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Vortragsreihe Berlin

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Vortragsreihe Berlin

Autor: BerTA | Datum:
[Beitrag verschoben aus Tierrechtsforum, bitte Forenbeschreibung beachten - Moderator]

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VORTRAGSREIHE "BEFREIUNG HÖRT NICHT BEIM MENSCHEN AUF"
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Befreiung hört nicht beim Menschen auf!
Perspektiven aus der Tierbefreiungsbewegung.


Fordern Tierrechtlerinnen und Tierrechtler eine Auseinandersetzung mit der als selbstverständlich empfunden Ausbeutung von Tieren im Alltag ein, treffen sie zumeist auf Unverständnis und Ablehnung. Zu sehr ist der "Gebrauch" von Tieren für menschliche Bedürfnisse in der Gesellschaft
eingeschrieben. Zwar vernimmt mensch des öfteren Empörung über
"unverhältnismäßige Tierquälerei", von einer Auseinandersetzung des Verhältnisses von Menschen zu Tieren ist mensch damit aber noch weit entfernt. Zu unverständlich, zu weit hergeholt gelten da die Forderungen nach der Befreiung der Tiere. In diesem Zusammenhang haben wir die Vortragsreihe "Befreiung hört nicht beim Menschen auf" organisiert. Mit insgesamt sieben Veranstaltungen wollen wir einen weitumfassenden Einblick
in die theoretischen Überlegungen und die politische Praxis der
Tierbefreiungsbewegung geben und natürlich auch zur Diskussion stellen.

Unsere Kritik richtet sich gegen die Ausbeutung und Unterdrückung von Tieren. Ob als Lebensmittel auf unseren Tellern, als Versuchsobjekte in wissenschaftlicher Forschung, als Pelz und Leder an unserer Kleidung, als Freiwild in Wald und Flur oder zur Belustigung im Zirkus und im Zoo. Tieren werden systematisch die Subjektivität, die Leidensfähigkeit und grundsätzliche Bedürfnisse und Interessen abgesprochen. Sie werden zu Tausenden in Schlachthäusern und Legebatterien zusammengepfercht, hinter
Gitterstäben gefangengehalten, , ihrer Kinder beraubt und aus ihren Lebenszusammenhängen gerissen. Tiere werden nach Bedürfnissen und Nützlichkeitskriterien ihrer UnterdrückerInnen als Pelz-, Schlacht-, Zirkus-, oder Versuchstiere kategorisiert, versachlicht, verwertet und in letzter Konsequenz getötet. Nicht zuletzt die Sprache lässt keinen Zweifel daran was Tiere in dieser Gesellschaft sind, minderwertige Wesen.

Sich gegen die Herrschaft über Tiere zu stellen, soll dabei keineswegs bedeuten, weitere Unterdrückungsverhältnisse als nebensächlich oder minder wichtig abzutun. Vielmehr sehen wir die Ideologie des Speziesismus, die Unterdrückung allen nicht-menschlichen Lebens, mit anderen Herrschaftsverhältnissen verknüpft. Eine warenförmige und patriarchale Gesellschaft bildet die Grundlage der Verdrängung jeden Sinns für Empathie, Solidarität und Empfindsamkeit gegenüber Menschen und Tieren. Die
zugrundeliegenden Unterdrückungsmechanismen sollen in den Veranstaltungen ebenso thematisiert werden, wie die Gegenentwürfe aus der Tierbefreiungsbewegung.

Die Veranstaltungen finden vom 02.11. bis zum 14.12.2005, jeweils mittwochs im WAF-Salon in der Rigaersraße 77, in Berlin Friedrichshain statt. Beginn der Referate ist um 19:00 Uhr, im Anschluss können und sollen die Inhalte
der Vorträge diskutiert werden.


Überblick über die Veranstaltungen


>> 02.11.2005
Befreiung hört nicht beim Menschen auf! Einführung in den
Tierbefreiungsgedanken
Sebastian Schubert, Berliner Tierrechtsaktion

>> 09.11.2005
Jagd. über den Umgang zivilisierter Menschen mit der Natur. Eine Gegenrede
Georg Hemprich, Anti-Jagd-Kampagne

>> 16.11.2005
Die Funktionalisierung des "tierlichen" und "weiblichen" Körpers
Melanie Bujok

>> 23.11.2005
Actions Speak Louder - Animal Liberation For Direct Action
Florian Esch, die tierbefreier e.V.

>> 30.11.2005
Von (nicht)menschlichen Tieren
Und (nicht)natürlichen Menschen
Sven Wirth

>> 07.12.2005
Tierversuche oder Heiligt der Zweck die Mittel?
Franziska Brunn & Thomas Schaldach

>> 14.12.2005
"Leiden beredt werden zu lassen, ist Bedingung aller Wahrheit" Eine
antispeziesistische Kritik der verkürzten Herrschaftskritik
Susan Witt-Stahl, Tierrechtsaktion Nord

http://www.vortragsreihe.tk
vortragsreihe@gmx.net
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Re: Vortragsreihe Berlin

Autor: BerTA | Datum:
Leider wurden die Termine für den 23.11. und den 7.12. vertauscht. Hier sind die richtige Termine und nähere Beschreibungen.

Until every cage is empty!
Einführung in den Tierbefreiungsgedanken.
Sebastian Schubert,
Berliner Tierrechtsaktion

Ausgehend von der Überlegung, dass Tieren grundsätzliche Rechte zugesprochen werden sollten, soll ein kritischer Blick auf das derzeitige Mensch-Tier-Verhältnis geworfen werden. Tiere werden nach Nützlichkeitskriterien für Menschen ontologisiert und ausgebeutet. Dies entspricht keinesfalls ihrer „naturgegebenen“ Bestimmung, als vielmehr einem sozialen Konstrukt. Der Ideologie des Speziesismus, nach der Menschen das Recht haben alle nicht-menschlichen Individuen aufgrund der Nicht-Zugehörigkeit zur Spezie Mensch zu beherrschen, soll die Idee des Tierbefreiungsgedanken entgegengestellt werden, nach der es keinerlei Legitimation für jedwede Ausbeutung, Unterdrückung und Beherrschung von Tieren geben kann. Darüber hinaus wird die Unterdrückung der Tiere in Beziehung zu anderen Herrschaftsmechanismen gesetzt und die politische Praxis der Tierbefreiungsbewegung, bspw. das Konzept des Campaignings und der Direkten Aktionen, aufgezeigt.

Am 02.11.2005 um 19.00 Uhr
im Waf-Salon (Rigaerstr.77)

(2)

Jagd. über den Umgang zivilisierter Menschen mit der Natur.
Eine Gegenrede
Georg Hemprich
Anti-Jagd-Kampagne

Der Musiker und Jagdgegner Georg Hemprich (früher als Landschaftsökologe tätig) reflektiert über den Widerspruch zwischen Jagdtradition und Ökologie, berichtet aus der jagdlichen Praxis und stellt radikalen, ethisch und ökologisch begründeten Widerstand zur Diskussion.

Am 09.11.2005 um 19.00 Uhr
im Waf-Salon (Rigaerstr.77)

(3)

Die Funktionalisierung des
„tierlichen“ und „weiblichen“ Körpers
Melanie Bujok

Bei allen "geistigen" Debatten um Ungleichheit, Diskriminierung, Ausbeutung, Gewalt gegen Tiere und Frauen und den ihnen zugrundeliegenden sozialen Konstruktionen - die soziale Ausschließung findet nicht nur auf symbolischer Ebene statt, sondern mittels zahlreicher praktischer Techniken und Strategien als körperlich erfahrbare Gewalt. Wie der Andere - "Frau", "Tier" - wahrgenommen wird, seine Lebensäußerungen gedeutet werden, ist an Wahrnehmungs- und Deutungsprogramme der Gesellschaft gebunden. Mit diesen Programmen werden jedoch gleichzeitig Handlungsprogramme geliefert, d.h. Anweisungen, wie der Andere zu behandeln sei. Behandelt wird, ganz konkret, vor allem der Körper des Anderen. Die auf der symbolischen Ebene vorgenommenen Klassifizierungen und Attribuierungen werden den Körpern eingeschrieben. Die Klassifizierung des Anderen läuft v.a. entlangt der ihm zugeschriebenen gesellschaftlichen und hier insbesondere ökonomischen Funktion. Die Funktionalisierung der Körper von Frauen und Tieren für bestimmte Zwecke der Gesellschaft wird u.a. sichtbar in der Manipulation, Disziplinierung, Zerstörung, Konsumption ihrer Körper, die das Individuum ausblendet und es als Funktionswert benutzt. Diese Praktiken wirken zurück auf die symbolische Ebene und schreiben sich durch Habitualisierung und schließlich Institutionalisierung als "Frauen/Tiere sind dafür da, dass..." fest. In dem Vortrag sollen diese Mechanismen anhand der Behandlung von Frauen und Tieren und den dieser zugrundeliegenden Körperkonzepten dargestellt werden.

In einem zweiten Teil des Vortrags werden die Legitimierungsprozesse beleuchtet, die Strategien, die angewandt werden, um den Körper von Frauen und von Tieren zu funktionalisieren. Gemeinsamkeiten wie Unterschiede werden herausgearbeitet.

Am 16.11.2005 um 19.00 Uhr
im Waf-Salon (Rigaerstr.77)

(4)

Actions Speak Louder
Animal Liberation For Direct Action
Florian Esch, die-tierbefreier e.V.

Anfang der 70er Jahre entwickelte sich aus der Hunt Saboteurs Association in Großbritannien die Animal Liberation Front. Sie gilt heute als eine der aktivsten und effektivsten Bewegungen, die auf das Konzept der Direkten Aktion zurückgreifen.

Durch eine Breite von illegalisierten Taktiken hat die ALF zahllose Tiere aus der Gefangenschaft befreit und ihnen ein Leben frei von Ausbeutung und Qualen ermöglicht. Darüber hinaus wurden zahlreichen Betrieben und Konzernen, welche von Tierausbeutung profitieren, ernorme Kosten beschert oder diese sahen sich gezwungen ihre Einrichtung ein für alle mal zu schließen.

Der Vortrag beschäftigt sich mit der Geschichte der ALF und bringt auch neuere Entwicklungen, wie das Konzept der „offenen Befreiungen“ zur Sprache. Nicht zuletzt sollen auch umstrittene Themen wie die Frage nach Gewalt und Sachbeschädigung, sowie der staatlichen Repression zur Diskussion kommen.

Am 23.11.2005 um 19.00 Uhr
im Waf-Salon (Rigaerstr.77)

(5)

Von (nicht)menschlichen Tieren
Und (nicht)natürlichen Menschen
Sven Wirth

Was ist eigentlich Natur, in einem Zeitalter, indem sie Technisch herstellbar ist? Was definiert, wo Grenzen z.B. zwischen Menschen und Tieren verlaufen. Und welchen Sinn haben diese Grenzziehungen? Wodurch wird die allgegenwärtige Herrschaft über die nichtmenschliche Natur gerechtfertigt? Wie ist ihre Entstehungsgeschichte? Und mit welchen anderen gesellschaftlichen Entwicklungen steht sie historisch im Zusammenhang? Was kann eine Auseinadersetzung mit poststrukturalistischen Theorien, die sich grob vereinfacht ausgedrückt, mit Sprache und Macht beschäftigen, für eine politische Relevanz für die Tierbefreiungs/Tierrechtsszene haben? Und wie sehen die Zusammenhänge der Herrschaft über „Natur“ und nicht menschliche „Tiere“ mit anderen Unterdrückungsformen, wie dem Patriarchat aus?

Zu diesen und weiteren Fragen werden wir im Vortrag „Von (nicht)menschlichen Tieren und (nicht)natürlichen Menschen“ hoffentlich spannende Diskussionen führen um evtl. einige Antworten aber sicherlich noch viel mehr Fragen herauszuarbeiten.

Der Vortrag will versuchen, postmoderne Ansätze zur Hilfe zu nehmen um eine Kritik an Naturbeherrschung und Tierausbeutung zu entwickeln. Dabei sollen die Theorien, nicht völlig abgehoben und für Leute ohne philosophischen Hintergrund verständlich, zur Anwendung in einer politischen Praxis herangeführt und allgemein verständlich erklärt werden.

Am 30.10.2005 um 19.00 Uhr
im Waf-Salon (Rigaerstr.77)

(6)

Tierversuche oder
Heiligt der Zweck die Mittel?
Thomas Schaldach & Franziska Brunn

Wie in vielen anderen Bereichen hat sich auch bei Tierversuchen eine scheinbar unvermeidbare Instrumentalisierung von Tieren für menschliche Zwecke etabliert. Die damit befassten Experimentatoren begründen ihre Arbeit als nützlich für die menschliche Gesellschaft, kritische Stimmen werden als unwissenschaftlich oder fortschrittsfeindlich stigmatisiert.

In diesem Vortrag soll kurz die Entwicklung angerissen werden, die zu dieser Situation führte. Außerdem werden die zerbrechlichen Argumente der Vivisektoren entlarvt und Gegenargumente aufgezeigt, die (nicht nur) aus einer konsequent antispeziesistischen Haltung entspringen.

Tierversuche spiegeln auf Kosten unserer Mitgeschöpfe eine trügerische Sicherheit für hilfesuchende Menschen vor; ihre Befürworter blockieren die Entwicklung tierfreier Alternativen. Der Vortrag möchte die Zuhörer mit dem grundlegenden Rüstzeug ausstatten, sich fundiert zu diesen Missständen positionieren zu können.

Am 07.12.2005 um 19.00 Uhr
im Waf-Salon (Rigaerstr.77)

(7)

"Leiden beredt werden zu lassen, ist Bedingung aller Wahrheit"
Eine antispeziesistische Kritik der verkürzten Herrschaftskritik
Susan Witt-Stahl
Tierrechtsaktion Nord

Nahezu alle (linken) Diskurse um den Herrschaftsbegriff sind dadurch gekennzeichnet, dass sie das Prinzip der Herrschaft, wenn es um Menschen geht, radikal kritisieren, jedoch die Beherrschung von Natur und Tieren ungebrochen hinnehmen, sogar naiv positiv perpetuieren. Dieses Vorgehen ist vor allem vor dem Hintergrund zu hinterfragen, dass Mensch und Tier als Wahrnehmungssubjekte in der Leidensfähigkeit und Empfindung von Glück eng verwandt sind. Obwohl nach heutigem biologischen, medizinischen und ethologischen Kenntnisstand Tiere in der Erfahrung von Schmerz sogar als dem homo sapiens gleich reflektiert werden müssen, ist den meisten Menschen nichts verhasster als die Erinnerung an ihre Tierähnlichkeit.

Um dem emanzipatorischen Postulat der "Solidarität mit den quälbaren Körpern" (Brecht) der Abschaffung des Leidens (im Sinne von vermeidbarem Unrecht) zu entgehen, verschanzen sich nicht selten sogar Materialisten hinter Relikten des biblischen Kreationismus oder anderen reaktionären Irrationalismen. Mit Hilfe von Begriffen aus der Kritischen Theorie - wie "doppelte Naturbeherrschung", "pathische Projektion" - "moralisches Gefühl", soll die verkürzte Herrschaftskritik ausgiebig kritisiert und ein antispeziesistisches Plädoyer für eine wahrhaft befreite Gesellschaft, die die Befreiung der Tiere einschließt, entworfen werden.

Am 14.12.2005 um 19.00 Uhr
im Waf-Salon (Rigaerstr.77)
[url=http://www.vortragsreihe.tk][/url]