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Kino: Fast Food Nation / Taxidermia

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Kino: Fast Food Nation / Taxidermia

Autor: Achim Stößer | Datum:
Hat jemand diese Filme schon gesehen (also wer war grade in Cannes ;-))? Was die FAZ dazu, besonders über FFN, schreibt, klingt recht interessant (siehe aber auch Harald Schmidt / "Fast Food Nation").

Zitat: Cannes

Die Vegetarier schlagen zurück

Von Verena Lueken, Cannes

19. Mai 2006
Der Morgen begann mit einem alarmierenden Fund. Zwischen all den Papieren zum Tage fiel aus dem Pressefach ein Styroportablett, auf dem ein rotes, mit weißen Adern durchzogenes Stück Etwas in Klarsichtfolie eingeschweißt war, fraglos ein Stück rohes Fleisch. Für Vegetarier ein gräßlicher Anblick, aber das war erst der Anfang. Rohes Fleisch wurde das Thema des Tages.


„Taxidermia“ heißt der Film, für den das Styroportablett Reklame machte, ein Werk von György Palfi, der von vielen als neues Wunderkind des ungarischen Kinos betrachtet wird. Für seine Filme, diesen zumal, braucht man einen starken Magen und einen gewissen Sinn für nicht immer poetisch gewendete deftige Einzelheiten, von denen das Schlachten eines Hammels, der dann doch ein Schwein war, zu den geringeren zählt. Das Stück Fleisch hätte aber ebensogut als Werbeträger für Richard Linklaters Wettbewerbsbeitrag „Fast Food Nation“ dienen können. Wer „Taxidermia“ noch als Fleischesser hinter sich bringen konnte, hatte nach Linklaters Film vermutlich endgültig genug.

„We all have to eat @!#$ once in a while“

Linklater ist Vegetarier, und so genau wie er kann tatsächlich nur ein Vegetarier auf die fleischverarbeitende Industrie schauen, mit diesem faszinierten Ekel, der gnadenlosen Neugierde und der Empörung, nicht darüber, daß Menschen das essen müssen, was sich dort von den Fließbändern ergießt und zu Hamburger verhackt und tiefgefroren wird - sie müssen ja nicht -, sondern daß Menschen so arbeiten müssen und Tiere so leben und sterben. Linklaters Film liegt ein Sachbuch-Bestseller desselben Titels zugrunde, aber es wurde kein Dokumentar-, sondern ein Spielfilm daraus, der das komplexe Thema - die Massenviehzucht, die amerikanische Ernährungskatastrophe, mexikanische Schlepperbanden und die weitere Ausbeutung der Menschen, die sie über die Grenze schaffen, das Leben im Nirgendwo, möbliert mit WalMart, K-Mart, McDonald's, Taco's, und die Harmlosigkeit der Proteste gegen all dies - in die parallel laufenden Geschichten von drei Gruppen packt.

Da ist der Marketingchef der Fast-Food-Kette Mickey's, der den Auftrag bekommt, nach Colorado zu fahren, um den Fleischlieferanten unter die Lupe zu nehmen. Denn es zirkulieren Studien über den hohen Fäkaliengehalt des Hackfleischs von dort, die das Geschäft, das gerade so gut läuft, empfindlich stören könnten - eine gute Rolle für Greg Kinnear mit seinem harmlosen Durchschnittsgesicht. In Cody, dem fiktiven Ort der Handlung, trifft er auf die Manager und Vormänner der Fleischfabrik, die die ganze Aufregung nicht wirklich verstehen können. Daß Gedärme platzen und ihr Inhalt sich auf die Fließbänder mit dem zu verarbeitenden Fleisch ergießt, die viel zu schnell laufen, um irgend etwas dagegen zu tun, ist ein tägliches Ereignis und nicht der Rede wert. Von der anderen Seite nähert sich eine Gruppe von Mexikanern dem Ort, von einem Schlepper durch die Wüste geführt, in der einer von ihnen stirbt. Ihr Schicksal ist das Herz des Films.

Das stille Gesicht von Catalina Sandino Moreno, die in „Maria Full of Grace“ die Rolle eines Drogenkuriers spielte und dort auf ähnlich verschlossene Weise alle Zweifel niederdrückte, die ihre Hoffnungen überschatten könnten, erzählt von einer großen Verlorenheit, die sie von zu Hause in das Land mitgebracht hat, das ihr eine Arbeit im Schlachthaus bietet. Und dann ist da noch eine Gruppe von Studenten, die nicht recht weiß, wie sie gegen die Zustände in der Fleischfabrik protestieren soll, und auf eine spektakuläre, doch völlig erfolglose Idee verfällt. Dazwischen treten einige Stars auf, wie der hier großartige Bruce Willis als Vorarbeiter in einer einzigen Szene, in der er erklärt: „We all have to eat @!#$ once in a while“. Oder Ethan Hawke, ein Aussteiger, und Kris Kristofferson in der Rolle eines Viehzüchters. Dem Applaus nach zu urteilen, gehört Linklaters Film zu den populärsten des Festivalwettbewerbs bisher. An der Cote d'Azur ißt man ja hauptsächlich Fisch.
Text: F.A.Z., 20.5.2006
http://www.faz.net/s/Rub8A25A66CA9514B9892E0074EDE4E5AFA/Doc~E6D89096DD8AE443483D8A8C8E1BC6439~ATpl~Ecommon~Scontent.html


Achim

Re: Kino: Fast Food Nation / Taxidermia

Autor: Achim Stößer | Datum:
Zitat: «Fast Food Nation»: Neuer Film kritisiert McDonald’s

McDonald’s unter Druck: Nach «Super Size Me» prangert nun der Film «Fast Food Nation» den Giganten an. Noch bevor der Streifen im Kino läuft, löst er hitzige Debatten aus.

Destiny’s Child liessen ihre Welttour 2005 von McDonald’s sponsern, Justin Timberlake sang «I’m lovin’ it» und Heidi Klum wirbt für den Burger-Riesen. Die Liaison zwischen McDonald’s und Stars galt bislang als sehr innig.

Nun gibt es «Abtrünnige»: Bruce Willis, Avril Lavigne, Ethan Hawke und Patricia Arquette stellen im Film «Fast Food Nation» die Schnellimbiss-Ketten an den Pranger. Das Drama dreht sich um dubiose Produktionsmethoden, Massentierhaltung und illegale Arbeiter, kurz: Es ist ein Angriff gegen die Fastfood-Maschinerie. Am 26. Oktober kommt der Streifen in die Schweizer Kinos.

In den USA startete McDonald’s bereits eine Gegenoffensive. Der Film sei beunruhigend, so ein internes Memo. Ganz anders sieht man dies in der Schweiz: «Wir befürchten keinen Imageverlust, da der Film fiktiv ist. Schon ‹Super Size Me› zeigte zahlenmässig keine Konsequenzen», weiss McDonald’s-Sprecherin Nicole Schöwel.

Ebenso vom Film distanziert sich die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung. «Fast Food Nation» enthalte reisserische Komponenten und habe keinen Ernährungsbezug, so Sprecherin Pascale Mühlemann. Daher habe man das Kooperationsangebot des Zürcher Filmverleihs Ascot Elite abgelehnt. «Der Verband will nicht auf Konfrontation gehen mit der Fastfood-Industrie», vermutet Valerio Bonadei von Ascot Elite.

Stefanie Rigutto


http://www.20min.ch/unterhaltung/kino/story/18049151