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Atheismusforum:
Einstein vs. theistischen Wahn

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Einstein vs. theistischen Wahn

Autor: Achim Stößer | Datum:
Theisten reklamieren ja gern mal berühmte Wissenschaftler für sich, als ob es ein Argument für ihren Wahn wäre, wenn etwa ein Physiker auch daran litte (was ja vorkommen kann). Eines der Opfer ist Einstein (der zugegebenermaßen nicht ganz unschuldig daran ist durch einige seiner mißdeutbaren Äußerungen, allen voran sein "Gott würfelt nicht", mit dem er in Wahrheit lediglich eine (mittlerweile übrigens falsifizierte) physikalische These veranschaulichen wollte.

Kürzlich tauchte ein Brief von ihm auf, das den Theopropagandisten wieder ein wenig Wasser abgräbt - Einstein beschreibe darin die Vorstellung Gottes als "menschliche Schwäche" und die Bibel als "ganz schön kindisch" (beides natürlich unzulässige Verharmlosungen).

Mir liegt ein (leider kaum zu entzifferndes, weil stark verkleinert und handschriftlich) Faksimile einer Seite vor - darin ist u.a. von "'Rationalisierung' in Freud'scher[sic!] Sprache" die Rede - daß Einstein den Deppenapostroph benutzt sprich ja nun auch nicht dafür, stimmt's?

Zitat: Albert Einstein: Die Idee Gottes ist ein “Produkt menschlicher Schwäche”, die Bibel “ganz schön kindisch”

Ein kürzlich entdeckter Brief Albert Einsteins, geschrieben im Januar 1954 – ein Jahr vor seinem Tode -, ist ein weiteres starkes Glied in der Kette der Beweise, daB Einstein nicht der religiös Gläubige war, als den die Vertreter des Übernatürlichen ihn gerne darstellen. Der handgeschriebene Brief an den Philosophen Eric Gutkind beschreibt die Vorstellung Gottes als “menschliche Schwäche” und die Bibel als “ganz schön kindisch” [zitiert nach englischen Quellen] und dürfte schließlich allen Versuchen ein Ende setzen, dem illustren Denker den Anstrich eines religiösen Glaubensverteidigers zu geben.


Das außerordentliche Stück wurde diesen Monat im Auktionshaus Bloomsbury in London versteigert. Den Zuschlag erhielt ein Gebot in Höhe von 404,000 Dollar – 25 mal so viel wie der vorab geschätzte Wert. Es kam von einem nicht identifizierten ausländischen Sammler mit “einer Leidenschaft für theoretische Physik und alles, was sie mit sich bringt”. Wirklich schade für Richard Dawkins, der unter den verlierenden Bietern war und es verdient hätte, Besitzer des Dokumentes zu werden.

Prof. Dawkins, berühmter britischer Biologe und Ehrenmitglied der Rationalist International, war in der Vergangenheit die stärkste Stimme, die zur Klärung von Einsteins Haltung zur Religion beitrug. In seinem Buch The God Delusion (Der Gotteswahn) erklärt er, daß Einstein, der sich selbst als einen “tief religiösen Ungläubigen” bezeichnete und gelegentlich Gott ins Feld zu führen pflegte, sich dabei auf etwas völlig anderes bezog als unter diesen Begriffen allgemein verstanden wird. `Einsteins Religion’ schließt klar jede Vorstellung des Übernatürlichen aus und war, ganz im Gegenteil, Ausdruck pantheistischer Reverenz.


“Pantheistsen glauben nicht im geringsten an einen übernatürlichen Gott, sondern verwenden das Wort `Gott’ als nicht-übernatürliches Synonym für Natur, für das Universum oder die Gesetzmäßigkeit, die seine Abläufe beherrscht. Deisten unterscheiden sich von Theisten darin, daß ihr deistischer Gott keine Gebete beantwortet, nicht an Sünden und Beichten interessiert ist, unsere Gedanken nicht liest und nicht mit kapriziösen Wundern eingreift. Von Pantheisten unterscheiden Deisten sich darin, daß ihr deistischer Gott eine Art von kosmischer Intelligenz darstellt – im Gegensatz zum metaphorischen oder poetischen Synonym für das Gesetz des Universums bei den Pantheistischen. Pantheismus ist attracktiv gemachter, aufgepeppter Atheismus. Deismus ist abgemilderter, verwässerter Theismus.”



“Wir haben guten Grund anzunehmen, daß berühmte Einsteinismen wie `Gott ist subtil, aber er ist nicht bösartig’ , oder:`Er würfelt nicht’ , oder: `Hatte Gott denn eine andere Wahl als dieses Universum zu schaffen?’ pantheistisch sind, nicht deistisch, und gewiß nicht theistisch. … Einstein benutzte das Wort `Gott’ in einem rein metaphorischen, poetischen Sinn. Das gilt auch für Stephen Hawking, und für die meisten dieser Physiker, die gelegentlich in die Sprache religiöser Metapher abgleiten.”


Dawkins zitiert Einstein, wenn er selbst über seine Religion schreibt: “das Gefühl zu haben, daß hinter allem, das erfahren werden kann, etwas steht, daß unser Verstand nicht fassen kann und dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur indirect und als schwache Relektion erreicht, das ist Religiosität. In diesem Sinne bin ich religiös.”


“In diesem Sinne”, fügt Dawkins hinzu, “bin auch ich religiös, mit dem Vorbehalt, daß `nicht fassen kann’ nicht bedeuten darf `für immer unfaßbar’. Aber ich ziehe es vor, mich selbst nicht religiös zu nennen, denn es ist irreführend. Es ist zerstörerisch irreführend, denn für die große Mehrheit der Menschen ist `religiös’’ mit `übernatürlich’ verbunden. Carl Sagan hat das gut zum Ausdruck gebracht: `… wenn man mit `Gott’ den Satz von physikalischen Gesetzen meint, die das Universum beherrschen, dann ist es ganz klar, dass es solch einen Gott gibt. Dieser Gott ist emotionell unbefriedigend …. Es macht nicht viel Sinn, das Gesetz der Schwerkraft anzubeten.’ ”


(Alle Zitate aus: Richard Dawkins, The God Delusion, Großbritanien, 2006)

Quelle: Rationalist International Bulletin Nr. 176.

Achim