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Veganismusforum:
große Probleme mit alten Taten :-(

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 8

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große Probleme mit alten Taten :-(

Autor: Peter | Datum:
Hallo,

nachdem ich einige WebSites angesehen habe, hoffe ich, hier auf mein/unser Problem die kompetenteste Antwort zu finden. Peter ist nicht mein Name, da ich mich auf Grund der Art des Problems anonym an euch wenden möchte. Ich hoffe, daß ist kein wirkliches Hindernis.

Wir (meine Frau und ich) leben seit einiger Zeit vegan. Erst gesundheitlich motiviert, jetzt überwiegt jedoch klar die ethische Motivation. Und genau da sitzt das Problem. Besonders stark bei meiner Frau. Sie kommt mit ihren früheren "Taten" immer weniger klar, je mehr sie sich mit Veganismus/Ethik/Tierausbeutung beschäftigt.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ein Weg zurück ist undenkbar und vegane Lebensweise bringt uns beiden hohen Gewinn aber

meine Frau leidet zusehends immer mehr unter ihrer früheren Lebensweise und ich weiß nicht, was ich machen soll, wie ich ihr helfen kann. Wenn beispielsweise im Fernsehen ein Bericht über Massentierhaltung läuft, wird sie daran erinnert, daß sie auch dafür verantowortlich war und ich kann sie kaum noch beruhigen.

Neulich hatte sie Bilder aus Legebatterieen entdeckt, u.a. ein Bild eines blutigen Eies. Danach war es ganz vorbei. Sie sagte immer wieder, daß sie auch für soetwas verantwortlich sei, es nicht mehr gutmachen könne und wie viele Tiere sie auf dem Gewissen hätte und war nicht mehr zu beruhigen.

Ich habe auch Probleme mit meinen alten Taten, kann sie aber weitestgehends ausblenden, mein möglichstes tun, daß ich lebe ohne andere dafür leiden zu lassen und mich am Leben erfreuen. Meine Frau kann dies offenbar immer weniger.

Aus dem Internet zeige ich ihr schon gar nichts mehr, was irgendwie mit Massentierhaltung zu tun hat aber es läßt sich eben nicht immer vermeiden, daß sie mit Tierleid konfrontiert wird, weil sie sich natürlich auch selbst informiert. Sie kommt damit aber zusehends immer weniger klar und verliert immer mehr den Spaß am Leben. Tierleid zu sehen war für sie schon immer sehr schwer, da sie besonders mitfühlend ist aber jetzt wird diese Eigenschaft, die ich besonders an ihr schätze zu einem Problem für sie selbst.

Ich hoffe, daß mein Anliegen nicht als Scherz o.ä. aufgefaßt wird aber ich wüßte nicht, mit wem ich sonst darüber reden kann. Vegane persönliche Bekannte, die uns verstehen könnten haben wir nicht und so sind wir mit diesem Problem auf uns alleine gestellt. Und es ist ein großes Problem, da meine Frau sehr leidet und ich fürchte, daß sie ihre Lebensfreude immer mehr verliert. Ich muß was tun.

Gibt es hier vielleicht jemanden, der ähnliches durchgemacht hat wie meine Frau. Wie kommt ihr damit klar? Was kann ich tun?

Vielen Dank für euer Verständnis und euere Hilfe.

Peter

he...

Autor: leo | Datum:
Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 05.05.02 (14:47 Uhr) von der Moderation überarbeitet!

[Vollquote entfernt, bitte sinnvoll kürzen - Moderator]

hallo,

hmm, das hört sich einigermaßen schlimm an.... von der kurzen schilderung her habe ich den eindruck bekommen, daß ihr anfangs ja gar nicht entsprechend informiert ward - was zwar heutzutage eher selten ist, da immer mehr leute sich selbst und andere darüber in kenntnis setzen, unter was für bedingungen die nahrung der bevölkerungsmehrheit "hergestellt" wird - aber anscheinend ist bei euch mit dem grad der information auch der grad eures problembewußseins gewachsen. und das ist ja genau der knackpunkt und der grund für die informationsarbeit, die überall von den verschiedensten leuten geleistet wird - es soll niemand sagen können, er/sie hätte von nichts gewußt.

und jetzt ihr: ihr lebt ja vegan! ihr unterstützt die tierausbeutung ja nicht mehr! das ist mehr, als die meisten leute von sich behaupten können! und die vergangenheit kann niemand mehr ändern...vielleicht würde es euch helfen, euch nicht nur mit den negativen seiten der tierrechtsbewegung - den aufgaben, die noch vor ihr liegen, sondern auch mit den positiven - mit den verschiedensten bioveganen projekten, mit alternativen projekten u.dgl. zu beschäftigen, vielleicht wollt ihr euch ja auch selbst irgendwo engagieren, falls euer gewissen euch dazu drängt. ansonsten bleibt euch das tägliche brot des/der veganerIn: selbst konsequent zu bleiben, positiv auf eure umwelt einzuwirken, tierrechte zu unterstützen, wo ihr kennt und dergleichen.

ich persönlich glaube, daß auch heute noch, wo mensch der information über tierausbeutung wirklich nicht mehr entgehen kann, noch so viele leute unvegan bleiben, daß diejenigen, die SCHON vegan werden, wirklich nicht an schuldgefühlen leiden müßten...niemand ist eine insel und der HEUTIGE TAG ist für jedeN der frühest mögliche termin, um die welt zu verbessern!

naja, meine 2 cents, ich hoffe, ihr macht euch nicht fertig! überlegt euch lieber, wo ihr ab HEUTE noch euer leben in positivere bahnen lenken könnt - es git noch so viel zu tun und die welt braucht euch!
lg, leo

Dankeeeee :-)

Autor: Peter | Datum:

Danke Leo, Iris, Daniela und Achim für euere Unterstützung und euer Verständnis.

Euere Gedankenanstöße bewirken sicher etwas Positives.

Nochmals Dank
Peter

Vergangenheitsbewältigung

Autor: Achim Stößer | Datum:
Leo hat, denke ich, schon das wesentliche gesagt.

Es ist nun einmal so, daß wir in einer Gesellschaft leben, in der schon kleinen Kindern, ehe sie selbst begreifen und entscheiden können, was das bedeutet, Leichen eingeflößt werden. Von der Idoktrination, die damit einhergeht, muß sich jemand erst lösen, was eben bedeutet, informiert zu sein (weshalb wir ja auch die Strategie verfolgen, die Menschen euphemismenfei und deutlich aufzuklären, statt die üblichen Wischiwaschiphrasen zu verwenden, die ein weiteres Verdrängen ermöglichen).

Übrigens ein wie ich finde interessanter Aspekt: die Nazis haben mit der Asche der Opfer der KZs Äcker gedüngt und Straßenbelag hergestellt. Ich bezweifle, daß es viele Widerstandskämpfer gegeben hat, die deswegen keine Kartoffeln aßen, neben den Straßen gingen oder z.B. auch keine in KZ-Versuchen getesteten Medikamente nahmen aber selbst wenn sie in der HJ oder im BdM indoktriniert wurden, konnten sie später doch im Widerstand arbeiten, statt sich als Mitläufer an den Bluttaten zu beteiligen ... nur mal als Denkanregung, die Implikationen will ich hier und jetzt nicht weiter ausführen.

>beispielsweise im Fernsehen ein Bericht über Massentierhaltung läuft, wird
>sie daran erinnert, daß sie auch dafür verantowortlich war und ich kann sie
>kaum noch beruhigen.

"Daß sie dafür verantwortlich war" bedeutet aber ja eben zugleich, daß sie nicht mehr dafür verantwortlich ist.

>Ich hoffe, daß mein Anliegen nicht als Scherz o.ä. aufgefaßt wird aber ich
>wüßte nicht, mit wem ich sonst darüber reden kann. Vegane persönliche

Nein, natürlich nicht, kaum jemand wird hier und heute von Geburt an vegan gewesen sein, so daß das sicher ein weit verbreitetes Problem ist.

Wie Leo auch schon gesagt hat, kann es wohl nicht nur den nichtmenschlichen Tieren, sondern quasi als Nebeneffekt auch Euch helfen, wenn Ihr über das nicht-mehr-selbst-Tiere-Ausbeuten hinaus aktive Tierrechtsarbeit macht (übrigens ein interessanter, wenn auch seltener Vorwurf gegen u.a. Tierrechtler: Altruismus sei, da "lediglich" eine Form der Gewissenberuhigung, nichts als eine Form von Egoismus - einen Vorwurf, den ich übrigens für mich vergleichsweise leicht entkräften kann, habe ich doch zwar als von Kind an Indoktrinierter ebenfalls, ehe ich vegan wurde, durch mein "Konsumverhalten" Tiere umgebracht, aber ich habe beispielsweise nie Hexen verbrannt oder Homosexuelle diskriminiert, was mich aber nicht daran hindert, als jemand, der sowohl von Täter- wie von Opferseite her persönlich unbeteiligt ist, mich gegen christlichen Wahn zu engagieren, siehe http://achim-stoesser.de/Atheismus/txt/FAQ-weltanschauung.html ... aber ich schweife ab). Einige Möglichkeiten, aktiv zu werden, werden ja im neuen veganismus.de-FAQ "aktiv werden" - http://veganimus.de/txt/faq-aktivwerden.html - aufgezeigt.

Es kann natürlich auch teilweise einen gegenteiligen Effekt haben (eine weitere Widerlegung des Altruismus-ist-Egoismus-Unfugs): ein blutiges Ei auf einem Foto oder eine Mastanlage im Fernsehen zu sehen ist emotional um ein Vielfaches harmloser, als in einer Legebatterie zu stehen, in einem engen Gang, der links und rechts bis zur Decke begrenzt ist von abertausenden eingepferchten Tieren, die von den unzähligen kleinen Körpern aufgeheizte Luft auf der Haut zu spüren, den Todes- (weniger poetisch formuliert: Ammoniak-)geruch in der Nase, den Lärm zigtausender gackernder Hühner, dazwischen ab und zu ein Schrei, der klingt wie von einem menschlichen Säugling, in einen winzigen Käfig zu sehen, in dem vier schon fast nackte Hennen darum kämpfen, auf der Leiche einer fünften zu stehen, weil der verwesende Körper weicher ist als der schräge Drahtgitterboden, und zu wissen, mit jedem Ei selbst für einen ganzen Tag einer Henne dafür verantwortlich gewesen zu sein ...

Achim

Schwierig

Autor: Daniela | Datum:
Oh gott, Achim, mir wird gleich schlecht ...das sag ich jetzt nicht nur..

Hmm ja Achim und Leo haben wirklich schon fast alles gesagt. Was ich noch hinzufügen möchte. Schau es ist doch in vielen Bereichen im Leben so. Man macht Fehler, sie gehen vorbei, wir können Sie nicht mehr rückgängig mache.. Gemachtes ist einfach nicht mehr rückzuführen.. die katholische Kirche predigt man soll beichten gehen um seine Taten zu bereuen .. ich halte in dieser Form nichts davon..aber indirekt sogar sehr viel ..Beichten ist doch nichts anderes, als über seine "Taten" zu reden, sie einzusehen, sie zu bereuen. Ich denke mit Reden schafft man sehr viel. Mach Deiner Frau klar, dass vergangenes vergangen ist, nicht mehr rückgängig zu machen ist. Wie Achim schon geschrieben hat, arbeitet aktiv im Tierrecht mit .. und vorallem sucht Euch Freunde die gleich denken und sich auch gleich ernähren wie Ihre. Sucht Kontakt mit anderen veganern.. die werden Deiner Frau auch sagen ..sie haben früher Fleisch gegessen die einen mehr, die anderen weniger ..aber alle haben es getan..wichtig ist ihr zu zeigen dass sie nicht allein dasteht. Dass es auch andere gibt die früher gleich waren wie sie und jetzt gleich sind wie sie ...Es bringt glaube ich nichts Sachen im Internet vor ihr zu verstecken! Sie wird sie sowieso finden..wenn nicht hier dann im Fernsehen in einer anderen Form.. ich bin in dieser Situation auch sehr sensibel .. ich weiss nicht ob jemand den Film "Das Brüllen der Rinder beim geschlachtet werden" kennt. .. ich finde diesen Film furchtbar .. und ich kann ihn einfach nicht mehr sehen...aber wenn ich ihn ansehen würde.. dann kann ich davor protzen und stehen und sagen ..Hey ich bin das nicht mehr, ich trage kein Schuld, aber ich muss was dagegen unternehmen dass andere auch keine Schuld mehr an diesen Bildern habe ..und dass..viel wichtiger die Schuld nicht auf dem Rücken des Tieres ausgetragen wird!
Naja, mehr habe ich dazu eigentlich auch nicht mehr zu sagen ;-)
Ich drück Dir die Daumen dass es klappt und wenn Du Lust hast, kann Deine Frau ja mitmir mal Email Kontakt aufnehmen ..
Alles Liebe
Daniela

Re: schwierig

Autor: Achim Stößer | Datum:
>Oh gott, Achim, mir wird gleich schlecht ...das sag ich jetzt nicht nur..

Ich nehme an, das bezieht sich auf die Schilderung der Legebatterie?

>Gemachtes ist einfach nicht mehr rückzuführen.. die katholische Kirche >predigt man soll beichten gehen um seine Taten zu bereuen .. ich halte in >dieser Form nichts davon..aber indirekt sogar sehr viel ..Beichten ist doch >nichts anderes, als über seine "Taten" zu reden, sie einzusehen, sie zu >bereuen. Ich denke mit Reden schafft man sehr viel. Mach Deiner Frau klar,

Daß das bei einer Psychotherapie helfen kann ist sicher richtig. Das Konzept der Beichte ist natürlich absurd ... ich habe mal (für eine Erzählung) eine Religion erfunden, bei der ein Schlüsselelement die Präabsolution ist: der Gläubige bittet die dafür zuständige Immanation Gottes um Vergebung - und begeht dann das Verbrechen. Findet sich übrigens häufig im praktizierten Christentum: wie viele Filme gibt es, in denen jemand jemanden erschießt und vor dem Abdrücken "Gott vergib mir" ausstößt ...

Was ich damit sagen will, das Konzept der Beichte (auch wenn es nicht mit Ablaßbriefen verbunden ist) ist kontraproduktiv, da so ja schon von vorneherein klar ist, daß eine Handlung, so schrecklich sie sein mag (mal davon abgesehen, daß die Christen ja eine eigentümlich Vorstellung davon haben, was schrecklich ist und was nicht), eben keine echten Konsequenzen nach sich zieht: drei Ave Maria, ein paar Rosenkränze, ego te absolvo. Typisch christliche Verantwortungslosigkeit.

>sensibel .. ich weiss nicht ob jemand den Film "Das Brüllen der Rinder beim >geschlachtet werden" kennt. .. ich finde diesen Film furchtbar .. und ich
>kann ihn einfach nicht mehr sehen...aber wenn ich ihn ansehen würde.. dann

Wer ihn doch sehen will: Videodokumenatationsforum http://www.veganismus.ch/foren/read.php?f=8&i=19&t=19

Achim

Schwierig

Autor: Daniela | Datum:
Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 06.05.02 (11:51 Uhr) von der Moderation überarbeitet!

[Formatierung korrigiert, bitte darauf achten, daß vor jeder zitierten Zeile ein Größerzeichensteht, damit es korrekt angezeigt wird - Moderator]

>Ich nehme an, das bezieht sich auf die Schilderung der Legebatterie?

Jep - so ist es :-(

>Daß das bei einer Psychotherapie helfen kann ist sicher richtig. Das
>Konzept der Beichte ist natürlich absurd ... ich habe mal (für eine
>Erzählung) eine Religion erfunden, bei der ein Schlüsselelement die
>Präabsolution ist: der Gläubige bittet die dafür zuständige Immanation
>Gottes um Vergebung - und begeht dann das Verbrechen. Findet sich übrigens
>häufig im praktizierten Christentum: wie viele Filme gibt es, in denen
>jemand jemanden erschießt und vor dem Abdrücken "Gott vergib mir"
>ausstößt ...

Natürlich ist es klar dass ich nicht sagen kann dass mein Leben so schrecklich ist und dass ich es so bereue wie ich mich bisher ernährt habe und dann in ein Stück blutiges Steak beisse.

>>sensibel .. ich weiss nicht ob jemand den Film "Das Brüllen der Rinder beim
>>geschlachtet werden" kennt. .. ich finde diesen Film furchtbar .. und ich
>>kann ihn einfach nicht mehr sehen...aber wenn ich ihn ansehen würde.. dann

>Wer ihn doch sehen will: Videodokumenatationsforum http://www.megaforum-
>3.de/cgi-bin/mf_beitrag03.cgi?f=11662&h=11662&b=341873&s=1&w=0


Danke .. ich verzichte freiwillig .. bei mir liegt er im Videoregal .. aber
für jeden Fleischesser ist er bestens geeignet ;-)

Daniela

Handeln hilft

Autor: Iris | Datum:
Hallo "Peter"!

>meine Frau leidet zusehends immer mehr unter ihrer früheren Lebensweise und
>ich weiß nicht, was ich machen soll, wie ich ihr helfen kann. Wenn
>beispielsweise im Fernsehen ein Bericht über Massentierhaltung läuft, wird
>sie daran erinnert, daß sie auch dafür verantowortlich war und ich kann sie
>kaum noch beruhigen.

Das kann ich sehr gut verstehen und kenne zahlreiche Leute, denen es auch so geht - wie soll es einem auch anders gehen, wenn man sich bewußt wird, was man durch seinen Nichtveganismus alles verursacht hat?!

Vielleicht hilft es Euch, den Text "Innerhalb einer Kultur des Schlachthofes - Jenseits von Fleisch" von Günther Rogausch, einem sehr engagierten Tierrechtler, zu lesen, in dem u.a. diese Thematik - der Umgang mit den Taten der Vergangenheit - behandelt wird:
http://www.veganlinks.de/!Texte/Innerhalb.html

Hier ein Zitat aus diesem Text:
>>>
Wie gesagt, es geht nicht um mich. Sicherlich, es läßt sich nicht abstreiten, daß ich auf irgendeine Art froh bin, an diesem Umbringen nicht mehr beteiligt zu sein, ich bedauere es zutiefst, jemals daran beteiligt gewesen zu sein. Jedes Mal, wenn eine Frage, wie "Sie haben doch früher auch Fleisch gegessen!?" gestellt wird, denke ich daran, was in meinem Namen, in meinem Auftrag, mit meiner Komplizenschaft nichtmenschlichen Tieren angetan wurde. Ich werde es niemals vergessen: "Wie konnte ich Dir das jemals antun? Wie konnte ich Euch das jemals antun?" Um nochmals Mißverständnissen vorzubeugen: Es sind nicht meine Schuldgefühle, die mich so gerne sagen ließen: "Nein, ich habe niemals ein Leichenteil eines durch einen Menschen umgebrachten Tieres gegessen!". Denn so sehr ich auch meine Vergangenheit als "Fleischesser" bereue, so wenig will ich sie, inklusive meiner Schuldgefühle, vergessen.
<<<

Immerhin könnt Ihr ja froh sein, daß Ihr durch irgendeinen glücklichen Zufall oder bestimmte Umstände überhaupt zum Veganismus gekommen seid und jetzt nicht mehr an der Ausbeutung nichtmenschlicher Tiere mitwirkt, denn sonst würden ja immer noch Tiere für Euch gequält werden, Ihr aber hättet wahrscheinlich gar kein schlechtes Gewissen dabei, sondern (wie die meisten nichtveganen Menschen) Scheuklappen auf.

Wie Leo schon geschrieben hat, hilft es vielleicht, sich mit den positiven Seiten der Tierrechtsbewegung, also den erzielten Erfolgen, zu beschäftigen. Viele Tierrechtler (ich eingeschlossen) können sich dadurch wieder aufbauen, daß sie erfahren, daß hier Tiere gerettet, dort Folter- und Mordinstrumente (Hochsitze, Tötungsapparate, ...) unbrauchbar gemacht wurden. Das kann z.B. durch das Beziehen diverser eMail-Verteiler geschehen, über die solche Informationen verbreitet werden. Auf http://maqi.de/kontakt.html#pressemitteilungen könnt Ihr den Maqi-Pressemitteilungsverteiler bekommen, über den wir regelmäßig über unsere Aktionen informieren, und Ihr könnt unter http://maqi.de/index-presse.html die vergangenen Aktionen nachlesen. Ein weiterer Verteiler, über den dauernd Meldungen über die verschiedensten TR-Aktionen aus der ganzen Welt kommen, sind die Frontline-News (auf englisch), die man hier abonnieren kann: http://www.waste.org/mail/?list=frontline-news

Am hilfreichsten für die ausgebeuteten Tiere ist es natürlich, selbst aktiv zu werden. An Kampagnen (z.B. zur Schließung einer "Pelzfarm") mitzuwirken, Tierbefreiungen, Auslegeaktionen o.ä. zu machen, ist sicher hart, weil man so unmittelbar mit Tierleid konfrontiert wird, andererseits sieht man so aber auch direkt Erfolge, gerade wenn man Tiere in ein besseres Leben bringen kann.

>Gibt es hier vielleicht jemanden, der ähnliches durchgemacht hat wie meine
>Frau. Wie kommt ihr damit klar? Was kann ich tun?

Es wäre eher seltsam, wenn es jemanden gäbe, der aus ethischen Gründen vegan lebt und kein Problem mit seinem egoistischen und rücksichtslosen Verhalten in der Vergangenheit hätte. Es bringt nichts, nach Entschuldigungen und Ausreden wie "Ich habe davon nichts gewußt" zu suchen, denn vieles wußte man vielleicht tatsächlich nicht, das meiste (daß "Fleisch" aus ermordeten Tieren besteht, daß Legebatterien schrecklich sind, ...) aber sehr wohl.
Es läßt sich nichts rückgangig machen. Diese Tiere wurden gequält und ihr Leben ausgelöscht. Man hat sie aufgefressen oder als "Kuscheltiere" gefangengehalten und zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse benutzt, man war speziesistisch und hat sich über nichtmenschliche Tiere lustiggemacht und sie verachtet.
Man hat aber die Möglichkeit, jetzt anders zu handeln. Das bringt das Leben der damals Ermordeten nicht zurück, macht ihr Leiden nicht ungeschehen, kann aber das einiger Tiere in Gegenwart und Zukunft verhindern.

Iris