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Tierrechtsforum:
Was wäre wenn...

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Was wäre wenn...

Autor: Schlunz | Datum:
Hi Achim!
Du hast Dich in meinem Beitrag namens "Respekt" zu Indianern und
ihren theistischen Werten geäussert...
Ich möchte hier mal einen kritischen Dialog starten und hoffe, der Beitrag
wird nicht gelöscht...
_

Ein Löwe ist ein Löwe... Ein Raubtier... Ihn als Mörder zu bezeichnen,
wenn er ein Zebra tötet, wäre Schwachsinn...
Der Mensch ist (nach meiner Meinung) ein Früchtefresser.
Jedenfalls ist er kein Raubtier, kein naturgegebener Jäger...
Selbst, wenn er ein Huhn mit gestutzten Flügeln auf einem freien Hof
fangen will, das auch noch durch einen Zaun an der Flucht gehindert
wird, ist er kaum erfolgreich...
Zu lange Beine, zu kurze Arme... Bei grösseren Tieren, wie Rindern,
Gazellen o.Ä. wäre er selbst, wenn er ein krankes Tier fängt,
überfordert, denn mit seinen stumpfen Zähnen kann er seiner Beute
weder die Kehle durchbeissen, noch kann er sie überhaupt "öffnen"...

Betrachten wir den Menschen, so sehen wir ein Tier, das dazu
prädestiniert ist Früchte und andere Pflanzen zu sammeln...
Jedoch lässt sich kaum ein Primate in der freien Natur die Gelegenheit
entgehen, nebenbei tierliches Eiweiss und Fett zu "erbeuten".
Eiweiss ist wichtig für Wachstum und Wachstum ist Überleben...
Und wenn man schon ausgewachsen ist, sind Fettvorräte gut für
eventuell kommende schlechte Zeiten... Natürlicher Instinkt...
(Das ist jetzt keine Rechtfertigung für uns, irgendein Tier zu töten,
sondern nur ein Fakt aus dem Tierreich)

Und so sammelten Generationen von Aboriginals nicht nur Wurzeln und
Früchte, sondern auch Maden und andere Kleinsttiere...
Und sie töteten mit ihren Wekzeugen seit Ewigkeiten Kängurus und
andere höher entwickelte Tiere.

Ich war einen Monat lang in Australien, ich stand im Outback, eine
trockene und eher lebensfeindliche Region, und ich philosophierte darüber,
wie ich mich verhalten würde, wenn ich dort lebe...
Ich suchte (aus Sicht der Aboriginals) nach Alternativen, wenn die Dürre
alles Vegane, was Menschen am Leben hält, dahingerafft hat.
Den Ackerbau würde ich in dieser Trockenheit sicher nicht neu erfinden...
Früchte sind saisonbedingt und Landwirtschaft mangels Regen unmöglich...

Okee... Ich muss ja nicht da abhängen, als Aboriginal, ich kann ja mit
meiner Familie auf die Suche nach fruchtbaren Regionen gehen...
Aber wie weit? Ich weiss ja nicht, in welcher Richtung ich diese Regionen
finde... Und wie lange lasse ich meine Familie auf dem Weg ins Ungewisse
hungern, bis wir unser eventuelles Ziel erreichen?
Australien ist verdammt GROSS und nur an den Rändern gibt es Wälder
und regelmässige Niederschläge...

Jaja... Das alte "Was wäre wenn- Spielchen", das uns seit langem dabei
hilft, uns in andere Kulturen hineinzufühlen und Toleranz und Verständnis
zu üben... Ich spielte es im Outback und ich kam zu der Erkenntnis, dass
ich, wäre ich im Outback geboren, nicht davon ausgehen würde, dass es
eine fruchtbarere Gegend als das Outback gäbe... Warum auch?

Und diesen Gedankengang kann ich auch auf den Buschmann der
Afrikanischen Savanne und auf die Amerikanischen Ureinwohner der trockenen
Regionen übertragen (zumindest auf Jene, die dort lebten, bevor das Land
vom weissen Mann "kultiviert" wurde).

Aber ich bleib mal beim Aboriginal, der leider bis 1975 nicht als Mensch
anerkannt war, sondern zur >Fauna< des Kontinents gehörte.
Ich bin jetzt also (fiktiv) als solcher aufgewachsen und meine Eltern
erzählten mir von der Traumzeit, der fantastischen Entstehungsgeschichte
meiner Welt und seiner Bewohner... Du nennst sowas "Wahnvorstellungen".
Ich, als (fiktiver) Aboriginal hatte aber nie eine Alternative Lehre vom Sein.
Für mich ist dann die Traumzeit Wahrheit und Religion...
(Das kann ich auch auf Nepalesische Buddhisten, Indische Hindus und die
damaligen Indianer mit ihren Naturgeistern übertragen...)

Ich finde als Veganer der "zivilisierten" Welt das Herumkauen auf Leichen
ziemlich eklig, aber wenn ich als Aboriginal im Staub sitzend, mein frisch
erbeutetes Känguru verzehre, und dann kommt mir ein weisser Mann daher
und nennt mich einen Mörder mit Wahnvorstellungen, dann muss ich davon
ausgehen, dass er sich nie mit der Problematik meines Daseins und meiner
Umwelt beschäftigt hat... Er beleidigt mich in zweifacher Weise und er
erwartet von mir, dass ich als Alternative zum "Mord" am Känguru verhunger,
sozusagen einen langsamen Selbstmord begehe... Hmmmm....
(Ich fand übrigens auch in der "Zivilisation" Aboriginals, aber sie sind Schatten
ihrer Selbst, kriegen keinen Job, betteln auf der Strasse und haben sicher
nie etwas von ethisch motiviertem Veganismus gehört...)

Mensch, wir arbeiten doch an der selben Sache, aber dazu muss man uns
doch auch ernst nehmen... Das geht aber nicht, wenn wir so knallharte
und unsachliche Fronten aufbauen und allen Theismus (inclusive Traumzeit)
und alle Menschen, die Tiere töten (und töteten), in einen Topf werfen...

Du bist jetzt seit 11-12 Jahren Veganer... Das heisst, irgendwann warst Du
auch mal ein Tierleidverwerter... Dann gab es ein Schlüsselerlebnis, das Dich
zum Veganismus trieb und ein weiteres, das Dich zum Tierrechtler werden liess.
Das heisst, Du bist aufgewachsen mit Kulturpflanzen, medialer Aufklärung
und dem freien Willen, Dich für eine Richtung zu entscheiden...
Doch kannst Du, von diesen Bedingungen profitierend, von Dir auf andere
Menschen schliessen, denen diese Bedingungen nicht gegeben sind?

Die Tierleidverwerter kriegen von der Tierleidindustrie täglich ihre Hirnwäsche
in Form von Werbung und Propaganda. Nichts davon entspricht der Wahrheit.
Aber muss man diese Gehirnwäsche gegen eine andere austauschen?
Für eine Welt, in der JEDER Mensch, der ein Tier tötet, ein Mörder ist und in
der JEGLICHER Glaube als Geistesgestörtheit abgetan wird?

Tut mir leid, aber dieses Fundament bröckelt...

Du verstehst doch, worauf ich hinaus will....? Einen Tierleidverwerter in
unserer aufgeklärten Welt (und an dieser Aufklärung bist Du ja massgeblich
beteiligt...Hut ab!) als Mörder zu bezeichnen, halte ich für absolut
nachvollziehbar. Mach ich ja selber...
Aber unsere Werte und unseren Rationalismus auf Naturvölker zu übertragen,
nur um dem hiesigen Tierleidverwerter eventuelle Argumentationen zu entziehen,
halte ich für unfairen, schwarzpädagogischen Humbug.
Da muss es doch alternative Argumentationen geben...

Ich hoffe, Du bist für diese Kritik offen, verstehst mich nicht falsch und lässt
Dich auf eine Diskussion ein.

Gruss, Schlunz

Re: Was wäre wenn...

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Du verstehst doch, worauf ich hinaus will....? Einen

Nein. Insbesondere hat der ganze Sermon nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, daß das ach so tolle "sich entschuldigen" beim Opfer (das nunmal tot ist und von solchen Unfug absolut nichts hat) nichts als (para?)religiöser Blödsinn ist, eine Form selbsterteilter Absolution (ähnliches kennen wir auch aus amerikanischen Spielfilmen, wo der "Gute" jemandem den Kopf wegballert mit den Worten "Gott vergib mir").

Was den Rest anbelangt sei wieder einmal auf das FAQ verwiesen (da ist zwar als Beispiel von Inuit die Rede (weil das diesbezüglich das bei Speziesisten beliebteste - und übrigens rassistische - Klischee ist), das sollte aber problemlos auf Aborigines, papuaneuguineische Kopfjäger oder Bayern zu transponieren sein).

> Ich hoffe, Du bist für diese Kritik offen, verstehst mich nicht falsch und lässt
> Dich auf eine Diskussion ein.

Ich hoffe, Du liest die Forenrichtlinien (die u.a. auf die Inhalte der zugehörigen Websites verweisen, v.a. um zu vermeiden, daß so Selbstverständliches "diskutiert" und uns damit Zeit gestohlen wird).

Achim

Re: Was wäre wenn...

Autor: Schlunz | Datum:
Achim Stößer schrieb:
>
> > Du verstehst doch, worauf ich hinaus will....? Einen
>
> Nein.

Pow! That cracks me up...

> Insbesondere hat der ganze Sermon nichts, aber auch gar
> nichts damit zu tun, daß das ach so tolle "sich
> entschuldigen" beim Opfer (das nunmal tot ist und von
> solchen Unfug absolut nichts hat) nichts als
> (para?)religiöser Blödsinn ist, eine Form selbsterteilter
> Absolution (ähnliches kennen wir auch aus amerikanischen
> Spielfilmen, wo der "Gute" jemandem den Kopf wegballert mit
> den Worten "Gott vergib mir").

Hollywood versus Überlebenskampf... Guter Vergleich...

> Was den Rest anbelangt sei wieder einmal auf das FAQ
> verwiesen (da ist zwar als Beispiel von Inuit die Rede (weil
> das diesbezüglich das bei Speziesisten beliebteste - und
> übrigens rassistische - Klischee ist), das sollte aber
> problemlos auf Aborigines, papuaneuguineische Kopfjäger oder
> Bayern zu transponieren sein).

Sicher... Als eines unserer letzten Naturvölker dürfen die Bayern hier im Vergleich natürlich nicht fehlen.
Und die Papuas könnten sich ruhig mal öfters im Internet über vegane Erkenntnisse informieren und im Supermarkt um die Ecke das Angebot von Gemüse und Sojaeiweissprodukten nutzen...

Ich dachte, das Phänomen, nur genau bis vor die wohlständische Haustür zu denken, wär eher Sache der Tierleidverwerter... Hmmm...

> > Ich hoffe, Du bist für diese Kritik offen, verstehst mich
> nicht falsch und lässt
> > Dich auf eine Diskussion ein.
>
> Ich hoffe, Du liest die Forenrichtlinien (die u.a. auf die
> Inhalte der zugehörigen Websites verweisen, v.a. um zu
> vermeiden, daß so Selbstverständliches "diskutiert" und uns
> damit Zeit gestohlen wird).

Hast Recht!
Is schon albern, dass ich mir hier nen Kopf mache und Deine Zeit raube... Diskussion beendet.

Re: Was wäre wenn...

Autor: Achim Stößer | Datum:
> > Insbesondere hat der ganze Sermon nichts, aber auch gar
> > nichts damit zu tun, daß das ach so tolle "sich
> > entschuldigen" beim Opfer (das nunmal tot ist und von
> > solchen Unfug absolut nichts hat) nichts als
> > (para?)religiöser Blödsinn ist, eine Form selbsterteilter
> > Absolution (ähnliches kennen wir auch aus amerikanischen
> > Spielfilmen, wo der "Gute" jemandem den Kopf wegballert mit
> > den Worten "Gott vergib mir").
>
> Hollywood versus Überlebenskampf... Guter Vergleich...

Du hast offenbar nicht begriffen, worum es ging. Dümmliche "Entschuldigungen" bei Ermordeten haben nichts mit "Überlebenskampf" zu tun.

> Und die Papuas könnten sich ruhig mal öfters im Internet über
> vegane Erkenntnisse informieren und im Supermarkt um die Ecke
> das Angebot von Gemüse und Sojaeiweissprodukten nutzen...

...
> Is schon albern, dass ich mir hier nen Kopf mache und Deine
> Zeit raube... Diskussion beendet.

FAQ nicht gelesen (trotz Hinweis), damit eklatant gegen die Forenrichtlinien verstoßen, ergo wäre die Diskussion tatsächlich beendet (hätte es eine gegeben, Stromänner aufstellen ist aber keine).

Achim