit weichem Stroh ausgelegt ist und werden mit biologisch angebautem Weizen gefüttert. Doch das kulinarische Angebot ist noch weitaus reichhaltiger.

Saftiges Gras und köstliche Würmer

Im angeschlossenen Garten wächst nämlich saftig grünes Gras, der Boden ist von köstlich schleimigen Regenwürmern duchsetzt und für die Freizeitgestaltung gibt es sogar einen Wellness-Bereich mit Swimming Pool. Ja, wirklich. Eine wunderschöne Sandgrube lädt zum reinigenden Staubbad ein. Was will ein Huhn mehr?

Wie gesagt. Tief im Inneren wusste ich schon immer, dass ich mich ins gemachte Nest gesetzt hatte und es anderen Hennen möglicherweise nicht so gut geht wie mir. Wie recht ich damit hatte, wurde mir an jenem schicksalshaften Tag in Ostfriesland klar, als ich Cousine Berta in ihrer Legebatterie besuchte.

Zu Hause bei Oma Oetting hatte noch die Sonne geschienen. Über der Hühnerfarm, in der meine Cousine eingesperrt war, regnete es. Die Wärter führten mich zu einer Glasscheibe. Auf der anderen Seite humpelte mir Berta entgegen. Ihre Augen wirkten ausdruckslos, ihr Gefieder zerzaust, ihr Kamm hing ihr schlaff ins Gesicht. Ich fragte: "Mein heiliger Züchter! Wie siehst du denn aus!" Berta: "Wie würdest du aussehen, wenn du dein Leben lang auf Gitterstäben stehen würdest. Uns werden die Schnäbel gekürzt, damit wir uns gegenseitig nicht verletzen. Meine Knochen sind brüchig, weil ich mich nie bewege. Ich lebe schließlich auf einer Fläche von einer zweidrittel DIN- A4-Seite?"

Im Kopf überschlug ich das Platzangebot auf Oma Oettings Hof. Acht mal 15 Meter macht 120 Quadratmeter geteilt durch neun Hühner. Das macht ungefähr 13 Quadratmeter für jeden von uns! Ich schwieg, weil ich Berta nicht noch trauriger machen wollte.

Stattdessen erzählte ich ihr von meinem letzten ausgebrüteten Ei. Aber ich hätte besser den Schnabel gehalten. Berta wirkte nämlich noch bedrückter. Sie sagte: "Ich habe noch nie ein Ei ausgebrütet. Wenn ich eins lege, rollt es direkt auf ein Transportband. Außerdem vergackeiern die uns hier total. Mit künstlichem Licht wird unsere Mauser hinausgezögert, damit wir länger viele Eier legen - bis zu 300 pro Jahr. Denken die, wir wären dumme Hühner und merken das nicht?!"

Ich überschlug wieder. Wir legen bei Oma Oetting mit neun Hühnern zusammen um die Tausend Eier pro Jahr. Das sind zirka 110 Eier pro Huhn. Berta legt fast das Dreifache!

"Berta, das ist ja schrecklich! Kann man denn gar nichts machen?" Plötzlich blitzte Hoffnung in den Augen meiner Cousine auf. "In der Batterie kursiert ein Gerücht: Die Regierung der Menschen will die Käfighaltung bis Ende 2006 verbieten. Danach soll es nur noch Boden- und Freilandhaltung geben und wenn Käfige, dann nur welche mit Nest, Sitzstange und Einstreu. Wenigstens ein Hoffnungsschimmer." Ich schluckte, als Berta zurück in ihre Zelle gebracht wurde. Im Hintergrund hörte ich das ohrenbetäubende Gackern meiner Artgenossinnen.

Ein Staubbad um zu vergessen

Auf dem Weg zurück zu Oma Oetting ging mir durch den Kopf, dass Berta deshalb im Gefängnis sitzt, weil Menschen ihre Eizellen essen möchten. Ich fragte mich, ob den Zweibeinern klar ist, dass sich unsere Eizellen im gelben Dotter befinden. Ich fragte mich, ob sie wissen, dass sich das Eiweiß in unseren Eileitern um den Dotter legt. Wussten sie auch, dass das Ei erst mit einer Kalkschicht überzogen wird, kurz bevor es aus unserer Kloake austritt, sozusagen aus unserem Hintern? Die Menschen essen, was bei mir aus dem Po kommt. Komisch . . .

Zurück bei Oma Oetting nahm ich ein entspannendes Staubbad. Ich war glücklich, als ich Viktor um mich herumstolzieren sah. Als eine der Araucaner-Hennen laut um eins ihrer grünen Eier herumgackerte. Als Oma Oetting mit ihrem Weizen in den Hof kam, gefolgt von der lieben Katze Mieze. Und ich dachte: Wir sind wirklich glückliche Hühner.

copyright by mt-online.de

09.04.2004 http://www.mt-online.de/minden/t00135582.htm

Wo sich Legehennen sauwohl fühlen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Werl-Budberg. (vol) Heide hat ein Herz für Hennen. Aber nicht nur Heide Becker, auch ihr Ehemann Friedrich weiß, was Hühner wünschen.

Seit mehr als 40 Jahren ist das gackernde Federvieh der Hauptwirtschaftsfaktor auf dem Hof der Familie Becker in der Budberger Michaelstraße 26.


Heide Becker am Laufband, das die Eier aus dem Stall transportiert. Danach bekommt jedes Ei einen Stempel (oben).

"In den 60er Jahren stand mein Vater Robert Becker vor der Wahl, sich mit seinem Hof zu spezialisieren," berichtet Friedrich Becker. Die Wahl fiel damals nicht auf Schweine oder Kühe - "weil das alle Bauern machten" - sondern auf Legehennen. Und zwar auf Legehennen in Bodenhaltung.

Nachdem Heide und Friedrich Becker den Hof von Anneliese und Robert Becker übernommen hatten, musste erneut ein Entscheidung gefällt werden: "Machen wir weiter mit den Hühnern - oder nicht?"

Und wieder schlug das Pendel zugunsten der gackernden Federdamen aus. Friedrich Becker: "Dabei war uns von vornherein klar, dass wir für unsere Tiere keine Käfighaltung wollten." Auf der anderen Seite mussten die Hühnerställe aber auch gut und mit wenig Personal zu bewirtschaften sein.

Heide und Friedrich Becker reisten 1995 nach Holland und in die Schweiz, um sich die unterschiedlichsten tierfreundlichen Hühnerhaltungsformen anzuschauen. Fündig wurden sie dann aber nicht im Ausland, sondern in der Heimat - und zwar in Sundern.

Hier konnte ihnen die Firma "Volito" ein ausgereiftes Konzept vorstellen, das den Lebensformen der Legehennen angepasst ist. Ein Konzept, nach dem der Hof Becker auch heute noch bewirtschaftet wird.

Rund 4000 Legehennen der Rassen "Lohmann braun" und "Leghorn weiß" leben in drei großen Ställen. Sie können sich vollkommen frei bewegen. Picken, scharren und klettern, wie es das Hühnerherz begehrt. Der einzige Nachteil: Die Tiere kommen nicht ins Freie, und sie haben einen geregelten Tag: 16 Stunden Licht, acht Stunden Dunkelheit.

In der Mitte der Ställe laden hochwertiges Futter und frisches Wasser in einer Etagere zum Fressen und Trinken. Über Plattformen und Kletterstangen sind die Näpfe zu erreichen. Der clevere Trick bei der Sache: Es ist die Eigenart des Huhns, beim Fressen zu koten. Und so fällt der Hühnerdreck durch die Stangen auf fünf Förderbänder und wird direkt abtransportiert.

Möchte die Henne ein Ei legen - und das Bedürfnis hat sie an 100 Tagen rund 92 Mal - dann sind es die roten Vorhänge, die sie an den Stallseitenwänden in die Nester locken. Heide Becker: "Hühner fliegen geradezu auf rot". Warum das so ist, weiß keiner.

Hinter den roten Vorhängen laden Nester mit einem Belag, der künstlichem Rasen gleicht, zur Eiablage ein. Hat das Huhn laut gackernd seine Pflicht erfüllt, rollt das Ei auf ein Förderband und wird zur Sortiermaschine transportiert.

Hier werden die kalkummantelten Ovale durchleuchtet, gesichtet, gestempelt und nach Größe sortiert. In Stiegen, Sechser- oder Zehnerpacks treten die schmackhaften Becker-Produkte dann ihre Reise an.

Friedrich Becker: "Wir beliefern alle Edeka-Sauer-Märkte in Werl, den Tigges-Edeka Markt in Niederense sowie weitere Geschäfte in der Umgebung. Die Stempel auf den Eiern und der Verpackung geben Auskunft über die Bodenhaltung der Hühner, den Hof und den Stall in dem sie stehen und über das Datum, an dem sie verpackt wurden.

Das wissen auch die vielen Kunden, die ihre Eier direkt ab Hof kaufen. Natürlich möchten diese "Hof-Käufer" mehr über die artgerechte Hühnerhaltung wissen, die trotzdem wirtschaftlich ist. "Viele unserer Kunden," so Heide Becker, "lehnen die Käfighaltung ab."

Ihnen können die Beckers erzählen, dass die Hennen im Alter von rund 20 Wochen auf den Hof kommen. Je eine "Legegruppe" wird kurz vor Weihnachten, nach Ostern und in den Sommerferien ausgewechselt. Denn nach einem Jahr werden die Tiere geschlachtet und als Suppenhühner vermarktet.

Nur so ist die gleichbleibend gute Qualität der Eier zu garantieren. Friedrich Becker: "Nach einem Jahr wird die Schale einfach zu dünn."

Apropos Eierschale: Während das gesamte Jahr über das braune Ei besser läuft, wünschen sich die Kunden zu Ostern vorwiegend weiße Eier. Ein Wunsch, den die Beckers nicht immer erfüllen können. "Denn die wenigsten Menschen wissen," schmunzelt Friedrich Becker, "dass braune Hennen nur braune Eier und weiße nur weiße legen. Das können auch wir nicht umpolen."

19.04.2004 http://www.westfalenpost.de/wp/wp.inderregion.volltext.php?kennung=on1wpLOKStaWerl38095&zulieferer=wp&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Werl&auftritt=&dbserver=1

Hühner: "Die ÖVP hat uns ein Ei gelegt"

Autor: Achim Stößer | Datum:
VON GERHARD HOFER (Die Presse) 15.05.2004

Was kommt zuerst, die Henne oder der Bauer? Während die Politik über ein Ende der Käfig-Haltung bei Hühnern diskutiert, fürchten die Bauern um ihre Existenz.


In Österreich gibt es rund 5,4 Mill Legehennen. | (c) Fabry


Tulln. Bernhard Doppler steigt mit den Stiefeln in die Schüssel mit Desinfektionsmittel. Jedes Mal, wenn er den Hühnerstall für die Bodenhaltung betritt, wird desinfiziert. Hygiene ist oberstes Gebot. "Hier, die sind in der 14. Legewoche", sagt er. "Das sind 250 Stück." Braune neugierige Hennen picken eng aneinander. Und oft piecken sie einander.



Im anderen Stall sind die Hennen in der 40. Legewoche. In drei Monaten haben sie es überstanden. Jene Hühner, die nicht schon vorher von ihren Genossen zu Tode gehackt wurden. Mit 18 Wochen beginnen sie Eier zu legen. Mit 74 Wochen ist ihre "Legeleistung" unrentabel. Doppler wird sie wohl eigenhändig abstechen und in die Tierkadaver-Verwertung nach Tulln bringen. "Wegen die paar Hendln kommt kein Lastwagen."


Zu Franz Schrall kommt der Lkw schon. 30.000 Hennen hat er auf seinem Bauernhof in Diendorf. Pro Kilo totes Huhn gibts noch 10 Cent. Die Hühner landen in der Suppe von Großküchen, in den Suppenwürfeln oder im Hundefutter.


Im Supermarkt bestehen immer mehr Kunden auf Freiland-Eier. Welche Eier für die Torte in der Konditorei, für die Schnitzelpanier im Gasthaus, für die Spaghetti verwendet werden, danach fragt kaum jemand.

Schrall ist Obmann des Geflügelwirtschaftsverbandes. Die Käfighaltung sei in den 60er Jahren aus Amerika gekommen. Aus Gründen der Hygiene, erzählt er. "Mit dem kleinen Schatten, dass es ein schöneres Leben gibt, als im Käfig." Dreißig Jahre war es ruhig um die Käfig-Hennen, dann kamen die Tierschützer und machten gegen die "Hühner-KZ" mobil. Und plötzlich saßen die Bauern im medialen Käfig und von überall wurde auf sie hingehackt.


Geht es nach der Regierung, soll mehr Komfort in den Hühnerkäfig einziehen. Mehr Platz und als Möblage ein Legenest, ein Sandbad und eine Sitzstange, soll es ab 2009 geben. Vier Jahre früher als es die EU vorschreibt.


Auch Doppler müsste dann früher in neue Käfige investieren. Neben seinen 500 Hühnern in Bodenhaltung hat er 4800 Käfig-Hühner. Aber jede frühzeitige Umstellung tut weh. "Chancengleichheit für alle", fordert er und denkt an die Konkurrenz in Spanien, Holland oder Polen.


Täglich erntet er 3500 Eier. Für die Hühner ist immer Frühling. Künstliches Licht macht's möglich und motiviert zur Arbeit. 56 Wochen Frühling, da lässt jede Henne Federn. "Nicht nur Käfighennen verlieren die Federn", sagt Doppler. 300 Eier gibt ein Käfig-Huhn in seiner Karriere, 275 ein Freilandhuhn.


Viermal pro Woche liefert Doppler seine Eier aus. An Gasthäuser, Bäckereien, Konditoreien und an Endverbraucher. "Es gibt kaum einen Wirten, der Eier aus Freilandhaltung verlangt", erzählt er. Für die paar, die das wünschen, macht der 39-jährige ethisch saubere Eier. Unweit vom Hof entfernt scharren 100 Hennen auf offenem Feld. 21 Cent bekommt er für ein Freiland-Ei. Für die Käfig-Eier knapp die Hälfte.


Käfig-Eier sind größer. "Freiland-Hühner legen kleinere Eier", sagt Doppler. Generell gilt: Junge Hennen machen kleine Eier, wenn eine Käfig-Henne X-Large Eier legt, hat sie längst keine Federn mehr am Leib.


Die Diskussion in Wien macht die Landwirte im Tullner Feld nervös. "Ich hab Angst, dass der Käfig komplett verboten wird", sagt Franz Schrall und meint: "Die ÖVP hat uns ein Ei gelegt."


Und was, wenn es keine Käfige mehr gibt? "Dann werden mehr Eier aus Spanien oder Polen zu uns hereinkommen", wettern die Bauern. Schon jetzt sind mehr als 20 Prozent der Eier aus dem Ausland. Alle aus Käfighaltung. Wie es dort in den Hühnerställen zugeht, frage keiner.


Wie geht es Dopplers Käfig-Hennen? Doppler zeigt gerne seine Freilandhühner her, auch die in Bodenhaltung. Aber die Käfig-Hühner. "Die schaut euch beim Trabauer an."


Hannes Trabauers Hof ist in Zayna. 3000 Hennen. Den Stall hat er vor drei Jahren neu eingerichtet. Alles topmodern. Trabauer hat schon die "ausgestalteten Käfiganlagen", in denen jedes Huhn 750 cm2 Privatsphäre hat.


"Hier ist die Sitzstange", sagt Trabauer und zeigt auf einen bunten Prospekt. "Im Stall ist es jetzt finster", sagt er. Aber er hat ohnehin jede Menge hübscher Fotos gemacht.

Fotos haben vor einiger Zeit auch Tierschützer von seinen Hühnern gemacht. Weniger hübsche. "Die haben sich in der Nacht in den Stall geschlichen und ein totes Huhn fotografiert." Das tote Huhn, das tags darauf im Internet zu sehen war, hätten sie selber mitgebracht, sagt der Bauer.


http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=e&ressort=eo&id=422153

Ich wollt', ich wär' ein Huhn

Autor: Achim Stößer | Datum:
Kommentar
von
Ali Grasböck

Wie es aussieht, werden die Ur-Ur-Urenkelinnen der heutigen Legehühner endlich den alten Schlager "Ich wollt', ich wär ein Huhn" ohne Bitternis hören können. Weil das neue Tierschutzgesetz ab 2009 die Legebatterien bundesweit verbietet.

Vielleicht werden die Hennen in fünf Jahren gackern, dass sie das Politikern verdanken, die unter der harten Schale auch einen weichen Dotter hatten, und dass sie dafür an jedem Jahrestag feierlich zwei Eier legen sollten. Bis ein zorniger junger Hahn genug hat von der Lobhudelei und empört herüberkräht: "Und was haben diese sauberen Herrschaften gegen die Grillstationen getan? Und gegen die Chicken Wings?"

Der eine oder andere Konsument, der im Supermarkt vor einem Eierberg steht, fragt sich hingegen jetzt schon: "Legebatterien - gibt's die überhaupt?" Denn noch nie hat er eine Schachtel mit der knalligen Aufschrift "Batterie-Ei" erblickt, während Bodenhaltungs- und Freilandeier in Mengen vorhanden sind und ihre Herkunft stolz verkünden.



Man soll die Vorschriftenerfinder der EU auf keine Gedanken bringen, aber in diesem Fall waren sie sehr zurückhaltend. Auf jeder Zigarettenschachtel muss eine Todeswarnung stehen, und wahrscheinlich grübeln die Experten schon, ob es Nichtrauchern zumutbar ist, neben Rauchern bestattet zu werden. Warum müssen Batterie-Eier nicht wenigstens die milde Warnung "Mit jedem Frühstücksei verderben Sie einer Henne den Tag" tragen?

Es dürfte die alte Geschichte sein: Die Legebatterien haben in Brüssel eine stärkere Lobby als die Hühner. Letztere sind schon deshalb im Nachteil, weil sie nur in Naturalien zahlen können.

OÖNachrichten vom 25.05.2004

http://www.nachrichten.at/leben/273116?PHPSESSID=c667eff290b7d1c62f955a7b68a499ee

Osteier-Tanz

Autor: Achim Stößer | Datum:
Kommentar
von
Karin Haas

Das geplante neue Tierschutzgesetz schießt für Österreichs Landwirte eindeutig über das Ziel hinaus. Denn strenger als die anderen zu sein mag ja den Tieren zu Gute kommen. Doch den Bauern will nicht in den Kopf, dass ein Wellensittich im Käfig gehalten werden darf; Hühner künftig jedoch nicht einmal in Kleingruppen in Käfigen mit Sitzstange, Sandbad und Eierlegenest.

Ausschließlich Bodenhaltung oder Freilandhaltung mit mindestens zehn Quadratmetern Auslauf, so die Devise für die künftig noch glücklicheren Hühner, während die Bauern hierzulande immer unglücklicher werden. Denn in den neu beigetretenen EU-Staaten herrscht noch das Tierleid der Legebatterien vor.

Mit diesen Preisen müssen sich unsere Landwirte messen. Das hat auch dem Endverbaucher bewusst zu sein, der sich noch immer in der fälschlichen Ansicht wiegt, mit dem Kauf einer Packung-Freilaufeier viel gegen Tierleid beigetragen zu haben.

Die edle Absicht soll ungeschmälert und diese Eier bitte weiter gekauft werden. Doch man sollte wissen, dass der überwiegende Teil der konsumierten Eier in Mehlspeisen, Nudeln und anderen Produkten steckt. Hier kommen die Eier als Literware aus dem Container und das oft aus Osteuropa.

OÖNachrichten vom 25.05.2004 http://www.nachrichten.at/wirtschaft/273125?PHPSESSID=212d817fcb33571083409aef594a7e5b

Darf ein Bauer Eier aus Käfighaltung anbieten?

Autor: Achim Stößer | Datum:

Landkreis: Viele Verbraucher glauben, direkt vom Hof gebe es immer Freilandeier. Leider falsch

Von Andreas Schmidt

Reindorf - "Frische Eier vom Bauernhof" - die Botschaft des Schildes schien ganz eindeutig. Das jedenfalls dachte sich der Buchholzer Rentner Mark Traven (55, Name von der Redaktion geändert). 15 Jahre lang hat er auf dem Hof von Christa M. (62) in Reindorf Eier eingekauft - Freilandeier vom Bauernhof, so dachte der Käufer. Bis ihn seine Tochter auf einen Stempel auf den Eiern aufmerksam machte: Die erste Ziffer der Kennnummer war eine 3.

Seit Anfang des Jahres bekommen alle Betriebe mit mehr als 350 Legehennen eine Kennnummer, mit der sie alle Eier (der Handelsklasse A (frisch oder gekühlt) kennzeichnen müssen. Die erste Ziffer steht für die Haltungsform: O steht für Ökohaltung, 1 für Freilandhaltung, 2 für Bodenhaltung und 3 für Käfighaltung. DE bedeutet Deutschland und die Ziffern 03 nach dem DE stehen für Niedersachsen, danach kommen vier Ziffern für den Betrieb und eine für den Stall.

"Wie kommt ein Ei aus Käfighaltung auf den Bauernhof?", fragte sich Mark Traven, "geht das mit richtigen Dingen zu?""Solange der Anbieter von Freilandeiern zukauft und die Ware ordnungsgemäß gekennzeichnet ist, darf er auch Eier aus Käfighaltung anbieten", sagt Dezernent Krock von der Abteilung Landwirtschaft und Ernährung der Bezirksregierung Lüneburg. Wenn der Kunde nicht frage, so Krock, dann lasse der Anbieter ihn sicherlich im Glauben, dass er Eier aus Freilandhaltung kaufe. Das Schild "frische Eier vom Bauernhof" stehe also nicht dem Verkauf von Eiern aus Käfighaltung entgegen, wenn der Anbieter auch eigene Eier anbiete.

Krock: "Der Anbieter darf die Eier aber nicht in andere Verpackungen umpacken." Das war auf dem Reindorfer Hof am Montag aber nicht der Fall, die Eier lagen in verschiedenen Schachteln, die die Kunden abgegeben haben.

An der Wand im Verkaufsraum hing ein Schild: "Eier, Größe L, Handelsklasse A, mindestens haltbar 21 Tage" - "Ich schreibe ja nicht, dass das Eier aus Freilandhaltung sind", sagt Christa M. Sie kaufe nur dann Eier aus Käfighaltung hinzu, wenn die Nachfrage groß sei, "also zu Weihnachten und Ostern". Am Montag dieser Woche hatte Christa M. Eier aus Käfighaltung im Angebot.

erschienen am 26. Mai 2004 in Harburg

http://www.abendblatt.de/daten/2004/05/26/298791.html

Ein Bauer, der der Zeit voraus ist

Autor: Achim Stößer | Datum:
Tag der offenen Tür in Hollinde
Von Edith Lund

Halvesbostel/Hollinde. Die neue Legehennenverordnung tritt zwar erst 2007 in Kraft, aber Landwirt Jörg Prigge stellt seinen Betrieb in Hollinde (Halvesbostel) schon jetzt auf die dann schärferen Tierhaltungsbedingungen um. Morgen wird auf seinem Hof mit einem Tag der offenen Tür ein entsprechender neuer Stall eingeweiht. Die Fachwelt hat sich bereits angesagt, um den Stall mitsamt neuer Volierenausrüstung (Kostenpunkt: rund 300 000 Euro) in Augenschein zu nehmen. Doch auch Laien sind eingeladen, einmal einen Blick hinter die Kulissen moderner Bodenhaltung zu werfen. Insgesamt 8000 Hühner werden in dem neuen zweigeteilten Stall demnächst ihre Eier legen ungefähr 6500 bis 7000 Stück pro Tag.
Ausschließlich Hühner werden schon seit 1964 auf dem stattlichen bäuerlichen Anwesen aus dem 19. Jahrhundert gehalten. Noch vor rund einem Jahr lag die Anzahl der Hennenplätze bei 12 500. Danach reduzierte sie sich wegen der vom Gesetzgeber verhängten schärferen Bedingungen für Käfighaltung (vier Hennen pro Käfig) auf 9000.
Dies und die Tatsache, dass sich die Verbraucher immer ablehnender gegenüber Käfighaltung verhielten, veranlasste Prigge bereits vor vier Jahren dazu, einen ersten kleineren Stall auf Bodenhaltung umzustellen. Der Erfolg gab ihm Recht: Die Verbraucher waren zunehmend bereit, für Eier aus dieser wesentlich arbeitsintensiveren und daher teureren Haltung mehr Geld zu bezahlen, was jahrelang nicht der Fall gewesen war.
Künftig wollen der Hollinder Landwirtschaftsmeister und seine Frau Antje ganz auf Bodenhaltung setzen: Ein Altgebäude neben dem 50 Meter langen und zwölf Meter breiten Neubau soll demnächst umgebaut und innen in gleicher Form gestaltet werden wie der Neubau. Das heißt: Auch dort werden sich die Hühner jederzeit frei bewegen können, werden fürs Eierlegen und zum Schlafen Bedingungen vorfinden, wie sie sie auch in freier Natur wählen würden.
Auf dem Hof Prigge werden jetzt schon keine Eier für die Industrie produziert, sondern ausschließlich für Privatkunden und für die Direktvermarktung im Großraum Landkreis Harburg und Hamburg. Zu den Abnehmern gehören Gaststätten, Bäckereien, Hofläden, Marktbeschicker und andere mehr. Die Eheleute bringen die Eier persönlich zu den Abnehmern: An vier Tagen in der Woche fahren sie die Ware aus. Vorher sind alle Eier natürlich sortiert und verpackt worden.
Da die meisten Kunden der Prigges am liebsten braune Eier haben möchten, werden die Hühner, die am Dienstag, 6. Juli, in den neuen Stall einziehen, allesamt braun sein. Denn nur braune Hühner legen auch braune Eier.

http://www.han-online.de/HANArticlePool/000000fd7be1fb6600d500b700c1003140eb644f

Hennen-Haltung in Deutschland regional unterschiedlich

Autor: Achim Stößer | Datum:
Eier im Osten vermehrt aus Boden- und Freilandhaltung
Bonn [zmp] 27-07-2004

In Deutschland gab es im Dezember 2003 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 1.209 Legehennenbetriebe, die zusammen über 38 Millionen Legehennenplätzen verfügten. Die durchschnittliche Betriebsgröße wird mit 31.000 Hennen angegeben. Nach Haltungsformen betrachtet entfielen auf die Käfighaltung knapp 81 Prozent, im Jahr zuvor waren es rund 84 Prozent. Der Anteil der Freilandhaltung stieg um gut einen Prozentpunkt auf nunmehr rund zehn Prozent der Plätze. An Bodenhaltungsplätzen gab es 2003 gut neun Prozent, nach sieben Prozent in 2002.

Die Haltungsformen sind allerdings von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausgeprägt: Die meisten Legehennen sind dabei mit einer Ausnahme in allen Bundesländern in Käfigen eingestallt. In Niedersachsen, wo bundesweit die mit Abstand meisten Legehennen gehalten werden, erreichte die Käfighaltig 89 Prozent, in Sachsen als zweitwichtigster Region waren es 90 Prozent. Lediglich im vergleichsweise kleinen Produktionsland Mecklenburg-Vorpommern dominieren die alternativen Haltungsformen mit 64 Prozent. In den übrigen Bundesländern reicht die Spanne von 51 Prozent Käfighaltung in Sachsen-Anhalt bis 87 Prozent in Nordrhein-Westfalen.

Große strukturelle Unterschiede zwischen Ost und West

Die größten Legehennenbetriebe sind nach wie vor in den östlichen Bundesländern anzutreffen. Das gilt insbesondere für die Käfighaltung, aber auch in der Bodenund Freilandhaltung gibt es im Osten deutlich größere Betriebe als im Westen. So verfügte im Durchschnitt beispielsweise jeder Betrieb mit Käfighaltung in Sachsen über 286.000 Legehennen, in Brandenburg waren es 197.000 Tiere. Im alten Bundesgebiet lag nur in Niedersachsen die Zahl der Legehennen mit durchschnittlich 39.000 Stück über dem Bundesmittel. In Baden-Württemberg verfügte jeder Betrieb im Mittel über 11.000 Legehennenplätze, in Rheinland-Pfalz über 12.000 und in Nordrhein-Westfalen über 16.000.

Insgesamt deutlich kleiner strukturiert als in der konventionellen Haltung sind die Bestände in der Boden- und Freilandhaltung, aber auch hier gibt es ein deutliches Ost-West-Gefälle: Die Betriebe mit Bodenhaltungsplätze verfügten etwa in Mecklenburg-Vorpommern über durchschnittlich 48.000 Hennen und in der Freilandhaltung über 29.000 Tiere; in Sachsen-Anhalt waren es 36.000 beziehungsweise 32.000 Legehennen. Zum Vergleich: Die im Mittel größten Bodenhaltungsbestände im Westen gab es mit 13.000 in Niedersachsen, in Nordrhein-Westfalen waren es nur 4.000 Hennen. Bei der Freilandhaltung lagen Niedersachsen und Bayern mit jeweils 12.000 Legehennen an der Spitze, Schlusslicht war hier Rheinland-Pfalz mit durchschnittlich 2.000 Tieren pro Betrieb.

Verbände kritisieren "ruinöse Eier-Aktion" von Aldi-Nord

Autor: Achim Stößer | Datum:
BONN (Dow Jones-VWD)--Aldi Nord wird nach Informationen des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und des Bundesverbandes Deutsches Ei (BDE) ab der 33. Woche Eier aus Bodenhaltung in der 10er-Packung zum Preis von 0,69 EUR anbieten. Beide Verbände kritisieren diese Pläne als "ruinöses Preisdumping", mit dem sich die Handelskette nach den Auseinandersetzungen um die Milchpreise nun einen Wettbewerbsvorteil auf Kosten der deutschen Eiererzeuger verschaffen wolle. Mit diesem Vorgehen setze Aldi Nord das Preisniveau bei Eiern aus Bodenhaltung mit dem von Eiern aus herkömmlicher Käfighaltung gleich, werfen DBV und BDE der Discountkette vor. Darüber hinaus plane das Unternehmen, Eier aus herkömmlicher Käfighaltung vorerst wieder auszulisten.

Nach Ansicht der beiden Verbände kann bei einer solchen Niedrigpreispolitik kaum ein deutscher Legehennenerzeuger, der seine Eier in alternativer Haltung, wie etwa in der Bodenhaltung, erzeugt, wirtschaftlich erfolgreich arbeiten. DBV und BDE stellen darüber hinaus fest, dass die geplante Aldi-Verkaufsaktion für Eier aus Bodenhaltung dem Ziel von Bundesverbraucherministerin Renate Künast widerspreche, die Verbraucher daran zu gewöhnen, für den Kauf von Eiern aus alternativen Haltungsformen mehr ausgeben zu müssen. Nur so jedoch könnten die deutschen Legehennenhalter wirtschaftlich sinnvoll in alternative Haltungsformen einsteigen, betonen die Verbände.

06.08.2004 - 16:10 Uhr
Dow Jones Newswires/12/6.8.2004/jc/rud
http://www.finanztreff.de/ftreff/news.htm?id=23030853&&r=0&sektion=branchen&awert=&u=0&k=0

Umzug der Legehennen in Kleinvolieren liegt auf Eis

Autor: Achim Stößer | Datum:
Mittwoch, 11. August 2004



Streit um künftige Stallgröße / Hühnerhalter wandert nach Polen ab
Schwerin • Eiertanz um die Hennenhaltung: Trotz der Einigung auf den Aufbau von Kleinvolieren als Alternative zu bisherigen Käfigen streiten Bund und Länder seit Monaten um die Größe der Hühner-WG. Ein Kompromiss ist nicht in Sicht.

Von Torsten Roth


Der Hühnerfrieden von Osnabrück hielt nicht lange: Im März erst hatten sich Bund und Länder in Niedersachsen darauf geeinigt, eine alternative, wirtschaftliche Haltungsform zu entwickeln. Ein Arbeitsgruppe sollte Eckpunkte für Kleinvoliere festlegen. Hennenhalter warten darauf noch immer. „Bis heute gibt es keine Annährung der Positionen“, beklagt MV-Agrarminister Till Backhaus (SPD).

Der Streitpunkt: die Höhe der Voliere. Tierschützer und Bund bestehen auf zwei Meter. Nicht erforderlich, sagen Experten der Länder. Zum einen seien die großen Volieren in herkömmlichen Ställen nicht verwendbar. Andererseits würde der Luftraum nur von wenigen Hennen genutzt. Die Länder favorisieren nur 50 Zentimeter hohe Volieren. Das würde die Auflagen des Tierschutzes erfüllen und sei mehr als in bisherigen Käfigen.

Backhaus drängt auf eine schnelle Einigung. Etwa die Hälfte der 1,4 Millionen Legehennen in MV leben noch in Käfigen, die anderen in Boden- oder Freilandhaltung. Damit sei das Land Spitze, meint Backhaus. Die Gefahr von Infektionskrankheiten in Beständen mit mehr als 20000 Tieren verhindere aber einen Ausbau der freien Haltungsformen.

Die Zeit wird eng: Der erste Hennenhalter hat aus dem monatelangen Streit die Konsequenzen gezogen und 100000 Hennenplätze in Polen eingerichtet. Andere haben entsprechende Pläne in der Schublade. „Wir brauchen eine schnelle Entscheidung“, mahnt Backhaus an. Anderfalls würden die Abwanderungspläne umgesetzt.


BUND wittert Betrug: Käfig heißt nur anders
Das wäre kaum zum Vorteil für Verbraucher und Tierschützer. Backhaus zufolge dürften in Polen Hennen noch über 2006 hinaus in Käfigen gehalten werden, in denen sich nicht wie in Deutschland vier, sondern sogar fünf Tiere drängeln müssen.

Die Zukunft der Legehennen scheint die Streithähne bei Bund und Ländern ohnehin nur noch in zweiter Linie zu interessieren. So steht die grüne Bundesagrarministerin Renate Künast in der Pflicht: Sie hatte den vorzeitigen Ausstieg aus der Käfighaltung ab 2007 versprochen. Die Länder hingegen pochen auf wirtschaftliche Haltungsformen. Mit der Kleinvoliere könnten beide das Gesicht wahren.

Etikettenschwindel — die neue Hühner-WG gleiche einer Variante des auch von Wissenschaftlern als tierartengerecht eingestuften ausgestalteten Käfigs mit mehr Platz, Sitzstange und Sandbad. „Das ist Betrug“, so Burkhard Roloff vom Bund für Umwelt und Natur (BUND). Auch mit der Voliere seien Hühner nicht artgerecht zu halten, da sie nicht fliegen könnten. Da dürfte ein Kompromiss schwer fallen: Tierschützer beharren auf einem Ende der Käfighaltung. Roloff plädiert trotz des z. B. stärkeren Medikamenteneinsatzes für die Boden- und Freilandhaltung und schlug als Alternative kleinere Ställe mit maximal 10000 Hennen vor, deren Eier regional vermarktet werden sollten.

http://www.svz.de/newsmv/MVWirtschaft/11.08.04/110810/110810.html

Bodennahe Eierpreise

Autor: Achim Stößer | Datum:
Mit seinem neuen Billigangebot erfreut Aldi die Verbraucher – aber Erzeuger drohen mit Abwanderung

Von Maren Peters

Berlin - Für Frühstücksei-Esser könnten die Zeiten nicht besser sein – selten waren Eier so billig. Seit Aldi-Nord vor knapp einer Woche begonnen hat, das 10er Pack aus Bodenhaltung für 69 Cent zu verscherbeln – nicht einmal die Hälfte des bisherigen Durchschnittspreises –, rutschen die Preise auch bei der Konkurrenz in den Keller: Kaufland senkte den Kartonpreis vor dem Wochenende ebenfalls auf 69 Cent (statt bisher 1,59 Euro), Discounter-Konkurrent Plus experimentiert derzeit in Süddeutschland mit dem 10er Karton Bodeneier für 99 Cent. Und auch andere Einzelhändler wie Tengelmann und Kaiser’s denken nach Angaben einer Sprecherin darüber nach, die Eierpreise zu senken.

Eine Reaktion, die Experten nicht überrascht. „Wenn Aldi mit den Preisen runtergeht, ziehen die anderen nach“, prophezeit Werner Böttcher von der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle der Landwirtschaft (ZMP) in Bonn. Was Verbraucher freut, verärgert die Eierproduzenten.Viele tragen sich mit dem Gedanken, nach Osteuropa auszuwandern – weil die Kosten dort billiger sind.

Die Marktmacht von Aldi ist enorm: Von den mehr als 17 Milliarden Eiern, die nach Angaben des Bundesverbandes Deutsches Ei (BDE) in Deutschland pro Jahr verzehrt werden, verkauft der Discounter – der Branchenkreisen zufolge aber auch in Holland einkauft – bis zu einem Drittel. Der führt zu einem enormen Druck auf die Zulieferer: „Wenn die Alternative heißt: Entweder du lieferst billiger oder gar nicht, treibt das einem Lieferanten schon die Schweißperlen auf die Stirn“, BDE-Geschäftsführer Siegfried Hart. „Wir sind vom Wohlwollen der Einkäufer abhängig“, klagt Gert Stuke, Generalbevollmächtigter des größten deutschen Eier-Produzenten Deutsches Frühstücksei. Er versorgt fast alle Einzelhändler – außer Aldi. Wenn die Preise so blieben, sagt er, könnten die Lieferanten bald die Futterkosten nicht mehr bezahlen.

Bislang zahlten Verbraucher für einen 10er Karton Eier aus Bodenhaltung im Bundesdurchschnitt (Juli) 1,69 Euro. Damit konnten die Produzenten nach eigenen Angaben gut leben, mit dem neuen Billigpreis dagegen nicht mehr. „Wenn Aldi den Karton für 69 Cent verkauft“, sagt Thomas Kuehn, Sprecher vom Zentralverband Eier, „dann hat der Händler pro Ei effektiv 1,3 Cent dazugelegt – so billig kann niemand produzieren.“ Weil das auf Dauer kein Produzent aushalte, würden sich viele Erzeuger überlegen, auf Standorte in Osteuropa auszuweichen, sagt Kuehn. „Früher hat man in Polen und Tschechien gesucht, jetzt in Ländern weiter östlich, um die Produktion zu verlagern." Für Produzenten, sagte er, rechne es sich nicht, ein Ei aufwändig in Bodenhaltung zu produzieren, das am Ende so viel koste wie das ein Viertel billiger produzierte Käfigei.

„Ein fatales Signal“, meint auch Jutta Jaksche von der Verbraucherzentrale Bundesverband. „Beim Verbraucher entsteht der falsche Eindruck, dass hochwertige Produkte zu Billigpreisen herstellbar sind.“ Damit werde jede Qualitätsoffensive untergraben.

Die Billigpreise sind nicht nur Folge einer rigiden Einkaufspolitik der Discounter, sondern auch Nachwirkung der Geflügelpest, die holländische Halter im vergangenen Jahr zwang, Teile ihrer Bestände zu vernichten. Weil plötzlich zu wenig Eier auf dem Markt waren, stiegen die Preise im zweiten Halbjahr 2003 exorbitant an. Auch viele Hähnchenmastbetriebe nutzten die Krise, um auf Eierproduktion aus Bodenhaltung umzustellen, auch wenn die Käfighaltung EU-weit erst ab 2012 verboten ist. Schnell war das Angebot zu groß, die Preise erreichten nach ZMP-Angaben im Mai 2004 einen Tiefpunkt. Ein Überangebot gibt es noch immer. Davon profitiert jetzt der Handel.

Ob die Preise weiter so niedrig bleiben, hängt nach Einschätzung von Frühstücksei-Mann Stuke vom Widerstand der Erzeuger ab. Der größte Anbieter hat bislang durchgehalten. „Ich selbst“, sagte er, „würde zu diesem Preis nicht liefern.“

Tagesspiegel, 15.08.2004
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/index.asp?gotos=http://archiv.tagesspiegel.de/toolbox-neu.php?ran=on&url=http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/15.08.2004/1302234.asp

AKH Wien setzt auf artgerechte Tierhaltung: Ab sofort nur mehr Freilandeier

Autor: Achim Stößer | Datum:
Beispielgebend für Großküchen - wichtiger Schritt zur Unterstützung der österreichischen Kleinbauern

Glein/Wien (OTS) - Ab 2009 ist die Käfighaltung in Österreich
verboten. Aber Österreichs größtes Krankenhaus, das AKH Wien, setzt
bereits ab sofort auf Eier aus artgerechter Tierhaltung: Seit Anfang
des Sommers werden in den AKH-Küchen nur mehr Freilandeier
eingesetzt.

Der ärztliche Leiter des AKH Wien, Herr Univ. Prof. Dr. Reinhard
Krepler, misst gesunder Ernährung besondere Bedeutung im
Genesungsprozess zu. Das AKH setzt deshalb Lebensmittel aus
artgerechter Tierhaltung für die rund 10.000 Mahlzeiten pro Tag ein.
Mit Toni"s Freilandeiern wurden nun die geeigneten Produkte für die
hochwertigen Menüs gefunden.

"Die Entscheidung des AKH Wien, auf die Verwendung von Käfigeiern
zu verzichten, ist in vielerlei Hinsicht beispielgebend" freut sich
Toni Hubmann, Geschäftsführer und Eigentümer von Toni`s Freilandeier.
"Damit steigt die erste Großküche auf Eier aus artgerechter
Tierhaltung um - ein wichtiges und starkes Signal für Großküchen
aller Art, aber auch für die heimische Landwirtschaft, für die sich
damit ein interessanter neuer Markt auftut. Insbesondere angesichts
des im Juni beschlossenen neuen Bundestierschutzgesetzes hat diese
Entscheidung eine besondere Tragweite."

Zwtl.: Neu auf dem Markt: Ei-Produkte für Gastronomie - aus
Freilandhaltung

Ermöglicht wird der Umstieg des AKH durch ein neues Produkt, das
Toni"s Freilandeier erstmals in größerem Rahmen auf den Markt bringt:
In Großküchen wie Spitalsküchen, Kantinen, aber auch in der gesamten
Gastronomie werden Eier aus Hygienegründen primär in Flüssigform, als
sogenannte Ei-Produkte, verarbeitet. Diese stammen bislang praktisch
ausschließlich aus Käfighaltung. "Seit kurzem gibt es für die
Gastronomie diese pasteurisierten Eier in Flüssigform auch aus
Freilandhaltung", erklärt Toni Hubmann. "Damit steht Restaurants,
Gasthäusern und Großküchen nun der Weg offen, ein Zeichen zu setzen
und auf qualitativ hochwertige, naturbelassene Eier aus
Freilandhaltung umzustellen."

Zwtl.: Beste Qualität für Patienten

Rund 1,5 Mio. Eier werden in den AKH-Küchen jährlich verarbeitet.
Mit dem neuen Produkt von Toni"s Freilandeiern ist es nun möglich,
diese vollständig aus Freilandhaltung zu beziehen. "Damit übernimmt
das AKH Wien die Produktion einer ganzen Anzahl von Hühnerbauern und
sichert ihnen damit die Existenz", sieht Toni Hubmann die positiven
Folgewirkungen des AKH-Umstiegs.

"Unser Qualitätsanspruch, das HACCP-Konzept (Hazard Analysis
Critical Control Point-Konzept), verpflichtet uns dazu,
ausschließlich pasteurisierte Eier in Flüssigform einzusetzen - nur
so kann das Salmonellenrisiko ausgeschlossen werden. Außerdem
bedeuten sie eine immense Arbeitsersparnis," erklärt Engelbert
Weidinger, Küchenleiter im AKH Wien. "Bislang hatten wir keine Wahl.
Jetzt ist es uns endlich möglich, unserer Überzeugung nachzukommen
und im Sinne unserer Patienten auf Käfigeier zu verzichten."

Zwtl.: Unterstützung der heimischen Bauern gefragt

Rund drei Fünftel aller derzeit in Österreich verkauften und
verarbeiteten Eier - mehr als 900 Millionen Stück pro Jahr - stammen
aus der Käfighaltung. Das neue Bundestierschutzgesetz verbietet zwar
ab 2009 die Käfighaltung in Österreich - der Verkauf von Käfigeiern
ist davon allerdings nicht betroffen.

"Für die heimischen Bauern sind daher Entscheidungen, wie sie
jetzt das AKH Wien getroffen hat, von besonderer Bedeutung", erklärt
Toni Hubmann. "In der Zeit bis zum Inkrafttreten des Gesetzes sind
entsprechende Maßnahmen notwendig, um den Absatz von Eiern aus
alternativen Haltungsformen zu fördern und damit die Existenz der
Bauern zu sichern. Das AKH Wien sollte daher Vorbild sein - für
Großküchen und Lebensmittelverarbeiter ebenso wie für die Politik."


Rückfragehinweis:
Toni Hubmann (Geschäftsführer)
Mag. Barbara Hubmann (PR-Arbeit)
Tel.: 03512-85725-0
mailto:toni.hubmann@tonis.at & mailto:barbara.hubmann@tonis.at


*** OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER
VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS ***


OTS0054 2004-08-17/10:20


171020 Aug 04 http://www.ots.at/meldung.php?schluessel=OTS_20040817_OTS0054

AKH: "Freie" Eier vom Toni

Autor: Achim Stößer | Datum:
Die erkleckliche Anzahl von 1,5 Millionen Eier werden Jahr für Jahr im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) in Wien in der Küche verarbeitet. Seit Sommerbeginn kommen die Eier aus Freilandhaltung.

Das Unternehmen "Toni´s Freilandeier" hat dem AKH angeboten, die Eier wie gewünscht in Flüssigform zu liefern. Im AKH war man damit einverstanden und steht nun österreichweit als Pionier unter den Großküchen da.

Toni Hubmann hofft auf Nachahmer: "Damit steht Großküchen und Restaurants der Weg offen, ein Zeichen zu setzen und auf qualitativ hochwertige Eier aus Freilandhaltung umzustellen." (mp)

http://www.wienweb.at/Content.aspx?id=71578&catid=22&catname=Wien&channel=2&channelname=E-News
18.8.2004

"Die Zeit ist reif dafür"

Autor: Achim Stößer | Datum:
Die erste Großküche Österreichs stellt auf Freilandeier um - und verwendet "Toni's Freilandeier". Ein neuer Kunde für den Betrieb in Glein.

MICHAELA FRÖHLICH

Das größte Krankenhaus Österreichs, das Wiener AKH, hat sich vor kurzem entschieden, keine Käfigeier mehr zu verwenden. Reinhard Krepler, ärztlicher Leiter des Krankenhauses, setzt auf gesunde Ernährung und somit auf Toni's Freilandeier.

"Die Zeit ist reif dafür", so Chefin Barbara Hubmann, die gemeinsam mit ihrem Mann Toni den Betrieb in Glein leitet. Rund 1,5 Millionen Eier werden im AKH jährlich verarbeitet - die Großküche ist damit die erste Österreichs, die auf Freilandhaltung-Eier umsteigt. Hubmann: "Wir hoffen natürlich, dass andere Großküchen dem Beispiel folgen. Damit wird auch zum Erhalt von kleinen Landwirtschaften beigetragen." Hubmann hat sich mit 300 Bauern zusammengeschlossen, die die Freilandeier liefern.

Neues Produkt

Ermöglicht wurde der Umstieg durch ein neues Produkt, das Toni's Freilandeier auf den Markt gebracht hat: In Großküchen werden Eier aus Hygienegründen in Flüssigform verarbeitet. Diese pasteurisierten Eier gab es bisher ausschließlich aus Käfighaltung. Seit kurzem bietet sie "Toni" auch aus Freilandhaltung.

"Es handelt sich auch um eine ethische Geschichte", ist Barbara Hubmann überzeugt, die hofft, dass auch Herr und Frau Österreicher nachziehen und Produkte aus artgerechter Tierhaltung kaufen. Die Käfighaltung wird übrigens ab 2009 in Österreich verboten, dies betrifft jedoch nicht den Import (siehe auch Information).

http://www.kleine.at/nachrichten/regionen/steiermark/murtal/artikel/_630243/index.jsp
18.08.2004 05:00

Investieren, auswandern oder schließen?

Autor: Achim Stößer | Datum:
Die Lage der Eierproduzenten in Deutschland

Von Wolfgang Hörter


Legehennen in einem Käftig (Foto: AP)

Ab 2007 soll es in Deutschland verboten sein, Hühner in Käfigen zu halten. Die anderen Länder der Europäischen Union ziehen erst fünf Jahre später nach. Fünf Jahre, in denen die Geflügelzüchter hierzulande wegen der Wettbewerbsverzerrung erhebliche Umsatzeinbußen fürchten und viele deshalb sogar um ihre Existenz bangen. Doch vielleicht kommt es ja doch noch alles ein bisschen anders. Die Geflügelzüchter bereiten sich angesichts dieser ungewissen Situation ganz unterschiedlich auf die Zukunft vor.

Lambert Lehnertz züchtet Legehennen in Habscheid in Rheinland-Pfalz. Der Geflügelwirt hat bislang die Hühner in Käfigen gehalten. Aber jetzt baut er am Ortsrand einen neuen Stall:

Insgesamt ist der Stall für insgesamt 10.000 Tiere in Bodenhaltung gedacht. Mit einem überdachten Außenbereich - Kaltscharraum sagt man dazu- wo die Tiere die Möglichkeit haben ins Freie zu gelangen.

Der Stall ist das modernste was zur Zeit in Deutschland gibt. Die glücklichen Hühner bekommen sogar ein Radio:

Es hat sich erwiesen, dass durch wechselhafte Töne das Huhn abgelenkt wird.

Und Ablenkung muss sein, sonst kommt es bei der Bodenhaltung schnell zu Hackordnungskämpfen. Neben der Sauberkeit und Hygiene im Stall, ist das das schwierigste Problem bei der Bodenhaltung. Außerdem braucht man für die Bodenhaltung mehr Platz und mehr Personal. Zum Beispiel weil die Eier von Hand eingesammelt werden müssen. Das einzelne Ei ist damit teuerer als das aus dem Ausland:

Holland, Belgien, Frankreich usw. dürfen bis 2012 in Käfigen weiterproduzieren. Zudem dürfen sie in dem sogenannten Kleingruppen-Käfig die Hühner weiter halten. Das ist auch ein Käfig, der in Deutschland verboten ist. Das heißt die Nachbarländer reiben sich regelrecht die Finger nach dem deutschen Markt.

Karl-Heinz Weinand aus Niederprüm, ebenfalls Geflügel-Wirt, sieht durch diese unterschiedlichen Regelungen seine Existenz gefährdet.

Es ist die Frage, ob man den erforderlichen Mehrpreis überhaupt realisieren kann. Und nachdem, was ich sehe ist es nicht so ohne weiteres möglich.

Jeder wünsche Bodenhaltung, aber nur wenige seien bereit den höheren Preis zu bezahlen. Und dieses Problem sieht auch Thomas Janning vom Bundesverband Deutsches Ei.

Die Prognosen gehen dahin, dass langfristig das Verbraucher-Verhalten sich einpendeln wird bei 50%. Das heißt: 50% der Verbraucher werden Eier aus Freiland- und Bodenhaltung kaufen und die anderen 50% werden bedient aus Käfighaltung.

Deshalb sollen in Deutschland beide Haltungsformen erlaubt werden. Da der Kunde das so will. Sonst würde es wie in der Schweiz laufen: dort sind die Käfige schon länger verboten. Die Folge: es werden mehr Billig-Eier importiert. Zu Lasten der einheimischen Bauern. ALDI Nord hat vor wenigen Monaten die Käfig-Eier aus dem Regal genommen. Weil die Verkaufszahlen zurück gingen, gab es sie dann doch wieder. Vor wenigen Tagen wurden sie wieder aus dem Regal genommen. Jetzt gibt es aber dafür die Eier aus Bodenhaltung zum Dumping-Preis von 69 Cents für die 10er-Packung...

Letzendlich hat man bei ALDI wohl die Absicht auf Alternativhaltung überzugehen. Somit hat man dieses hin- und her. ALDI wird aber erkennen müssen, dass man ein teureres Ei anbietet und diese Umsätze im Eier-Segment nicht gemacht werden können.

Denn der Konkurrent Lidl bleibt bei Käfig-Eiern und ist ebenfalls mit dem Preis runter: dort kostet die 10er-Packung nun 39 Cents. Preise, die allerdings derzeit von einer übermäßigen Produktion herrühren und wohl auf Dauer kaum so bleiben werden, da sich so die Herstellung nicht rentiert. Dennoch: solange der Kunde Käfig-Eier kauft, gibt es große Skepsis bei den Hühner-Züchtern. Landwirt Weinand stellt deshalb noch nicht um - auch wenn er nicht generell gegen die Bodenhaltung sei:

Ich warte jetzt erst mal ab. Erstens: wird eine Umstellung finanziell gefördert, so dass es auch tragbar ist? Zweitens: Wie sieht es mit einer Entschädigung aus? Denn es ist ja eine Klage beim
Bundesverfassungsgericht diesbezüglich anhängig und die Klage wurde angenommen. Das heißt, die Chancen stehen gar nicht so schlecht.

Und es bahnt sich ein Kompromiss an: Die Landwirtschaftsminister von Bund und Ländern würden demnach ein artgerechteres Käfig-Haltungssystem doch erlauben. Noch in diesem Herbst könnte die Entscheidung fallen:

Es ist ein System, wo die Henne sehr viel Platz hat. Das sind Gruppen mit so 60 Tieren. Dazu gehört ein Nest, dazu gehören Sitzstangen. Und es gehört ein Scharr-Bereich dazu, damit die Hennen auch Staub baden können, also all ihre arttypischen Verhaltensweisen in diesem System
ausleben können.


http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/300675/
6.9.2004

Mehr Freiheit für das Huhn

Autor: Achim Stößer | Datum:
Einige Hühnerhalter haben ihre Ställe schon umgebaut


In Deutschland dürfen ab 2007 keine Legehennen mehr in so genannten Käfigen gehalten werden. Einige Hühnerhalter im Main-Tauber-Kreis haben ihre Ställe schon umgebaut und die Legehennen auf die so genannte Bodenhaltung umgestellt.

Im neuen Hühnerstall der Familie Hubert Retzbach in Stuppach leben seit eineinhalb Monaten 500 Legehennen nach den zukünftigen Vorschriften. Die Eierproduzentinnen können im Sand baden und im Familiennest ungestört Eier legen. Die Hühner haben ständig Zugang zum Futter. Dabei wird alle zwei Stunden neues Futter vorgelegt.

Der Kot wird täglich mit dem Schrapper aus dem Stall entfernt, so bleibt die Luft für Tier und Mensch angenehm. Diese Bodenhaltung bietet einige Neuerungen. Die Eier legen die Hühner im neu entwickelten automatischen Familiennest. Die besonderen Merkmale dieses Abrollnestes sind das zentrale Eierband und der zweigeteilte Kippboden. Bevor er das Nest zur Nacht verschließt, können alles Eier auf das Eierband nach hinten abrollen. So wird verhin-dert, dass Eier im Nest liegen bleiben, die Hennen im Nest übernachten und es damit ver-schmutzen oder darin brüten. Außerdem fällt der Tagesstaub von der Nestmatte, dadurch ist eine gute Nesthygiene gewährleistet.

Da die Hennen beim Eierlegen gern aus dem Nest heraus schauen und sich das Eierband an der Rückseite des Nestes befindet, erfolgt die Eiablage unmittelbar vor dem Eierband. Das sichert kürzeste Abrollwege für die Eier und bringt einen sehr geringen Anteil Knick- und Haarrisseier. Bevor der zweigeteilte Nestboden das Nest vollständig verschließt, wird er zuerst in der Mitte angehoben. Dadurch wird der hintere Teil des Nestbodens steiler gestellt.

Eventuell liegen gebliebene Eier rollen jetzt sicher und langsam auf das Eierband ab und so verbleiben keine Eier im Nest. Seit über 40 Jahren werden bei Retzbachs Hühner gehalten.

Die Besucher auf dem Hof machen sich ein ungeschminktes Bild von der neuen Form der Hühnerhaltung. Alle sind sie erstaunt, wie "unaufgeregt" sich die Hühner verhalten, wenn sich Menschen im Stall bewegen. Diese besonders artgerechte Haltung entspricht den europäischen Vorschriften der Legehennenhaltung. Diese soll früher als im Ausland schon ab 2007 in Deutschland allgemein verbindlich gelten. Ab diesem Zeitpunkt dürfen Hühner nicht mehr in Käfigen gehalten werden.

Hubert Retzbach hat mit seinem Sohn Simon eine GbR gegründet. Simon Retzbach ist gelernter Landmaschinenmechaniker und jetzt frischgebackener Landwirt. Ein weiterer Stall für ebenfalls 500 Hühner ist in der Planung. So kann etappenweise die Produktion umgestellt werden. Jeder neue Hühnerplatz kostet 50 Euro. Ohne den Einbau in vorhandene Gebäude ist mit noch höheren Ausgaben zu rechnen. Die neue Freiheit der Hühner schlägt sich in höherem Futterverbrauch nieder. Zehn bis 15 Gramm brauchen sie täglich mehr als ihre Kolleginnen, die noch im Käfig ihrer Arbeit nachgehen und jährlich 280 Eier produzieren. Wegen der höheren Platzkosten und des gestiegenen Futterverzehrs haben diese Eier aus Bodenhaltung einen geringfügig höheren Preis. Aber erfreulicherweise akzeptieren die Kunden diesen Aufschlag für die tierfreundliche Eiererzeugung.

"Auf das Futter lege ich großen Wert", betont Hubert Retzbach. Die Hühner bekommen selbst erzeugtes Getreide, wie etwa Weizen, Gerste, Hafer, Triticale und Körnermais. Nur pflanzliches Eiweiß und Mineralfutter werden zugekauft. Die Eidotter haben eine besonders ansprechende Farbe. Dies rührt von der Fütterung mit Grünmehl her, welches auf eigenen kräuterreichen Hangwiesen gewachsen ist. Jung wird es gemäht und dann auf der Heutrocknung für die Hühner zubereitet. Diese Wiesen werden nur organisch gedüngt. Mit dem eigenen Futter wird eine bessere Legeleistung erreicht als früher mit Zukauffutter. Zurecht ist Familie Retzbach stolz darauf, dass noch kein einziges Gramm an Medikamenten wegen etwaiger Krankheiten eingesetzt werden musste. Die Eier der Hühner rollen vor den Familiennestern direkt auf ein Förderband. Dies transportiert die Legeproduktion dann in den Vorraum. Dort werden die Eier gezählt, durchleuchtet, nach Größe sortiert und gestempelt.

Bei Retzbachs sind alle Hühner weiß, denn erstens sind weiße Eier leichter zu durchleuchten. Zudem wollen manche Kunden keine braunen Eier, weil diese eher eine ausgeprägten Pigmentansatz haben. Als Junghennen werden die Eierproduzentinnen mit 18 Wochen zugekauft. Nach 13 Monaten haben sie meist ihr legereiches Arbeitsleben hinter sich. Tillmann Zeller


© Fränkische Nachrichten – 25.09.2004
http://www.fnweb.de/regionales/landwirtschaft/20040925_f140921031_26504.html

Prozess: 8500 Hühner verendet

Autor: Achim Stößer | Datum:
TIERQUÄLEREI / Hühnerlieferant hatte bei 17-Wochen alten Legehennen in Kilb die Schnäbel gestutzt. Erlaubt ist das nur bis zum 10. Lebenstag.

VON KARL LAHMER

MELK, KILB / Wegen Tierquälerei standen in der Vorwoche der Besitzer eines Waldviertler Geflügelhofes und einer seiner Angestellten vor dem Melker Bezirksgericht. Der Geflügelproduzent aus dem Bezirk Krems hatte Ende Jänner des Vorjahres 8.500 Legehennen auf den Hof der Familie P. nach Kilb geliefert.

Dabei wurde den Legehennen der Schnabel gestutzt. „Wie alt waren die Hennen?“, wollte der Vorsteher des Melker Bezirksgerichtes, Dr. Herbert Studenik von dem Lieferanten wissen. ,,17 bzw. 18 Wochen und damit legefähige Hennen“, betonte der Geschäftsführer. Das Kürzen der Schnäbel (kubieren....) ist nur bis zum 10. Lebenstag und nicht bis zur 17. Woche erlaubt. Der Lieferant persönlich und ein Helfer (Kraftfahrer) hatten in einer mehr als elfstündigen Aktion am Hof der Familie P. die Schnäbel gestutzt.

„Warum haben sie das gemacht?“, will der Richter wissen. ,,Herr Rat, die Tiere hätten sich sonst umgebracht. Es war nur zum Schutz der Tiere.“ Er habe nur einen Fehler gemacht, bekennt der Lieferant, er habe nicht seinen zuständigen Amtstierarzt angerufen und eine Ausnahmegenehmigung eingeholt. Warum es zum Kannibalismus unter den Hühnern gekommen ist, kann sich der Produzent nicht erklären.

,,Es ist bei der Aufzucht etwas passiert“, vermutet Brigitte P., die statt der legefähigen Hennen aggressive Tiere in ihrem Stall vorfand. „Ich war gegen das Kubieren der Schnäbel“, sagt P., „aber die Hennen waren noch nicht bezahlt und gehörten daher noch den Lieferanten.“

Da die Hühner nach der blutigen Aktion derart behindert waren (Tastsinn beeinträchtigt), dass sie die Futteraufnahme großteils verweigerten, klagte die Bäuerin den Lieferanten auf dem Zivilrechtsweg auf Schadenersatz. „Derzeit ist unser Stall leer und wir stehen ohne Einnahmen da!“, sagt P. Das Verfahren läuft am Landesgericht St. Pölten. ,,Wir warten noch auf ein Gutachten“, sagt der Rechtsanwalt des Lieferanten. Auf dieses Gutachten will auch Richter Studenik im Strafverfahren in Melk warten.

Hier geht es um den Vorwurf der Tierquälerei. Anzeige hat von Amtswegen der Melker Amtstierarzt erstattet. Als er bei einem Routinebesuch den schlechten Zustand der restlichen Hühner sah, „musste ich handeln“, sagte Amtstierarzt Dr. Helmut Herndl als Zeuge vor Gericht aus.

Warum ein Tierarzt und eine Tierärztin beim Kürzen der Schnäbel zugesehen haben, konnte vor Gericht nur teilweise geklärt werden. Die Tierärzte hatten im Auftrag der (künftigen) Besitzerin die Hühner unmittelbar nach Anlieferung im Stall geimpft.

Danach wurde ihnen der Schnabel abgezwickt. Der Haus-Tierarzt wollte sich nicht mehr erinnern, die Tierärztin hatte zwar die Aktion beobachtet, enthielt sich aber der Aussage. Zum Schaden sagt die Bäuerin: ,,2 Mio. Eier haben gefehlt.“ Der Lieferant ist sicher, dass die Hühner am Hof schlecht gehalten wurden und daher in einem derart schlechten Zustand - so wie sie der Amtstierarzt vorgefunden hatte - waren. Das Gutachten, das im Zivilprozess erwartet wird, soll auch im Strafprozess Licht in die unliebsame Hühneraffäre bringen. Daher wurde vertagt.


http://www.noen.at/redaktion/n-mel/article.asp?Text=156108&cat=318

EU-Tierschutzgesetz als Chance für heimische Hennen

Autor: Achim Stößer | Datum:
07. Oktober 2004 19:08

Gut zwei Millionen österreichische Hühner legen im Ausland - Das 2012 EU-weit geltende Tierschutzgesetz könnte die Käfighennen auf heimische Böden zurückholen

Wien - Anfang nächsten Jahres tritt das Bundestierschutzgesetz in Kraft, das die Produktion von Käfigeiern in Österreich ab 2009 verbietet. Hühnerkäfige jedweder Art dürfen bereits ab 2005 nicht mehr neu gebaut werden. Von den 7,5 Millionen Legehennen in Österreich leben rund vier Mio. in Käfighaltung, die Hälfte davon legt im Ausland.

"Die Übergangsfristen sind eine Chance für die heimischen Bauern, auf Bodenhaltung umzusteigen und die ins Ausland verlagerte Eierproduktion zurückzuholen," sagt Toni Hubmann, Gründer der Marke Toni's Freilandeier anlässlich des heutigen Welttages des Eies.

Eine deutlichere Kennzeichnung der Herkunft und Produktionsweise von Eiern würde längerfristig Legehühner wieder nach Österreich zurückbringen, die derzeit kostengünstiger im Ausland "produzieren". Da der Eierbedarf in den letzten zehn Jahren konstant bei rund 7,7 Mio. Stück blieb, sei eine Veränderung des Kaufverhaltens nur durch Sensibilisierungsmaßnahmen möglich - letztendlich entscheide der Konsument. Derzeit kosten zehn Stück Eier aus Käfighaltung rund einen Euro, Freilandeier bis zu drei Euro.

Verlagerte Erzeugung

2004 gingen 35 Prozent der erzeugten Eier direkt an den Lebensmittelhandel, 34 Prozent wurden direkt vermarktet und 31 Prozent verbrauchten Industrie und Großhandel, schätzte Hubmann. Während die Obergrenze in heimischen Betrieben bei 500.000 Hühnern liegt, werden in Deutschland vergleichsweise bis zu fünf Millionen Hühner auf einer Farm gehalten.

Die EU-weit 2012 in Kraft tretende Tierschutzrichtlinie könnte aber eine weitere Verlagerung in Drittländer mit weniger strengen Auflagen bedeuten. Bereits jetzt beliefern Betriebe aus den Niederlanden und Osteuropa den deutschen Markt mit Billigeiern und drücken den Preis. Hubmann plant zudem, Masthähne als Qualitätsprodukte zu verkaufen. Jährlich werden 7,7 Millionen männliche Küken nach dem Schlüpfen getötet, da sie für den Handel keine Verwendung finden. Tonis Freilandeier will die Hähne "sinnvoll wiederverwerten". Diese sollen das Dreifache der üblichen Hühner kosten, was durch die längere Aufzucht bedingt sei. Die Kampagne "Essen ohne Käfig" soll den Konsumenten teurere Eier schmackhaft machen.(Christine Rödlach, Der Standard, Printausgabe, 08.10.2004)

http://derstandard.at/?url=/?id=1817746

Neuer Krach um Hühnerkäfige

Autor: Achim Stößer | Datum:
Donnerstag 7. Oktober 2004, 19:40 Uhr


Warberg (AP) Neuer Krach um die Größe deutscher Hühnerkäfige: Der Streit zwischen Bund und Unions-regierten Ländern über die Haltung von Legehennen ist am Donnerstag neu entbrannt. Auf der Agrarministerkonferenz im niedersächsischen Warberg lehnten die Länder mehrheitlich einen von Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) erarbeiteten Käfig-Kompromiss ab. Die von Künast vorgestellte Kleinvoliere sei zu groß; darauf könne man sich nicht einigen, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU).

Künast warf den Unions-regierten Ländern daraufhin Erpressung vor. Sie sei selbst «nicht begeistert von den Kleinvolieren» und habe sich bei der Hennenhaltung nur auf die Ländermehrheit zu bewegt, «weil wir erpresst wurden», sagte Künast. Damit meinte sie die Haltung der Unions-regierten Länder, die die überfällige Anpassung der deutschen Schweinehaltung an EU-Recht von Zugeständnissen bei der Käfighaltung von Hühnern abhängig machen. Letztere ist nach deutscher Rechtslage nur noch bis Ende 2006 erlaubt.

Auf den Kompromiss «Kleinvoliere» hatten sich alle Agrarminister noch im März in Osnabrück geeinigt. Die von Künasts dann in Warberg vorgestellte konkrete Kleinvoliere war den CDU-Ländern dann aber zu hoch. Eine Kleinvoliere dürfe maximal nur 52 Zentimeter hoch sein, sagte Ehlen, Künast wolle aber eine Höhe von 105 Zentimetern.

Die Verbraucherministerin warf dem CDU-Politiker im Gegenzug vor, einen «ausgestalteten Käfig als Kleinvoliere verkaufen» zu wollen. In einer Voliere müssten die Hühner zumindest auf und unter der Sitzstange noch Platz finden. Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) aus Mecklenburg-Vorpommern begrüßte Künasts Kompromissvorschlag «prinzipiell».

Am Rande der Konferenz demonstrierten Tierschützer und Halter von Legehennen gegen und für die Käfighaltung. Rund hundert Hennenhalter und Beschäftigte der Geflügelwirtschaft ließen 5.000 gelbe Luftballons mit der Aufschrift «Good bye Deutsches Ei» aufsteigen. Mitglieder des Deutschen Tierschutzbundes protestierten vor dem Konferenzgebäude als überdimensionale Hennen verkleidet und appellierten, «keine Kompromisse zu Lasten der Hühnervögel zu schließen». Tierschutzpräsident Roland Apel sagte aber, Künasts Kompromissvorschlag gehe in die richtige Richtung.

Unterschiedliche Auffassungen zwischen der Verbraucherministerin und den Unions-regierten Länder wurden in Warberg auch bei der Reform des EU-Zuckermarktes deutlich. Künast unterstützte die Vorschläge der EU-Kommission und sagte, es gehe nur noch in einigen Punkten um das Wie der Reform. Demgegenüber betonte Ehlen, die von Brüssel vorgeschlagenen Preissprünge und Schritte zur Mengenabsenkung seien bei weitem zu groß.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Gerd Sonnleitner verlangte am Rande der Konferenz ein klares Bekenntnis zur EU-Zuckermarktordnung. Man verschließe sich einer Reform des Zuckermarktes nicht, die drastischen Vorschläge der EU-Kommission lehne man jedoch ab.

http://de.news.yahoo.com/041007/12/48lvh.html

Patt im Hühnerkampf

Autor: Achim Stößer | Datum:
(08.10.2004 )


Der Streit über die Hennenverordnung geht in die nächste Runde. Käfige sollen aber verboten bleiben

Von Dagmar Dehmer

Berlin - Der „Hühnerfriede von Osnabrück“ hat gerade mal ein halbes Jahr gehalten. Ende März hatten die deutschen Agrarminister eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die darüber beraten sollte, ob Hühner auch in so genannten Kleinvolieren tierschutzgerecht gehalten werden können. Am Donnerstag ging die Auseinandersetzung zwischen Hennenhaltern und Tierschützern, Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) und dem Bundesrat weiter. Die Agrarminister trafen sich auf Burg Warberg bei Helmstedt, um über einen Kompromissvorschlag Künasts zu verhandeln. Sie stellte aber klar: „Käfige sind verboten, und sie bleiben verboten.“ Die Entscheidung wurde am Ende noch einmal in eine Arbeitsgruppe vertagt. Diesmal sollen nur noch Bund, Länder und Wissenschaft darin vertreten sein. Tierschützer und Geflügelzüchter sollen nicht mehr mitreden dürfen.

Eigentlich gibt es gar nichts zu verhandeln. Denn schon 2001 stimmte der Bundesrat der neuen Hennenhaltungsverordnung zu, die Käfigbatterien vom 1. Januar 2007 an generell verbietet. In der gesamten Europäischen Union werden die Legebatterien erst 2012 abgeschafft. Die Verordnung geht aber noch in einem anderen Punkt über die EU-Verordnung hinaus: Auch so genannte ausgestaltete Käfige sind in Deutschland verboten. Um genau diese Haltungsform kämpft die deutsche Geflügelwirtschaft mit beträchtlichem Aufwand. Nachdem sich die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat geändert hatten, sahen die Hennenhalter ihre Chance. Bei den CDU-Ministerpräsidenten fanden sie großes Verständnis für ihr Anliegen, auch in Zukunft möglichst viele Hennen auf möglichst wenig Platz zu halten. Im November 2003 beschloss der Bundesrat, die schon lange fällige Novelle der deutschen Schweinehaltungsverordnung mit einer nachträglichen Änderung der Hennenhaltungsverordnung zu verknüpfen. Der Bundesrat wollte die Nutzung der bestehenden Käfigbatterien ohne zeitliche Befristung zulassen und außerdem ausgestalteten Käfige doch noch erlauben. Renate Künast weigerte sich jedoch, die neue Verordnung zu unterzeichnen, weil sie sowohl EU-Recht als auch dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1999 widersprach, das deutlich mehr Platz für das Federvieh verlangt hatte.

Am Donnerstag forderte Künast ihre Ministerkollegen auf, die „unselige Verbindung“ der Hühnerfrage mit der Schweineverordnung aufzugeben. Die Kopplung sei ein „Erpressungsversuch“. Denn setzt Künast die Schweineverordnung nicht bald durch, könnte Brüssel demnächst Strafzahlungen in Millionenhöhe verlangen. Genau darauf hoffen Hühnerzüchter und der Deutsche Bauernverband (DBV). Denn unter diesem Druck, so ihr Kalkül, würde Künast bei den Hennen vielleicht doch noch weich werden.

Die Positionen sind noch immer weit auseinander. Die Industrie will einstöckige Kleinvolieren, die höchstens 60 Zentimeter hoch sind, in denen 60 Hühner unterkommen sollen. Künast hat dagegen Kleinvolieren vorgeschlagen, die mehr als einen Meter hoch sind und höchstens 30 Hennen beherbergen. Tierschützer kritisieren den Vorschlag, weil damit der Käfig durch die Hintertür doch wieder zugelassen würde.

http://www.tagesspiegel.de/politik/index.asp?gotos=http://archiv.tagesspiegel.de/toolbox-neu.php?ran=on&url=http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/08.10.2004/1407173.asp

Minister streiten über Käfige, Discounter werfen Käfig-Eier aus dem Sortiment

Autor: Achim Stößer | Datum:

Kein Ei mehr mit "3"

07. Okt. 2004

Die Unions-Mehrheit im Bundesrat und Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) haben sich auch am Donnerstag nicht auf eine Änderung der Legehennenverordnung geeinigt. Was für die Hennen gut ist - Käfighaltung ist nach bisheriger Rechtslage ab 2007 verboten - bringt Schweinen allerdings weiteres Leid: Die Union hat ihre Zustimmung zu Verbesserungen bei der Schweinehaltungsverordnung an eine Aufweichung des Käfigverbots bei Hühnern gekoppelt. Während der Bauernverband sogenannte Kleinvolieren erlauben will, bezeichneten Tierschützer diese "ausgestalteten" käfige als Täuschung. Sie wollen künftig mehr auf die Macht von Verbrauchern und Handel setzen. Aldi und Lidl hätten in Nord- und Ostdeutschland Eier mit "3" - also aus Käfighaltung - bereits aus dem Sortiment genommen.

Landwirtschaftsministerin Künast kritisierte ihre Länderkollegen bei der Agrarministerkonferenz auf Burg Warberg bei Helmstedt scharf. Sie sollten ihren "Erpressungsversuch" aufgeben, die Umsetzung der EU-Richtlinie zur Schweinehaltung von einem Kompromiss bei der Hühnerhaltung abhängig zu machen. Künast betonte, Deutschland drohten Strafzahlungen in Millionenhöhe, wenn der Bundesrat weiter blockiere.

Künast will aber über die mögliche Zulassung von sogenannten Kleinvolieren diskutieren. Auf Antrag der Bundesländer während letzten Agrarministerkonferenz beriet eine Arbeitsgruppe die von der Forschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) weiterentwickelten "Eckpunkte zu tierschutzgerechten Anforderungen an eine Kleinvolierenhaltung für Legehennen" - ohne Ergebnis. Mit diesen Vorschlägen sollte auf Drängen der Bundesländer ein Kompromiss zwischen Käfighaltung und bereits erprobten Volieren gefunden werden.

"Das Tierwohl muss über den Wirtschaftsinteressen der Eierlobby stehen", forderte Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. "Käfig bleibt Käfig, da nützen auch keine Worttäuschungen wie die Bezeichnung "Hühnerappartement" oder "ausgestalteter" Käfig."

Die Tierschützer wollen nun verstärkt auf Verbraucher und Handel setzen. Von Seiten des Handels habe es positive Signale gegeben, so Tierschutzbund-Präsident Apel. Neben Aldi-Nord mit den Verkaufsgebieten Nord- und Ostdeutschland, der bereits seit August auf den Verkauf von Eiern mit "3" verzichte, habe auch Lidl in diesen Tagen im gleichen Verkaufsgebiet Eier aus Käfighaltung aus dem Sortiment genommen. Auch der Lebensmitteldiscounter Norma habe zugesagt, Eier mit "3" zukünftig nicht mehr zu verkaufen. In einigen Norma-Bezirken habe die Umstellung bereits jetzt begonnen.


http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php4?Nr=9463

Streit um Legehennen: Fronten verhärtet

Autor: Achim Stößer | Datum:

Agrarministerkonferenz: Künast mit Flugblatt (Foto: dpa)

"Freiheit für die Hühner" fordern die einen, "Rettet das deutsche Ei" steht auf den Plakaten der anderen: Rund 100 Tierschützer und ebenso viele Landwirte standen sich am Donnerstag vor Burg Warberg bei Helmstedt weitgehend unversöhnlich gegenüber. Auf der Tagesordnung der Konferenz der Agrarminister der Länder stand zum wiederholten Mal ein Dauerstreitthema: Die Legehennenhaltung. Die Zentrale Frage, die die Demonstranten auf die Straße trieb, lautet: Wie viel Platz braucht das Huhn zum Eierlegen - und zum Glücklichsein?

EU untersagt enge Legebatterien
Die Vorgaben sind klar: Die EU will die bisherige Haltung in engen Legebatterien bis zu 45 Zentimetern Höhe nur noch bis 2011 gestatten. Doch die grüne Verbraucherschutzministerin Renate Künast will noch mehr: Sie will die Käfige in Deutschland schon von 2007 an verbieten und den heimischen Eierproduzenten darüber hinaus noch strengere Vorgaben für die Größe der künftigen Behausungen machen als sie in anderen EU-Ländern geplant sind. Die Legehennenhalter sehen dadurch ihre Existenz bedroht und tausende Arbeitsplätze in Gefahr, wenn im Ausland künftig billiger produziert werden kann.

Künasts Kompromiss: ein Meter Höhe
Der Streit zwischen den Eierproduzenten und den Tierschützern entzündet sich vor allem an der Höhe der künftigen Behausungen. Geplant sind Kleinvolieren, die den Hühner genug Raum zum Aufflattern geben sollen. Doch wie hoch sollen diese sein? Ursprünglich wollte Künast nur Volieren mit einer Mindesthöhe von zwei Metern zulassen. Außerdem sollten die Tiere gemäß dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts auch "aufflattern" - also auf eine Leiter fliegen - können. Nach heftigem Protest der Hühnerhalter schlug die Ministerin am Donnerstag nun eine ein Meter hohe Kleinvoliere vor.


"Nicht praxiserprobt"
Doch auch die stößt bei den Eierproduzenten auf wenig Gegenliebe. "Dieses Modell ist noch gar nicht praxiserprobt, unseres dagegen schon", schimpft Wilhelm Hoffrogge, der Vizepräsident des Zentralverbandes der Geflügelwirtschaft. "Frau Künast spielt auf Zeit, das lassen wir uns nicht gefallen", erklärt er und verweist darauf, dass die Halter mindestens ein Jahr Vorlauf für den Umbau ihrer Ställe brauchen.

"Viel zu niedrig und nicht artgerecht"
Der Bundesverband Deutsches Ei stellte Ministerin Künast statt dessen sein eigenes Kompromissmodell vor: 60 Zentimeter hoch, doppelte Grundfläche pro Huhn, 60 Tiere pro Voliere, Sitzstangen in zwei Höhen, eine Sandfläche zum Scharren und eine verdunkelte Ecke zum Eierlegen. "Das ist weit mehr als die EU vorgibt", sagt Legehennenhalter Franz-Rudolf Geisthöver. "Viel zu niedrig und nicht artgerecht", meint dagegen Wolfgang Apel, der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Und Ministerin Künast sagt: "Klar ist, das eine Kleinvoliere kein Käfig sein kann, der etwas in die Breite geht."


Verhärtete Fronten
Bauernpräsident Gerd Sonnleitner, aber auch verschiedene Länderminister - allen voran Niedersachsens Hans-Heinrich Ehlen (CDU) - stehen klar auf der Seite der Legehennenhalter, die schnell grünes Licht für ihr Modell fordern. Künast und die SPD-geführten Länder hingegen kritisierten, dass die Unionsländer derzeit versuchten, über den Bundesrat die Aufhebung des Käfigverbotes zu erreichen, indem sie ihre Zustimmung zur Umsetzung der EU-Richtlinien für die Schweinehaltung verweigerten. Sollte die EU-Vorgaben nicht umgesetzt werden, drohen Deutschland hohe Vertragsstrafen. "Es ist nicht fair, dass zu koppeln", sagte Künast.

http://www2.onnachrichten.t-online.de/dyn/c/25/66/51/2566512.html

Hennenstandort Deutschland

Autor: Achim Stößer | Datum:
LEGEHENNEN: KÜNAST SOLLTE AUF DIE VERBRAUCHER VERTRAUEN

Hennenstandort Deutschland

"Die Kleinen geben auf und die Großen gehen nach Polen oder Tschechien", klagte gestern in Hannover der niedersächsische Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen. Gemeint waren diesmal weder Metallbetriebe noch Autoproduzenten, die mit Abwanderung drohen. Der CDU-Politiker sieht vielmehr den Eier- oder Hennenstandort Deutschland in seiner Existenz bedroht, wenn Hühner ab 2007 tatsächlich nicht mehr in Käfige oder die von Ehlen selbst favorisierten rund 50 Zentimeter hohen Kleinst-"Volieren" gezwängt werden dürfen.

In Wahrheit ist es allerdings um den Hennenstandort Deutschland gar nicht so schlecht bestellt. Die Hühner scheinen gegenwärtig sogar eine schlagkräftigere Interessenvertretung zu haben als die durch Arbeitslosigkeit und Hartz IV eingeschüchterten Arbeitnehmer. Seit der Deutsche Tierschutz die Eier aus Käfighaltung, die Eier "mit der Drei", per Fernsehwerbung bekämpft, vergeht nicht nur den Konsumenten die Lust auf deutsche Quäl-Eier. Auch der Handel reagiert. Nach Angaben des Tierschutzbundes sind gerade die großen Lebensmittelketten dabei, Eier aus Käfighaltung aus dem Angebot zu nehmen. Aldi Nord, Lidl und die immerhin auch 1.200 Geschäfte umfassende Norma-Kette haben dem Tierschutzbund nach dessen Angaben den Verzicht auf Käfigeier bereits fest zugesagt und arbeiten nur noch bestehende Verträge mit alten Lieferanten ab.

Der niedersächsische Agrarminister Ehlen kämpft also nicht nur für eine unschöne Form der Hennenhaltung, sondern auch für eine, die wirtschaftlich kaum noch eine Zukunft hat, wenn der Verbraucher die Produktionsbedingungen seiner Eier tatsächlich kennt. Man kann nur hoffen, dass sich die Ministerin der Verbraucher, Renate Künast, von der Union tatsächlich nicht erpressen lässt und das Verbot der Käfighaltung ab 2007 weiter verteidigt. Dass die Agrarminister der Union nun eine Anpassung der Richtlinien zur Schweinehaltung an EU-Recht blockieren und Deutschland bewusst ein Vertragsverletzungsverfahren aufhalsen wollen, ist ein schmutziger Trick, der nicht zum Erfolg führen darf. " JÜRGEN VOGES

taz Nr. 7483 vom 9.10.2004, Seite 11, 46 Zeilen (Kommentar), JÜRGEN VOGES

http://www.taz.de/pt/2004/10/09/a0261.nf/text.ges,1

Künast ruft Länder im Legehennen-Streit zum Einlenken auf

Autor: Achim Stößer | Datum:
Frankfurt/Main (AP) Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast hat die Länder aufgefordert, die Umsetzung der EU-Richtlinien zu Schweinhaltung nicht länger zu blockieren. Auch die Länder seien dafür verantwortlich, dass sich Deutschland rechtstreu gegenüber der EU verhalte, erklärte Künast am Freitag in Berlin. Einige unionsregierte Länder fordern als Bedingung für eine Änderung der Regeln für Schweine eine Lockerung der Legehennenverordnung.

Die Grünen-Politikerin wies dies erneut als Erpressungsversuch zurück, der «wenig sachdienlich» sei. Der Bundesrat habe der geltenden Regelung zur Hennenhaltung bereits 2001 zugestimmt, betonte sie. Die Ministerin war am Vortag bei der Agrarministerkonferenz mit einem Kompromissvorschlag gescheitert. Dabei hatte sie eine so genannte Kleinvoliere vorgestellt, die mit einem Meter Höhe nur die Hälfte der in der Legehennenverordnung geforderten Mindesthöhe erreicht.

Die Agrarminister hatten den Vorschlag jedoch lediglich zur Kenntnis genommen. Der Vorsitzende der Ministerkonferenz, der niedersächsische Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen, hatte Künasts Voliere als zu groß zurückgewiesen und sich für eine lediglich halb so hohe Variante ausgesprochen, wie sie auch von der Geflügelwirtschaft gefordert wird.

Die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn schlug vor, dass die Länder im Falle einer andauernden Bundesrats-Blockade eigene Schweineverordnungen erlassen. Nordrhein-Westfalen habe dies schon vor Jahren getan, sagte die Grünen-Politikerin der Nachrichtenagentur AP. Wollte die EU Deutschland dennoch bestrafen, könne man argumentieren, dass die Länder eine Gesetznovelle auf Bundesebene verhindert hätten, fügte Höhn hinzu.

Die Ministerin kritisierte die Koppelung zwischen Schweinen und Hennen: «Ich finde, dass Hühner und Schweine unterschiedliche Tiere sind», sagte sie. Sie glaube auch nicht, dass die Verbraucher Eier aus solch kleinen Volieren akzeptieren würden, fügte sie hinzu.

Der Deutsche Bauernverband bedauerte, dass Bund und Länder keine Einigung erzielt hatten. Nun müsse schnellstens eine konsensfähige Lösung erarbeitet werden, hieß es in einer in Berlin verbreiteten Erklärung.


http://de.news.yahoo.com/041008/12/48nnb.html

Erpressung mit Schweinen bei Hühnern

Autor: Achim Stößer | Datum:
Die CDU-Landwirtschaftsminister streiten mit Bundes-Verbraucherschutzministerin Renate Künast um die Käfighaltung von Legehennen. Der Drahtkorb darf nicht höher als 52 Zentimeter sein, fordern sie. Sonst könne man damit kein Geld verdienen
VON JÜRGEN VOGES
Nach halbjährigem Waffenstillstand ist der Streit um die Käfighaltung von Legehennen erneut voll entbrannt. Die unionsregierten Länder haben auf einer Agrarministerkonferenz im niedersächsischen Warberg einen Kompromissvorschlag von Bundes-Verbraucherschutzministerin Renate Künast abgelehnt und versuchen nun erneut, das ab 2007 in Deutschland geltende Verbot der Käfighaltung von Legehennen doch noch zu kippen. Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) und seine Unions-Kollegen bringen Künast in Bedrängnis, indem sie die Anpassung einer deutschen Verordnung zur Schweinehaltung an EU-Recht von einem Nachgeben Künasts beim Verbot der Käfighaltung abhängig machen.

Künast stehe ja "bei den Schweinen unter Druck", sagte Ehlen gestern in Hannover. Da die Anpassung der Richtlinie zur Schweinehaltung an EU-Recht seit fast zwei Jahren überfällig sei, erwarte er, dass die EU bald im Rahmen eines Vertragsverletzungsverfahren ein Bußgeld gegen Deutschland verhängen werde. Man reche mit "rund 750.000 Euro pro Tag", die der Bund dann an Brüssel zu zahlen habe, meinte Ehlen.

Über das aus Brüssel drohende Bußgeld wollen die CDU-Länder Künast zwingen, das Verbot der Käfighaltung so abzuschwächen, dass eine in Niedersachsen entwickelte, nur 52 Zentimeter hohe Kleinvoliere auf Dauer erlaubt bliebe. Künast sieht in dem niedersächsischen Modell allerdings nur einen "ausgestalteten Käfig". Eine Voliere müsse zumindest so viel Platz bieten, dass die Hennen auf einer Stange sitzen und sich unter der Stange noch bewegen könnten, sagte sie nach der Agrarministerkonferenz am Donnerstagabend

Mit der harten Haltung der Ländermehrheit lebt ein Streit wieder auf, den die Agrarminister eigentlich auf ihrer letzten Konferenz im März in Osnabrück bereits beigelegt hatten. In Osnabrück einigten sich Künast und ihre Länderkollegen auf eine Kleinvoliere als Kompromissmodell für die Hennenhaltung. Als Künast aber nun im niedersächsischen Warberg dem vereinbarten Kompromiss Gestalt verlieh und eine 105 Zentimeter hohe Kleinvoliere präsentierte, war dieser halb mannshohe Hennenkäfig den unionsregierten Ländern noch viel zu groß. "Was nützt es, wenn man was vorschreibt, und damit kann man kein Geld verdienen", so Ehlen.

Der schwergewichtige Niedersachsen will die Eierproduzenten vor Investitionen in neue Ställe bewahren und daher die Käfige so flach halten, dass drei davon übereinander in die bereits vorhandenen Hennenställe passen. Die Ställe seien in der Regel rund 2,50 Meter hoch. Da auch noch Platz für Belüftung und Sicht bleiben müsse, dürften die Käfige nicht höher als 50 bis 55 Zentimeter sein, wenn drei übereinander stehen sollten.

Künast wirft den unionsregierten Ländern nun Erpressung vor. Schon von den Kleinvolieren sei sie nicht begeistert und habe diese "nur auf Grundlage von Erpressung" als Kompromiss vorgeschlagen, meinte sie nach der Agrarministerkonferenz in Warberg. Unterstützt wurde Künast auf der Konferenz nur von den beiden grünen Landwirtschaftsministerinnen aus Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.

taz Nr. 7483 vom 9.10.2004, Seite 8, 108 Zeilen (TAZ-Bericht), JÜRGEN VOGES

http://www.taz.de/pt/2004/10/09/a0223.nf/text.ges,1

Landwirtschaft: Zurück in den Käfig

Autor: Achim Stößer | Datum:
Freiland- und Bodenhaltung sollen Hühner glücklich machen. Doch das ist ein Irrtum. Große, gut ausgestattete Volieren wären viel besser.




Von Stefan Schmitt

Eng ist es in der Hühner-WG. Dreißig Damen der Gattung Gallus gallus teilen sich einen Käfig, der in der Grundfläche etwa anderthalb Meter im Quadrat misst. Nach einem Heim glücklicher Hühner sieht das nicht aus. Und als sich dann noch Henne Nummer 9773 - nennen wir sie Heidi - mitten ins Gewühl stürzt, ist das Gegacker groß.

Doch vielleicht lässt sich der Käfig ja noch ein bisschen kleiner machen. Lars Schrader, Leiter des Instituts für Tierschutz und Tierhaltung der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Celle, demonstriert, wie er mittels Flügelschrauben die Dimensionen seiner »Kleinvolière« verändern kann. Hier lässt sich die Decke absenken, auf einen Meter Höhe hat er sie jetzt justiert: »Wir müssen schauen, was für die Tiere noch akzeptabel ist.«

Aber ist denn ein Käfig an sich akzeptabel? Die industrielle Hühnerhaltung gilt doch längst als Tierquälerei. Schrader schüttelt den Kopf. Ihm geht es darum, »Tiergerechtigkeit« herzustellen, »also Schäden, Leiden und Schmerzen zu verhindern und andererseits den Tieren zu ermöglichen, essenzielle Elemente des natürlichen Verhaltensrepertoires ausleben zu können«. Was hühnergerecht ist, das erprobt er gerade an Heidi und Konsorten. Eierproduzenten, Tierschützer und Politiker beobachten das Geschehen in Celle mit Argusaugen. Dabei ist die Marschrichtung bei der Hennenhaltung eindeutig festgelegt - raus aus Käfig und Legebatterie, hinein in die Freilandhaltung.

Zwar gibt es in Deutschland noch 33 Millionen Legehennen, die in konventionellen Käfigen hausen - ein Huhn nennt da nicht einmal eine DIN-A4-Blatt große Fläche sein Eigen. Doch seit Inkrafttreten der neuen Hennenhaltungsverordnung im März 2002 gilt: Deutschland steigt ab 2007 aus der Käfighaltung aus. Freiheit für das Federvieh - ein zentrales Ziel grüner Landwirtschaftspolitik ist erreicht und eine Forderung des Bundesverfassungsgerichts übererfüllt. Konventionelle Legebatterien erklärte es 1999 für mit dem Tierschutzgesetz unvereinbar, schränkte aber ein: »Der nationale Gesetzgeber ist grundsätzlich bereit, eine Käfighaltung zuzulassen.« Künast war es nicht.

Doch mittlerweile steht der Komplettausstieg wieder zur Disposition. Es geht um wirtschaftliche und politische Interessen. Und so erpresst der Bundesrat die grüne Bundesministerin, angeführt vom Land Niedersachen, Heimat eines Drittels aller Eier produzierenden Betriebe: Nur wenn Renate Künast vom völligen Käfigverbot für Legehennen abrückt, gibt der Rat sein Placet für eine andere Tierhaltungsverordnung, diejenige für Schweine. Deutschland fehlt im Saustall derzeit diese Regelung - Brüssel droht deshalb schon ab Januar 2005 mit Konventionalstrafen. Nun streiten Bund und Länder über die künftigen Wohnverhältnisse für über 40 Millionen Legehennen in Deutschland.

Zudem meldet sich die Wissenschaft vom Huhn zu Wort - mit einem Paukenschlag. So genannte alternative oder offene Systeme zur Legehennenhaltung, also Volieren-, Boden- und Freilandhaltung, seien weniger tierfreundlich, als die Bundesregierung glauben mache. Das totale Käfigverbot gilt als fragwürdig - Ausdruck einer übertriebenen Tierromantik. »Der Tierschutz ist als Anliegen ethisch, das heißt vom Menschen her, begründet«, gibt Hanno Würbel, Professor für Tierschutz und Ethologie an der Universität Gießen, zu denken, »und was Tiere zu ihrem Schutz brauchen, ist biologisch, das heißt vom Tier her, begründet.« Die biologischen Parameter nun sollen in Celle experimentell bestimmt werden. Die Hennen loten sie mit jeder videoüberwachten Bewegung aus.

Heidi macht sich breit. Sie presst ihren Körper leicht nach rechts auf den Boden, der mit Sägespänen bestreut ist. Sie scheint mit ihrem rechten Flügel vorwärts robben zu wollen. »Staubbaden«, erklärt Lars Schrader, »ist ein zentraler Bestandteil des natürlichen Verhaltensrepertoires.« Mit Sand reinigen die Vögel ihr Gefieder. Es gehört für sie ebenso untrennbar zum Tagesablauf wie das Scharren. Im Celler Modell lädt ein so genannter Einstreubereich aus Kunstrasen dazu ein. In herkömmlichen Hennenkäfigen hingegen besteht der gesamte Boden aus Draht- oder Plastikgitter, damit der Kot nach unten fallen kann, wo er gesammelt wird. Das war dann zwar hygienisch, aber wenig hühnerfreundlich. Mittlerweile ist es selbst unter Produzenten Konsens, dass die noch weit verbreiteten Kleinkäfige blanke Quälerei sind. Europaweit werden sie bis 2012 abgeschafft.

Ihr offizieller Nachfolger heißt »ausgestalteter Käfig« und bietet einerseits mehr Platz pro Huhn, andererseits eine Art Möblierung mit Einstreubereich, Nest und Sitzstangen. Solche Käfige haben obendrein den wirtschaftlichen Vorteil, in die bestehenden Ställe und die Abläufe der industriellen Eierproduktion zu passen. Aber Forscher kritisieren auch diese von Brüssel abgesegneten Lege-Appartements als zu eng. »Ausgestaltete Käfige nach den Mindestanforderungen der EU konnten nicht alle Parameter für Tiergerechtheit erfüllen«, sagt Lars Schrader und ergänzt, »es ist aber nicht ausgeschlossen, dass zukünftige Modelle es können.« Aber warum lässt man die Hühner denn nicht gleich ganz frei herumlaufen?

Heidi legt ihr Ei meist morgens. Im mit Plastikvorhängen abgedunkelten »Nest« an der Stallrückseite findet sie Dunkelheit und Ruhe für die halbstündige, kräftezehrende Prozedur. Es schützt die Henne auch vor den eigenen Artgenossinnen. Unmittelbar nach dem Legen ist die Kloake noch rot glänzend ausgestülpt und zieht damit unheilvoll die Aufmerksamkeit der anderen Hühner an. »Kloakenkannibalismus«, ebenso wie das Federpicken eine arttypische Umlenkung des Nahrungssuchverhaltens, fordert regelmäßig Todesopfer.

Dieses Verhalten gelte derzeit als das gravierendste Problem von Freiland- und Bodenhaltung, sagt Ute Knierim, Nutztierethologin von der Universität Kassel. »Die picken sich gegenseitig die Därme aus der Kloake«, fomuliert es deftig Bernd Diekmann, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsches Ei. Zwar tritt der Killerinstinkt auch im Käfig auf; mit zunehmender Gruppengröße und Bewegungsfreiheit findet ein aggressives Tier aber viel mehr Opfer - das spricht für Kleingruppenhaltung. Zucht hilft nur bedingt. »Man kann dieses Verhalten zwar tatsächlich minimieren, aber es ist eine große Herausforderung«, sagt Rudolf Preisinger, Chefzüchter bei Lohmann in Cuxhaven, einem der wenigen weltweiten Anbieter von Zuchtlinien. »Wir züchten bereits seit Jahren Tiere speziell für die Alternativhaltung.« Maximale Friedfertigkeit als Zuchtziel aber - das haben Versuche gezeigt - hat ihren Preis: »Die Hennen legen weniger Eier.«

Damit nicht genug - Untersuchungen belegen weitere Mängel der großen Hühnerbefreiung: Obwohl das Kupieren, also das Kappen der Schnabelspitze, längst verboten ist und einer behördlichen Ausnahmegenehmigung bedarf, ist der Schnitt in den Schnabel bei frei laufenden Tieren immer noch weit verbreitete Praxis - als notwendige Zwangsmaßnahme gegen Pickereien zwischen Artgenossen.

Außerdem sind die Tiere, anders als im Käfig, nicht von ihrem Kot getrennt. Der dickflüssige Dünger verirrt sich ins Futter und zu den Eiern. Studien belegen eine deutlich höhere bakteriologische Belastung von Alternativeiern. Obendrein neigen Hennen dazu, sich in der Nähe der Tür zu drängeln. Das heißt, dass sie selbst üppigen Freilandauslauf oft nicht nutzen. Zudem sind Fälle belegt, in denen die Tiere in Panik - etwa durch lauten Gewitterdonner erschreckt - auf einen Haufen liefen und sich gegenseitig totdrückten. Ebenso kommen Arznei und Impfungen bislang in den offenen Systemen weit häufiger zum Einsatz. - »Es besteht sicher noch Entwicklungsbedarf. Auch der Managementaufwand ist deutlich größer bei alternativen Haltungssystemen«, räumt Ute Knierim ein, bei weitem keine Sympathisantin der Industrielobby.

Wenn es den Tieren draußen nicht besser geht als drinnen - warum dann überhaupt die Umstellung? Für Betriebe mit hohen fünf- und sechsstelligen Tierzahlen gilt ein Umstieg schließlich als gänzlich unpraktikabel. Während die wenigen Multis angesichts des nahenden Käfigverbots mit Abwanderung drohen, seien viele weniger große Betriebe zur »Aufgabe der seit Generationen mit Geflügelhaltung befassten Familienbetriebe gezwungen«, klagt Bernd Diekmann. Tatsächlich prognostiziert eine Studie der Bundesländer Bayern, Sachsen und Thüringen: Fällt ab 2007 die Käfighaltung weg, sinkt die Selbstversorgungsquote mit deutschen Eiern auf rund 30Prozent - von derzeit knapp 65 Prozent. Laut Statistischem Bundesamt verfügt in Deutschland ein Prozent der Betriebe über 90 Prozent der mehr als 40 Millionen Hennen, Konzentrationstendenz steigend. Zwar lockt das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) mit Geld für die Umstellung. Dass lediglich die Umrüstung von einer halben Million Legeplätzen bislang bewilligt oder beantragt ist, zeigt aber: Offene Haltung ist prima im kleinen Maßstab familiärer Höfe, wo die Gruppen überschaubar sind und die Betreuung überdurchschnittlich gut ist. Für die Masse der Legehennen ist sie jedoch keine Lösung. Hat sich die Politik voreilig auf Ausstieg festgelegt? Die Tierschutzlobby indes warnt die Ministerin davor einzuknicken. »Ein einziger Etikettenschwindel, Käfig bleibt Käfig«, sagt Brigitte Rusche, die Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes, für die geschlossene Systeme indiskutabel sind. »Das wäre ein Riesenrückschritt, das erzürnt die ganze Tierschutz-Szene.« Jeder Kompromiss würde als Handel auf Kosten der Tiere interpretiert.

Heidi frisst aus einem Trog, der quer über den Boden des Stalls läuft. Er ist groß genug, dass sie mit ihren WG-Genossinnen gemeinsam speisen kann und nicht darauf warten muss, bis ihr Platz in der Hackordnung ihr das Körnerpicken gestattete. Ein Weilchen später baumt sie sich sichtlich zufrieden auf. So nennen die Fachleute es, wenn ein Huhn auf der Stange sitzt. Hennen schlafen derart von Natur aus am liebsten. Heidi drückt ihren Kopf auf die weiß gefiederte Brust und balanciert im Schlaf ihre Ruhehaltung aus. Als Forscher Schrader kurz vor Feierabend noch einen Blick in seinen Teststall wirft, sitzen 29 von 30 Hennen auf den Stangen der oberen Ebene, nur eine ruht im Erdgeschoss. Ausgestaltete Käfige nach EU-Vorgabe disqualifizieren sich genau hier: Sie haben nur eine Ebene. Müssen die Tiere dort auch schlafen, werden sie ständig vom Gewusel wacher Artgenossinnen gestört. Ausgerechnet das zweite Schlafstockwerk macht die Celler Kleinvolière aber für die Eierindustrie inakzeptabel: Die durchschnittliche Höhe eines Stallgebäudes beträgt nur 2,70 Meter. Nicht einmal drei von Schraders Prototypen ließen sich dort übereinander stapeln. Im Sommer präsentierte die Geflügellobby einen Gegenentwurf, der verwirrenderweise ebenfalls Kleinvolière genannt wird: ein plattes Pendant, etwas geräumiger als die EU es fordert, aber nur 45 Zentimeter hoch. Ist diese Höhe ein Ausschlusskriterium, das jeden Kompromiss unmöglich macht?

Heidi flattert, wenn sie vom Einstreubereich auf der unteren Ebene zu den Sitzstangen gelangen will. Die Kante in rund einem halben Meter Höhe ist nur mit einem flügelschlagenden Hopser für die Hennen erreichbar. Hennen sind keine großen Flieger, doch Geflatter am Boden, so viel ist sicher, ist ein essenziell natürliches Verhalten. Keine zwei Minuten von Heidis Heim entfernt, soll ein Begleitexperiment der FAL Aufschluss geben, wie die Hennen es mit Höhe halten, wenn sie die Wahl zwischen unterschiedlich hohen und niedrigen Sitzgelegenheiten haben. »Wir werden hier herausfinden, ob es den Tieren nur ums Aufbaumen auf eine Sitzstange geht - oder ob die Höhe selbst von Bedeutung ist«, erklärt Lars Schrader.

Alles hängt nun an der Frage der Höhe. Sie solle in der Verordnung überhaupt nicht festgeschrieben werden, fordert der Bundesrat. Bislang ist ein Minimum von zwei Metern Vorschrift. Ministerin Künast stellte bei der letzten Agrarministerkonferenz Anfang Oktober in Warberg das Celler Modell als Ausweg vor - die Kleinvolière als zusätzliche erlaubte Haltungsform. Ein Kompromissvorschlag mit Kalkül, die Reaktion vorhersehbar: Weder Tierschützer noch Industrievertreter wollen ihn akzeptieren. Die Landesminister lehnten ab, es gab keine Einigung. »Ich erwarte nicht, dass dieses erste experimentelle Modell einer Kleinvolière genau so in Serie gehen wird«, sagt Schrader über seinen Prototypen, der der Politik nicht so recht in den Kram passt und von Tierschützern wie Industrielobby geschmäht wird. »Ich fühle mich im Moment, als säße ich zwischen allen Stühlen«, sagt der Forscher, »aber als Wissenschaftler kann ich ganz gut damit leben.«

Wie ein Kompromiss zwischen artgerechter Haltung, Gesundheit und Wirtschaftlichkeit aussehen könnte, will das Nachbarland Österreich ab 2009 zeigen. Dort ist keine Haltungsform verboten, jede einzelne soll sich aber einer Art Tierschutz-TÜV unterziehen - beileibe kein Glücklicher-Hühner-Test, aber ein Abklopfen des wissenschaftlich Notwendigen. Henne Heidi wird Aufschluss darüber geben, was genau das ist.



(c) DIE ZEIT 21.10.2004 Nr.44

http://www.zeit.de/2004/44/N-Legehennen

Lohses Lexikon

Autor: Achim Stößer | Datum:
Ei, das, auch: Wunder in gelb und weiß. Wir zivilisierten Westeuropäer unterhalten uns hier natürlich über Hühnereier. Leider stammen viele von ihnen noch immer aus Legebatterien, dazu stehen sie in dem Ruf, wahre Cholesterin-Bomben zu sein. Kurz: Ihr Ruf ist mittlerweile ziemlich schlecht. Mir ist das unverständlich. Bio-Eier von freilaufenden Hühnern sind inzwischen für jedermann erschwinglich - und was das Cholesterin angeht, kann ich Sie einigermaßen beruhigen. Im Vergleich zu manchen Innereien - beispielsweise Kalbsbries - fällt das gar nicht weiter ins Gewicht. Die etymologische Wurzel unserer Onsen-Eier ist in Japan zu finden und bedeutet so viel wie "Quelle": Das originale Onsen-Ei wird nämlich in heißen Schwefelquellen zubereitet und enthält dadurch seinen typischen Geschmack. Wir simulieren die Quelle im Topf. Der japanische Volksmund will übrigens, daß der Genuß von Onsen-Eiern das Leben verlängert und außerdem - das aber nur unter uns, hahaha - für eine enorme Manneskraft sorgt.

http://morgenpost.berlin1.de/content/2004/12/05/biz/720489.html

Keine Quälerei bei der Weihnachtsbäckerei - Wir backen ohne "3"

Autor: Achim Stößer | Datum:
Kiel-Heikendorf, 14.12.2004 - Bei den Backvorbereitungen für das "Fest der Liebe" können Sie sich dank Kennzeichnungspflicht für Eier aus artgemäßer Tierhaltung entscheiden. Die "3" als erste Zahl auf dem Eier-Stempel verrät den Batteriekäfig als Haltungsform.


Für die Hennen bedeutet dies ein Leben auf engstem Raum. In einem Käfig werden 4 - 5 Tiere untergebracht, wobei jedem Tier eine Fläche zugestanden wird, die etwa der Größe eines DIN A 4 Blattes entspricht. Kaputte Federn und der völlige Verlust des Federkleides sind keine Seltenheit, ebenso Geschwüre und Deformationen an Füßen und Beinen, die durch den Maschenboden des Käfigs verursacht werden.


Die hohe Legeleistung belastet den Stoffwechsel. Für die Produktion der Eierschalen wird wesentlich mehr Calcium verbraucht als über das Futter aufgenommen werden kann. Dieses Ungleichgewicht führt bei der hohen Legeleistung von 300 Eiern pro Jahr zu Osteoporose. Dadurch sind Knochenbrüche vorprogrammiert.


Hühner in Käfigen können ihre natürlichen Bedürfnisse wie Staubbaden, Scharren und den Nestbautrieb nicht erfüllen, ebenso wenig ihr normales Sozialverhalten.


Denken Sie also beim Backen fürs "Fest der Liebe" auch an die Tiere und achten Sie darauf, welche Eier Sie kaufen: 0 = ökologische Erzeugung, 1= Freiland- und 2 = Bodenhaltung (je kleiner die erste Zahl, desto besser!). Eier aus artgemäßer Haltung können Sie im Reformhaus und Naturkostladen aber auch in Supermärkten kaufen. Viel Spaß beim Backen und Frohe Weihnachten !




Pressestelle
Teichtor 10
24226 Heikendorf:
Tel. 0431. 24 82 80,
www.provieh.de
info@provieh.de


Ihre Ansprechpartnerin: Carola Haak, Tel. 0431. 248 28 12

Huhn im Schließfach

Autor: Achim Stößer | Datum:
Hamburg, 13.12.2004: Am Freitag startete die internationale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN eine Plakataktion gegen die Käfighaltung von Legehennen. Dabei wurden auf dem Zentralen Omnibusbahnhof Hamburg (ZOB) Gepäck-Schließfächer durch aufgeklebte Folien zu “Hühnerkäfigen“. Die Folien zeigen Legehennen hinter Gittern mit der Aufschrift: "Ihre Tasche kommt hier bald wieder raus. Ein Huhn bleibt sein ganzes Leben."

Dies ist Teil einer bundesweiten Aktion, weitere Städte sind in Planung. "Mit dieser Aktion führen wir den Fahrgästen das tägliche Leid von mehr als 30 Millionen deutschen Legehennen vor Augen – und zwar an einem untypischen Ort", erklärt Dr. Marlene Wartenberg, Geschäftsführerin von VIER PFOTEN. „Und es ist durchaus möglich, dass die Hennen weiter leiden müssen. Denn eine Mehrheit der Bundesländer bemüht sich mit allen Mitteln, den für das Jahr 2007 beschlossenen Ausstieg aus der Käfighaltung rückgängig zu machen. Die neu eingeführte Bezeichnung ‚Kleinvoliere’ für ein minimal größeres Käfigsystem ist eine Irreführung der Verbraucher.“

Unterstützung erhielt VIER PFOTEN von Springer & Jacoby und vom ZOB. Die Kreativagentur entwickelt die Idee, und der ZOB ermöglichte die Umsetzung.

"Wir freuen uns, die Aktion unterstützen zu können und hoffen auf das Verständnis unserer Fahrgäste für diese Thematik", so Wolfgang Marahrens, Geschäftsführer des ZOB in Hamburg. „Ein wichtiges Anliegen unterstützen wir immer gerne mit kreativer Arbeit", so Timm Weber, Creative Director von Springer & Jacoby Hamburg.

VIER PFOTEN fordert die Verbraucher dazu auf, mit ihrer Kaufentscheidung für Eier aus Freilandhaltung zur Abschaffung der Käfighaltung beizutragen.


http://www.umweltjournal.de/fp/archiv/AfA_naturkost/7693.php

Zum Eierlegen nach Polen - Hühnerhalter hoffen auf Änderung der Hennenhaltung...

Autor: Achim Stößer | Datum:
Zum Eierlegen nach Polen - Hühnerhalter hoffen auf Änderung der Hennenhaltungsverordnung im Bundesrat

Mittwoch 15. Dezember 2004, 14:06 Uhr


Damme/Hannover (ddp-nrd). Für Niedersachsens Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) gibt es in Sachen Hühnerhaltung nichts zu beschönigen. Es drohe ein «Ausverkauf unserer Legehennenställe», sollte sich Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) mit ihrer harten Haltung durchsetzen, warnt er. Ebenso wie viele Hühnerhalter erwartet Ehlen jetzt eine klare Entscheidung im Bundesrat. Immerhin seien allein in Niedersachsen 8000 Arbeitsplätze in der Eierproduktion in Gefahr.

Am Freitag will die Länderkammer darüber befinden, ob Legehennen in so genannten ausgestalteten Käfigen gehalten werden dürfen. Künast hingegen will schärfer als es das EU-Recht vorschreibt am deutschen Verbot jeglicher Form der Käfighaltung ab 2007 festhalten.

«Ohne Veränderung der Verordnung wird ein Großteil der Hühnerbauern abwandern oder den Betrieb aufgeben», prophezeit Wilhelm Hoffrogge, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Deutsches Ei (BDE). Günstige Eier, wie sie von den Verbrauchern gewünscht würden, könnten nur in geschlossenen Systemen produziert werden. «Wenn dies hier nicht mehr möglich ist, werden sie aus dem Ausland eingeführt», sagt Hoffrogge. Deutsche Eier seien dann nicht mehr wettbewerbsfähig.

Schon heute kommen nach BDE-Angaben 40 Prozent aller Eier aus dem Ausland. Von den hierzulande produzierten Eiern stammen rund 80 Prozent aus Legebatterien, die laut EU-Richtlinie bis 2012 gestattet sind. Ab 2012 sind europaweit nur noch größere, ausgestaltete Käfige erlaubt. In Deutschland ist diese Haltungsform jedoch verboten. «Bei einem nationalen Alleingang wird uns die Ökonomie auf Dauer die Kehle zuschnüren», sagt BDE-Vorsitzender Bernd Dieckmann.

Deswegen will der BDE, dass auch Kleinvolieren in die deutsche Legehennenhaltungsverordnung aufgenommen werden. In einem Modellversuch werden seit 1999 in sechs Betrieben in Niedersachsen Hühner in solchen Volieren in Kleingruppen mit bis zu 60 Tieren gehalten. Sie haben einen Nestbereich zum Eierlegen, Sitzstangen sowie eine Fläche zum Scharren. Die Volieren sind rund 50 Zentimeter hoch. Künast will als Kompromisslinie jedoch höchstens Haltungssysteme ab einer Höhe von 105 Zentimetern akzeptieren. Dies lehnen viele Hühnerhalter aus betriebswirtschaftlichen Gründen ab, da sie dann weniger Käfige in den Ställen unterbringen können.

«Ob sich ein Huhn wohl fühlt, darf nicht nur an der Platzfrage definiert werden», sagt BDE-Vorstand Gert Stuke. Die Hühner in den Modellkäfigen seien nachweislich weniger von Krankheiten betroffen, da sie sofort von ihrem Kot getrennt würden. Auch Verletzungen aufgrund von Rangordnungskämpfen und Kannibalismus seien seltener. «Anders als bei den alternativen Haltungsformen muss den Tieren deswegen der Schnabel nicht gestutzt werden und sie bekommen kaum Medikamente», sagt Stuke.

Nach Angaben des BDE wäre die Eierwirtschaft bereit, schon vor 2012 von herkömmlichen Käfigen zu Kleinvolieren zu wechseln. «Nur auf Boden- und Freilandhaltung können wir nicht umsteigen", sagt Stuke. Sollten die in den Modellversuch getesteten Kleinvolieren verboten bleiben, will die Deutsche Frühstücksei - einer der größten Eierproduzenten - die Produktion nach Polen verlagern, wo Legehennen noch bis 2012 in herkömmlichen Käfigen gehalten werden dürfen. «Frau Künast erreicht mit ihrer Politik das Gegenteil von dem, was sie predigt», sagt Stuke.

http://de.news.yahoo.com/041215/336/4c86y.html

Eier-Land Niedersachsen will Käfighaltung lockern

Autor: Achim Stößer | Datum:
Sächsische Zeitung
Freitag, 10. Dezember 2004


Von Peter-Paul Weiler

Lebensmittel. Die deutschen Hühnerbarone hoffen ausgerechnet auf die neue EU-Verordnung zur Schweinehaltung.

Berlin. Seit Jahren tobt der Streit zwischen Tierschützern und Hühnerbaronen; nun droht auch Schweinemästern Ungemach.

Bis zum 17. Dezember muss der Bundesrat der von der EU geforderten neuen Schweinehaltungsverordnung zustimmen; wenn nicht, könnten von Januar täglich bis zu 700 000 Euro Strafgelder fällig werden. Doch schon jetzt ist klar: Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern geben ihr Ja nur, wenn Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) bei der Legehennenverordnung Abstriche hinnimmt. Niedersachsen ist die Lobby-Glucke. Es liefert jedes dritte von insgesamt acht Milliarden Eiern jährlich.

Vor drei Jahren hatte Künast ein noch schärferes Hennen-Recht durchgesetzt als von der EU vorgegeben. So soll ab 2007 und nicht erst ab 2012 ein Verbot für klassische Mini-Käfige gelten. Bereits seit dem vorigen Jahr dürfen in der EU keine alten Mini-Drahtkisten mehr gebaut werden. Ein großzügigerer Käfig soll sie ersetzen. Aber selbst der darf in Deutschland nur bis 2007 eingebaut werden. Bis 2012 soll die Republik dann käfigfrei sein. Deshalb steigen die deutschen Hühner- und Eierbarone auf die Barrikaden. Sie setzen Freilandhaltung mit Hühner-Slums gleich. Der für ihre Interessen kämpfende Gert Hahne, zugleich Pressesprecher im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, betont, die Freilandhühner müssten täglich im Kot der zigtausend eierlegenden Kollegen herumstapfen. Auch werde dort bisweilen jedes vierte Huhn totgehackt. „Das kann nicht im Sinn des Tierschutzes sein“, sagt er.

Die Hühnerexpertin des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Reinhild Benning, räumt Defizite ein. Doch seien die Zustände verbesserungsfähig. Zwar würden immer mehr „alternativ gehaltene Eier“ gekauft. Doch nur 16 Prozent solcher Eier seien in Deutschland produziert. Der Rest werde importiert, vor allem aus den Niederlanden.

Dass es geht, zeigt die Schweiz: Dort sind seit 1992 Käfige verboten. Dennoch stammt weiter jedes zweite Ei aus dem eigenen Land, obwohl diese doppelt so teuer sind wie Importware. Die Verbraucher vertrauten regional hergestellten Produkten mehr als importierten, sagt Rudolf Schmid, Inhaber des größten Schweizer Eierimporteurs Lüchinger + Schmid.

Der Rest – nur alternativ erzeugte Eier – gelangt vor allem in Industriebottiche. 100 Millionen Eier exportiert allein Deutschland in die Schweiz. Deren Pasta- oder Mayonnaise-Hersteller wiederum werben erfolgreich damit, nur Freiland- oder Bodenhaltungseier zu verwenden.

http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=736558

VIER PFOTEN lädt ein: "Blockade-Club" Bundesrat

Autor: Achim Stößer | Datum:
VIER PFOTEN lädt ein: "Blockade-Club" Bundesrat / Legehennen und Schweine sollen weiter leiden

Politik

Berlin/Hamburg (ots) - Am 17. Dezember 2004 stimmen die Bundesländer erneut über die Aufhebung des Käfigverbotes für Hühner und über dringend notwendige Vorschriften zum Schutz von Schweinen ab. Anlässlich dieser Sitzung demonstriert die internationale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN ab 8.30 Uhr mit 120 Plakaten von ausgezehrten Käfighennen und Mastschweinen vor dem Bundesrat gegen die geplante Aufweichung deutscher Tierschutzstandards.

VIER PFOTEN Aktivisten stellen direkt vor dem Bundesrat 120 Plakate mit aufrüttelnden Bildern aus der alltäglichen Hennen- und Schweinehaltung auf. Die Bilder sind auf 1,8 Meter hohe signalrote Ständer montiert und zeigen jene Haltungsbedingungen, die die Länder gesetzlich festschreiben wollen. Im Hintergrund zeigt VIER PFOTEN ein Großtransparent mit der Aufschrift "Bundesrat blockiert den Tierschutz".

Seit mehr als einem Jahr verhindert eine CDU-dominierte Ländermehrheit im Bundesrat sämtliche Fortschritte beim Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere. Diese Länder versuchen, die zuständige Ministerin Renate Künast zu erpressen, indem sie die dringend gebotene Umsetzung europäischer Vorgaben zur Schweinehaltung an Zugeständnisse bei der Käfighaltung koppeln. "Aufgrund dieser andauernden Blockadehaltung droht Deutschland nicht nur ein beträchtlicher Imageschaden, sondern auch hohe finanzielle Risiken durch ein Vertragsverletzungsverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof", sagt Dr. Marlene Wartenberg, Geschäftsführerin von VIER PFOTEN.

Die von den Ländern vorgeschlagene "Kleinvoliere" für ein minimal größeres Käfigsystem, das dem Verhalten der Hühner in keiner Weise gerecht wird, ist eine Irreführung der Verbraucher. "Einen ähnlichen Vorschlag hat Renate Künast bereits im November 2003 abgelehnt. Wir fordern die Ministerin auf, erneut Standfestigkeit gegenüber den Angriffen der Bundesländer auf die bestehenden Tierschutzstandards zu beweisen und die Agrarwende konsequent fortzuführen", sagt Wartenberg.

Pressekontakt: Weitere Informationen erhalten Sie bei VIER PFOTEN: Bild- und Videomaterial, Hintergrundinformationen bei Beate Schüler, Pressesprecherin Tel. 040 - 399249-31 oder 0170-5508261 e-Mail: beate.schueler@vier-pfoten.de oder Thomas Pietsch, Kampaigner Tel. 0171/4910784 www.vier-pfoten.de



http://www.mysan.de/article30760.html

Zwei Jahre vor Pflichttermin: Plus verkauft keine Eier aus Käfighaltung mehr

Autor: Achim Stößer | Datum:
Mülheim (rpo). Als erster Lebensmittel-Discounter wird Plus ab dem 6. Januar nur noch Eier aus Boden- und Freilandhaltung sowie Bio-Eier anbieten. Damit ist Plus mit seinen rund 2.700 Filialen dem Gesetz um zwei Jahre voraus, denn das "Aus" für Eier aus Käfighaltung ist erst ab 2007 gesetzlich vorgeschrieben.
"Es entspricht unserer verantwortungsbewussten Unternehmenspolitik, früher als gesetzlich festgelegt auf den Verkauf von Käfigeiern zu verzichten," erklärt Hans-Josef Nelle, Vorsitzender der Geschäftsführung Plus Deutschland.

http://www.bbv-net.de/public/article/nachrichten/wirtschaft/handel/deutschland/nrw/72269

veröffentlicht: 16.12.04 - 12:03

Künast wirft Ländern Erpressung vor

Autor: Achim Stößer | Datum:
Berlin (AP) Der Krach um die Freiheit deutscher Legehennen geht in die heiße Phase. Der Bundesrat will am Freitag über die Umsetzung einer EU-Verordnung zur artgerechten Haltung von Schweinen entscheiden. Einige unionsregierte Länder wollen der Verordnung nur zustimmen, wenn Verbraucherministerin Renate Künast das ab 2007 geltende Verbot der engen Käfighaltung lockert. Künast lehnte dies am Wochenende erneut scharf ab.

«Ich lasse mich nicht erpressen», sagte sie der «Bild am Sonntag». «Ein Zurück zur alten Käfighaltung wird es mit mir nicht geben.» Deutschland drohen hohe Strafen, falls die EU-Verordnung zur artgerechten Haltung von Schweinen bis zum Jahresende nicht umgesetzt wird. Dem Zeitungsbericht zufolge könnten sich die Strafzahlungen auf bis zu 700.000 Euro pro Tag belaufen.

Künast warf dem Bundesrat eine unverantwortliche Blockadehaltung vor. «Der Steuerzahler muss dafür gerade stehen, wenn es zu einem empfindlichen Strafgeld kommt», warnte die Grünen-Politikerin. Die Schweinehaltung habe nichts mit den Legehennen zu tun.

Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen wies den Vorwurf im selben Blatt zurück. «Das ist keine Erpressung, sondern Notwehr», sagte der CDU-Politiker. «Es geht um Tausende von Arbeitsplätzen und darum, dass Millionen von Legehennen in deutschen Käfigen mit hohen Tierschutzstandards besser aufgehoben sind als in osteuropäischen Legebatterien.»

Im Mittelpunkt des Streits steht die Voliere. Das ist eine Art großer Käfig, der die bisher vorherrschenden Legebatterien ablösen soll. Nach der von Künast durchgesetzten Legehennenverordnung sollen ab 2007 nur noch Ställe mit zwei Metern Höhe und einer Mindestfläche von 1,5 mal zwei Metern erlaubt sein. Doch das ist den industriellen Eiererzeugern und mit ihnen einigen unionsgeführten Länder zu groß.


Sonntag 12. Dezember 2004, 15:23 Uhr

http://de.news.yahoo.com/041212/12/4c2gi.html

Legehennen-Haltung: Künast will Bundesrat nicht folgen

Autor: Achim Stößer | Datum:
"Die Bundesregierung lässt sich nicht erpressen"

Legehennen-Haltung: Künast will Bundesrat nicht folgen

Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) will den Bundesratsbeschluss zur Haltung von Legehennen durchkreuzen. Sie werde die von der Länderkammer am Freitag verabschiedete Verordnung der Nutztierhaltung nicht unterschreiben, sagte Künast in Berlin.


HB BERLIN. Der Bundesrat hatte am Vormittag mit deutlicher Mehrheit verlangt, die Höhe der Käfige für Hühner auf 60 Zentimeter zu begrenzen.

Da mit der Verordnung zugleich die von der EU verlangten Regelungen für eine artgerechte Haltung von Schweinen gestoppt würden, soll hierfür jetzt ein zustimmungsfreies Gesetz gemacht werden. Künast bestätigte eine entsprechende Initiative der SPD-Bundestagsfraktion. Damit könnten die Länder nicht erneut Vorschriften für Legehennen mit denen für die Schweinehaltung verknüpfen.

"Die Bundesregierung lässt sich nicht erpressen", betonte Künast. Das Thema sei in der Koalition erörtert worden. Zur Frage nach einem nun möglichen Rechtsverletzungsverfahren der EU gegen Deutschland sagte sie nur, es gebe keine Entscheidung. SPD-Tierschutzexperte Wilhelm Priesmeier sagte auf Anfrage, das Gesetz für die Schweinehaltung solle möglichst im Januar in die parlamentarischen Beratungen eingebracht werden. Ohne Verfahrensvorschriften könnten die Länder keine Regelungen für die Hennenhaltung daraufsatteln.

http://zeus.zeit.de/hb/652776.xml

Künast durchkreuzt Bundesratsbeschluss

Autor: Achim Stößer | Datum:
Verordnung zur Legehennen-Haltung

Berlin - Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) hat am Freitag den Bundesratsbeschluss zur Haltung von Legehennen in etwas größeren Käfigen kurzerhand ausgehebelt. Zum zweiten Mal binnen eines Jahres verweigerte sie die Unterschrift unter eine unmittelbar zuvor von der Länderkammer verabschiedete Verordnung zur Haltung von Nutztieren.



Wegen der damit zugleich aufgeschobenen neuen Vorschriften für die Schweine riskiert die Bundesregierung jedoch eine deftige EU-Strafe von 700 000 Euro pro Tag durch ein Vertragsverletzungsverfahren der Kommission.

Um zügig doch noch die Regeln für Schweineställe auf den Weg zu bringen, will die Koalition auf Anregung der SPD im Januar ein zustimmungsfreies Gesetz machen. Durch den Verzicht auf VerfahrensRegelungen würde den Ländern ein Riegel vorgeschoben, sagte SPDAbgeordnete und -Koordinator Wilhelm Priesmeier. Dann könnten sie nicht wie bei der jetzigen Verordnung einfach Vorschriften für Legehennen mit denen für die Schweinehaltung verknüpfen. Die Länder wollten damit die Regierung unter Druck setzen, erweiterte Käfige doch wieder zuzulassen, um fristgerecht und - damit ohne Strafzahlung - der EU-Auflage für die Schweinehaltung nachkommen zu können.

Künast und die Tierschutzverbände verurteilten den Versuch der Länder, durch ein solches Junktim die Käfighaltung auch über 2006 hinaus aus Gründen des Profits fortzusetzen. Die Ministerin erntete dagegen scharfe Kritik von Bundestagsopposition und dem Deutschen Bauernverband, der von hohen wirtschaftlichen Verlusten beim Verzicht auf größere Käfige sprach. "Die Bundesregierung lässt sich nicht erpressen", erwiderte Künast. Das Thema sei in der Koalition erörtert worden. Zur Frage nach einem nun möglichen Rechtsverletzungsverfahren der EU gegen Deutschland räumte sie im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ein, dass es von Brüsseler Seite bereits manche Fragen an die Regierung gebe, eine Entscheidung gebe es noch nicht.

Der Bundesrat hatte am Vormittag mit deutlicher Mehrheit verlangt, die Höhe der Käfige für Hühner auf 60 Zentimeter zu begrenzen. Dabei hatten Bund und Länder bereits vor Jahren beschlossen, Käfige für die Hühner völlig abzuschaffen: Geltendes Recht ist, dass von 2007 nur noch Boden- und Freilandhaltung erlaubt sind. Die Länder hatten aber bereits vor einem Jahr einen Vorstoß für eine weitere Zulassung etwas größerer Käfige unternommen. Künast hatte daraufhin Entgegenkommen signalisiert und im Oktober dieses Jahres beim Agrarministertreffen in Warberg bei Helmstedt angeboten, 1,05 Meter hohe Volieren zu genehmigen. Angesichts des Streits will sie jetzt wieder am Käfigverbot ab 2007 festhalten.
dpa

http://www.merkur-online.de/nachrichten/politik/aktuell/art297,351395.html?fCMS=815848ba54782275265bddeb1e3dbf6e
Datum: 17.12.2004 16:18 Uhr

Harte Zeiten für Hennen: Legebatterienverbot wird aufgeweicht

Autor: Achim Stößer | Datum:

Tierschützer kritisieren die Änderungswünsche des Bundesrates. Foto: AP

Berlin (rpo). Die Regeln gegen Legebatterien sollen nach Vorstellung des Bundesrates aufgeweicht werden. Das Verbot, das ab 2007 gilt, soll zumindest sogenannte "Kleinvolieren" zulassen, in denen jede Henne nur rund 800 Quadratzentimeter Platz hat.

Die entsprechende Änderungen schrieb die Unionsmehrheit in der Länderkammer am Freitag in eine Tierschutzverordnung von Verbraucherministerin Renate Künast. Mit der Verordnung sollten eigentlich europarechtliche Vorgaben für den Schutz von Schweinen in nationales Recht umgesetzt werden.

Künast nannte die Entscheidung der Länder unverantwortlich. Sie plädierte dafür, dass Legehennen künftig wieder in 50 bis 60 Zentimeter hohen Käfigen auf rund 800 Quadratzentimeter pro Huhn gehalten werden könnten. Noch vor drei Jahren habe der Bundesrat dem Ausstieg aus der Käfighaltung zum 31. Dezember 2006 zugestimmt.

Die Bundesländer hätten ihren Beschluss zur Hennenhaltung mit der längst fälligen Umsetzung der EU-Richtlinie zur Schweinehaltung verknüpft, kritisierte die Ministerin. Wenn diese nicht umgesetzt werde, drohe der Bundesrepublik ein Vertragsverletzungsurteil des Europäischen Gerichtshofs, das mit Zwangsgeldern in Millionenhöhe verbunden sein könne. "Zu einen sachlichen Dialog bin ich jederzeit bereit", erklärte die Grünen-Politikerin. "Wer aber glaubt, mich zu drastischen Rückschritten im Tierschutz erpressen zu können, der täuscht sich."

"Wir werden diesen Entwurf nicht unterschreiben", erklärte Künasts Sprecher Andreas Schulze. "Es werden alle Wege geprüft, um die unselige Verknüpfung zwischen Hennen und Schweinen aufzulösen." Der Deutsche Bauernverband forderte eine rasche Einigung. "Die Legehennenhalter sind mit ihren Vorschlägen zur Verbesserung der Haltungsbedingungen der Legehennen mit gestuften Sitzstangen, Scharrmöglichkeiten und abgedunkelten Nestern deutlich auf die Anliegen des Tierschutzes zugegangen", sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner. Diese ausgestreckte Hand solle auch Künast nicht ausschlagen.

Boykottdrohung des Tierschutzbundes

Die Vizevorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, forderte die Verbraucherministerin auf, den Beschluss des Bundesrats zu akzeptieren. Es nütze weder dem Tier- noch dem Verbraucherschutz, wenn man die deutschen Erzeuger in Nachbarländer mit wesentlich niedrigeren Tierschutzstandards treibe und von dort die Eier wieder importiere. "Mit der so genannten Kleinvoliere können viele deutsche Eiererzeuger in Deutschland gehalten werden."

Die Landwirtschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen, Bärbel Höhn, kritisierte, dass die Länder bis Ende 2020 Käfige in einer Höhe von 60 Zentimeter zulassen wollten, damit die Käfige mit den Tieren in den Ställen dreifach übereinander gestapelt werden könnten. Nach jetziger Rechtslage sei ab dem 1. Januar 2007 eine Höhe von 200 Zentimeter mit Sitzstangen auf deutlich voneinander getrennten Ebenen vorgeschrieben.

Der Deutsche Tierschutzbund kritisierte den "unwürdigen Verhandlungspoker auf dem Rücken der Hühner und der Schweine". Präsident Wolfgang Apel wies darauf hin, dass Discounter wie Plus, Aldi-Nord, Lidl und Norma Eier aus Legebatterien ausgelistet hätten oder dies in naher Zukunft tun wollten. Handelsunternehmen, die weiter "Käfigeier" verkaufen wollen, drohte der Tierschutzbund mit einem Boykottaufruf.

veröffentlicht: 17.12.04 - 14:02
http://www.rp-online.de/public/article/nachrichten/politik/deutschland/72413

Kuhhandel um Glück von Hühnern und Schweinen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Von unserem Redakteur Tobias Böckermann
Osnabrück (Eb.)

Der "Hühnerfrieden von Osnabrück" ist Geschichte. Im März hatten Bund und Ländern unter diesem plakativen Titel ihren Kleinkrieg ums Hühnerglück beigelegt. Voreilig - denn Tierhalter, Tierschützer und Politiker haben noch immer völlig unterschiedliche Vorstellungen von artgerechter Hühnerhaltung.

Hintergrund des Streits ist das EU-Verbot für die konventionelle Käfighaltung. Spätestens bis 2012 müssen die bisher üblichen Drahtkonstruktionen, die jedem Huhn mit 550 cm2 weniger Fläche als ein DIN-A4-Blatt bieten, durch artgerechtere Systeme ersetzt werden. Für Deutschland bedeutet das: Über 30 Millionen Legehennen müssen umziehen. Zugelassen sind dann EU-weit "ausgestaltete Käfige". Sie bieten 750 cm2 Platz pro Tier, Sitzstangen und ansatzweise die Möglichkeit zum Scharren und Sandbaden.

Deutschen Tierschützern und Agrarministerin Renate Künast (Grüne) reicht das nicht aus. Sie verweisen auf Untersuchungen, nach denen es Hühnern in diesen Anlagen kaum besser ergehe als in Käfigen alten Typs. "Käfig bleibt Käfig", sagt Künast und verweist zum Beispiel auf die fehlende Möglichkeit zum Flattern. Die Ministerin verfolgte ohnehin erfolgreich einen deutschen Sonderweg und setzte 2002 mit Unterstützung aller Bundesländer durch, das in Deutschland schon ab 2007 Käfige verboten werden. Möglich wurde dies, weil die EU zwar Mindeststandards festgelegt hat, diese aber von einzelnen Staaten noch verschärft werden können.

Die deutschen Eierproduzenten, die vor allem in den Landkreisen Vechta, Cloppenburg, Osnabrück und Emsland zu finden sind, und zum größten Teil nicht aus Bauern, sondern aus kapitalkräftigen Unternehmen bestehen, wehren sich heftig. Sie befürchten, nicht mehr konkurrenzfähig zu sein und ihre Farmen dicht machen zu müssen. Ihr Argument: Der Verbraucher kaufe stets das billigste Ei. Und das komme nun mal aus dem Käfig. "Wenn nur in Deutschland keine Käfige mehr erlaubt seien, träten billigere Konkurrenten in Polen oder Russland auf den Plan oder deutsche Firmen wanderten selbst dorthin ab. Welche Tierschutzstandards dort gälten, stehe in den Sternen.

Um das zu verhindern, fordern die Hühnerhalter deshalb ihrerseits einen deutschen Sonderweg. In einem Hühnerstall nahe Ankum im Osnabrücker Land ist er zu besichtigen. 8600 Versuchshühner leben hier in unterschiedlichen Anlagen, die zwar alle dem bekannten Käfigmodell äh-neln. Aber der Unterschied liegt im Detail. In diesen "ausgestalteten Käfigen" gackern 60 Hennen in einem Abteil mit Sitzstangen, abgetrennte Bereichen zum EIerlegen und Gelegenheiten zum Scharren und Sandbaden. "Weil sich alle Hühner kennen, könnten eine stabile Hackordnung und gesunde Bestände gebildet werden", sagt der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsches Ei, Bernd Dieckmann. Jedem Huhn stünden wiederum 750 cm2 zur Verfügung, allerdings gebe es den so genannten Omnibuseffekt. "Das ist wie im Bus. Auf jedem Platz sitzt ein Individuum, aber es bleibt Raum zum Herumlaufen."

Dass die Hühnerhaltung in Kleingruppen artgerecht sein kann, bestreitet Renate Künast nicht. Ihr Ministerium hat eine eigene Voliere entwickelt, die sich aber vor allem in einem wesentlichen Punkt von der der Hühnerindustrie unterscheidet: Sie ist nicht wie die Anlage in Ankum nur rund 60 Zentimeter pro Einheit hoch, sondern für das Aufflattern der Hühner gut einen Meter. Diese "Geistervoliere" aber bedeute das wirtschaftliche Aus, sagt Dieckmann. Denn in bestehende Ställe könnten nur zwei statt bisher vier Etagen übereinander eingebaut werden. "Das rechnet sich nicht mehr. Das Aus käme durch die Hintertür."

Zur Sache: Der Streit um die artgerechte Haltung

Der Bundesrat entscheidet an diesem Freitag über die Umsetzung der EU-Verordnung zur artgerechten Haltung von Schweinen. Einige unionsregierte Länder, darunter Niedersachsen, wollen der Verordnung aber nur zustimmen, wenn Agrarministerin Künast das ab 2007 geltende Verbot der Käfighaltung für Hühner lockert. Die Ministerin steht unter Druck. Denn die Schweinehaltungsverordnung muss bis Ende des Jahres in EU-Recht umgesetzt werden, wenn Konventionalstrafen von angeblich bis zu 700000 Euro täglich vermieden werden sollen.

Zur Sache: Alles rund ums Ei

Jeder Deutsche isst pro Jahr im Schnitt 212 Eier, die meisten davon allerdings nicht als Frühstücksei, sondern in Form verarbeiteter Produkte wie Nudeln. Insgesamt werden 17,5 Milliarden Eier verzehrt, 12,5 Milliarden stammen aus deutscher Produktion, der Rest wird importiert.

80 Prozent der Verbraucher lehnen in Umfragen die Käfighaltung von Hühnern ab. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres stammten trotzdem mehr als die Hälfte der an Endverbraucher verkauften Ware aus Käfigen, in denen 80,8 Prozent aller Legehennen leben (1995: 93,7 Prozent, die Tendenz ist fallend). Den Rest teilen sich Boden- (9,4 Prozent) und Freilandhaltung (9,8 Prozent).

Alle im Laden erhältlichen Eier sind eindeutig markiert. Eine drei bedeutet: Käfighaltung. Jedes Huhn hat 550 cm2 Platz.

Eine zwei bedeutet: Bodenhaltung. Neun Hühner leben auf einem Quadratmeter Stallfläche. Ein Drittel des Stalls ist eingestreut, die freie Bewegung ist möglich.

Eine eins bedeutet: Freilandhaltung. Je Huhn gibt es vier weitere Quadratmeter Auslauf zusätzlich zum Stall.

Eine null bedeutet: Ökohaltung. Im Stall teilen sich sechs Hennen einen Quadratmeter. Auch das Futter stammt bei dieser Art der Hühnerhaltung aus rein ökologischer Erzeugung.

http://www.neue-oz.de/information/noz_print/nordwest/9983091.html

Hühner, Schweine und Erpressung

Autor: Achim Stößer | Datum:
Kommentar
Holger schmale
Samstag, 18. Dezember 2004


Schwein ist Schwein, und Huhn ist Huhn. Das weiß jedes Kind, und doch bemüht sich eine Gruppe von Bundesländern unter der Führung von Bayern seit geraumer Zeit, das Gegenteil zu beweisen. Sie haben im Bundesrat eine von der EU verlangte Verordnung zur artgerechten Haltung von Schweinen mutwillig mit einer Verordnung über die Haltung von Legehennen verbunden. Diese aber dient allein dem Interesse der deutschen Hühnerbarone, Hennen länger in Legebatterien einpferchen zu können als bislang vorgesehen. Da die Bundesregierung nach EU-Recht gezwungen ist, die seit langem vorliegende Verordnung über die Schweinehaltung in deutsches Recht umzusetzen - es drohen sonst Strafen von bis zu 700 000 Euro pro Tag - müsste sie die tierfeindliche Hühnververordnung akzeptieren, lautete das zynische Kalkül in München. Und so beschloss es die Mehrheit des Bundesrates am Freitag.

Doch Agrarministerin Renate Künast entlarvte dieses Vorgehen als das, was es ist: Erpressung. Und da sich eine deutsche Ministerin, eine Grüne zumal, nicht erpressen lässt, hat sie ihre Unterschrift unter die vergiftete Verordnung verweigert. Offenbar hat sie einen Weg gefunden, die Schweineverordnung so zu formulieren, dass sie der Zustimmung des Bundesrates nicht bedarf und auch so bald in Kraft treten kann. Ein guter Tag also für das deutsche Schwein, das nun in den Genuss des Schutzes durch die EU kommt. Ein besserer Tag aber noch für die deutsche Henne. Für sie endet das Käfigdasein nun unwiderruflich im Jahre 2007.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/meinung/404980.html

Heftiger Handel mit Hühnern und Schweinen

Autor: Achim Stößer | Datum:

Soll verboten werden: die Käfighaltung

Die Bundesländer wollen erneut die Regeln für die Käfighaltung bei Legehennenhaltung lockern.
Berlin - Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) hat den Bundesratsbeschluss zur Haltung von Legehennen in etwas größeren Käfigen kurzerhand ausgehebelt. Zum zweiten Mal binnen eines Jahres verweigerte sie die Unterschrift unter eine zuvor von der Länderkammer verabschiedete Verordnung zur Haltung von Nutztieren. Wegen der damit zugleich aufgeschobenen neuen Vorschriften für die Schweine riskiert die Bundesregierung jedoch eine EU-Strafe von 700 000 Euro pro Tag durch ein Vertragsverletzungsverfahren der Kommission.

Um zügig doch noch die Regeln für Schweineställe auf den Weg zu bringen, will die Koalition auf Anregung der SPD im Januar ein zustimmungsfreies Gesetz vorlegen. Durch den Verzicht auf Verfahrens-Regelungen würde den Ländern ein Riegel vorgeschoben, sagte der SPD-Abgeordnete und -Koordinator Wilhelm Priesmeier. Dann könnten sie nicht wie bei der jetzigen Verordnung einfach Vorschriften für Legehennen mit denen für die Schweinehaltung verknüpfen. Die Länder wollten damit die Regierung unter Druck setzen, erweiterte Käfige doch wieder zuzulassen, um fristgerecht und - damit ohne Strafzahlung - der EU-Auflage für die Schweinehaltung nachkommen zu können.

Künast und die Tierschutzverbände verurteilten den Versuch der Länder, durch ein solches Junktim die Käfighaltung auch über 2006 hinaus aus Gründen des Profits fortzusetzen. Die Ministerin erntete scharfe Kritik von der Bundestagsopposition und dem Bauernverband, der von hohen wirtschaftlichen Verlusten beim Verzicht auf größere Käfige sprach. „Die Bundesregierung lässt sich nicht erpressen“, erwiderte Künast. Das Thema sei in der Koalition erörtert worden.

Der Bundesrat hatte zuvor mit deutlicher Mehrheit verlangt, die Höhe der Käfige für Hühner auf 60 Zentimeter zu begrenzen. Dabei hatten Bund und Länder bereits beschlossen, Käfige für die Hühner völlig abzuschaffen. Geltendes Recht ist, dass von 2007 an nur noch Boden- und Freilandhaltung erlaubt sind. Die Länder hatten aber bereits vor einem Jahr einen Vorstoß für eine weitere Zulassung etwas größerer Käfige unternommen. Künast hatte daraufhin Entgegenkommen signalisiert und im Oktober beim Agrarministertreffen angeboten, 1,05 Meter hohe Volieren zu genehmigen. Angesichts des Streits will sie jetzt wieder am Käfigverbot ab 2007 festhalten. (dpa, ddp)

Kölner Stadtanzeiger
erstellt 18.12.04, 07:00h
http://www.ksta.de/servlet/CachedContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1103195628259&openMenu=987490165154&calledPageId=990463457062&listid=994347600305

Künast besteht auf Käfigverbot für Hennen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Bundesratsbeschluss durchkreuzt

Vom 18.12.2004

BERLIN (dpa) Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) hat gestern den Bundesratsbeschluss zur Haltung von Legehennen in etwas größeren Käfigen kurzerhand ausgehebelt. Zum zweiten Mal binnen eines Jahres verweigerte sie die Unterschrift unter eine unmittelbar zuvor von der Länderkammer verabschiedete Verordnung zur Haltung von Nutztieren. Die Bundesregierung lasse sich nicht erpressen, sagte die Ministerin.

Wegen der damit zugleich aufgeschobenen neuen Vorschriften für Schweine riskiert die Bundesregierung eine EU-Strafe von 700 000 Euro pro Tag. Bereits im Januar soll es für Vorschriften für Schweineställe ein neues Gesetz geben.

Künast und die Tierschutzverbände verurteilten den Versuch der Länder, die Käfighaltung über 2006 hinaus aus Gründen des Profits fortzusetzen. Der Bundesrat hatte mit deutlicher Mehrheit verlangt, die Höhe der Käfige für Hühner auf 60 Zentimeter zu begrenzen. Künast hatte 1,05 Meter angeboten. Bund und Länder haben bereits vor Jahren beschlossen, Käfige für Hühner völlig abzuschaffen: Geltendes Recht ist, dass von 2007 nur noch Boden- und Freilandhaltung erlaubt sind. Angesichts des Streits will die Ministerin jetzt wieder am Käfigverbot von 2007 an festhalten.

Der Bundesrat hatte gestern weitere Punkte zu bewältigen: Hier ein Überblick:

Menschenhandel: Menschhandel wird künftig mit Freiheitsstrafen bis zu zehn Jahren bestraft. Der Bundesrat billigte ein Gesetz des Bundestages, mit dem vor allem der Handel mit Frauen eingedämmt werden soll.

Ehenahmen: Geschiedene Frauen und Männer können bei neuer Heirat den mit der vorherigen Ehe erworbenen Familiennamen auch in der neuen Partnerschaft behalten.

Juniorprofessur: Nach dem Bundestag billigten auch die Länder im Bundesrat das Gesetz zur Juniorprofessur und zur Absicherung von befristeten Arbeitsverträgen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Neben der Juniorprofessur ist der Weg in den Hochschullehrerberuf weiter auch über die klassische Habilitation möglich. Die Gesetzesänderung war durch ein Urteil des Verfassungsgerichtes nötig geworden.

Lebensmittel: Die Länder möchten das Lebensmittelrecht "entrümpeln" und haben dazu eine Initiative gestartet. Für die Kontrolle von Lebens- und Futtermitteln sollen künftig einheitliche Kriterien gelten.

Zuwanderung: Zwei Wochen vor In-Kraft-Treten der neuen Zuwanderungsregelung hat der Bundesrat Änderungen an dem Gesetz verhindert. Im Vermittlungsausschuss war zuvor kein Kompromiss gefunden worden. Jetzt soll erneut ein Kompromissversuch gestartet werden. Nach dem rot-grünen Entwurf sollen Flüchtlinge im Sinne der Genfer Konvention nach drei Jahren, ähnlich wie Asylberechtigte, eine Niederlassungserlaubnis erhalten.

http://www.wiesbadener-kurier.de/politik/objekt.php3?artikel_id=1727262

Rekordverdächtiges aus der Legebatterie - Riesenei in Langwege

Autor: Achim Stößer | Datum:
Langwege (ddp). Ein Rekordei ist am Neujahrstag auf einem Geflügelhof in Langwege bei Dinklage in Niedersachsen gelegt worden. Es bringt 169 Gramm auf die Waage, ist 8,7 Zentimeter lang und hat einen Umfang 18 Zentimetern, wie Christoph Athmann vom Geflügelhof Ruholl am Montag auf ddp-Anfrage sagte. Nur ein Huhn, das optimale Bedingungen vorfinde, lege solch große Eier, wobei sich die Größe nicht gezielt herbeiführen lasse.

Das Rekordei stammt aus einer konventionellen Legebatterie. In der Anlage sind insgesamt 35 000 Hühner eingestallt. Welches Huhn das Superei produzierte, lasse sich allerdings nicht mehr feststellen, da alle an einem Tag gelegten Eier automatisch zusammenliefen, sagte Athmann. Sicher sei lediglich, dass es von einem noch jungen Huhn stammt. Alle in Frage kommenden Tiere seien gleichzeitig eingestallt worden und jetzt 27 Wochen alt. «In diesem Alter erreichen die Hühner ihre höchste Legeleistung», erläuterte Athmann.

Nach seiner Internetrecherche dürfte das Langweger Ei das weltweit größte sein. «Aus dem Frühjahr 2004 gibt es ein Ei aus Weißrussland, das mit 160 Gramm zum Eintrag in das Guinnessbuch der Rekorde vorgesehen ist», sagte der Hühnerzüchter. Mit neun Gramm mehr erheben nun die Langweger Eierproduzenten Anspruch auf den Spitzenplatz.

http://de.news.yahoo.com/050103/336/4cymc.html

„Celler Kleinvoliere” macht die Hühner froh

Autor: Achim Stößer | Datum:
Am Celler Institut für Tierschutz und Tierhaltung der Bundesanstalt für Landwirtschaft (FAL) wird derzeit eine Alternative für die Legehennenhaltung entwickelt. Die „Celler Kleinvoliere” könnte ein Kompromiss zwischen den Verfechtern der Freilandhaltung und Vertretern der industriellen Geflügelhaltung sein, die aus Wettbewerbsgründen auf engen Legeappartements bestehen.


Institutsleiter Lars Schrader zeigt mit seinen Händen den Unterschied: Über 45 Zentimeter Käfighöhe will die Geflügelwirtschaft nicht hinaus, die „Celler Kleinvoliere” kommt auf eine nutzbare Höhe von 1,10 Meter.


Ihr Zuhause ist beengt: 1,10 Meter hoch, 1,35 Meter breit. Dennoch scheinen sie sich wohl zu fühlen, die 30 Hühner in der „Celler Kleinvoliere”. Zumindest zeigen sie arttypisches Verhalten: Sandbaden, Picken, „aufbaumen”, also das flattern in den Sitzstangenbereich. Lars Schrader, Leiter des Instituts für Tierschutz undTierhaltung der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, verweist stolz auf die getrennten Funktionsbereiche dieses „möblierten” Käfigs: einen Einstreubereich im vorderen unteren Teil des Käfigs, ein mit Plastikvorhängen abgedunkeltes Nest zur Eiablage und einen erhöhten Ruhebereich. „Diese Trennung gab es bisher nicht. Sie soll es den Tieren ermöglichen, ihr natürliches Verhaltensrepertoire auszuleben und auch gegenseitiges Verletzen verhindern”, so Schrader.

Schrader ist sich bewusst, dass er mit dem Prototyp eines neuen Käfigs derzeit zwischen den Stühlen sitzt. Die Tierschutzverbände sehen in der „Celler Kleinvoliere” einen Rückschritt in Richtung Käfighaltung, der Geflügelzüchterlobby passen die großzügigen Maße nicht.

Geflügelzüchter wollen 45 Zentimeter Käfighöhe

Die Geflügelzüchter präsentierten bereits ein Käfigmodell, dass zwar etwas geräumiger als das von der EU ab 2012 als Mindeststandard vorgeschriebene mit einem Platzangebot von 750 Quadratzentimetern pro Henne ist, aber nur 45 Zentimeter Käfighöhe aufweist. Da die durchschnittliche Stallhöhe nur 2,70 Meter misst, könnten von Schraders Prototypen noch nicht einmal drei übereinander gestapelt werden. Deshalb wird in Celle auch mit der Reduzierung der Käfighöhe experimentiert.

Die Fronten im Streit um die Haltung von Legehennen sind verhärtet, die Auseinandersetzung trägt schon eine ideologische Färbung. Dabei, so Schrader, habe auch die sogenannte Freilandhaltung ihre Probleme, insbesondere im Hinblick auf die Gesundheit der Hühner. „In Kleingruppen von 30 bis 40 Tieren funktioniert noch die Sozialstruktur, in der Boden- oder Freilandhaltung, wo es möglich ist, mehrere tausend Hennen in einem Abteil zu halten, können sich die Hennen aber nicht mehr individuell unterscheiden.” In solchen Gruppen erhöht sich dann auch das Risiko für Federpicken und Kloakenkannibalismus, bei dem die Tiere sich gegenseitig sogar die Gedärme aus der Kloake picken. Beide Verhaltensprobleme können zu vielen Todesfällen führen. Außerdem werden häufig Schnäbel coupiert, um das gegenseitige Federpicken zu unterbinden. In kleinen Gruppen finden die „Picker” weniger Opfer, so dass diese Probleme einfacher zu kontrollieren sind. Da bei Massenpaniken sich viele Tiere zu Tode quetschen können und der Arzneimittelverbrauch wegen des höheren Gesundheitsrisikos größer ist, gilt die Boden- und Freilandhaltung unter Experten als problematisch und erfordert ein sehr anspruchsvolles Management.

Prototyp der Voliere muss noch automatisiert werden

Die Bundesregierung beharrt noch auf dem beschlossenen Ausstieg aus der Käfighaltung ab 2007. Aber sie steht unter Druck: der Bundesrat will die Schweinehaltungsverordnung nur passieren lassen, wenn das Käfighaltungsverbot für Hennen aufgehoben wird. Dahinter steckt Kalkül, denn die EU droht Deutschland wegen der fehlenden Saustall-Regelung bereits mit hohen Konventionalstrafen ab 2005. Kommt also die „Celler Kleinvoliere” doch noch zum Zuge? „Der Prototyp ist noch nicht praxisreif, müsste automatisiert werden, etwa der Einstreubereich. Aber rein formal könnte man die Klein-Voliere auch als Bodenhaltung verkaufen. Immerhin entsprechen die 1150 Quadratzentimeter pro Henne den Vorschriften für die Bodenhaltung”, meint Schrader. Ökonomisch sei die „Celler Kleinvoliere” aber noch nicht konkurrenzfähig.




Michael Freitag

07.01.2005 20:57; aktualisiert:07.01.2005 20:58

http://www.cellesche-zeitung.de/lokales/celle/335132.html

Höhn: Kein Dioxin in NRW-Eiern

Autor: Achim Stößer | Datum:
Untersuchungen zeigten keine erhöhten Werte

In NRW sind keine mit zu hohen Dioxin-Werten belastete Freilandeier entdeckt worden. "Die in Nordrhein-Westfalen untersuchten Proben lagen alle unter dem Grenzwert der Europäischen Union", sagte Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn (Grüne) am Sonntag (16.01.05).



Das Ministerium werde die Entwicklung weiter im Blick behalten. Eier, bei denen der Grenzwert überschritten sei, würden vom Markt genommen. In mehreren Bundesländern waren Freilandeier mit einer zu hohen Dioxinbelastung in den Verkauf gekommen. Mit Blick auf den EU-Grenzwert von 3 Pikogramm Dioxin pro Gramm Fett, der zum 1. Januar 2005 in Kraft getreten ist, seien in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2003 Eier, Futtermittel und Bodenproben untersucht worden, sagte Höhn. Dabei seien insgesamt 38 Eierproben analysiert worden. "In allen Fällen lag der festgestellte Dioxingehalt unterhalb des Grenzwertes." Es habe deshalb in Nordrhein-Westfalen keinen Anlass gegeben, die Verbraucher auf Risiken hinzuweisen.

Die Untersuchungen der Bodenproben hätten ebenfalls keine Auffälligkeiten ergeben. Alle Werte hätten im üblichen Rahmen gelegen. Das Landesumweltamt hatte 28 Bodenproben aus 14 über das ganze Land verteilten Betrieben untersucht.

Verbraucherministerin Renate Künast bestätigte, dass bei Stichproben um die Jahreswende Spitzenwerte von bis zu 22,2 Pikogramm nachgewiesen worden seien. Der EU-Grenzwert erlaubt bis zu drei Pikogramm Dioxin pro Gramm Fett, also drei Billionstel Gramm. In Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg waren erhöhte Werte bei Freilandeiern gemessen worden. Die Werte liegen höher als bei Eiern aus Käfighaltung, da Freilandhühner die Dixion-Gifte durch Picken aus dem belasteten Boden aufnehmen.

http://www.wdr.de/themen/gesundheit/1/dioxin_tierfutter/050116.jhtml?rubrikenstyle=gesundheit

Gift in Freilandeiern

Autor: Achim Stößer | Datum:
Künast will Dioxin aus Umwelt verschwinden lassen


Grafik: Freilandeier werden in einem Hamburger Labor untersucht

Als Konsequenz aus den überhöhten Dioxinwerten in Freilandeiern hat Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) verstärkte Anstrengungen im Umweltschutz gefordert. "Wir müssen mit konsequenter Umweltpolitik dafür sorgen, dass Dioxin reduziert wird und aus unserer Umwelt verschwindet", sagte Künast.

Die baden-württembergische Landesregierung kündigte an, die landesweit 20 größten Freilandbetriebe zu überprüfen. Tierschützer warnten unterdessen vor einer Diffamierung der Freilandhaltung. Künast betonte, die Wissenschaft wisse schon seit Jahrzehnten von der generell höheren Dioxin-Gefahr bei Freilandeiern, da Hühner das Umweltgift Dioxin, das sich auch in Fisch, Milch und Muttermilch finde, durch den Boden aufnehmen. Die Länder hätten nun die Pflicht, belastete Eier vom Markt zu nehmen. Eine Sprecherin des Verbraucherschutzministeriums forderte, in Betrieben - etwa durch Mulchbelag - eine möglichst geringe Dioxin-Belastung zu schaffen.

Vorwürfe gegen Künast


Bildunterschrift: Unter Beschuss: Renate Künst soll Warnungen ignoriert haben.

Niedersachsens Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) warf Künast vor, den Tierschutz über den Verbraucherschutz gestellt zu haben. Er habe die Ministerin immer darauf hingewiesen, dass bei Hygiene und Schadstoffen große Bedenken gegen die Freilandhaltung bestünden, sagte Ehlen. Doch das habe die Grünen-Politikerin "laufend vom Tisch gewischt". Nach Angaben von Ehlens Ministerium ist etwa jedes 70. Ei aus niedersächsischer Produktion mit Dioxin belastet. Der ernährungspolitische Sprecher der FDP, Hans-Michael Goldmann, warf Bundesministerin Künast vor, "dem Tierschutz und der eigenen Klientel Vorrang vor dem notwendigen Verbraucherschutz eingeräumt" zu haben.

Kein Argument für Käfigeier


Bildunterschrift: Glückliche Hühner, besorgte Verbraucher: Die Freilandhaltung gerät in die Kritik.

Tierschützer betonten, dass die bei Stichproben gemessene erhöhte Dioxinbelastung in Freilandeiern nicht als Argument für Käfigeier tauge. Die Ergebnisse der Stichproben dafür zu missbrauchen, ein Loblied auf Käfigeier anzustimmen, sei "ein untauglicher Versuch", die Haltungsform Freiland zu diffamieren, sagte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel. Dioxinbelastungen des Bodens hätten ihre Ursache nicht in der Haltungsform, sondern seien durch andere Umweltbelastungen verursacht, die es eiligst zu beseitigen gelte. Der "Bund für Umwelt und Naturschutz" kritisierte, es sei auffällig, dass Länder, die im Bundesrat immer für eine Käfighaltung gestimmt hätten, "jetzt plötzlich erhöhte Dioxinwerte melden".

Drei Eier pro Woche harmlos

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen fordert die Eierproduzenten auf, mit Dioxin belastete Eier zurückzurufen. Zudem müssten die Produzenten die Analysen der Eiersubstanzen im Internet veröffentlichen. Gleichzeitig gaben die Verbraucherschützer Entwarnung: Bei dem Verzehr von zwei bis drei Eiern die Woche gebe es keine akute Gesundheitsgefährdung.

Dioxinbelastete Eier: Streit um Hennenhaltung neu entbrannt

Autor: Achim Stößer | Datum:
Dioxinbelastete Eier: Streit um Hennenhaltung neu entbrannt

Aus den überhöhten Dioxinwerten in Freilandeiern sollen Konsequenzen gezogen werden. Doch unterschiedlicher könnten die Vorschläge kaum sein: Während Verbraucherministerin Künast verstärkten Umweltschutz fordert, hat Hannovers Landwirtschaftsminister eine einfache Lösung parat: Eier aus Käfighaltung.


Renate Künast (Archiv): Konsequenter Umweltschutz anstatt Rückkehr zu Käfighaltung

Berlin - "Wir müssen mit konsequenter Umweltpolitik dafür sorgen, dass Dioxin reduziert wird und aus unserer Umwelt verschwindet", sagte die Grünen-Politikerin Renate Künast heute in Berlin. Künast betonte, die Wissenschaft wisse schon seit Jahrzehnten von der generell höheren Dioxin-Gefahr bei Freilandeiern, da Hühner das Umweltgift Dioxin, das sich auch in Fisch, Milch und Muttermilch finde, durch den Boden aufnehmen. Die Länder hätten nun die Pflicht, belastete Eier vom Markt zu nehmen. Eine Sprecherin des Verbraucherministeriums forderte, in Betrieben etwa durch Mulchbelag, eine möglichst geringe Dioxin-Belastung zu schaffen.

Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) warf Künast hingegen ideologisches Vorgehen vor, da sie Tierschutz über Verbraucherschutz stelle. Er habe die Ministerin immer darauf hingewiesen, dass bei Hygiene und Schadstoffen große Bedenken gegen die Freilandhaltung bestünden, sagte Ehlen. Doch das habe die Grünen-Politikerin "laufend vom Tisch gewischt". Er verwies darauf, dass Eier aus Käfighaltung unbelastet seien.

Auch im Bund nahm die Union die Funde zum Anlass, langfristig wieder zur Käfighaltung zurückzukehren. "Dies sollte nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen für die Eiervermarkter, sondern auch aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen diskutiert werden", sagte die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Gerda Hasselfeldt. "Ich frage mich, ob diese Freilandhaltung wirklich das Gelbe vom Ei ist."

Künast müsse "jetzt ideologiefrei" die Diskussion über die Einführung von Kleinvolieren wieder aufnehmen, die etwas größer sind als die traditionellen Käfige, forderte Hasselfeldt. Mit dem Vorstoß war zuletzt der Bundesrat vor Weihnachten an Künast gescheitert. Auch der ernährungspolitische Sprecher der FDP, Hans-Michael Goldmann, warf der Ministerin vor, "dem Tierschutz und der eigenen Klientel Vorrang vor dem notwendigen Verbraucherschutz eingeräumt" zu haben.

Tierschützer betonten hingegen, dass die bei Stichproben gemessene erhöhte Dioxinbelastung in Freilandeiern nicht als Argument für Käfigeier tauge. Die Ergebnisse der Stichproben dafür zu missbrauchen, ein Loblied auf Käfigeier anzustimmen, sei "ein untauglicher Versuch", die Haltungsform Freiland zu diffamieren, sagte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel. Dioxinbelastungen des Bodens hätten ihre Ursache nicht in der Haltungsform, sondern seien durch andere Umweltbelastungen verursacht, die es eiligst zu beseitigen gelte. Der BUND für Umwelt und Naturschutz kritisierte, es sei auffällig, dass Länder, die im Bundesrat immer für eine Käfighaltung gestimmt hätten, "jetzt plötzlich erhöhte Dioxinwerte melden".

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen fordert die Eierproduzenten auf, mit Dioxin belastete Eier zurückzurufen. Zudem müssten die Produzenten die Analysen der Eiersubstanzen im Internet veröffentlichen.

Gleichzeitig gaben die Verbraucherschützer Entwarnung: Bei dem Verzehr von zwei bis drei Eiern die Woche gebe es keine akute Gesundheitsgefährdung.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,337195,00.html

Dioxin im Bio-Ei spricht nicht für Käfighaltung: Realismus tut Not

Autor: Achim Stößer | Datum:
Weil Hühner mit dem Picken der Körner unter freiem Himmel auch die allfälligen Umweltgifte der Industriegesellschaft aufnehmen, findet sich Dioxin selbstredend im Freilanddotter. "Öko-Eier: Giftgefahr", tönt der Boulevard. "Einzelfälle", erklärt die Landwirtschaftsbürokratie. So viel ist sicher: Eine unmittelbare Gefahr besteht trotz Grenzwertüberschreitungen nicht. In welchem Umfang die Eierproduktion betroffen ist, bleibt unklar. Was jetzt folgen muss, sind saubere Kontrollen der Freilandware. Aber nur weil der Käfig beim Thema Dioxin besser abschneidet, muss niemand zum verfemten Gefängnisei zurückkehren.

Der Eiertanz zeugt von Schizophrenie in Sachen Nahrung. Am Donnerstag beginnt in Berlin die "Grüne Woche", die weltweit größte Leistungsschau der Menschenfutterindustrie. Sie wird wie immer die heile Welt der bärenstarken Kaffeesahne aus guter Alpenmilch, der mit reinstem Felsquellwasser gebrauten Biere und der liebevoll in Deutschland aufgezogenen, geschlachteten und zerlegten Glückshähnchen beschwören. Frei nach dem Motto: "Mutter Natur. Vater Sonnen-Bassermann". Wir wollen das so. "Freilandhaltung" ist nach dieser Weltanschauung gut, "Bio" das höchste der Gefühle: rundum sauber und gesund.

Doch die Mutter Natur ist gemein zu uns. Sosehr wir widerstandslos an das von der Werbung vorgegaukelte Gegenteil glauben wollen: Die vorhandenen Schadstoffe in der Luft, im Boden und im Wasser machen keinen Unterschied zwischen Öko-Hof und konventionellem Industriebauerntum. In ganz perversen Fällen - wie diesem rund um das Fast-Öko-Freiland-Ei - stehen bei entsprechender Einzelfallbetrachtung die Hühner-KZ plötzlich mit der weißeren Weste da.

Essen ist eben nicht einfach. Die Auflistung von Inhaltsstoffen wird immer Pflichtlektüre bleiben müssen und sollte ohne Rücksicht auf mögliche Appetitzügler ausgeweitet werden. Realismus tut Not: Die "frische" Ananas, feilgeboten für 99 Cent mitten im deutschen Winter, kann es zu diesem viel zu günstigen Preis nur geben, weil an anderer Stelle draufgezahlt wird. " STEFFEN GRIMBERG

taz Nr. 7566 vom 17.1.2005, Seite 11, 46 Zeilen (Kommentar), STEFFEN GRIMBERG

Kaum Dioxinrisiko bei Eiern aus Bodenhaltung

Autor: Achim Stößer | Datum:
Berlin (dpa/gms) Die Gefahr einer Dioxinbelastung ist bei Eiern aus Bodenhaltung im Gegensatz zu solchen aus Freilandhaltung gering. Darauf macht die Verbraucher Initiative in Berlin aufmerksam.



Anlass sind Meldungen, nach denen in mehreren Bundesländern die Kontrollen von Freilandeiern erhöhte Dioxin-Belastungen ergeben haben. Ursache dafür ist, dass die Freiland-Hühner ihre Nahrung unter Umständen von belasteten Böden aufpicken. Unsichere Verbraucher sollten nach Empfehlungen der Verbraucherschützer dennoch eher ihren Verbrauch an Freilandeier drosseln als auf Eier aus Bodenhaltung umsteigen.

Da Bodenhaltung in Hallen stattfindet, ergibt sich das Problem der Bodenbelastung mit Dioxin in aller Regel nicht. Schließlich hat der Hühnerhalter bei überdachter Haltung die Möglichkeit, negative Umwelteinflüsse auszuschließen und die Zusammensetzung des Bodens genau zu bestimmen. Im Gegensatz dazu lässt sich das Dioxinrisiko laut Verbraucher Initiative bei Eiern aus ökologischer Hühnerhaltung nicht ausschließen, weil sich die Tiere auch hier im Freien bewegen.

Aus Tierschutzsicht sei die Bodenhaltung jedoch nur geringfügig empfehlenswerter als die Käfighaltung. So hätten die Hühner auch dabei vergleichsweise geringe Möglichkeiten für Auslauf und wenig Tageslicht. Wer zurzeit eventuelle Dioxinbelastungen fürchtet, sollte daher besser seinen Verbrauch an Freilandeiern drosseln. Insbesondere für Menschen mit erhöhtem Cholesterinspiegel, die pro Woche maximal zwei Eier essen sollen, ist dies ohnehin sinnvoll.

Berlin (dpa/gms) Die Gefahr einer Dioxinbelastung ist bei Eiern aus Bodenhaltung im Gegensatz zu solchen aus Freilandhaltung gering. Darauf macht die Verbraucher Initiative in Berlin aufmerksam.

Anlass sind Meldungen, nach denen in mehreren Bundesländern die Kontrollen von Freilandeiern erhöhte Dioxin-Belastungen ergeben haben. Ursache dafür ist, dass die Freiland-Hühner ihre Nahrung unter Umständen von belasteten Böden aufpicken. Unsichere Verbraucher sollten nach Empfehlungen der Verbraucherschützer dennoch eher ihren Verbrauch an Freilandeier drosseln als auf Eier aus Bodenhaltung umsteigen.

Da Bodenhaltung in Hallen stattfindet, ergibt sich das Problem der Bodenbelastung mit Dioxin in aller Regel nicht. Schließlich hat der Hühnerhalter bei überdachter Haltung die Möglichkeit, negative Umwelteinflüsse auszuschließen und die Zusammensetzung des Bodens genau zu bestimmen. Im Gegensatz dazu lässt sich das Dioxinrisiko laut Verbraucher Initiative bei Eiern aus ökologischer Hühnerhaltung nicht ausschließen, weil sich die Tiere auch hier im Freien bewegen.

Aus Tierschutzsicht sei die Bodenhaltung jedoch nur geringfügig empfehlenswerter als die Käfighaltung. So hätten die Hühner auch dabei vergleichsweise geringe Möglichkeiten für Auslauf und wenig Tageslicht. Wer zurzeit eventuelle Dioxinbelastungen fürchtet, sollte daher besser seinen Verbrauch an Freilandeiern drosseln. Insbesondere für Menschen mit erhöhtem Cholesterinspiegel, die pro Woche maximal zwei Eier essen sollen, ist dies ohnehin sinnvoll.

Erkennbar ist die Art der Haltung, aus der ein Ei stammt, an einem Hinweis auf der Verpackung oder an einer aufgedruckten Zahl, dem so genannten Erzeuger-Code. Dabei steht eine «0» für ökologische Haltung, eine «1» für Freilandhaltung. Eier aus Bodenhaltung sind mit einer «2» versehen, solche aus Käfighaltung tragen eine «3».

http://www.szon.de/news/lifestyle/klatsch/200501170680.html
(Stand: 17.01.2005 14:49)

Im Käfig gibts kaum Stress

Autor: Achim Stößer | Datum:
Seefeld-Löhme (MOZ) Für viele Menschen gehört es zu einem gelungenen Start in den Tag wie die morgendliche Zeitung: das Frühstücksei. Trotz Diskussionen um Cholesterin und Dioxin ist es noch immer ein gesundes Naturprodukt. Das Ei liefert wertvolle Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Bei der Haltung der Hühner - im Käfig, auf dem Boden oder im Freiland - gehen die Meinungen auseinander. Während die Politik auf "glückliche Hühner unter freiem Himmel" setzt, plädiert der Seefelder Landwirt Hans-Ulrich Peters für die Unterbringung in Käfigen. Die Eier seien qualitativ besser, die Tiere gesünder und die hygienischen Bedingungen stimmten auch. Der Verbraucher kann selbst entscheiden - ein Stempel informiert über die Haltungsform.

"Die Eier sind sauber, unbelastet und schmecken". Für Hans-Ulrich Peters steht fest: Hühner sollten in Käfigen gehalten werden. Das sei wirtschaftlich, umweltfreundlich und die Tiere blieben gesund. "Mit der politisch favorisierten Freilandhaltung holen wir uns doch die Krankheiten wieder zurück", ist der promovierte Landwirt sicher. Auch Dioxin ist für Peters kein Thema, schließlich soll das Umweltgift häufiger in Eiern von glücklichen Freilandhühnern vorkommen. Dabei war der Landwirt noch vor kurzem ein strikter Käfiggegner.

Rund 4000 Hühner pickten Mitte der neunziger Jahre unter freiem Himmel ihre Körner und legten fleißig Eier für den Frühstückstisch. Doch wirtschaftlich rechnete es sich nicht. "Die Qualität hat einfach nicht gestimmt", sagt der Löhmer rückblickend. Die Eier lagerten auf der verdreckten Einstreu, beim Abkühlen zogen sie Luft, ein fischiger Geschmack verdarb den Kunden den Appetit. "Da wollte kaum noch jemand die Eier kaufen", so der Landwirt. Fast hätte Peters, der damals noch bei der Humboldt-Universität angestellt war, aufgegeben. Doch der Zufall half nach: Bei einer Landwirtschaftsausstellung im niedersächsischen Hannover traf er einen Schulfreund wieder, mit dem er das Abitur gemacht hatte. "Der hatte dann die Idee, es mal mit der Käfighaltung zu versuchen", so Peters. Aus Thüringen besorgte er sich eine Anlage und stellte sie in den alten Gebäuden der ehemaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Seefeld auf. "Kurze Zeit später wurden aus den roten dann schwarze Zahlen", erinnert sich der Landwirt und öffnet die Tür zum Stall.

Freitag, 21. Januar 2005 (17:10)
http://www.moz.de/showArticle.php?OPENNAV=lokales&SUBNAV=bernau&ID=45818

Das Ei wird teurer, nicht besser

Autor: Achim Stößer | Datum:
Käfigverbot ab 2007: bessere Lebensbedingungen, aber auch Gefahren für Legehennen Von OTZ-Mitarbeiterin Sandra Fröhlich Umfassende Veränderungen kommen auf die 19 großen Geflügelhöfe in Thüringen zu. Ab 2007 ist die Käfighaltung von Legehennen verboten. Um dem eierlegenden Federvieh bessere Lebensbedingungen bieten zu können, müssen die Agrarbetriebe in Größenordnungen umstrukturieren.

Gravierende Auswirkungen wird das auch für den Geflügelhof Thierbach GmbH, Tochterunternehmen der Agrargenossenschaft "Lemnitztal eG", haben. In den 60er Jahren gebaut, wurde die Anlage für 115 000 Hennen in Käfighaltung errichtet. "Zwischen 1992 und 1997 haben wir den Betrieb auf EU-Norm umgerüstet. Jetzt halten wir in fünf Stalleinheiten 92 000 Hennen. Je vier Tiere leben in einem Käfig", sagt Geschäftsführer Frank Wolfram. Künftig erlaubt sind nur noch Boden-, Volieren- und Freilandhaltung. "Die Pläne zum Umbau liegen in der Schublade, aber wir haben uns noch nicht entschieden", sagt der Agraringenieur.

Um etwa 10 000 Hennen müsste der Bestand in Thierbach (Saale-Orla-Kreis) reduziert werden. Schon aus diesem Grund werde die Produktion teurer und das Ei müsse für mehr Geld angeboten werden. Frank Wolfram fürchtet Absatzprobleme auf die deutschen Anbieter zukommen, denn die Verordnung gibt es nur in der Bundesrepublik. Discounter können weiterhin billige Eier aus anderen Ländern der EU in Deutschland verkaufen.

"In Umfragen wird immer betont, dass die deutsche Hausfrau Boden- oder Freilandeier haben möchte, aber letztlich wird fast immer zum billigeren Produkt gegriffen. Das heißt, wir könnten langfristig auf den teureren Eiern sitzenbleiben und das macht die Investitionen sehr unsicher", so Frank Wolfram.

Ähnliche Befürchtungen äußert Wolfgang Döllstedt, Geschäftsführer des Thüringer Geflügelzüchterverbandes. "Unsere Betriebe müssen sich anpassen. Glücklicherweise hilft das Ministerium mit einem Agrarinvestitionsprogramm. Dadurch werden 35 Prozent der Umbaukosten vom Land getragen", sagt er.

Mehr Platz für die Tiere ist wohl ein Vorteil, aber Dr. Gisbert Paar, Referatsleiter Tierschutz und Tierarzneimittelrecht im Sozialministerium, sieht auch Nachteile für die Hennen. Der Fachmann nennt die hygienischen Bedingungen bei Boden- und Freilandhaltung. Durch den Kontakt mit dem Kot erhöhe sich der sogenannte Keimdruck erheblich. Üblicherweise mache sich die Keimproblematik erst nach drei bis fünf Jahren bemerkbar. "Dann gibt es nachweislich höhere Verluste. Wie lange ein Tier leidet, bevor es stirbt, können wir nicht feststellen. Ein qualvoller Tod ist nicht besonders tierfreundlich. Dazu kommt der Stressfaktor. Hennen, die in Herden von über 5000 Tieren ohne Abtrennung gehalten werden, geraten schnell in Panik und sterben", zählt Dr. Paar seine Bedenken auf. "Auch die Produkthygiene ist in Frage gestellt. Das Ei, wird durch Bodenhaltung nicht besser. Der ständige Kontakt mit Kot und die Umwelteinflüsse bei Freilandhaltung verursachen einen erhöhten Dioxingehalt in den Eiern."

Bedenken hat Dr. Paar auch mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit der Firmen. "Mit der Legehennenverordnung fallen zukünftig etwa 50 Prozent der Tiere weg. Die großen Betriebe können Umstrukturierungen und Preisdumping eine Weile überbrücken, für die kleinen Unternehmen wird es ab 2007 aber eng." Kommentar2,2 Millionen Legehennen in Thüringen#3#234 Die Legehennenverordnung tritt 2007 in Kraft. Ab dann besteht Käfigverbot. Die Verordnung ist ein deutscher Alleingang. In den anderen Ländern der Europäischen Union können Legehennen weiterhin in Käfigen gehalten werden.

#3#234 Alle deutschen Geflügelbetriebe müssen bis dahin auf Freiland-, Boden- oder Volierenhaltung umgerüstet haben. Das verursacht in den Betrieben hohe Investitionskosten und Kapazitätsverluste. Dadurch wird der Preis für Eier steigen.

#3#234 In Thüringen gab es Ende 2004 etwa 2,2 Millionen Legehennen. Gut 20 Prozent der Hennen leben in Bodenhaltung und fast 13 Prozent sind in Freilandhaltung untergebracht. Die verbleibenden 67 Prozent werden in Käfigen gehalten.

10.03.2005

Ostthüringer Zeitung

Eier von glücklichen Hühnern nur ein Märchen?

Autor: Achim Stößer | Datum:
Landwirtschaft: Minister Hans-Heinrich Ehlen aus Niedersachsen unterstützte Christian von Boetticher in Pinneberg.

Von Manfred Augener

Pinneberg - Den Biß in das mit Ei belegte Brötchen ließen sich Christian von Boetticher und Hans-Heinrich Ehlen beim Presse-Frühstück im "Cap Polonio" nicht vermiesen. Doch: Die aktuellen Schlagzeilen über dioxinbelastete Eier aus der Freiland-Haltung seien eine "bittere Sache", sagte der niedersächsische Landwirtschaftsminister. "Klar, daß die Verbraucher verunsichert sind, wenn plötzlich die hochgelobten Freiland-Eier gesundheitschädlich sein sollen".

Ehlen war ins benachbarte Schleswig-Holstein gereist, um seinen Parteifreund von Boetticher, der bei einer Machtübernahme der CDU in Kiel Landwirtschaftsminister werden soll, im Wahlkampf zu unterstützen. Eine akute Gefahr, relativierte Ehlen, bestehe durch die dioxinbelasteten Eier allerdings nicht, "da wird keiner morgen umfallen".

Dennoch sieht der bis vor zwei Jahren aktive Landwirt den Mythos der Eier von glücklichen, sprich frei laufenden Hühnern immer weiter bröckeln. Er habe Verbraucherschutzministerin Renate Künast mehrfach auf die hygienischen Probleme und die Gefahr durch die Aufnahme von Rückständen aus dem Boden aufmerksam gemacht. Die Bedenken seien aber abgeprallt, "ich hoffe, daß jetzt ein Umdenken eintritt".

Er habe mittlerweile 180 Betriebe im Lande besichtigt, ergänzte von Boetticher, und es gebe Probleme in der Freilandhaltung. "Das sagen alle." So sei eine funktionierende Hackordnung nur bei begrenzter Zahl der Tiere möglich, bei der Freilandhaltung gebe es ständige Kämpfe, die Todesrate dort sei sogar höher als bei den abzulehnenden Legebatterien, so Ehlen. Und selbst wenn die Hühner einen halben Hektar Auslauf hätten, drängten sich alle auf 20 bis 30 Metern um den Stall. Durch die Mengen an Kot bestehe dort eine erhöhte Infektionsgefahr, so von Boetticher. Ehlen lieferte noch ein Argument: Etwa 70 Prozent aller Eier gingen in die industrielle Verwertung, "dort nimmt man aber keine Eier aus Freilandhaltung, und zwar wegen hygienischer Bedenken".

Ist die Freilandhaltung also nicht das Gelbe vom Ei? Es gehe nicht darum, die Freilandhaltung abzuschaffen, so von Boetticher. Es gehe um eine "ideologiefreie" Diskussion, auch um den Verbraucher neutral aufzuklären. Eine Großkäfighaltung beispielsweise mit weniger Tieren sei durchaus überlegenswert, da die Hackordnung geregelt sei.

erschienen am 18. Januar 2005 in Pinneberg
http://www.abendblatt.de/daten/2005/01/18/388021.html

Leserbrief: "Tierquälerei"

Autor: Achim Stößer | Datum:
zu "Eier von glücklichen Hühnern nur ein Märchen", PZ vom 18. Januar

Selbstverständlich sind "Eier von glücklichen Hühnern nur ein Märchen". Eine Tatsache, auf die Tierrechtler seit langem aufmerksam machen. Die Gefangenhaltung führt zu Soziopathien, die Qualzüchtung (ein "normales" Huhn legt zur Fortpflanzung sechs bis zwölf Eier pro Jahr, nicht fast täglich eins) zu anderen Krankheiten. Die männlichen Küken werden vergast. Die Hennen nach etwa einem Jahr umgebracht.

All das ist seit langem bekannt (und wohl deutlicher als sonst irgendwo im Bildarchiv von Maqi, einsehbar für alle im Internet, dokumentiert) - und daher ist die einzig ethisch vertretbare Alternative nun einmal auch diesbezüglich Veganismus.

Achim Stößer
Maqi - für Tierrechte, gegen Speziesismus
Brauhausgasse 2
63628 Bad Soden-Salmünster


erschienen am 20. Januar 2005 in Pinneberg
http://www.abendblatt.de/daten/2005/01/20/388821.html

Hühnerfangen vor dem Hohen Haus

Autor: Achim Stößer | Datum:
Vier Hennen und ein Hahn machten auf Initiative "Essen ohne Käfig" aufmerksam

Wien - Ein fröhliches Hühnerfangen war Donnerstag früh vor dem Parlament angesagt. Vier Hennen und ein Hahn wurden auf einem Grünstreifen vor dem Hohen Haus aufgeboten, um für Eier aus Freilandhaltung zu werben. Patronin der Aktion war die Zweite Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (S), die trotz hoher Schuhe tapfer und erfolgreich für die Fotografen ein Huhn "jagte" und mit diesem in Händen dann auch posieren konnte.


Barbara Prammer beim Hühnerfangen bei der Aktion der Initiative "Essen ohne Käfig"

Für die Abgeordneten wird jedenfalls künftig kein schlechtes Gewissen mehr nötig sein, wenn sie im Parlamentsrestaurant ihre Eierspeise verzehren. Denn ab sofort werden nur mehr Eier von glücklichen, also in Freilandhaltung gehaltenen Hühnern, verwendet.

Hintergrund der heutigen Aktion ist die Initiative "Essen ohne Käfig", hinter der unter anderem "Toni's Freilandeier" stehen. Deren Zielsetzung ist, Eier aus Freiland- und Bodenhaltung zu propagieren und Betriebe auszuzeichnen, die sich diesen Kriterien unterziehen.(APA)



09. Juni 2005
11:17 http://derstandard.at/?url=/?id=2073301

Das Ende kleinbäuerlicher Eier-Idylle

Autor: Achim Stößer | Datum:
Unna. (vs) Das Frühstücksei ist für Marc Woesthoff keine runde Sache mehr. Der Landwirt aus der Soester Börde wird keine Eier vom eigenen Hof mehr den Unnaer Wochenmarkt-Kunden anbieten, sondern fremde. Wirtschaftlich ist das zu verschmerzen. Der Hauch von kleinbäuerlicher Nostalgie aber geht damit verloren.


Woesthoff nämlich war einer der letzten Marktbeschicker, der seinen Kunden sozusagen "reine" Eier einschenkte. Rein meint: frei von Druckertinte außen auf der Schale. Die Tinte ist das sichtbare Zeichen der Gesetzesänderungen vom 1. Juli, nach denen nun alle Eier einen Stempelaufdruck vorweisen müssen (wir berichteten). Alle heißt: Auch die Eier von jenen Höfen, auf denen nicht mehr als 350 Legehennen ihrem Dienst am Bauern nachgehen. Woesthoff scheute bei einer Wochenproduktion von gut 1800 Eiern und einer Gewinnspanne von etwa 7 oder 8 Cent die Investition für die obligatorische Stempelanlage. Sein Kollege aus Fröndenberg-Warmen, Georg Ostermann, hat schon seit 2004 diese 4000 E teure Maschine. Dazu war er bei 20 000 Hennen in Boden- und Käfighaltung auf dem Hühnerhof allerdings auch gesetzlich verpflichtet. Auf die Möglichkeit, Eier per Hand zu stempeln, verzichtete Woesthoff.

Ostermann und Woest-hoff begrüßen die Kennzeichnungspflicht für Eier grundsätzlich. "Der Kunde kann unterscheiden und sich selbst entscheiden", sagt Ostermann. Entscheiden gewissermaßen zwischen Bio-Ei, Freiland-Ei, Boden-Ei und Käfig-Ei.

Woesthoff - seit fünf Jahren Stammgast auf Unnas Markt - kann nur seiner Kundschaft nicht mehr sagen, dass die Eier wie er aus Merklingsen stammen. Ab sofort kauft er selbst bei einem anderen Hühnerhof in der Umgebung ein und bietet dann die gleiche Qualität zum Verkauf an - zum Beispiel Kennziffer 2 für Bodenhaltung.

Wenn in den kommenden Jahren auch die strenge Hennenhaltungsverordnung greifen sollte, die z.B. zwei Meter Käfig-Luft über den Köpfen der Tiere vorschreibt, hat Woesthoff a) kein Problem damit, weil b) keine Hühner mehr. Die letzten Tiere seines Hofes haben bis Ende des Jahres ihre Arbeit getan und enden als Suppenhühner.

Politisch war eigentlich nicht gewollt, die kleinen Produzenten zu verdrängen, meint Woesthoff. Allerdings musste die Politik offenbar reagieren, weil immer mehr Eierhändler offiziell weniger als 350 Hühner hielten, weiterhin "stempelfreie" Eier direkt vermarkteten und dabei aber teils erstaunliche Eiermengen pro Henne erzielten. Die generelle Stempelpflicht soll nun verhindern, fremde ungestempelte Eier gleich mit zu verkaufen.

Damit beschließt der Gesetzgeber unfreiwillig ein Stück kleinbäuerlicher Tradition auf dem Unnaer Markt. Bis eventuell ein anderer kleiner Hühnerhof hier wieder direkt verkauft.




08.07.2005
http://www.waz.de/waz/waz.unna.volltext.php?kennung=on3wrLOKStaUnna38539&zulieferer=wr&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Unna&auftritt=WAZ&dbserver=1

Experte: Geflügel und Eier aus industrieller Mast sind ungefährlich

Autor: Achim Stößer | Datum:
MOSKAU, 15. August (RIA Nowosti). Die Landesbevölkerung kann unbesorgt Geflügelfleisch und Eier aus industrieller Mast verzehren, erklärte die Generaldirektorin des Russischen Verbandes der Geflügelhalter, Galina Bobyljowa, am Montag.

Sie erläuterte, dass Fälle von Vogelgrippe in der persönlichen Tierhaltung der Bürger nicht bedeuten, dass das gesamte Geflügelfleisch, welches in Russland auf die Ladentische gerät, infiziert sei.

„Heute sagen wir klar und eindeutig, dass es in keinem der Unternehmen der Tierwirtschaft, die den Handel versorgen, zu einer Infektion gekommen ist. Nicht in einer einzigen Wirtschaft, weder in Nowosibirsk noch in Tjumen oder im Altai, wurde irgendetwas erfasst“, sagte sie.

Ihr zufolge wurden alle erforderlichen Vorkehrungen getroffen, um die Geflügelmast zu schützen.

„Selbst die Fahrzeuge, die das Futter anliefern, müssen, bevor sie auf das Gelände der Mastanstalten fahren, eine Lache mit Speziallösungen durchfahren, die alle Mikroben abtötet“, unterstrich sie.

Die Generaldirektorin erinnerte daran, dass Geflügel, welches von Privatpersonen aufgezogen wird, mit Wildvögeln in Berührung kommt. „Doch wir haben nur geschlossene Anlagen, und alle Vögel sind geimpft“, stellte sie fest.

Gleichzeitig, so sagte sie, prüft der Verband eine Reihe von Fragen, um die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken.

Auf die Gebiete eingehend, die die Einfuhr von Geflügelfleisch und Eiern in ihrem Zuständigkeitsbereich aus den betroffenen und angrenzenden Regionen untersagt hatten, erklärte Bobyljowa, sie würden die Einschränkungen schon wieder zurücknehmen.

Gleichzeitig, so meint sie, „nutzen einige die Lage aus eigennützigen Gründen aus, um ihren Binnenmarkt zu beleben“.

Sie stellte fest, dass die Massenmedien den einheimischen Warenproduzenten sehr zu schaffen machen. Sie berichten nicht selten unzutreffend über die Ereignisse und heizen die Stimmungen an.

„Sie müssen verstehen, dass alles, was auf den Markt und auf die Ladentische kommt, aus Unternehmen stammt. Erzeugnisse aus privater Viehhaltung sind das Eine, die industrielle Mast ist etwas völlig Anderes“, resümierte sie.

Russland 20:27 | 15/ 08/ 2005
http://de.rian.ru/russia/20050815/41160168.html

Wegen Vogelgrippe: Aus für Freiland-Geflügel

Autor: Achim Stößer | Datum:

Hühner auf dem Hof eines Legebetriebs in Espelkamp. Berlin ist besorgt wegen einer möglichen Ausbreitung der Vogelgrippe. FOTO: DPA

Berlin/Bonn Aus Angst vor einem Übergreifen der Vogelrippe auf Deutschland will die Bundesregierung die Freilandhaltung von Geflügel verbieten. «Die Tiere werden im Stall gehalten», sagte Verbraucherstaatssekretär Alexander Müller am Donnerstag der dpa in Bonn.

Eine Ausnahme seien Wasservögel wie Enten oder Gänse, die nicht in Ställen gehalten werden. Sie sollten verstärkt kontrolliert werden. Die Vorschläge sollen nun in eine Verordnung münden, deren Entwurf den Bundesländern in der kommenden Woche vorgelegt wird. Die Schutzmaßnahmen sollten spätestens zum 15. September greifen, falls der Virus dann westlich des Urals sei, sagte der Staatssekretär. Der Krisengipfel mit Experten empfahl auch die flächendeckende Untersuchung von Wildvögeln auf das Vogelgrippevirus H5N1.

Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) zeigte sich besorgt: «Wir nehmen das Schlimmste an», sagte sie im ZDF. «Die Wildvögel kommen ungefähr Anfang September. Vorher müssen Maßnahmen entsprechend umgesetzt werden.»

Die Europäische Union hat unterdessen einen Importstopp für Geflügel, Geflügelprodukte und Vögel aus Russland und Kasachstan verhängt. Ein solches Verbot der EU gilt auch schon für viele südost- asiatische Länder.

Nach russischen Regierungsangaben hat die Vogelgrippe noch nicht das Ural-Gebirge Richtung Europa übersprungen. Betroffen seien jedoch weiter Regionen im Westen und Süden Sibiriens, teilte das Ministerium für Zivilschutz in Moskau mit. In der Region Tscheljabinsk auf der sibirischen Seite des Urals sei das Virus H5N1 bis Donnerstag in vier Dörfern aufgetreten.

An dem Bonner Gipfel nahmen Vertreter des Gesundheitsministeriums, der Länder, der Geflügelwirtschaft und des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit teil. In den Niederlanden müssen Geflügelzüchter ihre Tiere von September an vorübergehend in Ställe sperren. Union und FDP im Bundestag hatten einen solchen Einschluss auch für Deutschland gefordert.

Das Robert Koch-Institut (RKI) forderte mehr Verantwortung des Bundes bei der Vorsorge für eine mögliche Grippe-Epidemie bei Menschen. «Die Bevorratungspolitik der Länder ist nicht optimal», kritisierte Präsident Reinhard Kurth im ZDF. Deshalb sollte «der Bund mehr Verantwortung übernehmen.» Dazu müsse letztlich das Grundgesetz geändert werden. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) sagte, es sei vernünftig, wenn es für solche Fälle eine koordinierende Funktion des Bundes geben könne.

Die Bedrohung durch eine weltweite Grippe-Epidemie ist nach Einschätzung des RKI so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Bislang habe sich das Vogelgrippe-Virus noch nicht so verändert, dass es eine solche Pandemie auslösen könne, sagte Kurth der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ/Donnerstag). Das Virus H5N1 sei in den vergangenen Jahren eindeutig gefährlicher geworden. Die Bundesländer hätten bislang nur für zehn Prozent ihrer Bevölkerung entsprechende Grippe-Medikamente bestellt. Das RKI empfehle aber die doppelte Menge.

Verbraucherministerium und RKI lehnten eine vorbeugende Impfung von Geflügel ab. «Es gibt im Augenblick ein EU-weites Impfverbot», sagte Müller. Mit einer Impfung würden die Tiere zwar weniger erkranken, das Virus aber weiter verbreiten. Zudem ließen sich geimpfte und infizierte Tiere noch nicht unterscheiden. Derzeit werde aber ein Impfstoff entwickelt, bei dem das möglich sei. Der Deutsche Tierschutzbund befürchtet den Tod von Millionen von Tieren, wenn die Vogelgrippe Deutschland erreicht. «Wir stehen vor einem Massentod in den Geflügelställen», sagte Präsident Wolfgang Apel.

Eine Übertragung der Vogelgrippe auf Deutschland ist nach Auffassung von Naturschützern durch Zugvögel aus dem Osten nicht auszuschließen. Viele Vögel machten sich vor dem Winter auch von Russland aus auf den Weg in wärmere Gefilde, sagte der Präsident des Deutschen Naturschutzbundes (NABU), Olaf Tschimpke.

http://www.suedwest-aktiv.de/landundwelt/topthemen/1750535/artikel.php?SWAID

Stallparty: Hausarrest für Geflügel

Autor: Achim Stößer | Datum:
Verbraucherministerin Künast verbietet die Freilandhaltung von Geflügel, um der Vogelgrippe zu vorzubeugen. Das wird manche Hühner stressen. Forscher und Naturschützer bezweifeln allerdings, dass Wildvögel das Virus übertragen werden

VON SUSANNE GÖTZE
UND FABIAN KRÖGER

Die Angst vor der Vogelgrippe hat das Verbraucherschutzministerium gestern veranlasst, eine Eilverordnung zu erlassen: Alle Geflügelhalter müssen ab 15. September ihre Tiere einsperren. So soll verhindert werden, dass sich die Hühner oder Puten bei Zugvögeln anstecken, die aus Asien kommen und Deutschland überqueren werden.

Widerstand der betroffenen Züchter ist nicht zu befürchten: "Das Geflügel muss eingestallt werden, oder die Gehege müssen notfalls mit Netzen überzogen werden", sagte auch Stefan Völl vom Deutschen Bauernverband zur taz, der gestern an der Expertenrunde im Verbraucherministerium teilnahm. Die gute Nachricht für die Geflügelzüchter ist, dass sie ihr Label "Freilandhaltung" behalten dürfen.

Am schwierigsten wird es für kleinere Betriebe: Für sie bedeute die Eilverordnung "ein neues Management", so Völl. Sie wüssten oft nicht wohin mit dem Geflügelkot, der dann in den engen Gehegen anfällt. Die Biobauern hingegen sehen sich gut gerüstet, obwohl auch sie ihr Geflügel meist frei laufen lassen. "Die meisten Bauern verfügen über geräumige Ställe", erklärte Peter Röhrig vom Bund Ökologische Landwirtschaft (BÖLW). Nur vereinzelt würde befürchtet, dass beispielsweise Aggressionen in den Herden auftreten, weil die Tiere nach draußen wollen.

Doch trotz dieser möglichen Probleme plädieren viele Geflügelhalter dafür, die Freilandhaltung noch früher zu verbieten. Denn in den Niederlanden gilt das Verbot schon ab Montag.

Allerdings ist umstritten, ob die Zugvögel aus Asien überhaupt eine besonders große Gefahr darstellen. So warnt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) davor, bei ziehenden Wildvögeln und dem "Rotkehlchen im eigenen Garten" in Panik zu geraten.

Auch Stadt-Tauben sind ungefährlich, wie Professor Hafez vom Institut für Geflügelkrankheiten in Berlin der taz erklärte: "Sie bleiben im Stadtgebiet und kommen nicht mit infizierten Zugvögeln in Kontakt, die auf dem freien Land Rast machen."

Viel gefährlicher seien illegalen Vögelimporte, warnt Pro Wildlife: Jährlich würden über 1,7 Millionen Zier- und Wildvögel eingeführt. Bund und Länder wollen deshalb einen Importstopp für osteuropäisches Geflügel verhängen und Tiertransporte verstärkt kontrollieren.

Während Ziervögel eine Gefahr darstellen können, ist dies bei wilden Zugvögeln umstritten: "Ich bezweifle stark, dass die Ausbreitung in Russland durch Wildvögel erfolgte. Diese Erklärung ist für die Behörden am einfachsten", kritisiert Professorin Ortrud Werner von der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (BFAV). Es sei "ganz schlimm, dass die Vögel so verteufelt werden", sagte sie der taz. Das BFAV habe seit 2001 über 4.000 Wildvögel untersucht. Nur wenige würden bisher einen Grippevirus in sich tragen. Daher sei es extrem unwahrscheinlich, dass das Virus auf Geflügel überspringe und so mutiere, dass es ganze Hühnerställe infizieren kann.

taz Nr. 7747 vom 20.8.2005, Seite 7, 101 Zeilen (TAZ-Bericht), SUSANNE GÖTZE / FABIAN KRÖGER

"Hysterie ist fehl am Platze"

Autor: Achim Stößer | Datum:
Zwei heimische Geflügelhalter zur Vogelgrippe / Kritik an Renate Künast

Von Alexander Gies
und Ulrich Schmid

FULDA „Hysterie ist fehl am Platze, das Thema wird sehr aufgebauscht“, sagt Herbert Bleuel vom gleichnamigen Geflügelhof in Hofbieber im Hinblick auf die Vogelgrippe-Diskussion der letzten Tage.
Allerdings räumt er ein, weder Veterinärmediziner noch Virologe zu sein. Dennoch wird Bleuel, Herr von über 10 000 Stück Federvieh, von jedem zweiten Kunden auf das Thema angesprochen. „Es herrscht eine große Verunsicherung, gerade bei den Hobbymästern, die sich ein paar Tiere für Weihnachten holen“, erklärt Bleuel, der seit 14 Jahren auf dem Hof das Sagen hat. Bei seinen Gänsen und Enten sei er, auch unter dem Gesichtspunkt der artgerechten Haltung, auf den Freiland-Auslauf angewiesen. Trotz aller Nüchternheit, mit der Bleuel den Fortgang der Dinge verfolgt, schwingt ein wenig Sorge in seiner Stimme mit, wenn er sagt: „Wenn die Viren uns erreichen sollten, wäre das schon bedenklich.“
Dass eine mögliche Eilverordnung aus dem Verbraucherschutzministerium über den Umweg der Stallhaltung Auswirkungen auf das Preisgefüge beim Geflügel haben könnte, daran glaubt Bleuel nicht.
Bereits vor zwei oder drei Jahren, als die Geflügelpest in den Niederlanden grassierte, habe sein Betrieb unter dem damals erlassenen Transportverbot gelitten. Die Ausgangssituation bei der Vogelgrippe sei aber nicht mit der damaligen Lage vergleichbar.
Für seinen Kollegen Lothar Schönrath, der in Hünhan einen Eierhof betreibt, steht fest: „Wenn Verbraucherministerin Renate Künast nicht auf die Freilandhaltung bei Geflügel bestehen würde, wären die Gefahren durch die Vogelgrippe, die jetzt aus Hongkong oder Russland rüberschwappen, gar nicht so schlimm.“
Denn erst durch die Haltung unter freiem Himmel entstehe das Risiko, dass deutsche Legehennen von infizierten Zugvögeln aus Russland oder Kasachstan angesteckt werden könnten, lautet seine feste Überzeugung.
Auch Horst-Hermann Häde, Eierproduzent und Verkäufer von Aufzuchthennen aus Alheim, der Schönrath gerade mit 2000 etwa 18 Wochen alten Hennen beliefert, hält die Käfighaltung für die hygienischste Art: „Als es nur Legebatterien gab, hatten wir keine Tuberkulose bei Hühnern. Jetzt ist sie wieder da, außerdem schlagen sich die Betriebe mit den Pocken und sogar dem Rotlauf rum, den es eigentlich nur bei Schweinen gibt.“
Für ihn und Schönrath lautete die Konsequenz: „Die Freilandhaltung gibt es nur, damit die Menschen ihr Gewissen ein bisschen beruhigen können.“ Batteriehaltung ist für die beiden auf keinen Fall Tierquälerei.
Der Eierproduzent hat sich beim Großteil seiner 8700 Legehennen für die „artgerechte Bodenhaltung“ entschieden, bei der sich die Tiere in den Ställen frei bewegen können. In einem Stall betreibt er auch noch die Batteriehaltung. 13 Monate legen die Tiere Eier, dann werden sie geschlachtet.
Die Maßnahmen, die das Verbraucherministerium ab September als Prävention vor der Vogelgrippe vorgeschrieben hat, sind für Schönrath kaum von Belang. Freilaufende Hühner hat er nicht, deshalb muss er sie auch nicht einsperren.
Demnächst wird er eine Desinfektionswanne vor jeden Stalleingang stellen, damit sich die acht Beschäftigten die Schuhe reinigen können, bevor sie den Stall betreten. Außerdem müsse er generell die Hygiene hochfahren. „Futter, das auf dem Hof rumliegt, könnte Zugvögel anlocken. Deshalb muss alles sofort sauber gemacht werden“, erläutert Schönrath.

31.08.2005
Fuldaer Zeitung

http://www.fuldaerzeitung.de/sixcms/detail.php?id=117628

Geflügelhalter fühlen sich von Politik allein gelassen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Kreis Emsland 02.09.2005


Herzlake/Haselünne (sol)
Rund um den hochmodernen Stall von Christof Prins laufen 19800 Hühner. Die grünen Türklappen sind hochgezogen, die Hennen springen rein und raus, tummeln sich durcheinander und genießen den Spätsommer im Freien.

"Ich würde die Klappen schon längst zumachen und den Betrieb abschotten", sagt der junge Geflügelhalter aus Haselünne-Bückelte mit besorgter Stimme. Dies wäre eine wichtige Vorsichtsmaßnahme gegen die Vogelgrippe, die möglicherweise durch Zugvögel aus Sibirien, die der Kälte des kommenden Winters nach Westen ausweichen, übertragen werden könnte.
In den Niederlanden haben die Geflügelhalter ihre Tiere bereits in den Ställen eingesperrt. Doch dies darf der deutsche Landwirt noch nicht. Er muss wahrscheinlich noch bis zum 15. September warten. "Das ist zu spät, das wissen alle hier", so Prins.

Bis dahin gelten die Vorschriften für die Freilandhaltung, und die Hühner müssen ins Freie gelassen werden. "Wenn ich sie jetzt schon im Stall einsperre, muss ich wiederum mit Sanktionen rechnen", erläutert Prins. Für ihn wäre es eine Existenzfrage.

Bei der Freilandhaltung geht es um fünf Cent pro Ei, bei 19800 Hühnern fällt das schon ins Gewicht. Im Freien sehen die Tiere die Sonne und den blauen Himmel. Das Huhn lebt wieder in seinem ursprünglichen Lebensraum, und der Verbraucher ist bereit, für die Eier etwas mehr zu bezahlen. Das war auch der Grund, warum sich der 25-Jährige für die Freilandhaltung entschieden hatte. Der geräumige Stall mit großen Auslaufflächen ist seit dem 25. April in Betrieb. Die Investition wurde fremdfinanziert, die Kosten betrugen über 700000 Euro. "Jetzt stehe ich da", sagt der junge Landwirt.

Der Geflügelhalter Clemens Hegger aus Herzlake sitzt ebenfalls zwischen zwei Stühlen. Auch er fordert ein sofortiges Aufstallungsgebot und will dadurch seine rund 20000 Hühner vor dem Kontakt mit Wildgeflügel und vor der Vogelgrippe schützen. Andererseits macht er sich Sorgen um die Vermarktung seiner Produkte. "Wertvoller Tierbestand - Zutritt nicht gestattet" steht auf der Tür zu dem Stall mit automatischer Eiersortiererei.

Die hochmoderne Anlage hat der Herzlaker Landwirt 2004 gebaut und sich zusammen mit seiner Frau Annette, einer ausgebildeten Krankenschwester, auf die Freilandhaltung von Geflügel spezialisiert. Vier Mitarbeiter beschäftigen sie. "Alle Hygienevorschriften werden bei uns eingehalten", versichert Annette Hegger. Dazu gehört auch die regelmäßige Reinigung und Desinfektion, Wechsel der Kleidung und der Schuhe beim Betreten des Stalls.

Die Fütterung der Tiere erfolgt nur im Stall, um ein Anlocken von Wildgeflügel zu verhindern. Andere Vorsorgemaßnahmen zum Schutz von Geflügel? Die Tiere werden ab sofort verstärkt beobachtet, ihre Legeleistung und das Gewicht. Denn erkrankte Vögel bekommen Fieber, Atembeschwerden und Durchfall. Sie legen keine Eier mehr und sterben nach kurzer Zeit. "Bis jetzt ist in Deutschland kein solcher Fall aufgetreten", betont Hegger und warnt vor Panik.

Die beiden Geflügelhalter hoffen, dass das Emsland von der Vogelgrippe verschont bleibt. Sie haben Angst und fühlen sich alleine gelassen. (Siehe weiteren Bericht auf dieser Seite und die Seite Nordwest.)

http://www.neue-oz.de/information/noz_print/kreis_emsland/11733545.html