Richard David Precht steht mit seinem Buch "Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?" an Nummer 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Das wäre natürlich nicht unbedingt interessant, aber ein Kapitel darin lautet: "Jenseits von Wurst und Käse - dürfen wir Tiere essen?"
Das Kapitel beginnt mit einem "lustigen" Vergleich: Ausserirdische landen auf der Erde. Sie sind viel intelligenter als die Menschen und beuten sie deshalb aus. Dabei ist ihnen ihr grausames Tun durchaus bewusst, aber sie sind die viel höhere Spezies, und na ja, die Menschen schmecken ihnen halt so gut.
Ein, wie ich finde, sehr guter Vergleich. Denn er trifft genau die Situation, wie Menschen mit den anderen Tieren umgehen. Weil Menschen stärker sind, glauben sie das Recht auf ihrer Seite zu haben.
Um zu erklären, warum die Aliens im Unrecht sind, lässt Precht zunächst Jeremy Bentham zu Wort kommen: die Gaumenfreude bedeutet viel weniger als das Leid des verspeisten Tiers und vermindert somit die Glücksumme im Universum.
Aber dieser Ansatz habe seine Tücken, erkennt Precht. Zum einen, weil Glück und Leid von Individuen kaum gegeneinander aufgerechnet werden könnten, und darin stimme ich mit ihm überein, zum anderen, und hier divergiere ich entschieden, weil Leid nicht messbar sei: "Ob wohl auch der Salat Schmerzen empfindet, wenn man ihn aus der Erde reißt?", seine (p)recht unwissende Frage.
Auch der Bewusstseinsaspekt von Peter Singer wird beleuchtet: Wer dumm ist, darf weg - auch wenn er leidet. Precht erkennt ganz richtig, dass das nicht stimmen kann. Aber leider weiss er wieder nicht genau warum. Stattdessen: Bewusstsein lasse sich nicht feststellen. Dabei hat er sich eingehend mit Hirnforschung beschäftigt, wie aus den Kapiteln vorher deutlich hervorgeht.
Aber jetzt kommt der Hammer. Weil also die Vernunft wegen Mangels an Beweisen zu kurz griffe, könnten Tierrechte auch nicht vernünftig begründet werden. Vielmehr zählten individuelle Gefühle und Instinkt:
"Die Frage, inwieweit man sich durch kluge Überlegungen vom Fleischessen abbringen lassen will, muss jeder für sich selbst entscheiden ... Ob man nun ganz auf das Steak, den Hamburger und das Brathähnchen verzichtet oder einfach nur etwas seltener Fleisch isst, hängt sehr davon ab, wie stark man sich selbst in dieser Frage sensibilisieren lässt."
Was würde Precht wohl sagen, wenn ich die Herausgeber des Buchs überredete, in der nächsten Auflage (und die wird es sicherlich geben, denn es ist trotzdem ein sehr schönes Buch) das Kapitel nicht so enden zu lassen, sondern mit der Einleitung in etwas abgewandelter Form:
"Die Aliens haben sich in der Zwischenzeit auch Gedanken gemacht. Aber leider haben die Argumente zu keiner sensibleren Einstellung gegenüber dem Menschenverzehr geführt."
V
Das Kapitel beginnt mit einem "lustigen" Vergleich: Ausserirdische landen auf der Erde. Sie sind viel intelligenter als die Menschen und beuten sie deshalb aus. Dabei ist ihnen ihr grausames Tun durchaus bewusst, aber sie sind die viel höhere Spezies, und na ja, die Menschen schmecken ihnen halt so gut.
Ein, wie ich finde, sehr guter Vergleich. Denn er trifft genau die Situation, wie Menschen mit den anderen Tieren umgehen. Weil Menschen stärker sind, glauben sie das Recht auf ihrer Seite zu haben.
Um zu erklären, warum die Aliens im Unrecht sind, lässt Precht zunächst Jeremy Bentham zu Wort kommen: die Gaumenfreude bedeutet viel weniger als das Leid des verspeisten Tiers und vermindert somit die Glücksumme im Universum.
Aber dieser Ansatz habe seine Tücken, erkennt Precht. Zum einen, weil Glück und Leid von Individuen kaum gegeneinander aufgerechnet werden könnten, und darin stimme ich mit ihm überein, zum anderen, und hier divergiere ich entschieden, weil Leid nicht messbar sei: "Ob wohl auch der Salat Schmerzen empfindet, wenn man ihn aus der Erde reißt?", seine (p)recht unwissende Frage.
Auch der Bewusstseinsaspekt von Peter Singer wird beleuchtet: Wer dumm ist, darf weg - auch wenn er leidet. Precht erkennt ganz richtig, dass das nicht stimmen kann. Aber leider weiss er wieder nicht genau warum. Stattdessen: Bewusstsein lasse sich nicht feststellen. Dabei hat er sich eingehend mit Hirnforschung beschäftigt, wie aus den Kapiteln vorher deutlich hervorgeht.
Aber jetzt kommt der Hammer. Weil also die Vernunft wegen Mangels an Beweisen zu kurz griffe, könnten Tierrechte auch nicht vernünftig begründet werden. Vielmehr zählten individuelle Gefühle und Instinkt:
"Die Frage, inwieweit man sich durch kluge Überlegungen vom Fleischessen abbringen lassen will, muss jeder für sich selbst entscheiden ... Ob man nun ganz auf das Steak, den Hamburger und das Brathähnchen verzichtet oder einfach nur etwas seltener Fleisch isst, hängt sehr davon ab, wie stark man sich selbst in dieser Frage sensibilisieren lässt."
Was würde Precht wohl sagen, wenn ich die Herausgeber des Buchs überredete, in der nächsten Auflage (und die wird es sicherlich geben, denn es ist trotzdem ein sehr schönes Buch) das Kapitel nicht so enden zu lassen, sondern mit der Einleitung in etwas abgewandelter Form:
"Die Aliens haben sich in der Zwischenzeit auch Gedanken gemacht. Aber leider haben die Argumente zu keiner sensibleren Einstellung gegenüber dem Menschenverzehr geführt."
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