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Antispeziesistisch...?

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Antispeziesistisch...?

Autor: VolkerK | Datum:

Hallo zusammen,

mir ist da gerade wiedermal was durch den Sinn gegangen und ich hab das mal etwas recherchiert.

Das Verb fressen ist nun eindeutig negativ konnotiert, noch eindeutiger, als beispielsweise das Attribut "tierisch", das ja auch eine Steigerung ins positive meinen kann ("das hat tierisch Spaß gemacht")

Ethymologisch stammt das Wort (meine ich jedenfalls, mich erinnern zu können) vom Attribut "veressen". Das meint, dass jemand isst, ohne die (kulturellen) Grenzen zu akzeptieren und wurde in erster Linie auf die Tiere bezogen, die "maßlos essen" und dabei nichtmal Tischsitten beherrschen.

In der heutigen Verwendung wird es entweder auf die Nahrungsaufnahme nichtmenschlicher Tiere bezogen, auf zerstörerische Aktivitäten (Rostfraß) oder halt abwertend für die Nahrungsaufnahme menschlicher Tiere.

Insofern halte ich Begriffe wie "Leichenfresser" etc. für speziesistisch, da sie implizieren, ein homo sapiens äße so, wie ein (anderes) Tier.

Was meint Ihr dazu?

Gruß,
Volker.

Erst kommt das Fressen, dann ...

Autor: Achim Stößer | Datum:
"Fressen" ist
- speziesistisch, wenn es speziesabhängig gebraucht wird (also: der Hund frißt, der Mensch ißt).
- nicht speziesistisch, wenn es ein Verhalten wertend beschreibt: "Leichenfresser", "Menschenfresser", auch "ich bin so vollgefressen, ich kriege nichts mehr runter", "Schokoladenpudding könnte ich den ganzen Tag fressen" usw.

Es ist also nicht abwertend, weil es für Tiere gebraucht wird (von Speziesisten), sondern es wird von Speziesisten für nichtmenschliche Tiere gebraucht, weil es abwertend ist.

Eigentlich trivial, oder? Aber naja, wer Probleme mit Wörtern wie "Hühnermenstruationsprodukt" hat ...

>Insofern halte ich Begriffe wie "Leichenfresser" etc. für
>speziesistisch, da sie implizieren, ein homo sapiens äße so,
>wie ein (anderes) Tier.

Eine Annahme, die auf spezisistischem Denken beruht.

Ein Auto, das viel Benzin frißt, ißt also so wie ein NMT? Und wie war das mit dem Lochfraß in der Calgonwerbung? Oder saurem Regen, Säure überhaupt? Alles Fälle, in denen gegessen wird wie NMT?

Annähernd analog scheint mir übrigens die Unterscheidung "trinken/saufen", "Essen"/"Futter", "Hirn"/"Gehirn". Katzennahrung würde ich nie als "Futter" bezeichnen; "Studentenfutter" ist dagegen kein Problem. Hast Du das soweit gefressen?

So, und jetzt kannst Du Dir weiter das Hirn zermartern, wie Du uns an die Karre fahren kannst ...

Achim

Re: Erst kommt das Fressen, dann ...

Autor: Volker Schaffeld | Datum:
Ganz davon abgesehen benutzen sicherlich viele bewußt diese Ausdrucksweise um den "überlegenen" Menschen vor Augen zu führen, wie abwertend ihre Sprache den nichtmenschlichen Tieren gegenüber ist. Außerdem möchte mal bitte jemand versuchen ohne Hände, nur mit dem Mund aus einer Schale Wasser zu trinken. Ich denke mal, daß das niemand so ästhetsich hinbekommt wie ein Vogel, der ja nur "säuft".

Grüße,

Volker