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Veganismusforum:
Patientenverfügung o.tierische Ernährung im Koma

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 13

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Patientenverfügung o.tierische Ernährung im Koma

Autor: Rele | Datum:
Hallo,

mich würde interessieren, inwieweit Ihr für "den Fall der Fälle" vorgesorgt habt- Unfall, schwere Krankheit, etc.- habt Ihr schriftlich & rechtsgültig vermerkt, dass eine eventuelle pflegerische Versorgung tierfrei sein soll? Damit meine ich nicht speziell Medikamente, Verbandsmaterialien, Insuline, sondern vor allem die Ernährung. Sondenkost enthält z. B. tierische Bestandteile, genau wie viele andere Infusionslösungen. Oder stellt Euch vor, Ihr bekommt eine geistige Schädigung ( Behinderung, Parkinson,...)& seit nicht mehr fähig, Euch selbst zu versorgen- dann setzt sich ein/e Krankenschwester/ -Pfleger an Euer Bett& füttert Euch mit passiertem Fleisch.
Wie denkt Ihr darüber?
mfG Rele

Re: Patientenverfügung o.tierische Ernährung im Koma

Autor: Tanja | Datum:
> mich würde interessieren, inwieweit Ihr für "den Fall der
> Fälle" vorgesorgt habt- Unfall, schwere Krankheit, etc.- habt
> Ihr schriftlich & rechtsgültig vermerkt, dass eine eventuelle
> pflegerische Versorgung tierfrei sein soll? Damit meine ich

Das ist leider in dieser Gesellschaft nicht möglich. "Pflegerische Versorgung" ist schon da nicht tierfrei, wo man als normaler Bettlägriger Heparin zur Thromboseprophylaxe bekommt. Ich denke, daß es sinnvoller ist, wenn ein Angehöriger bzw. der Partner in solch einem Fall Kontakt zur den Ärzten und dem Pflegepersonal hält.

> nicht speziell Medikamente, Verbandsmaterialien, Insuline,

Wieso nicht? Wo ist da in dem Fall der Unterschied?

> sondern vor allem die Ernährung. Sondenkost enthält z. B.
> tierische Bestandteile, genau wie viele andere

Hatte mich mal wegen der Novartis-Sondennahrung erkundigt, die enthält wohl immer zumind. "hochwertiges Milcheiweiß" - allerdings könnte ich mir vorstellen, daß es auch andere gibt. Schließlich gibt es Leute, die auf sowas allergisch reagieren.

> Infusionslösungen. Oder stellt Euch vor, Ihr bekommt eine
> geistige Schädigung ( Behinderung, Parkinson,...)& seit nicht
> mehr fähig, Euch selbst zu versorgen- dann setzt sich ein/e
> Krankenschwester/ -Pfleger an Euer Bett& füttert Euch mit
> passiertem Fleisch.

Nun, das passiert wohl nicht, wenn noch Angehörige da sind. Ansonsten ist es in der Tat schwierig. Die Zustände in pflegerischen Einrichtugnen sind leider meist so katastrophal, daß auf solche Wünsche kaum eingegangen wird. Wo dementen Menschen Vorspeise, Hauptgang und Nachspeise in eine Schüssel gekippt werden um sie damit zu füttern ("die haben doch sowieso kein Geschmacksempfinden mehr"), fragt sicher keiner nach den ethischen Vorstellungen des einzelnen Patienten.
Ist ein schwieriges Thema, da sind tatsächlich Angehörige gefragt, die Druck machen, den Pflegebedürftigen zumindest "so vegan wie möglich" (huch, hätte nicht gedacht, daß ich den Scheißspruch mal ablasse ;-)) zu versorgen.

Tanja

Re: Patientenverfügung o.tierische Ernährung im Koma

Autor: Ingrid Scherzer | Datum:
Hi,

ich habe nicht speziell Medikamente gemeint, weil in dieser Beziehung eine vegane Versorgung wohl z.Zt. nicht möglich (gemacht) ist. Aber bei Verbandsmaterialien gibt es dagegen sehr viele Unterschiede: manche enthalten tierische Enzyme, manche Silber.... Bei den Heparin- bzw. Antithrombosespritzen würde ich erst mal mit dem Arzt/ Pflegepersonal sprechen, es gibt ja noch mehr Möglichkeiten zur Vermeidung einer Thrombose.

Ich halte so eine Patientenverfügung für sehr wichtig. Natürlich gibt es keinen Bedarf an veganen Pflege- und Nährmitteln ( Medikamente mal ausgenommen, s.o.), es wird ja nicht danach verlangt. Wenn jemand nach einem Unfall im Krankenhaus liegt, evtl. sogar schwer verletzt ist, welcher Angehörige denkt da noch an Veganismus (wenn er selbst z.B. auch kein Veganer ist, Eltern oder so)? Die meisten sicher erst mal an alles andere.

Wenn man das ganze aber schriftlich hinterlegt, wird das Gesundheitssystem bei steigender Nachfrage (wie immer) wohl daran interessiert sein, Alternativen einzurichten. Außerdem ist ja auch jede Pflegeeinrichtung an einem guten Image interessiert, also bei geplanten OPs erst mal anrufen& nachfragen (zumindest wegen dem Essen, einige Häuser haben nicht mal leichenlose Kost!).Da gibt es sicher einen Weg, religiöse"Diäten" z.B. werden, soweit ich weiß, ja auch immer akzeptiert ( Kein Schwein im Essen &so- aber dann Schweineinsulin spritzen, ÄTZEND! ).

Grüße

rechtsgültig?

Autor: Claudia | Datum:
Was wäre eigentlich *rechtsgültig*? Wenn ich nun einen Zettel mit der Forderung nach veganer Versorgung samt meiner Unterschrift mit mir rumtrage genügt das vermutlich noch nicht, oder?

Und wenn ich etwas rechtsgültiges hätte - wäre die Krankenmaschinierie dann verpflichtet, mir gerecht zu werden? Könnte ich sie theoretisch verklagen, wenn sie mich eher verhungern liessen, als mich mit Schinken und Frischkäse zu bewerfen? (Allein diese ankreuzbare Auswahlliste lässt nichts veganes übrig... könnte ich darauf bestehen, dass sie für mich z.B. Alsan kaufen müssen, wenn ich ihnen sogar erkläre, wo?)

Dass sie keine Rücksicht nehmen, wie Tanja schrieb, heißt ja noch nicht, dass das auch rechtens ist. Klar, dass kaum eine Richterin sich für nen dummen Veganer aussprechen würde, aber theoretisch gibts ja noch sowas wie Gesetze...

Re: rechtsgültig?

Autor: Tanja | Datum:
> Was wäre eigentlich *rechtsgültig*? Wenn ich nun einen Zettel
> mit der Forderung nach veganer Versorgung samt meiner
> Unterschrift mit mir rumtrage genügt das vermutlich noch
> nicht, oder?

Da steht Näheres zur Patientenverfügung: http://www.patientenverfuegung.de/pv/patientenverfuegung.htm Allerdings natürlich nicht auf Veganismus bezogen....

> Und wenn ich etwas rechtsgültiges hätte - wäre die
> Krankenmaschinierie dann verpflichtet, mir gerecht zu werden?
> Könnte ich sie theoretisch verklagen, wenn sie mich eher
> verhungern liessen, als mich mit Schinken und Frischkäse zu

Wenn sie Dich haben verhungern lassen, kannst Du sie jedenfalls nicht mehr verklagen. ;-)

> bewerfen? (Allein diese ankreuzbare Auswahlliste lässt nichts
> veganes übrig... könnte ich darauf bestehen, dass sie für
> mich z.B. Alsan kaufen müssen, wenn ich ihnen sogar erkläre,
> wo?)

Nein, das sicher nicht. Jemand anders könnte Dir aber Alsan ins Krankenhaus bringen und das Pflegepersonal bitten, sie für Dich aufzubewahren und Dir zu den Mahlzeiten zu geben.
Als ich mal einen Tag im Krankenhaus war, gaben sich die Schwestern eigentlich ziemlich große Mühe, plünderten für mein Frühstück sogar ihre privaten Obstvorräte.
Mittags kam dann jemand von der Küche und fragte nach, was ich denn "essen dürfe". Wir einigten uns auf Knäckebrot mit Brotaufstrich (da wurde mir versichert, der sei "rein pflanzlich", ich dachte mir, daß ich eben mal abwarte was da kommt) und etwas frischem Obst und Gemüse. Der Brotaufstrich war erwartungsgemäß nicht vegan, aber das beste war das Knäckebrot: Ich hatte der Frau von der Küche eine halbe Stunde lang erklärt, daß ich keinerlei tierliche Produkte zu mir nehme und sie brachten mir Wasa Mjölk.
Allzuviel kann man da also wohl nicht erwarten....
Glücklicherweise war ja noch Obst dabei. ;-)

> Dass sie keine Rücksicht nehmen, wie Tanja schrieb, heißt ja
> noch nicht, dass das auch rechtens ist. Klar, dass kaum eine
> Richterin sich für nen dummen Veganer aussprechen würde, aber
> theoretisch gibts ja noch sowas wie Gesetze...

Irgendwelche Juristen hier? ;-)

Tanja

Re: rechtsgültig!

Autor: josi | Datum:
Hi!
Interessantes Thema!
Habe meine Mutter gefragt, hat Jura studiert, und sie meinte, dass es Körperverletzung ist wenn man gegen den Willen, also auch gegen die Patientenverfügung, mit unveganen Sachen gefüttert oder zwangsernährt wird!
Also kann man diejenigen dann durchaus verklagen!
Josi

Re: rechtsgültig!

Autor: dolli | Datum:
Hi!

Ich brauch deine Mutter, Josi!
Ich war gerade eine Woche "versehentlich" im Krankenhaus und was da wie abging, ist mir für heut noch zu viel zu schreiben. Bin seit heut erst wieder draussen.
Aber eine Marktlücke wäre, ein veganes Krankenhaus zu eröffnen, auf wirtschaflichen Gesichtspunkten sogar- das könnte Gewinn machen.

Und ich hab die Hölle durchgemacht, obwohl oder gerade weilk ich sogar noch privat versichert bin.

Was Verfügungen angeht, hab ihc paradoxerweise einige Wochen zuvor erst alles aufgesetzt und gemacht, aber im Fall, dass man noch im Zustand ist, gefragt (und ignoriert) zu werden gilt das wohl noch weniger...
Und ich hab mich in zuvor 25 Jahre Leichenschänderdasein nie so unrein und unvegan gefühlt wie nun nach einer Woche deutscher Krankenhauswillkür.
Ja, ich bin soweit ich konnte vegan geblieben, aber fragt mich bitte nicht nach Hunger, Ausgehungertsein : im Moment der dritte Fressflash seit heut vormittag! "Soweit ich konnte" bezog sich auf alles, was sie nicht mit Nadeln nachts zwischen 23 und 5 in mich gepumpt haben. Ich mag nicht viel wissen, aber es war sicher nicht vegan und schon gar nicht tierversuchsfrei.

Und so seltsam das klingen mag (vielleicht steh ich auch noch zu sehr unter was auch immer) aber mich ekelts gerade so vor mir selber, weil da so Zeug in mich gegangen ist und noch drin ist, wo ich nicht weiss aus wem oder was es ist, dass es mich immer durch und durchschüttelt vor Ekel. Echt wahr: also gesund kann das auch nicht sein.
Ich sitz hier mit Nebenwirkungen, von denen mir auch keiner was gesagt hat, z.B. blutet meine Nase einfach so. Und zwar richtig. Also normal tut sie das nie. Und ich hab allerdunkelste Blutergüsse an Stellen wo ich mich gar nicht anhauen kann, weil das physikalisch gar nicht möglich ist...

fertige grüssle dolli

Re: Patientenverfügung o.tierische Ernährung im Koma

Autor: Rudolf | Datum:
Es gibt Vordrucke, die Du Ausfüllen kannst. Da gibts auch Platz für eigene Zusätze etc. Die Vordrucke bekommst Du bei Deiner Krankenkasse.
Ist auch sinnvoll, sich z.B. vor einer OP im Krankenhaus zu informieren, in wieweit vegane Ernährung ernst genommen wird.
Als ich nach 10 Tagen wieder feste Nahrung zu mir nehmen durfte, suchte mich erst eine Diätberaterin auf und später gabs Tofuragout (oder wie es auch immer heissen mag - irgendwie konnte ich eh noch nicht richtig essen, hab mich an gemüse gehalten...).
Ob es während oder nach einer OP Medikamente mit tierlichen Inhalten gibt, kann ich nicht beurteilen, aber ich gehe mal davon aus. Aber was tun? Im Extremfall, wenn Dein Leben auf dem Spiel steht? Wenn Du ohne OP sterben würdest?
Grüße von Rudi

Re: Patientenverfügung o.tierische Ernährung im Koma

Autor: Tanja | Datum:
Klar, vegane Ernährung im Krankenhaus sollte auf jeden Fall möglch sein/möglich gemacht werden.

> Ob es während oder nach einer OP Medikamente mit tierlichen
> Inhalten gibt, kann ich nicht beurteilen, aber ich gehe mal
> davon aus. Aber was tun? Im Extremfall, wenn Dein Leben auf
> dem Spiel steht? Wenn Du ohne OP sterben würdest?

Die Beantwortung dieser Frage erübrigt sich ja wohl von selbst. ;-)

Tanja

Re: Patientenverfügung o.tierische Ernährung im Koma

Autor: Gueldentern | Datum:
Ist das nicht etwas inkonsequent? Ich denke da an die Diskussionen der mit den zeugen Jehova bezüglich der Bluttransfusionen.

Re: Patientenverfügung o.tierische Ernährung im Koma

Autor: rr | Datum:
Im Gegensatz zu Jehovas Zeugen handelt es sich bei Veganern nicht um verblendete Menschen mit Wahnvorstellungen, sondern vielmehr um Realisten. Insofern kann wohl kaum von Inkonsequenz geredet werden, wenn es darum geht, sein eigenes Leben zu retten.

Blutspende= nicht vegan??

Autor: Rele | Datum:
Morgen!

Meiner Meinung nach hat eine Blutspende, die von einem menschlichen, freiwilligen Blutspender auf einen Empfänger übergeht, nichts mit vegan/ unvegan zu tun. Hier wird ja der freie Wille berücksichtigt. Das gleiche gilt für mich für Organspenden- es ist meiner Meinung nach ja wohl ein Unterschied, ob ich eine menschliche, freiwillig gespendete Spenderniere bekomme oder in eine Schweineniere beisse (iih, komischer Vergleich- aber ihr versteht, was ich meine?).


Grüße

Re: Blutspende= nicht vegan??

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Meiner Meinung nach hat eine Blutspende, die von einem
> menschlichen, freiwilligen Blutspender auf einen Empfänger
> übergeht, nichts mit vegan/ unvegan zu tun. Hier wird ja der
> freie Wille berücksichtigt. Das gleiche gilt für mich für
> Organspenden- es ist meiner Meinung nach ja wohl ein
> Unterschied, ob ich eine menschliche, freiwillig gespendete
> Spenderniere bekomme oder in eine Schweineniere beisse (iih,
> komischer Vergleich- aber ihr versteht, was ich meine?).

Sicher, da wird Dir inhaltlich auch kein Mensch, der bei klarem Verstand ist, widersprechen, siehe auch http://maqi.de/txt/glossar.html -> Veganismus(2).

Zu Organspende siehe auch http://veganismus.ch/foren/read.php?f=2&i=2011&t=2010 udn andere Beiträge hier im Forum.

Achim