Hallo foodwatch-Team,
gleich vorweg: Respekt vor eurer Arbeit, sie ist angebracht und unbedingt notwendig. Durch euer Engagement können sich Verbraucher direkt und mühelos informieren und der eigenen Mündigkeit in Bezug auf Ernährung einen Schritt entgegenkommen, und das ist gut. Auch und besonders euren Kampf gegen skrupellose Nahrungsmittelkonzerne begrüße ich von Herzen.
Keiner von uns will seinem Körper durch Giftstoffe in Nahrungsmitteln Schaden zufügen. Warum klärt ihr jedoch nicht auf über die allgemeinen gesundheitlichen Risiken von Fleisch, Eiern und Molkereiprodukten für den Menschen? Über gesättigte Fettsäuren, tierisches Eiweiß und Cholesterin, Übergewicht, Arterienverschluss, Krebs und Diabetes? Über Lebensmittel, die unwiderlegbar nicht für den Verzehr durch den Menschen bestimmt sind? Warum erklärt ihr dem Verbraucher nicht, dass eine rein pflanzliche Ernährung erwiesenermaßen die risikoärmste ist?
Weil in Großbritannien 150 Menschen an nvCJD starben, schreit ihr auf. Dass im Jahr 2007 in Deutschland 4 400 985 Rinder und 311 574 Kälber einzig und allein für unsere Geschmacksknospen getötet wurden, findet bei euch bedauernswerterweise keine Erwähnung, passt es doch so gut zum Thema.
Eure Glaubwürdigkeit hört leider in meinen Augen an der Stelle auf, an der ihr freie Wahl für den Bürger fordert, was seine Ernährung betrifft, aber einer unvorstellbar großen Zahl nichtmenschlicher Tiere dieses sowie überhaupt jedwedes Recht auf eigenständiges Handeln absprecht. Millionen wurden mit Tiermehl gefüttert und verloren damit ihr Existenzrecht. Konnten sie sich frei dagegen entscheiden?
Ihr behauptet, Essen sei eine politische Angelegenheit. Impliziert das, die Versklavung anderer Spezies nur für den Menschen selbst ungefährlicher machen zu müssen, oder muss die Sklaverei per se abgeschafft werden? Warum setzt ihr euch für hygienischere Tierhaltung, bessere Kontrollen und transparentere Produktionswege ein und nicht für den Boykott des gesamten Systems, und sei es lediglich aus eigenem Interesse?
Als politisch bewusste und aufgeklärte Aktivisten solltet ihr bei euren Recherchen auf Fakten gestoßen sein, die unsere Tierproduktion als unverantwortlich und absolut überflüssig entlarven. Ich bin mir sicher, euch nicht auf die Auswirkungen auf Klima, Boden, Wasser, Regenwald, ökologisches Gleichgewicht oder die Welternährung aufmerksam machen zu müssen, ganz zu schweigen von den erwähnten Risiken für die Gesundheit des Menschen und nicht zuletzt vom Leid der Milliarden Kreaturen, die wir mit ignoranter Selbstverständlichkeit bis zum Tod ausbeuten und gleichzeitig die Leichen ihrer Nachkommen verzehren.
Umso erstaunlicher für mich, dass euer Verein, dessen Fahrtrichtung unbestreitbar die richtige ist, diese Problematik einfach ausspart. Gerade ihr könnt nicht leugnen, dass der Verzicht auf tierische Produkte vorteilhafter ist; für den Verbraucher, den ihr schützen wollt, das Tier, das für ihn auf Gewicht-in-Kilogramm reduzierte Ware ist, und für die Erde, auf der seine Kinder überleben werden müssen. Warum empfehlt ihr nicht diesen Verzicht? Ist es Konditionierung, Konvention, oder gar Populismus? Oder schmeckt Herrn Bode seine Weißwurst einfach zu gut? Fragt der Tierverbraucher danach, ob das Kalb auch die Wahl gehabt hat? Ist er dumm oder nur egoistisch? Ersteres nehme ich von Herrn Bode eigentlich nicht an.
Den Konsumenten über Risiken bei der Ernährung aufzuklären ist ein lobenswertes Unterfangen, allerdings hört ihr ein paar Schritte zu früh damit auf. Ich sehe mehr Effizienz darin, die Ursache statt der Symptome anzupacken.
Und warum behauptet ihr, die Verbraucher könnten allein mit ihrem Einkaufskorb die Missstände nicht ändern? Solange er die Nachfrage nach Tierprodukten aufrecht erhält, wird die Landwirtschaft die zehnfache Menge Soja anbauen müssen, minderwertiges Futter verfüttern, Wachstumshormone injizieren und fäkalienverschmutze Transporter auf die Straße schicken. Wenn ihr den Verantwortlichen auf die Finger klopfen wollt, bewegt sie zu einem veganen Konsumverhalten.
Biofleisch bedeutet immer noch Mord, Biomilch immer noch Vergewaltigung. Als vergleichsweise intelligentes Wesen habe ich die Wahl, und ich lehne ab.
Ich bitte euch, ganz im Sinne eurer offenen und transparenten Vereinspolitik, um eine klare Stellungnahme eurerseits.
Vielen Dank im Voraus!
Mit den besten Grüßen,
Martin Deffner, Konstanz
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Bin gespannt und werde den weiteren Schriftverkehr hier posten.