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Veganismusforum:
Offener Brief an foodwatch e.V.

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Offener Brief an foodwatch e.V.

Autor: Martin Deffner | Datum:

Hallo foodwatch-Team,

gleich vorweg: Respekt vor eurer Arbeit, sie ist angebracht und unbedingt notwendig. Durch euer Engagement können sich Verbraucher direkt und mühelos informieren und der eigenen Mündigkeit in Bezug auf Ernährung einen Schritt entgegenkommen, und das ist gut. Auch und besonders euren Kampf gegen skrupellose Nahrungsmittelkonzerne begrüße ich von Herzen.

Keiner von uns will seinem Körper durch Giftstoffe in Nahrungsmitteln Schaden zufügen. Warum klärt ihr jedoch nicht auf über die allgemeinen gesundheitlichen Risiken von Fleisch, Eiern und Molkereiprodukten für den Menschen? Über gesättigte Fettsäuren, tierisches Eiweiß und Cholesterin, Übergewicht, Arterienverschluss, Krebs und Diabetes? Über Lebensmittel, die unwiderlegbar nicht für den Verzehr durch den Menschen bestimmt sind? Warum erklärt ihr dem Verbraucher nicht, dass eine rein pflanzliche Ernährung erwiesenermaßen die risikoärmste ist?

Weil in Großbritannien 150 Menschen an nvCJD starben, schreit ihr auf. Dass im Jahr 2007 in Deutschland 4 400 985 Rinder und 311 574 Kälber einzig und allein für unsere Geschmacksknospen getötet wurden, findet bei euch bedauernswerterweise keine Erwähnung, passt es doch so gut zum Thema.
Eure Glaubwürdigkeit hört leider in meinen Augen an der Stelle auf, an der ihr freie Wahl für den Bürger fordert, was seine Ernährung betrifft, aber einer unvorstellbar großen Zahl nichtmenschlicher Tiere dieses sowie überhaupt jedwedes Recht auf eigenständiges Handeln absprecht. Millionen wurden mit Tiermehl gefüttert und verloren damit ihr Existenzrecht. Konnten sie sich frei dagegen entscheiden?

Ihr behauptet, Essen sei eine politische Angelegenheit. Impliziert das, die Versklavung anderer Spezies nur für den Menschen selbst ungefährlicher machen zu müssen, oder muss die Sklaverei per se abgeschafft werden? Warum setzt ihr euch für hygienischere Tierhaltung, bessere Kontrollen und transparentere Produktionswege ein und nicht für den Boykott des gesamten Systems, und sei es lediglich aus eigenem Interesse?
Als politisch bewusste und aufgeklärte Aktivisten solltet ihr bei euren Recherchen auf Fakten gestoßen sein, die unsere Tierproduktion als unverantwortlich und absolut überflüssig entlarven. Ich bin mir sicher, euch nicht auf die Auswirkungen auf Klima, Boden, Wasser, Regenwald, ökologisches Gleichgewicht oder die Welternährung aufmerksam machen zu müssen, ganz zu schweigen von den erwähnten Risiken für die Gesundheit des Menschen und nicht zuletzt vom Leid der Milliarden Kreaturen, die wir mit ignoranter Selbstverständlichkeit bis zum Tod ausbeuten und gleichzeitig die Leichen ihrer Nachkommen verzehren.
Umso erstaunlicher für mich, dass euer Verein, dessen Fahrtrichtung unbestreitbar die richtige ist, diese Problematik einfach ausspart. Gerade ihr könnt nicht leugnen, dass der Verzicht auf tierische Produkte vorteilhafter ist; für den Verbraucher, den ihr schützen wollt, das Tier, das für ihn auf Gewicht-in-Kilogramm reduzierte Ware ist, und für die Erde, auf der seine Kinder überleben werden müssen. Warum empfehlt ihr nicht diesen Verzicht? Ist es Konditionierung, Konvention, oder gar Populismus? Oder schmeckt Herrn Bode seine Weißwurst einfach zu gut? Fragt der Tierverbraucher danach, ob das Kalb auch die Wahl gehabt hat? Ist er dumm oder nur egoistisch? Ersteres nehme ich von Herrn Bode eigentlich nicht an.

Den Konsumenten über Risiken bei der Ernährung aufzuklären ist ein lobenswertes Unterfangen, allerdings hört ihr ein paar Schritte zu früh damit auf. Ich sehe mehr Effizienz darin, die Ursache statt der Symptome anzupacken.
Und warum behauptet ihr, die Verbraucher könnten allein mit ihrem Einkaufskorb die Missstände nicht ändern? Solange er die Nachfrage nach Tierprodukten aufrecht erhält, wird die Landwirtschaft die zehnfache Menge Soja anbauen müssen, minderwertiges Futter verfüttern, Wachstumshormone injizieren und fäkalienverschmutze Transporter auf die Straße schicken. Wenn ihr den Verantwortlichen auf die Finger klopfen wollt, bewegt sie zu einem veganen Konsumverhalten.

Biofleisch bedeutet immer noch Mord, Biomilch immer noch Vergewaltigung. Als vergleichsweise intelligentes Wesen habe ich die Wahl, und ich lehne ab.

Ich bitte euch, ganz im Sinne eurer offenen und transparenten Vereinspolitik, um eine klare Stellungnahme eurerseits.

Vielen Dank im Voraus!

Mit den besten Grüßen,
Martin Deffner, Konstanz



––––––––

Bin gespannt und werde den weiteren Schriftverkehr hier posten.

Re: Offener Brief an foodwatch e.V.

Autor: Tanja | Datum:
> Ich bitte euch, ganz im Sinne eurer offenen und transparenten
> Vereinspolitik, um eine klare Stellungnahme eurerseits.

Na da bin ich ja auch mal gespannt. :-)

Tanja

Re: Offener Brief an foodwatch e.V.

Autor: Mesiu | Datum:
Heute kam also die Antwort-Mail:


Sehr geehrter Herr Deffner,
vielen Dank für Ihre Anfrage und das Vertrauen in unsere Organisation. foodwatch setzt sich ein für Lebensmittelsicherheit, Transparenz bei der Lebensmittelherstellung und Ihre Informationsrechte als Kunde.

Auch für Ihre interessanten und anregenden Ausführungen möchten wir uns bedanken. Wir sehen es jedoch nicht als unsere Aufgabe an, bestimmte Lebensmittel oder Lebensweisen zu empfehlen oder zu „verteufeln“. Was wir erreichen wollen ist Transparenz und vor allem Wahlfreiheit für die Verbraucher. Jeder kann selbst entscheiden, was er essen möchte oder nicht, aber die Lebensmittel müssen so gekennzeichnet sein, dass man einfach erkennen kann, mit welchen Zutaten man sich ernährt. Deshalb kämpft foodwatch auf politischer Ebene für eine bessere Verbraucherpolitik und gegen Nahrungsmittelhersteller, die Ihre Kunden in die Irre führen. Was foodwatch tun kann und immer wieder tut ist, anhand von Beispielen die Schwachstellen im Lebensmittelmarkt aufzudecken und in der Folge dessen durch politischen Druck Verbesserungen herbeizuführen bzw. den Wettbewerb positiv anzukurbeln. Dafür bitten wir um Ihr Verständnis.
Um politisch und finanziell unabhängig zu sein, finanziert sich foodwatch allein aus Spenden und den Beiträgen seiner Fördermitglieder. Daher können wir unsere Ziele nur erreichen, wenn uns möglichst viele Menschen unterstützen. Vielleicht ist es ja auch Ihnen möglich, uns in Form einer Fördermitgliedschaft zu helfen. Wir würden uns freuen! Weiterführende Informationen zu einer Mitgliedschaft bei foodwatch finden Sie unter www.foodwatch.de
Gern können Sie - ganz unabhängig davon - unter http://foodwatch.de/newsletter/index_ger.html den foodwatch-Newsletter anfordern. Damit informieren wir Sie regelmäßig über unsere Aktivitäten, aktuelle Themen und Neues aus dem Bereich der Lebensmittel- und Ernährungspolitik.

Freundliche Grüße
Christin Schröder


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Na ja, ein zu vier Fünfteln standardisierter Antworttext, und keine meiner konkreten Fragen beantwortet:
Sechs, setzen.

Re: Offener Brief an foodwatch e.V.

Autor: Trolli | Datum:
Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Herr Schröder (nicht zufällig verwandt mit dem Gaz-Promi?)gut politisch argumentieren kann. Dieses Antwortschreiben ist typisch Politikergeschwurbel. Keine einzige Antwort, und nebenher eine Art Parteimitgliedschaft verticken wollen.

Ich finde deine Anfrage sehr gut, weil wer nicht fragt, hat auf jeden Fall verloren, und wer fragt, kann schon mal einen Sieg/Teilsieg erzielen. Und? Hast dem Herrn Schröder schon fleißig Geld überwiesen? Schon den Scheiterhaufen angeheizt, einen Kanister Weihwasser und den Exorzisten bestellt, wo du die Lebensweise des Quälens und Ermorden von Tieren "verteufelst"?

Lästernde Grüße
Trolli

Selbst entscheiden, was man essen möchte

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Verbraucher. Jeder kann selbst entscheiden, was er essen
> möchte oder nicht, aber die Lebensmittel müssen so

Soso, vielleicht sollte man ihn mal eine Weile mit dem "Kannibalen von Rottenburg" in eine WG sperren, oder mit einem abgenagten Pandaknochen in China aussetzen (wo auf Pandamord der staatliche am Täter steht, spricht "Todesstrafe"). Vielleicht überlegt er es sich dann zweimal, ehe er sowas sagt ...

Achim

Re: Offener Brief an foodwatch e.V.

Autor: joschibitch | Datum:
das nenn ich einen gelungenen brief, respekt. mich nervt diese scheinheiligkeit, was bioprodukte angeht, auch schon lange. mord ist mord.