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Veganismusforum:
Darstellung von Veganismus in Unterhaltungsliteratur

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 13

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Darstellung von Veganismus in Unterhaltungsliteratur

Autor: Petra D. | Datum:
Es kommt ja nicht gerade haeufig vor, dass Veganismus in gaengiger Unterhaltungsliteratur thematisiert wird. Umso ueberraschter war ich angesichts der folgenden Passage in dem Roman "Roeslein rot" von Ingrid Noll:

//Zitat:// Als mich Silvia besuchte, war ich beinahe versucht, mich bei ihr auszuweinen; schließlich war Treulosigkeit auch für sie ein rotes Tuch. Aber sie kam in der eindeutigen Absicht, sich ihrerseits zu erleichtern. Ihre Töchter Korinna und Nora hatten beschlossen, Veganerinnen zu werden.
“Wie bitte?” fragte ich, “was ist das überhaupt? Eine Sekte?”
Gegen Vegetarier habe sie als Pferdefreundin gar nichts einzuwenden, erklärte Silvia, aber die Veganer gingen in ihren Forderungen weit darüber hinaus: keine Lederschuhe, keine Wolle, keine Eier, weder Milch noch Honig – denn diese Produkte würden von den Tieren ja keineswegs freiwillig geliefert. “Mein edler neuer Sattel ist unauffindbar, sicher haben sie ihn bereits verscherbelt!”
Ich hielt die Sache für pubertären Terror und riet ihr, ihnen eine Woche lang nichts als Gerstengrütze, Pellkartoffeln ohne Soße und rohes Gemüse zu servieren. “Die werden schon mürbe”, sagte ich, “das hält nicht lange vor!”
Sicherlich habe sie sich zu wenig um ihre Kinder gekümmert, klagte sich Silvia an, im Unterbewußtsein wollten ihre Töchter wohl ihrem Pferd nacheifern und Hafer fressen, um von ihrer Mutter angenommen zu werden. Dann kramte sie aus einer Plastiktüte zwei Pullover für Lara heraus, die Korinna nicht mehr paßten. Reine Lambswool würde sie in Zukunft von sich weisen. Auch ich war bekümmert, weil ich für Lara nur noch Acryl-statt Wolljacken erhoffen konnte. //Zitat Ende//

Jetzt stellt sich mir die Frage, ob eine solche von Klischees ("Sekte", "pubertaerer Terror", vernachlaessigte Kinder) strotzende Darstellung dazu in der Lage ist, der veganen Bewegung etwas Gutes zu tun, oder ihr eher schadet. - Andererseits: wenn man die Autorin "kennt", die sich (lt. Spiegel) duch "schwarzen Humor, charmante Ironie, heitere Abgruendigkeit" auszeichnet, koennte man es vielleicht als Versuch interpretieren, genau dieses engstirnige, klischeeverhaftete Denken anzuprangern ...

In dubio pro reo? ;-)

Was meint Ihr?

Petra

Re: Darstellung von Veganismus in Unterhaltungsliteratur

Autor: joel | Datum:
>>Was meint Ihr?

Ich halte das für so trivial, dass jeder halbwegs gebildete Mensch der das liest - angesichts seines darauffolgenden Erbrechens - schon alleine aus ästethischen Gründen in erwägung ziehen wird, vegan zu werden.

Ich denke nicht dass dem Veganismus schadet, bei denen, wo solche Brechreizpropaganda fruchtet, ist eh hopfen und malz verloren, dieser Teil mag zwar die mehrheit ausmachen, aber das ist irrelevant, denn wichtig ist erstmal sich auf die zu konzentrieren die wirklich für die Ethik empfänglich sind und die Etablierung des Veganismus in gesellschaftlich relevanten Bereichen ( Geisteswissenschaften, Ernährungwissenschaften, ökologie,(seriöse)Medien, Politik, und auch ökonomie). Der - demokratieliebende und glaubende - Plebs wird folgen.

joel

Re: Darstellung von Veganismus in Unterhaltungsliteratur

Autor: Petra D. | Datum:
joel schrieb:
>
>
> Ich halte das für so trivial,

Eijoh. Deswegen "Unterhaltungsliteratur" ;-) ...

Von derselben Autorin gibt es uebrigens eine Kurzgeschichte (auf den Namen komme ich gerade nicht), in der sich ein junger Mann auf die Suche nach dem Ursprung eines besonders kunstvoll gearbeiteten Pullovers begibt. Dabei entdeckt er eine Anlage, in der man zum Stricken gezwungene Schlangen gefangenhaelt. Sie sind in Kaefige gesperrt, die beim geringsten Nachlassen der Leistung der Tiere unter Strom gesetzt werden. - Naja, (Achtung, Ironie!) immerhin goennt man ihnen nach Vollendung eines Werkes zwei Stunden Pause ...

Petra

Re: Darstellung von Veganismus in Unterhaltungsliteratur

Autor: Thomas | Datum:
Hallo,

In Clive Barkers "Das erste und das zweite Buch des Blutes" kommt Veganismus auch vor. Sogar als Hintergrund einer längeren Horrorgeschichte.

Das Buch ist schon etwas älter; darin wird eine "Vegetarierin" beschrieben, die auch Leder ablehnt; sich davor ekelt.

Story ist die, daß ein Irrer Sadist alle möglichen Leute mit deren Furcht konfrontiert und so eben die "Vegetarierin" tagelang in einen Raum sperrt mit nichts zu essen außer einem gebratenen Leichenstück und sie durch eine Kamera beobachtet um den Moment festzuhalten, in dem sie "umkippt"; ihren Ekel überwindet. Irgendwann wird der Hunger zu groß und sie ißt schließlich das inzwischen vermadete Leichenstück.

Soweit wertfrei meinerseits der Kurzinhalt der Episode in der die Veganerin vorkommt.

Viele Grüße
Thomas

Re: Darstellung von Veganismus in Unterhaltungsliteratur

Autor: Blanci | Datum:
kennt ihr kafka "die verwandlung"? geht zwar nicht um veganismus aber um die respektlosigkeit von menschen gegenüber käfern.

oder kennt ihr "krambambuli"? die schriftstellerin hatte keinen blassen schimmer von hunden.

Re: Darstellung von Veganismus in Unterhaltungsliteratur

Autor: Petra D. | Datum:
Blanci schrieb:
>
> geht zwar nicht um veganismus aber um die respektlosigkeit von menschen gegenüber käfern.

Also um Speziesismus ;-) .

Petra
>
> oder kennt ihr "krambambuli"? die schriftstellerin hatte
> keinen blassen schimmer von hunden.

Kafka

Autor: Achim Stößer | Datum:
Petra D. schrieb:
>
> Blanci schrieb:
> >
> > geht zwar nicht um veganismus aber um die respektlosigkeit
> von menschen gegenüber käfern.

"Die Verwandlung" war ürigens erst kürzlich mit diversen Verfilmungen, Dokus etc. in den TV-Tips..

> Also um Speziesismus ;-) .

Nun ja, so ganz war das wohl nicht Kafkas Intention beim Schreiben der "Verwandlung" ;-) ... besser paßt da, denke ich der Bericht für eine Akademie.

Achim

Krambambuli

Autor: Achim Stößer | Datum:
> oder kennt ihr "krambambuli"? die schriftstellerin hatte
> keinen blassen schimmer von hunden.

Naja, die meisten Schriftsteller haben von den meisten Sachen keinen blassen Schimmer - aber die guten recherchieren das, worüber sie Schreiben ;-) .

Achim

Kafkas "Verwandlung"

Autor: Gast | Datum:
Hi Blanci,

es geht bei diesem Werk Kafkas um vieles, auch um ein Insekt, aber ganz sicher nicht "um die respektlosigkeit von menschen gegenüber käfern."

Das wäre so wie das "Schloß" als Handbuch für Landvermesser zu beschreiben.

Nichts für ungut

Gast

Re: Kafkas "Verwandlung"

Autor: Blanci | Datum:
aber bei dem buch geht es denk ich hauptsächlich darum dass die menschen zu einem anders sind wenn derjenige nicht mehr als mensch rumläuft sondern als käfer, der in unserer heutigen gesellschaft leider als eklig empfunden wird. das meinte ich.

Re: Darstellung von Veganismus in Unterhaltungsliteratur

Autor: Petra D. | Datum:
Thomas schrieb:
>

und so eben die "Vegetarierin" tagelang in einen Raum sperrt mit nichts zu essen außer einem gebratenen Leichenstück

In der Tat, das waere tatsaechlich Horror ;-) ...

Wieso setzt Du uebrigens "Vegetarierin" in Anfuehrungszeichen? Wenn die Figur nur eine Abneigung gegen "Leder" hat, nicht aber gegen andere unvegane Sachen, dann ist sie ja keine Veganerin und die Bezeichnung "Vegetarierin" doch gerechtfertigt? ;-) Oder hab ich da was falsch verstanden?

Petra


> Viele Grüße
> Thomas

Re: Darstellung von Veganismus in Unterhaltungsliteratur

Autor: Thomas | Datum:
Petra D. schrieb:

> Wieso setzt Du uebrigens "Vegetarierin" in
> Anfuehrungszeichen?

In der Geschichte wird von einer Vegetarierin gesprochen, die Leder ablehnt.

Nun ist es nach meiner Erfahrung ziemlich selten, daß "normale" Vegetarier Leder ablehnen. Das machen eher vegan lebende Menschen. Weiter ist das Buch schon älter und ist eine (fehlerhafte?) Übersetzung aus dem amerikanischen. Daher liegt meine Vermutung nahe, es handelt sich um eine Veganerin, über die er schreibt. Deshalb "Vegetarier" in diesem Fall in Anführungszeichen.

Auch die Schilderung, wie lange sie ihrem Hungergefühl nicht nachgegeben hat, paßt IMHO eher zu stark motivierten Veganern.

Viele Grüße
Thomas

Re: Darstellung von Veganismus in Unterhaltungsliteratur

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Nun ist es nach meiner Erfahrung ziemlich selten, daß
> "normale" Vegetarier Leder ablehnen. Das machen eher vegan
> lebende Menschen. Weiter ist das Buch schon älter und ist

Jein. "Normale" (sprich: die meisten) Vegetarier sind ja nicht aus ethischen, sondern aus egoistischen Gründen (Gesundheit, Religion etc.) Vegetarier. Die tragen idR dann auch Tierhaut.

Ethisch motivierte Vegetariern (sage ich jetzt mal aus eigener Erfahrung) ist aber normalerweise klar, daß für "Leder" etc. Tiere umgebracht werden, so daß sie auch diesbezüglich den Konnsum vermeiden (und eben vegan werden, wenn sie erfahren, was Vegetarismus anrichtet).

Im Umkehschluß gilt dann auch, daß Vegetarier, die "Lederschuhe" usw. kaufen, ebenso wie Veganköstler und Pseudoveganer, eben idR nicht ethisch motiviert sind.

Achim