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Veganismusforum:
Offener Brief wegen ärgerlichem, pseudopositiven Suggestivartikel

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Offener Brief wegen ärgerlichem, pseudopositiven Suggestivartikel

Autor: Ava Odoemena | Datum:
Sehr geehrte Damen und Herren von vistaverde,

Nach durchlesen Ihres Artikels "Veganer-Knochen dünn, aber gesund" vistaverde.de/news/Wissenschaft/0503/29_vegan.php, fühlte ich mich animiert, Sie über einige Irritationen zu informieren, die er in mir als Veganerin auslöste.

Zuerst einmal ist die Überschrift "Veganer-Knochen" falsch in zweierlei Hinsicht. Erstens handelt es sich bei der untersuchten Gruppe nicht um Veganer, sondern vegane Rohköstler, also Menschen die Kochkost ablehnen. Mit Veganismus hat das in der Regel nichts zu tun, die einzige Parallele hier ist die pflanzenbasierte Ernährungsform, die allerdings von Rohköstlern aus egoistischen und nicht altruistischen Motiven praktiziert wird. Es gibt demnach durchaus auch Rohköstler die rohe Leichen oder andere rohe Gewaltprodukte zu sich nehmen. Die Bezeichnung rohvegan oder Rohveganer hätte wohl ausgereicht, um Missverständnissen vorzubeugen.

Mein zweiter Einwand ist eher wegen einer Stilfrage, "Knochen von Veganer" wäre wohl angemessener als "Veganer-Knochen", sodenn es sich überhaupt um Veganer handeln würde. Wenn Ihnen Veganer-Knochen nicht komisch vorkommt, ersetzen Sie doch mal Veganer mit Juden und schauen, ob es sich immer noch normal anhört, zu koscherer Kost gibt es sicher auch die eine oder andere Studie.

Die Unterscheidung zwischen Veganer und Rohköstler liegt meiner Meinung durchaus im Kontext publizistischer Verantwortung, denn schließlich suggerieren solche Berichte dass Veganer ihre Ernährung unnötig einschränken in dem sie keine Kochkost zu sich nehmen, ja es wird quasi als Standard vermittelt. Pflanzlich basierte Rohkost ist jedoch eine Extremform veganer Ernährung, und wenn diese als quasiveganer Standard präsentiert wird indem eben nicht explizit unterschieden wird, erzeugt man eine unnötige Kluft zwischen denen die sich für vegane Kost interessieren, die dann aber fälschlicher Weise annehmen, Veganer würden nichts Gekochtes konsumieren.

Ärgerlich ist auch die Verwendung des Wortes "veganisch". Es heißt "vegan", genauso wie bunt auch nicht buntisch geschrieben wird. Es sind also keine "veganische" Rohköstler, sondern ->vegane<- Rohköstler.

"Auf lange Sicht könnte strikt veganische [sic] Rohkost meiner Ansicht nach gesundheitliche Probleme schaffen", meint Fontana. Ein absurdes Fazit für das es absolut keine wissenschaftliche Grundlage gibt, dass Sie aber in Ihrem Artikel geradeso übernommen haben. War Fontana so dermassen überrascht, bzw. sogar enttäuscht nichts negatives zu finden, sodass er das Orakel seiner Ansicht, also seinen Glauben bemühen musste, anstatt wissenschaftlicher Fakten? Und sind alle, die diesen Glauben unkommentiert zitieren und übernehmen nicht beteiligt an der stillschweigenden Übereinkunft alles vegane zu diskreditieren, oder zumindest genau das zu versuchen?

Bei Ihrer Seite fällt auf jeden Fall auf, dass wirklich alles was mit dem veganen Kontext des Artikels in Verbindung gebracht wird, trotz vermeintlich positiver Überschrift, von unangebrachtem, ja eben diffamierendem Negativismus überlagert ist, auch wenn das niemandem bei Ihnen auf Anhieb offensichtlich ist. Nicht nur ist der Absatz mit dem Entzündungsfaktor entegen des Englischen Originals bei Reuters so umständlich formuliert, dass man annehmen könnte, Rohkost bzw, vegane Kost die sie ja auch beliebig miteinander verquasten würde entgegen der Realität Krebs begünstigen anstatt verhindern, nein, denn auch unter der falschen Spaltenüberschrift: "Wer sich rein pflanzlich ernährt, hat dünnere Knochen" kommen auch gleich die Angstlinks wie "Knochenschwund (Osteoporose)", "Verzicht auf Milch begünstigt Knochenbrüche" "Moderate Vegetarier [also leichenfressende Pseudovegetarier] leben länger". Die negative Suggestivwirkung der Kombination der angebotenen Informationen ist immens. Ich behaupte nicht dass dies bewusst und böswillig geschieht, trotzdem ist das so nicht hinnehmbar, da die Masse derartiger Artikel die meist ähnlich strukturiert sind natürlich eine starke Diffamierungswirkung haben, genauso nämlich, wird mit unterschwelligen Mitteln der pseudowissenschaftlichen Versachlichung der "afrikanische Mensch zum stinkenden Neger" gemacht, ohne auch nur einmal die Wörter stinkend oder Neger zu benutzen.

Sollten Sie diese suggestive Negativwirkung tatsächlich nicht beabsichtigt haben, umso schlimmer, bedeute dies doch, dass die Basis Ihrer als wissenschaftlicher Fakten präsentierten Informationen, lediglich ein als Versachlichung maskierter, psychologischer Abwehrreflex darstellt und sie demnach Ihre publizistische Motivation überhaupt nicht im Griff haben.

Tja, das ist meine Meinung dazu. Sollten Sie sich dazu äußern wollen, würde ich mich freuen wenn Sie im angegebenen Forenlink öffentlich dazu Stellung nehmen.
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MfG - Ava Odoéména