Wobei, da sind ja noch mehr Leute am schwitzen, auch in der Münchener Rück kauen da sicher jetzt ein paar Leute Nägel. Es gibt hier eigentlich zwei Szenarien die mir spontan einfallen, ein nicht so schlimmes und ein Hiobsszenario. Die Träger sind, sofern ich das richtig verstanden haben aus einer Westwand, also einer dem Wind zugewandten Seite herausgebrochen. Das Dach an sich, und das Gebäude besteht hauptsächlich aus Dach, muss man sich entweder wie einen Wackelpudding mit Schwingungsflexibilität vorstellen, oder eine harte Muschel. Offensichtlich hat der Winddruck das Gebäude stark bewegt, also von West nach Ost gedrückt. Beim Wackelpudding hätte man dann den Fehler gemacht, die Wandverstebung zu unflexibel, zu steif zu gestalten, wodurch es einen Spannungskonflikt zwischen dem flexiblen Dach und der unflexiblen Seite gegeben hat. Der löste sich dann auf indem einige Stahlträger aus der Halterung gefallen sind, mit einer regelrechten Hebelwirkung, die Dachbewegung zog die Wand dann regelrecht auseinander. Dies wäre das bessere Szenario, denn man müsste lediglich einen Weg finden, die Flexibilität der Wand zu erhöhen sodass das besser mit dem Dach korrespondiert, ohne jedoch die Stabilität und Stützeigenschaften der Wand einzubüßen.
Wenn aber der Spannungskonflikt dadurch entstanden ist, dass sich das gesamte Dach permanent verzogen hat wie eine Autokarosserie nach einem Unfall, dann wäre das Gebäude wohl nicht mehr zu retten weil strukturell fehlerhaft und müsste komplett abgerissen werden. Ein Alptraum für alle Beteiligten.
Es sind ja glücklicher Weise keine Menschen oder andere Tiere zu Schaden gekommen, sodass neben den ersten Schadenskosten am meisten das Image des Architekten leiden dürfte, und zwar langfristig, denn sowas darf einfach nicht passieren. Derartige Betriebsblindheit kommt dieser Tage meistens von einem Übervertrauen in Software, bzw. Anwendungsfehler wie bei dem Einsturz der Pariser Terminalröhre. Man hat dort mit einer Tunnelsoftware eine freistehende horizontalovale Röhre gebaut, ohne zu bedenken dass in einem Tunnel ein Gesteinsdruck von den Seiten viel mehr Kraft gegen eine ovale Röhre drückt, eine Kraft also die auch nach oben abgeleitet wird und somit das "Dach" stabilisiert. Dieser Seitenaußendruck fehlt bei einer freistehenden Röhre natürlich völlig, wodurch der höchste Punkt im horizontalen Oval nach unten sackt und die Seiten nach außen wegdrückt! Man muss dann die Seiten selbstverständlich stabilisieren, aber das Programm sagt dir natürlich nicht, mach die Seiten stabiler denn es "geht ja davon aus" dass durch den Gesteinsdruck im Tunnel genug seitliche Stabilität vorhanden ist.
Eine Frage die sich hieraus auch ergibt, ist die, warum diese Typen in einem Loft sitzen und ich, die diese Zusammenhänge in 0,1 Sekunden verknüpfen kann in Hartz IV. Das ist allerdings eine rein rhetorische Frage.