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Sprachgebrauch: "menschliche Tiere" nicht mehr adäquat

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Sprachgebrauch: "menschliche Tiere" nicht mehr adäquat

Autor: martin.p | Datum:
Wie im "New Scientist" berichtet wurde sind Schimpansen nach einer Studie, die eine 99,4%ige Übereinstimmung in der DNA feststellte, der Gattung "homo" ("Mensch") zuzuordnen.
Da kommt allerdings das Problem auf, dass, wenn man aus antispeziesistischer Notwenigkeit und biologischer Korrektheit, zwischen "menschlichen und nichtmenschlichen Tieren" unterschieden hat, jetzt Schimpansen damit diskriminiert.
Entweder durch den Ausschluss aus "menschliche Tiere" was aber biologisch jetzt falsch ist oder durch negative Aussagen bzgl. Menschen für die Schimpansen wiederum nichts können.
Das müsste also sprachlich wieder abgegrenzt werden.
Mein Vorschlag wäre, dem "menschliche Tiere" das Kürzel "(Sa)" bzw. "(S.a.)" für "Schimpansen ausgenommen" anzuhängen.

Sprachgebrauch: Änderung überflüssig

Autor: Achim Stößer | Datum:
martin.p schrieb:
>
> Wie im "New Scientist" berichtet wurde sind Schimpansen nach
> einer Studie, die eine 99,4%ige Übereinstimmung in der DNA
> feststellte, der Gattung "homo" ("Mensch") zuzuordnen.

>>>
Zitat:
Gattung

Biologie
obligatorische Kategorienstufe zwischen Art (Species) und Familie. In der systematischen Hierarchie werden mehrere Arten in einer Gattung zusammengefasst. Mehrere Gattungen bilden eine Familie.

<<<(wissen.de)

Muß also nur geklärt werden, welches die Bezeichnung für die umgangssprachlich als "Mensch" bezeichnete Art (Spezies) ist. Was sagt New Scientist dazu?

Bisher war das so:
>>>
Zitat:
[/b]Mensch[/b]

Homo sapiens
Art der Primaten, zur Familie Hominidae (Menschen) gehörig [...]

<<< (wissen.de)

Demnach wäre "Mensch" also eine Art, keine Gattung. Wie denn nun?

Ich gehe davon aus, daß das (vermeintlich) Problem darin liegt, daß "Mensch" wörtlich "homo" heißt, Schimpansen nun ebenfalls "homo" sind, jedoch "Mensch" eben in der Nomenklatur nicht wörtlich zu übersetzen ist, sondern eben mit "homo sapiens". Und schon hat sich das Problem in Luft aufgelöst, oder?

> Da kommt allerdings das Problem auf, dass, wenn man aus
> antispeziesistischer Notwenigkeit und biologischer
> Korrektheit, zwischen "menschlichen und nichtmenschlichen

Wer sagt denn bitte "menschliche Tiere"? Also ich nicht. Da genügte doch zumindest bisher immer schlicht "Mensch", und im Gegensatz dazu eben "nichtmenschliche" bzw. "andere Tiere". Muß ja nun wirklich nicht verkompliziert werden.

> "(Sa)" bzw. "(S.a.)" für "Schimpansen ausgenommen" anzuhängen.

Scheint mir eher unpraktisch; erstens mußt Du dann jedesmal erklären, was Du mit "Samstag" bzw. "Siehe auch" meinst, zweitens ist das ein absolut holpriges Sprachkonstrukt, das einen Text noch weit unleserlicher machen würde als das alberne und kontraproduktive Binnen-I etc.

Achim

Re: Sprachgebrauch: Änderung überflüssig

Autor: martin.p | Datum:
> Muß also nur geklärt werden, welches die Bezeichnung für die
> umgangssprachlich als "Mensch" bezeichnete Art (Spezies) ist.
> Was sagt New Scientist dazu?

Nichts neues.

> Demnach wäre "Mensch" also eine Art, keine Gattung. Wie denn
> nun?

In dem Text steht Gattung (eigentlich "Genus", ist aber das gleiche nach wissen.de)(http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=030520017).

> Ich gehe davon aus, daß das (vermeintlich) Problem darin
> liegt, daß "Mensch" wörtlich "homo" heißt, Schimpansen nun
> ebenfalls "homo" sind, jedoch "Mensch" eben in der
> Nomenklatur nicht wörtlich zu übersetzen ist, sondern eben
> mit "homo sapiens". Und schon hat sich das Problem in Luft
> aufgelöst, oder?

(Höchstwahrscheinlich) Ja.

Re: Sprachgebrauch: Änderung überflüssig

Autor: Dirk Micheel | Datum:

> > Ich gehe davon aus, daß das (vermeintlich) Problem darin
> > liegt, daß "Mensch" wörtlich "homo" heißt, Schimpansen nun
> > ebenfalls "homo" sind, jedoch "Mensch" eben in der
> > Nomenklatur nicht wörtlich zu übersetzen ist, sondern eben
> > mit "homo sapiens". Und schon hat sich das Problem in Luft
> > aufgelöst, oder?
>
> (Höchstwahrscheinlich) Ja.

Zudem war es in der Sprache ja auch bisher durchaus üblich, Affen in einem bestimmten Zusammenhang als Menschen zu bezeichnen, ohne dass das jemals als problematisch angesehen wurde in Hinblick auf die Verwendung des Begriffs "nicht-menschliche Tiere", siehe z. B. TV-Tipps:
"'Orang Utans - Die roten Waldmenschen' Dokumentation.
Hoch in den Baumkronen des tropischen Regenwaldes von Sumatra lebt eine der letzten Herden wilder Orang-Utans. Die roten 'Waldmenschen' zählen zu den nächsten Verwandten des Menschen.
Sue Western und Martyn Colbeck filmten im Ketambe-Wald des Gunung-Leuser-Nationalparks im Nordwesten Sumatras eine Orang-Utan-Population mit ausgeprägtem Sozialgefüge."

Grüße, Dirk

Re: Sprachgebrauch: Änderung überflüssig

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Zudem war es in der Sprache ja auch bisher durchaus üblich,
> Affen in einem bestimmten Zusammenhang als Menschen zu
> bezeichnen, ohne dass das jemals als problematisch angesehen
> wurde in Hinblick auf die Verwendung des Begriffs
> "nicht-menschliche Tiere", siehe z. B.
> TV-Tipps:
> "'Orang Utans - Die roten Waldmenschen' Dokumentation.

"In bestimmten Zusammenhängen" ist gut - das ist die wörtliche Übersetzung von "Orang Utan" ...

Gibt aber auch den umgekehrten Fall: die Hominiden, die früher "homo habilis" genannt wurde, sind aus der Homo-Elite rausgeflogen und zum "australophitecus habilis" oder so degradiert, wenn ich mich nicht irre.

Achim

Re: Sprachgebrauch: "menschliche Tiere" nicht mehr adäquat

Autor: Tanja | Datum:
Diese Bezeichnung verwende ich persönlich sowieso ncht sehr oft, meist finde ich ein simples "andere Tiere" besser, das schließt dann alle mit ein und wirkt auch viel selbstverständlicher als "nichtmenschliche Tiere". An diese Bezeichnung nun gar noch etwas dranzuhängen, wirkt m.E. auf andere Menschen wohl eher lächerlich.
Weiteres Problem ist, daß auch andere Arten viel mit dem Menschen u.a. gemeinsam haben - wo wäre da also die Grenze zu ziehen? Ich finde, wir sollten uns in diesem Fall nicht daran orientieren, was Speziesisten für sich nun entdeckt haben; für unsere Arbeit ist es ja vollkommen ohne Belang, wie nah uns andere Arten genetisch stehen.

Tanja

Re: Sprachgebrauch: "menschliche Tiere" nicht mehr adäquat

Autor: martin.p | Datum:
> Diese Bezeichnung verwende ich persönlich sowieso ncht sehr
> oft, meist finde ich ein simples "andere Tiere" besser, das
> schließt dann alle mit ein und wirkt auch viel
> selbstverständlicher als "nichtmenschliche Tiere".

Das geht natürlich auch.
Ich verwende "nichtmenschliche/menschl. Tiere" nur immer dann, wenn ich den Unterschied deutlich machen will...

Re: Sprachgebrauch: "menschliche Tiere" nicht mehr adäquat

Autor: Knulprek | Datum:
Ich habe gerade in einem Buch von Jared Diamond mit dem Titel "Der dritte Schimpanse" gelesen, daß der Mensch biologisch gesehen eine von drei Schimpansenarten ist. Die erste ist der "gewöhnliche" Schimpanse, die zweite der Bonobo (oder Zwergschimpanse) und die dritte eben der Mensch (oder auch der nackte Affe, wie ihn Desmond Morris genannt hat). Trotzdem kann man auch von Menschen und anderen Tieren sprechen, auch wenn Menschen nur eine Unterart der Schimpansen sind.

Bezüglich der genauen Prozentangabe der genetischen Verwandtschaft habe ich schon sehr viele unterschiedliche Angaben gelesen, das Minimum war 95%. Sicher ist aber, daß Menschen mit den anderen Schimpansenarten enger verwandt sind als der indische und der afrikanische Elefant (womit ich sicher niemandem hier etwas neues erzähle ;-) ).

Vor einiger Zeit habe ich eine TV-Diskussion auf Arte (glaube ich) gesehen, wo ein Biologe meinte, Menschen und [andere] Schimpansen könnten wahrscheinlich gemeinsame Nachkommen haben (das Wort andere habe ich ergänzt). Demnach gehören sie eigentlich zur selben Art, was sich mit der Aussage des dritten Schimpansen von Jared Diamond deckt.