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verbitterung am menschlichen mitläufertum

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 2

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verbitterung am menschlichen mitläufertum

Autor: traurige | Datum:
hallo ihr,

vielleicht treffe ich hier auf menschen, denen es ähnlich geht, wie mir....

nicht nur, was vegansein angeht, stehe ich meistens in gruppen, in meinem menschlichen umfeld, mit meinen sichtweisen allein da.

ich weiß es nicht: können sie unrecht aller art nicht sehen, oder wollen sie es nicht?

nicht nur, daß sie es vermeintlich nicht sehen: etwas dagegen zu unternehmen, NEIN zu sagen, sich zu solidalisieren, an einem strang zu ziehen: das ist ein ding der unmöglichkeit!

so kommt es, daß menschen, welche das selbe unrecht betrifft, für welche ich mich mit einsetze, mir auch noch in den rücken fallen!

diese menschen sehen eine einstellung, welche gegen den strom ist, als angriffspunkt, den sie gegen einen verwenden. damit schleimen sie bei der obrigkeit (von der aus das unrecht ja meistens ausgeht), und lassen mich als die quertreiberin dastehen.

das nimmt schnell eine gruppendynamik an (da die welt aus mitläufern besteht), und schon wird man als "psychisch krank" hingestellt!!! ja wirklich, so weit geht das! so sind menschen, wenn sie wahrnehmen, man schwimmt nicht mit!

weil man zu offensiv ist. weil man sich nichts bieten lässt. weil man furchtlos gegen unrecht vorgeht.

ich schäme mich für die geballte blindheit, dummheit, feigheit und bosheit meiner spezies. diese menschen sind alle fröhlich, unbeschwert, denken positiv, genießen das leben, ignorieren einfach alles, was sie nicht ändern können. sie leben sehr gut damit. ich jedoch zerschmettere und verbittere. ist es das wert? wie kann man sich als feinfühliger mensch mit ausgeprägtem unrechtsbewußtsein und urteilsvermögen davor bewahren, schaden zu nehmen an dumpfen, passiven menschenmassen und den strukturen, die sie hervorrufen und aufrechterhalten?

was habt ihr für erfahrungen als andersdenkende menschen? wie schützt ihr euch davor, zu verbittern? könnt ihr unrecht (außer gegenüber tieren) einfach so übergehen in dem maße, daß es euch wirklich nicht tangiert? oder würdet ihr kämpfen, auch wenn ihr wisst, es ist eigentlich ein kampf gegen windmühlen, der euch letztenendes zerstört? ich habe mir schon gedacht, ich sollte meine kräfte besser für den kampf um tierrechte aufheben... aber von meiner persönlichkeitsstruktur her kann ich es einfach nicht.

ich komme einfach nicht klar damit, wenn mir menschen in dingen nicht recht geben, wenn ich hundertprozent weiß, ich habe recht.
wenn ihre meinung grundsätzlich eine mitläufermeinung ist, die sich an der obrigkeit anpasst. wenn menschen einfach die wahrheit verbiegen. das regt mich sowas von auf.

ich habe ein sowas von schlechtes menschenbild mittlerweile, es fällt mir schwer, menschen nicht zu hassen.

wie schafft man es, in einem nichtveganen umfeld, in dem menschen
grundsätzlich anderer meinung sind als man selbt, nicht zu verbittern? seine innere ruhe und zufriedenheit zu behalten?

lg

Re: verbitterung am menschlichen mitläufertum

Autor: Ava Odoemena | Datum:
traurige schrieb:

Schade dass ich den Beitrag nicht eher gesehen habe. (Ich hatte versehentlich das Allgemeine Forum nicht in den RSS Feed integriert.)

> hallo ihr,

Hallo Traurige, hoffentlich liest Du noch mit, ich habe ansonsten keinen Beitrag mehr von Dir gesehen.

> vielleicht treffe ich hier auf menschen, denen es ähnlich
> geht, wie mir....
>
> nicht nur, was vegansein angeht, stehe ich meistens in
> gruppen, in meinem menschlichen umfeld, mit meinen
> sichtweisen allein da.

Hm, ja, kommt mir bekannt vor:-)

> ich weiß es nicht: können sie unrecht aller art nicht sehen,
> oder wollen sie es nicht?

Da sind in der Regel schon massive Verdrängungsprozesse im Gange. Die sind an sich gar nicht mal das Schlimme, denn ohne die psychologische Fähigkeit, Dinge zu verdrängen wären wir wohl kaum überlebensfähig. Stell Dir mal vor alle negativen Erfahrung die wir im Leben so sammeln (auch die virtuellen Erfahrung die über Medien an uns herangetragen werden) wären ständig im Bewusstsein präsent - das ginge gar nicht. Demnach ist Verdrängung lediglich eine Form der neurologischen Prioritätenorganisation und somit eine Art internes, automatisiertes Stressmanagement.

Das schlimme ist, wenn TÄTER diese Fähigkeit missbrauchen um ihre TATEN zu verdrängen oder zu verharmlosen.

Und hier sind wir dann auch gleich beim zentralen Aspekt der Tierrechtsarbeit: Den Tätern den Spiegel vorzuhalten und ihnen so diesen (Realitäts)fluchtweg zu entziehen.

> nicht nur, daß sie es vermeintlich nicht sehen: etwas dagegen
> zu unternehmen, NEIN zu sagen, sich zu solidalisieren, an
> einem strang zu ziehen: das ist ein ding der unmöglichkeit!

Wieso denn, es gibt doch innerhalb der "Masse Mensch" genug kleinere Schwärme, die auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Ob sie dabei gute Ziele verfolgen ist natürlich die andere Frage.

Was Du übersiehst, ist dass Du die Fähigkeit hast, selbst so eine Gruppe zu organisieren und zu formen, oder Dich an einer bereits bestehenden zu beteiligen. Z. B. Maqi.

> so kommt es, daß menschen, welche das selbe unrecht betrifft,
> für welche ich mich mit einsetze, mir auch noch in den rücken
> fallen!

Dazu kann ich schwer was sagen da ich keine Einsicht in die Details habe. Aber ich vermute, Du existierst als Veganerin z. B. in einer Gruppe, die sich für sagen wir mal Migrationsangelegenheiten einsetzt. Dabei solltest eben nicht vergessen, dass es sich bei dieser Gruppe, sodenn es keine vegane ist, nunmal auch um eine Tätergruppe handelt deren Beteiligten billigend in Kauf nehmen dass für sie Tierpersonen ermordet werden um ihre zerhackten Leichen zu fressen können.

> diese menschen sehen eine einstellung, welche gegen den strom
> ist, als angriffspunkt,

Nein, es geht ausschließlich um sie selbst. Sie wollen nicht mit ihren Taten konfrontiert werden, das ist ja unbequem und um eben ihren "Standpunkt" aufrecht erhalten zu können, geht es darum Dich zu vernichten. D. h. Du als Person bist in diesem perversen Prozess komplett irrelevant, es geht darum die fremdartig Zelle aus dem Schwarm zu schieben. Nur weil eine Gruppe sich für ein gutes Thema einsetzt, bedeutet eben noch lange nicht, dass sie in allen anderen Bereichen nicht genauso pervers sind wie der Rest der Bevölkerung.

> den sie gegen einen verwenden. damit
> schleimen sie bei der obrigkeit (von der aus das unrecht ja
> meistens ausgeht), und lassen mich als die quertreiberin
> dastehen.

Nun, ja, damit stellt sich zumindest die Frage warum Du dort Deine Energie verplemperst.

> das nimmt schnell eine gruppendynamik an (da die welt aus
> mitläufern besteht), und schon wird man als "psychisch krank"
> hingestellt!!! ja wirklich, so weit geht das! so sind
> menschen, wenn sie wahrnehmen, man schwimmt nicht mit!

Och, oft reicht es auch schon wenn sie merken man ist nicht für den Virus der geistigen Vogelgrippe unter der sie leiden empfänglich...

> ich schäme mich für die geballte blindheit, dummheit,
> feigheit und bosheit meiner spezies.

Wieso? *Du* musst Dich doch nicht schämen!

> diese menschen sind alle
> fröhlich, unbeschwert, denken positiv, genießen das leben,
> ignorieren einfach alles, was sie nicht ändern können. sie
> leben sehr gut damit.

Dass sie damit gut leben halte ich für ein Gerücht. Denn Ignoranz muss mit einem hohen Preis bezahlt werden: Dem Verlust an Wachheit. Und wer nicht wach ist, ist untot. Also lass Dich von dem Grinsen der Zombies nicht verwirren: Es sind Masken hinter denen es stinkt und modert. Und irgendwie spüren sie auch, dass es bei Dir nicht so ist, und deswegen hassen sie Dich. Nicht weil sie Dich als minderwertig betrachten, sondern es ist der pure Neid. Im schlechtesten Falle. Im besten Falle sind es erwachsene Kinder die hilflos treiben und sich an alles krallen was noch so rumschwimmt.

> ich jedoch zerschmettere und
> verbittere.

Musst Du aber nicht.

> ist es das wert? wie kann man sich als
> feinfühliger mensch mit ausgeprägtem unrechtsbewußtsein und
> urteilsvermögen davor bewahren, schaden zu nehmen an dumpfen,
> passiven menschenmassen und den strukturen, die sie
> hervorrufen und aufrechterhalten?

Indem Du Deinen Platz findest. Indem Du Deine Macht erkennst. Wir sind die Initiatoren einer neuen Zeit. Du musst lernen, sie nicht für ihre Dummheit zu verachten sondern begreifen, dass sie Deine Lehrlinge sind:-) Ob sie wollen oder nicht.

> was habt ihr für erfahrungen als andersdenkende menschen?

Die Phase die Du durchmachst ist auch eine Art Emanzipierungsdurchlauf. Wenn Du die Kurve kriegst, geht es Dir auf jeden Fall besser.

> wie
> schützt ihr euch davor, zu verbittern?

Gar nicht. Ich finde Verbitterung ist ein phantastischer Energietopf. Warum sollte ich den nicht nutzen.

> könnt ihr unrecht
> (außer gegenüber tieren)

Menschen sind Tiere. (Nacktaffen)

> einfach so übergehen in dem maße,
> daß es euch wirklich nicht tangiert?

Nein, übergehen tue ich es ja nicht, sonst wäre ich ja keine Tierrechtlerin. Es gibt allerdings einen wesentlichen Unterschied zwischen übergehen und psychologischem Selbstschutz. D.h. ich nehme mir mein Recht, bestimmte Sachen zur bestimmten Zeit einfach zu verdrängen, denn es ist niemanden geholfen wenn ich mich durch externe Gegebenheiten emotional verunreinigen lasse. Ich kenne meine Grenzen und nehme mir meine Auszeiten. Es ist wichtig, guten Egoismus zu lernen, denn nur so kann man langfristig seine Energie dem guten Tun zur Verfügung stellen.

> oder würdet ihr kämpfen,
> auch wenn ihr wisst, es ist eigentlich ein kampf gegen
> windmühlen, der euch letztenendes zerstört?

Kämpfen ja, aber kämpfen bedeutet eben nicht gegen Metallplatten anzurennen.

> ich habe mir
> schon gedacht, ich sollte meine kräfte besser für den kampf
> um tierrechte aufheben... aber von meiner
> persönlichkeitsstruktur her kann ich es einfach nicht.

Wieso, bist Du Masochistin? Auf jeden Fall kann ich Dir empfehlen Dich eher um Tierrechte zu bemühen, vor allem weil die vielen anderen Dinge sich als Konsequenz vom Veganismus in Nichts auflösen würden.

> ich komme einfach nicht klar damit, wenn mir menschen in
> dingen nicht recht geben, wenn ich hundertprozent weiß, ich
> habe recht.
> wenn ihre meinung grundsätzlich eine mitläufermeinung ist,
> die sich an der obrigkeit anpasst. wenn menschen einfach die
> wahrheit verbiegen. das regt mich sowas von auf.

Nun ja gut, das ist verständlich, aber wie gesagt: warum gegen Metallplatten rennen. Manche Feuer muss man ausbrennen lassen bzw. sich andere Löschmethoden ausdenken.

> ich habe ein sowas von schlechtes menschenbild mittlerweile,
> es fällt mir schwer, menschen nicht zu hassen.

Dann solltest Du Deine Perspektive auf Individuen fokussieren, anstatt nur den Schwarm zu sehen. Zoom hinein und vernetze Dich mit denen, die in Ordnung sind. Ein "Menschenbild" ist sowieso nur eine Ekelphantasie, denn die Masse setzt sich nunmal aus Individuen zusammen, und dort musst Du auch ansetzen.

> wie schafft man es, in einem nichtveganen umfeld, in dem
> menschen
> grundsätzlich anderer meinung sind als man selbt, nicht zu
> verbittern? seine innere ruhe und zufriedenheit zu behalten?

Indem man realisiert, dass man es mit ethisch Behinderten zu tun hat. Eine Behinderung die (meist) heilbar ist. Und wir sind die Ärzte. Wenn Sanitäter von Alkoholkranken beschimpft und angespuckt werden, die sie von der Gosse aufsammeln, bekommen sie davon ja auch keine Krise. Es gehört zum Job.