"Auschwitz beginnt da, wo jemand im Schlachtof steht und denkt, es sind ja nur Tiere."
> "Woher stammt das Adorno zugeschrieben Zitat über Auschwitz,
> es ist auffällig, daß nie eine genaue Quelle angegeben wird?"
Das ist zunächst einmal nicht "auffällig", sondern bei derartigen Zitaten üblich. Beispiel: "Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir aber noch nicht ganz sicher." Albert Einstein. "Gott ist tot." Nietzsche.
Wann und wo haben sie das gesagt? Das jeweilige Zitat steht aber allein, d.h. lediglich mit Namensnennung ohne weitere Quellenangabe, auf z.T. zig tausend Internetseiten, in Zitatesammlungen usw. Ebenso findet sich das Auschwitz/Schlachthof-Zitat z.B. weit verbreitet.
"Genauere" Quellenangaben sind (gerade in solchen Fällen "bekannter" Zitate) aber nur bei wissenschaftlichen Abhandlungen etc. üblich.
Vgl. dazu etwa
http://antispe.de/zitate.html (insbesondere die jeweilige Quellenangaben respektive deren fehlen), oder auch eine beliebige Zitatesammlung im Internet.
Inwiefern ist es relevant, von wem das Zitat stammt? In der Regel ist es gleichgültig, wer etwas gesagt hat (es gibt natürlich Ausnahmen, etwa, wenn besondere Fachkompetenz, Augenzeugenschaft - vgl. die Aussage von
Kupfer-Koberwitz -, etc. belegt werden soll, oder wenn die Aussage zitiert wird, um den, der sie gemacht hat, zu charakterisieren, etwa ein Zitat aus "Mein Kampf", das Hitlers Antisemitismus und Religiosität - seine Überzeugung, "Gottes Werk" zu tun - belegt).
Von solchen Fällen abgesehen, wird der Name ausschließlich genannt, um dem Urheber den nötigen Resepekt für die "geistige Schöpfung" zu zollen. Alles andere wäre reichlich dumme Autoritätshörigkeit.
Es ist bislang offenbar unklar, woher das monierte Zitat exakt stammt, aber in diesem Zusammenhang auch belanglos, denn Tatsachen sind Tatsachen, gleich, wer sie sagt. "2+2=4" (Adam Riese), "7*8=56" (Adolf Hitler) - und nun?
Kritisch wird es natürlich, wenn etwa Nietzsches Sexismus mit "Wenn du zum Weibe gehst vergiß die Peitsche nicht" zu belegen versucht wird. Auch dies wird wie üblich ohne genaue Quellenangabe zitiert - und es lautet wörtlich übrigens "Du gehst zu Frauen? Vergiß die Peitsche nicht!", aus dem Zarathustra. Es stammt also zwar von Nietzsche, aber aus dem Mund einer Kunstfigur (wenn Agatha Christie einen Krimi schreibt, teilt sie nicht notwendigerweise die darin geäußerten Ansichten eines Mörders, weshalb jemand umzubringen sei). Und sicherlich gibt es falsch zugeschrieben Zitate, am bekanntesten wohl "Wenn das Volk kein Brot hat, soll es doch Kuchen essen."
Wenn jemand sämtliche Adorno-Texte (das sollen aber, zumal, wenn Briefe, Zeitungsberichte, Vortragsniederschriften, Interviews usw. mit berücksichtig werden, nicht wenige sein) durchsuchen möchte nach diesem Zitat, mag er es tun - die meisten werden allerdings anderweitig beschäftigt sein.
Wäre beim Schreiben von
"Legen macht frei" klar gewesen, daß die Tierschutzorganisation
PeTA einige Jahre später das Zitat in ihrer abstrusen Kampagne verwenden und damit den Speziesisten wieder einmal ein Messer in die Hand drücken würde, wäre es mit Sicherheit weggelassen worden (und wird es in einer zukünftigen, erweiterten Fassung des Texts auch).
Achim