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Schweine-KZ: "normal" genutzte "Schreckensorte"

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Schweine-KZ: "normal" genutzte "Schreckensorte"

Autor: Achim Stößer | Datum:
Daß Füchse für "Pelz"-Träger und männliche Küken für eierkonsumierende Vegetarier und andere Nichtveganer vergast werden dürfen wir nicht sagen. Denn wer auf Analogien zwischen den faschistischen und den speziesistischen Massenmorden hinweist (vgl. "Legen macht frei", http://maqi.de/txt/kz.html), wird zwangsläufig des Revisionismus beschuldigt. Schließlich hören die Täter nicht gern, daß das, was sie tun, zu den Verbrechen der Nazis analog ist. Und so dürfen Tierrechtler, Antispeziesisten, wohl auch nichts über die Schweine, die heute auf dem Gelände des wenig bekannten tschechischen Konzentrationslagers Lety gefangengehalten werden, sagen. Wenn die Berliner Zeitung über den "bestialischen Jauchegestank" schreibt: "Schuld daran sind mehr als 16 000 Schweine, die auf dem früheren[sic!] KZ-Gelände gemästet werden", dürfen wir nicht darauf hinweisen, daß die Schweine da wohl nicht freiwillig und damit auch nicht "Schuld" sind, sondern diejenigen, die ihre Leichen fressen und die, die mit ihren Leichen schachern wollen. Wir dürfen uns nicht darüber wundern, daß zwar das so gestörte Gedenken an die Opfer der Nazis berechtigte Empörung hervorruft, nicht jedoch die gegenwärtigen Opfer der Speziesisten. Und so dürfen wir nicht kritisieren, daß nicht etwa ein Ende des Massenmords gefordert wird, sondern die Deportation der Schweine in ein anderes Kon-, pardon, die "Umsiedlung des Betriebs". Denn würden wir das sagen, würden faschistoide Speziesisten uns (die wir per se Antifaschisten sind, da Tierrechten Menschenrechte und damit Antifaschismus immanent sind) faschistisch nennen ... absurd.

Tschechien: 16 000 Schweine auf ehemaligem KZ-Gelände

Autor: Achim Stößer | Datum:
Marlies Emmerich

BERLIN, 2. August. In mehreren Ländern Europas ist am Montag des Massenmordes an den Roma und Sinti vor 60 Jahren gedacht worden. Im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, wo die SS am 2. August 1944 die letzten 3 000 der im so genannten Zigeunerlager gefangen gehaltenen Roma und Sinti in die Gaskammern schickte, gedachten polnische und europäische Roma und Sinti, Politiker und ehemalige Häftlinge der Opfer.

Auch im südböhmischen Lety wird jedes Jahr an den Genozid erinnert. In dem Dorf bei Pisek unterhielt Nazi-Deutschland zwischen 1940 und 1943 ein Konzentrationslager. Viele Sinti und Roma wurden von Lety nach Auschwitz deportiert. Doch wenn die Sinti und Roma heute nach Lety kommen, wird ihr Gedenken an die Toten gestört. Ein bestialischer Jauchegestank verbreitet sich in der ganzen Umgebung. Schuld daran sind mehr als 16 000 Schweine, die auf dem früheren KZ-Gelände gemästet werden. "Wenn in diesem Lager Juden inhaftiert gewesen wären, stände die Schweinemastanlage schon lange nicht mehr", sagt Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates der Sinti und Roma in Deutschland.

Bei Tschechiens Botschafter in Berlin, Boris Lazar, findet Rose Gehör. Lazar verspricht, sich bei seinem Präsidenten Vaclav Klaus dafür stark zu machen, dass die Schweine verschwinden. Dabei weiß jedoch auch der Botschafter, dass mit einer Erfüllung seiner Bitte kaum zu rechnen ist. Eine Umsiedlung des Betriebes würde 13 Millionen Euro kosten. Die Region verlöre einen ihrer letzten Arbeitgeber.

Doch Geld ist offenbar nicht der alleinige Grund. Ein Großteil der Roma interpretiert die Pietätlosigkeit als Zeichen für die fehlende Bereitschaft der tschechischen Gesellschaft, sich mit dem Genozid auseinander zu setzen.

Denn wer sich mit Lety befasst, muss sich auch mit den Verbrechen tschechischer Kollaborateure befassen. Forscher, die dies versuchten, stießen noch Anfang der 90er Jahre bei der Spurensuche über Lety auf eine Mauer des Schweigens. In einer Umfrage aus dem Jahr 2002 bekannten sich drei Viertel aller Tschechen zur "Intoleranz" gegenüber Roma. Und als vor einigen Jahren mehrere Intellektuelle Strafanzeige wegen Völkermordes stellten, wurde die Strafverfolgung mit dem Tod des letzten Lageraufsehers eingestellt - und gleichzeitig die gesamte Debatte zu dem Thema wieder beendet. Auch von staatlicher Seite herrscht seitdem Funkstille.

In der tschechischen Botschaft wird diese Version nicht gern gehört. Dort heißt es, viele Schreckensorte aus der Nazizeit würden heute normal genutzt. Und Verhandlungen mit den örtlichen Behörden seien schwierig. "Wir wünschen uns einen würdigen Ort des Gedenkens in Lety", hält Rose dagegen. Vor allem kritisiert er, dass seit der Wende außer der Aufstellung eines kleinen Steinmonuments nichts passiert sei. Rose verlangt, an Stelle der Mastanlage ein Denkmal zu errichten.

Berliner Zeitung, 3. August 2004
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/politik/363580.html

Gedenken statt Quieken und Grunzen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Die tschechische Regierung will eine Schweinegroßmast auf dem ehemaligem KZ-Gelände im südböhmischen Lety kaufen,
um die Schweine umzusiedeln und eine Gedenkstätte für die im Holocaust ermordeten Roma errichten zu können
AUS PRAG ULRIKE BRAUN

Tschechiens Regierung sieht der Vergangenheit ins Auge: Auf dem Gelände eines ehemaligen so genannten "Zigeunerlagers" im südböhmischen Lety will sie eine würdige Gedenkstätte bauen. Dafür muss sie allerdings zuerst eine Großmast von 14.000 Schweinen aufkaufen, die heute an der Stelle des Roma-KZs steht.

Unklar ist noch die Summe, die die sozialliberale Regierungskoalition investieren muss. Experten befürchten, dass der Kauf der Schweinefarm, die Finanzierung ihres Umzugs und der anschließende Bau der Gedenkstätte bis zu 25 Millionen Euro kosten könnten. Das Kabinett von Ministerpräsident Jirí Paroubek indes rechnet optimistisch mit Kosten von "ein paar Millionen Euro", so Regierungssprecherin Lucie Orgoníková. Das bezweifelt selbst der Regierungsbeauftragte für Menschenrechte, Svatopluk Karásek: "Es werden mindestens 10 Millionen Euro nötig werden."

Über Preis und Umzug der Schweinefarm wird die Regierung nun mit dem Betreiber der Großmast, der Firma AGPI Piselk, verhandeln müssen. Viel Zeit wird dazu nicht bleiben, denn im Juni 2006 stehen die nächsten Wahlen an. "Der Ministerpräsident hat großes Interesse daran, dass für das Problem der Schweinemast in Lety bis Ende dieser Legislaturperiode wenigstens ein Lösungsansatz gefunden wird", erklärt Sprecherin Orgoníková. Die Firma AGPI selbst hat nichts gegen einen Umzug, beteuert ihr Vorstand Jan Cech, solange das keine finanziellen Einbußen bedeutet. Ein Standpunkt, den das Unternehmen schon seit Jahren einnimmt. Denn der Streit über eine Schweinefarm auf einer Holocaust-Stätte schwelt seit über einem Jahrzehnt inner- und außerhalb des Böhmisch-Mährischen Kessels. Eine bescheidene Gedenkstätte, die 1994 in Lety eingeweiht wurde, bleibt von der Schweinemast überschattet.

Das Lager in Lety wurde am 15. Juli 1940 per Beschluss des Innenministeriums des "Protektorats Böhmen und Mähren" errichtet und mit Absegnung durch den Reichsprotektor drei Wochen später als "Arbeits-Straflager I" eröffnet. 1942 wurde es in ein "Anhaltelager für Zigeuner" umbenannt, von dem aus die Roma Böhmens und Mährens nach Auschwitz transportiert wurden. 90 Prozent von ihnen kamen im Holocaust ums Leben. Im August 1943 wurde das Lager wegen einer Typhusepidemie geschlossen. Die verbleibenden rund 600 Roma wurden per Zug gen Osten geschickt, die restlichen, der Nazi-Lehre nach rassisch reinen Insassen auf andere Lager im Protektorat verteilt, manche gar entlassen. Insgesamt sollen 1.289 Männer, Frauen und Kinder die Tore des Lagers Lety durchschritten haben und 337 an Hunger, Typhus oder Überarbeitung gestorben sein.

Im Frühjahr dieses Jahres hatte das Europaparlament Tschechiens Regierung per Resolution aufgefordert, die Schweinefarm zu verlegen. "Die Regierung sieht, dass man nicht vor der Vergangenheit weglaufen kann", sagte der grüne EP-Abgeordnete und Initiator der Resolution, Milan Horácek, jetzt erfreut.

taz Nr. 7813 vom 7.11.2005, Seite 9, 101 Zeilen (TAZ-Bericht), ULRIKE BRAUN
http://www.taz.de/pt/2005/11/07/a0093.nf/text.ges,1

Schweinemast auf Gelände von ehemaligem Roma-KZ: Aus Lety nichts Neues

Autor: Achim Stößer | Datum:
Zeitung Lidové noviny beklagt Untätigkeit der tschechischen Regierungen



Prag - Seit acht Jahren versprechen die amtierenden sozialdemokratischen Regierungen, dass sie die Schweinemastanlage auf dem Gelände des ehemaligen Roma-KZ (Foto) in Lety bei Písek verlegen werden.

Passiert ist aber auch in dieser Legislaturperiode nichts, wie die Tageszeitung Lidové noviny (Prag) konstatiert.

Premier Jiří Paroubek hatte deutlicher als seine Vorgänger erklärt, er werde bis Juni 2006 für eine Beseitigung des Betriebs sorgen und das Entstehen einer würdigen Gedenkstätte ermöglichen.

Die Situation ist aber nach wie vor unverändert, der Betrieb läuft weiter, die Verhandlungen der Regierung mit der Firma AGPI brachten kein Ergebnis. Und selbst das „Übergangsdenkmal“, das Paroubek vor einem Monat versprochen hatte, wird es nicht geben. Nun wird von der neuen Regierung abhängen, ob und wann in Lety eine Gedenkstätte entsteht.

Tschechien Online, 29.5.2006. Foto: Archiv

http://www.tschechien-online.org/news/2198-schweinemast-gelande-ehemaligem-roma-kz-lety-nichts-neues/

Menschenrechtsaktivist Pape kritisiert tschechische Regierung

Autor: Achim Stößer | Datum:
Vorfälle wie in Lety könnten sich auch in Theresienstadt oder Lidice wiederholen


Prag - Der Menschenrechtsaktivist Markus Pape (Foto) hat sich nach dem Vorfall vom Wochenende im südböhmischen Lety kritisch über die tschechische Regierung geäußert.

„Es ist schon sonderbar, dass die Regierung bislang noch nicht gesetzlich festgelegt hat, was auf einem ehemaligen Gelände nazistischer Verfolgung gemacht werden darf und was nicht. Ich fürchte, dass das, was am Samstag in Lety passiert ist, sich jederzeit in Terezín oder Lidice wiederholen könnte“, zitiert die Tageszeitung Lidové noviny (Prag) den Roma-Aktivisten.

Am Samstag hatte die rechtsextremistische Nationalpartei (NS) auf dem Gelände des ehemaligen Roma-Konzentrationslagers eine Kundgebung veranstaltet. Pape war wegen Störung der Veranstaltung von der Polizei vorübergehend festgenommen worden. Die NS-Kundgebung bezeichnete Pape als „eindeutige Wahlkampfveranstaltung“.

Tschechien Online, 24.1.2006
http://www.tschechien-online.org/news/1616-menschenrechtsaktivist-pape-kritisiert-tschechische-regierung/

Roma-Aktivist bei Nationalisten-Demo festgenommen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Streit entzündet sich am ehemaligen Roma-Konzentrationslager Lety


Lety/Prag - Im südböhmischen Lety ist es am Rande einer Kundgebung der rechtsextremen tschechischen Nationalpartei (NS) am Samstag Vormittag zu einem Handgemenge mit Menschenrechtsaktivisten gekommen.

Zwei Gegendemonstranten - darunter der Roma-Aktivist Markus Pape (Foto) - wurden von der Polizei vorübergehend festgenommen, weil sie die NS-Kundgebung „verbal gestört“ hätten, wie tschechische Medien berichten.

Hintergrund für die Auseinandersetzung war eine Aktion der im Parlament nicht vertretenen Nationalpartei auf dem Gelände eines ehemaligen Roma-Konzentrationslagers.

Etwa 40 NS-Anhänger gedachten in Lety "aller Patrioten, die ihr Leben für die Verteidigung des Vaterlandes und des Volkes geopfert haben“. Gleichzeitig leugneten die Extremisten die Existenz des ehemaligen Konzentrationslagers. Bei den Inhaftierten habe es sich unter anderem um „antisoziale Elemente“ gehandelt, so ein NS-Mitglied.

Ursprünglich hatte die Partei einen „Gedenkstein“ mit der Aufschrift „Den Opfern“ enthüllen wollen. Auf Druck der öffentlichen Meinung hatten Behörden des südböhmischen Ortes den vier Tonnen schweren Felsquader aber am Donnerstag Abend entfernen lassen. In dem nationalsozialistischen Lager in Lety waren 1942 und 1943 etwa 1.300 Sinti und Roma interniert worden, von denen 326 ums Leben kamen. Mehr als die Hälfte waren Kinder. Mehrere hundert Häftlinge wurden von Lety nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.

Etwa 20 Vertreter von Roma-Organisationen und Menschenrechtsaktivisten demonstrierten gegen die NS-Kundgebung. Svatopluk Karásek, Menschenrechtsbeauftragter der Regierung, verurteilte die Aktion der Extremisten: „Diese Ort eignet sich nicht für Provokationen. Die Opfer verdienen ein ehrendes Andenken.“

Tschechien Online, 23.1.2006
http://www.tschechien-online.org/news/1607-roma-aktivist-nationalisten-demo-festgenommen/