Forenübersicht RSS

Pressespiegel:
"Abschaffung" der Fuchsjagd

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 2

Hinweis: Momentan können keine Beiträge erstellt werden.

"Abschaffung" der Fuchsjagd

Autor: Achim Stößer | Datum:
Bemerkenswert, wenn von "Abschaffung der Fuchsjagd" in Großbritannien die Rede ist (wo es eigentlich nur um die Abschaffung einer bestimmten Form geht, die im berittenen zu Tode hetzen von Füchsen mit Hunden besteht).

Bemerkenswert auch, welche politische Brisanz ein solches Thema hat: Das "House of Commons" fährt mit dem "Parliament Act" schweres Geschütz auf, um das "House of Lords" an die Wand zu drücken, der Premier will wahlkampfentscheidende Maßnahmen der Jägerlobby vermeiden, aber zugleich nicht als Zauderer dastehen, um so die zerstrittene Labour-Partei wieder zum Schulterschluß zu bewegen ...

Großbritannien: Neuer Anlauf zum Verbot der Fuchsjagd

Autor: Achim Stößer | Datum:

Britisches Parlament will mit Sonderregelung Gesetz ohne Oberhaus beschließen - Die Fuchsjäger protestieren

Hunderte Pro-Fuchsjagd-Vertreter versammelten sich am Freitag vor dem Haus von "Hound Killer" Tony Blair.


Schon 2002 war protestiert worden: "Fox off", riefen die Jäger dem Premier zu.

Von Frank Herrmann aus London


Hunderte Pro-Fuchsjagd-Vertreter versammelten sich am Freitag vor dem Haus von "Hound Killer" Tony Blair.


Schon 2002 war protestiert worden: "Fox off", riefen die Jäger dem Premier zu.

Mit einem Hornstoß signalisiert der Jagdmeister das "Tally ho!", sobald die Hunde einen Fuchs aufgespürt haben. "Tally ho!" wird es bald auch dem britischen Premierminister Tony Blair auf dem Weg ins Parlament entgegenschallen. Die Countryside Alliance, die Lobby der Fuchsjäger, plant den großen Aufruhr.

Am kommenden Mittwoch, wenn drinnen das Unterhaus über ein Verbot der Hatz abstimmt, will sie draußen für Heidenlärm sorgen. Die Jäger bereiten sich auf ihre neue Saison vor. Auf ein Freizeitvergnügen, das sie für ebenso urbritisch halten wie Unze, Pint oder Pfund Sterling.

Fünfmal verschoben

Als Blair 1997 in die Downing Street einzog, stand das Nein zum Füchsejagen auf seiner Prioritätenliste ganz weit oben. Doch seitdem verkam es zur Farce. Fünfmal hat das House of Commons für ein Verbot gestimmt, fünfmal hat sich die zweite Kammer, das House of Lords, quer gelegt, fünfmal wurde die Entscheidung vertagt.

Jetzt mischt sich selbst Sir Paul McCartney, zum Ritter geschlagener früherer Beatle, in den Diskurs ein: Er baue darauf, dass Blair endlich Nägel mit Köpfen mache, schrieb er dem Premier in einem offenen Brief.

Diesmal aber will die gewählte Kammer die störrischen Lords mit der Keule "Parliament Act" in die Knie zwingen. Mit dieser Sonderregelung, die in den vergangenen 50 Jahren nur dreimal angewendet wurde, können die Commons ein Gesetz auch ohne den Segen der Lords durchsetzen. Allerdings möchte Blair auch dann noch zwei Jahre warten, ehe das Verbot in Kraft tritt.

Ein raffinierter Schachzug. Denn einerseits will er vermeiden, dass die Lobby der Jäger noch während des anstehenden Wahlkampfs zum letzten Gefecht ruft – deshalb der Aufschub. Andererseits mag er sich von McCartney und Co nicht länger vorwerfen lassen, ein ewiger Zauderer zu sein. Schließlich hegt er die vage Hoffnung, mithilfe des emotionalen Themas die über den Irakkrieg zerstrittene Labour- Partei wieder zu einen.

Jäger – eine Minderheit

Sosehr sich New Labour in der Mitte positioniert, dem Zank haftet noch etwas von altem Klassenkampf an: Nach einem groben Raster sind es die Earls und Viscounts der Oberschicht, die dem flinken Wild nachsetzen – die Unaussprechlichen auf der Fährte des Ungenießbaren, wie der Dichter Oscar Wilde höhnte.

Die Unaussprechlichen auf der Fährte des Ungenießbaren

Seit den 1660er-Jahren ist die Jagd nach dem Fuchs in den Annalen belegt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war sie tatsächlich das Privileg geladener Gäste. Heute darf jeder teilnehmen, sofern er einen Obolus entrichtet – je nach Wochentag 55 bis 70 Euro.

Zu Unrecht diskriminierte Minderheit

Simon Hart, der Chef der Countryside Alliance, führt neben den traditionellen Argumenten auch schon Begriffe wie Menschenrechte und Toleranz ins Feld. Für ihn sind die rot berockten Jäger eine Minderheit, die zu Unrecht diskriminiert werden. (DER STANDARD, Printausgabe 10./11.9.2004)