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Tierrechtsforum:
Der größte Sieg des Tierschutzes

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Der größte Sieg des Tierschutzes

Autor: martin | Datum:
Das Verbot der Legebatterien und seine Folgen

Tierschützer behaupten, Reformen würden zu einer Verbesserung der Haltungs- bzw. Lebensbedingungen der Tiere führen und daher "weniger Leid" verursachen. Die Neuen Tierschützer (die sich gerne als Tierrechtler etikettieren) ergänzen, es sei sinnvoll, auf Reformen zu setzen, weil die Tierausbeutungs­industrie dadurch ökonomisch geschwächt würde. Aber ist dem wirklich so?
Eine der größten und umfassendsten Reformen ist die sogenannte "Abschaffung der Käfighaltung bei Legehennen", die ab 2012 in der ganzen EU durchgesetzt sein soll. Sie betrifft die zirka 300 Millionen dort lebenden Hennen. In den Staaten Österreich und Deutschland wurde die Umsetzung dieser Reform vorgezogen und die Umstellung auf die anderen Haltungsformen ist inzwischen vollzogen, genauso wie im Nicht-EU-Staat Schweiz, wo die herkömmliche Käfighaltung (in Legebatterien) bereits 1993 verboten wurde. Die Entwicklung in diesen drei Staaten zeigt, daß es weder zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen noch zu einer ökonomischen Schwächung der Eierindustrie gekommen ist.

Weiterlesen: http://antispe.de/txt/legebatterieverbot.html

Re: Der größte Sieg des Tierschutzes - und der Tierausbeuter

Autor: martin | Datum:
Daß das "Legebatterien"-Verbot kein Erfolg war, ist schon lange bekannt. Natürlich versucht der Alte und Neue Tierschutz es trotzdem so darzustellen, denn nur, wenn "Erfolge" nachgewiesen werden können, bleiben ihnen die Spender erhalten, denn sie geben ihr Geld schließlich nicht, wenn es keine nachweisbaren "Fortschritte" gibt.

Was im obigen Artikel bereits angesprochen wurde, bestätigt sich in der weiteren Entwicklung. Der Ei-Konsum hat sich auch 2009 weiter erhöht (auf 214 Stück pro Jahr) (http://www.sueddeutsche.de/politik/740/502969/text/), sodaß trotz umgesetzten "Legebatterieverbot" mehr Tiere ausgebeutet und getötet werden. Die "Haltungsbedingungen" sind dabei genauso schlecht oder schlechter. Für die Tiere ist es also kaum ein "Erfolg".
Nichts so für die Tierschützer-Spendenkontos und die Tierausbeuter. Die Tierausbeuter benutzen die "Tierschutzstandards" nämlich als Werbung.
Zitat: Aigner begrüßt Pläne für EU-Tierschutzlogo

Brüssel (dpa) - Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat Pläne für ein EU-Tierschutzlogo begrüßt. «Deutschland steht einer Tierschutz-Kennzeichnung auf europäischer Ebene aufgeschlossen gegenüber», sagte Aigner am Samstag der Deutschen Presse-Agentur dpa.

«Eine Kennzeichnung kann die Verbraucher in die Lage versetzen, tierschutzgerecht erzeugte Produkte zu erkennen und eine überlegte Kaufentscheidung zu treffen.» An diesem Montag kommt Aigner in Brüssel mit ihren Amtskollegen aus den anderen EU-Mitgliedstaaten zusammen, um unter anderem entsprechende Pläne zu beraten.

«Wir sollten für eine Produktkennzeichnung eine europaweit einheitliche Lösung anstreben», betonte Aigner. Diese könne dazu beitragen, das Bewusstsein für die Herkunft von Lebensmitteln und deren tierschutzgerechte Produktion zu schärfen. «Gleichzeitig kann eine Tierschutzkennzeichnung aber auch Erzeugern helfen, mit hohen Standards zu werben und Marktchancen zu nutzen.»

Grundlage der Verhandlungen der Minister ist ein Bericht der EU-Kommission. Derzeit gibt es dem Papier zufolge auf EU-Ebene zwar Mindest-Schutzstandards für Tierhalter; die ersten Regeln wurden 1974 eingeführt. Geht ein Tierhalter aber darüber hinaus, mit den entsprechend höheren Kosten, muss er selbst Wege finden, dies zu kommunizieren, um entsprechend höhere Preise zu erzielen. Dafür gibt es derzeit wenig Kennzeichnungen. Auf EU-Ebene gibt es nur das EU- Öko-Siegel, das vom 1. Juli an verpflichtend wird, sowie Kennzeichnungen für die Legehennenhaltung (Käfig-, Boden-, Freilandhaltung sowie Bio).

Die Kommission weist darauf hin, dass mit der Einführung der Eier- Kennzeichnung die Käfighaltung signifikant zurückgegangen sei. Umfragen hätten außerdem ergeben, dass die Verbraucher generell zwar auf den Preis achten, für höhere Standards aber mehr auszugeben bereit seien.

Die Minister müssen darüber diskutieren, ob es sich um eine freiwillige oder verpflichtende Kennzeichnung handeln soll, was auch im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) eine Rolle spielt. Im Gespräch ist auch die EU-weite Vernetzung von Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen, die sich mit dem Thema befassen.

(http://www.zeit.de/newsticker/2010/2/20/iptc-bdt-20100220-236-23955286xml)

Die Werbung kann wiederum zu einem höheren Konsum und damit wiederum zu mehr ausgebeuteten Tieren führen - dank dem Tierschutz. Ein Rückgang aufgrund der gestiegenen Preise ist nicht eingetreten (die Preise sind natürlich gestiegen, der Konsum jedoch genauso) und ist und war auch nicht zu erwarten, da die Menschen bereit sind, für ein gutes Gewissen mehr zu bezahlen (und dies auch tun).

Der Neue Tierschutz hat nachweislich auf den ganzen Linie versagt, aber das stört ihn nicht. Stattdessen werden zur Ablenkung Kampagnen gegen selbstproduzierte Auswirkungen, wie der Verwendung von "Käfigeiern" in Fertigprodukten, betrieben.

Die vielbeschworene Stufenmethode (wenn das eine Ziel erreicht sei, von diesem aus das nächste erreichen zu können) läßt - wenig überraschend - auch auf sich warten, so finden sich keinerlei Kampagnen gegen "Bodenhaltung", obwohl das doch der nächste Schritt wäre. Nur leider ist das eben nicht spenderattraktiv und darauf kommt es dem Neuen Tierschutz schließlich an.

Zahlen des Versagens

Autor: martin | Datum:
Hier eine weitere (im Text wurden bereits drei zitiert), aktuelle Umfrage mit 600 Probanden über die Zusammenhänge von Verbraucherverhalten (Konsumption) und Lebensmitteln, die als "ethisch" beworben werden ("artgerecht", "tiergerecht", "freilaufend", "human" usw.).

Von den gesundheitlichen und umwelttechnischen Aspekten abgesehen, hier die für das ethische Verhalten relevanten Ergebnisse:

91% geben an, "ethische Lebensmittel" müßten "inhumanen" Umgang mit den Tieren vermeiden.

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51% (Platz 4 von 29 Antworten) geben an, "ethische Lebensmittel" müßten "artgerechte/humane Aufzucht" gewährleisten.

38% (Platz 15 von 29) geben an, "ethische Lebensmittel" müßten "käfigfrei" sein.

36% (Platz 19 von 29) geben an, "ethische Lebensmittel" müßten von "freilaufenden" Tieren stammen.

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57% sind bereit, für Lebensmittel, die einen "höheren ethischen Standard" bieten, bis zu 10% mehr zu bezahlen, 12% mehr als 10%; nur 31% würden dafür nicht mehr bezahlen.

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77% der Frauen und 64% der Männer (Platz 1 von 5) glauben, man müßte Standards für "artgerechten" Umgang mit Tieren einführen, um besser für diese zu sorgen.

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Zusammengefaßt: Die Glaube, Tiere, die unter "Tierschutzstandards" ausgebeutet werden, würden gut behandelt, hat sich in den Köpfen festgesetzt. Dank der Tierschutz-Rhetorik hat ist der Großteil der Menschen davon überzeugt, Tierausbeutung unter "Tierschutzstandards" wäre in Ordnung. Zudem sind mehr als zwei Drittel bereit, dafür mehr Geld auszugeben.
Die Behauptungen des Neuen Tierschutzes sind damit mal wieder hinfällig: Es ist absurd anzunehmen, man könnte Menschen über Tierschutz "irgendwann" zum Veganismus führen - sie bleiben stattdessen genau dort (bei der "tierschutzgerechten" Tierausbeutung) stehen und konsumieren ihre Tierausbeutungsprodukte mit einem guten Gewissen. Es ist außerdem absurd anzunehmen, die Verteuerung von Produkten durch höhere "Tierschutzstandards" würde sich negativ auf ihren Absatz auswirken - stattdessen bezahlen die Menschen mehr.

Der Tierschutz ist längst dazu übergegangen, mit der Tierausbeutungsindustrie zu kooperieren und für marginale "Tierschutzverbesserungen" besseren Absatz durch Werbung für "tierschutzgerechte" Ausbeutungsprodukte zu garantieren. Wie das irgendwie oder irgendwann (ob "stufenweise" oder "schrittweise") zur Abschaffung der Tierausbeutung führen soll, bleibt weiterhin das große Geheimnis der Neuen Tierschützer.

Tierschutz-Siegel, Tierschutz-Labels

Autor: martin | Datum:
Zitat: Bei solchen Ergebnissen ist es wenig überraschend, daß die EU die Einführung eines eigenen "Tierschutzlabels" in Erwägung zieht, um die "Tierschutzstandards" der neuen "Alternativhaltungen" gut vermarkten zu können.

...habe ich oben geschrieben. Was in anderen Ländern wie Australien oder den USA schon viel weiter verbreitet ist, soll jetzt auch hier vermehrt Einzug halten: die Vergabe von "Tierschutz-Siegeln" (oder "-Labels") für Tierausbeutungsprodukte.

Nach der deutschen Tierausbeutungsindustrie, die die höheren Tierschutzstandards als Wettbewerbsvorteil ihrer Produkte vor Produkten aus dem Ausland durch solche Siegel nutzen will, fordert nun auch die Bundestierärztekammer ein "Tierschutz-Gütesiegel". Die Begründung ist so bezeichnend wie vorhersehbar: "Wir müssen alle an einem Strang ziehen, um auch die Verbraucher zu überzeugen, dass Tierschutz für gute Lebensmittel essentiell ist und seinen Preis hat." (Quelle)

Die Tierschutzgesetze sind bereits in ihrer Funktionalisierung völlig unfähig, Tiere zu schützen. Denn was erlaubt wird und was nicht, richtet sich nach den Bedürfnissen der Tiere, sondern nach den technischen Erfordernissen der Tierausbeutung. Die betäubungslose Ferkelkastration wurde als unzulässige Grausamkeit erkannt, sie wird nur dann mit Betäubung durchgeführt werden, wenn es technisch möglich ist. Tierschutzgesetze richten sich nach den Interessen der Wirtschaft, nicht umgekehrt. Daher wird eine Verbesserung der Tierschutzgesetze, wie sie von so vielen Tierschützern gefordert wird, niemals zur Abschaffung der Ausbeutung führen, sondern immer nur dem technischen Stand der Tierausbeutung nachlaufen.

Von ihrer Wirkungslosigkeit, relevante Verbesserungen der Situation der Tiere zu bewirken, abgesehen, stärken Tierschutzgesetze bzw. ihre Reformierung die Tierausbeutungsindustrie. Die obige Aussage zeigt es deutlich: die Siegel soll die Verbraucher davon überzeugen, dass "Tierschutz [...] seinen Preis hat", also Akzeptanz für den Preisanstieg der Tierprodukte vermitteln. Für andere Tierprodukte wird es nicht anders als für Eier ablaufen. Die Verbraucher werden den (ohnehin nur geringfügig) höheren Preis bereitwillig zahlen, da sie zum einen nicht über Alternativen informiert sind und zum anderen durch die Tierschutzversprechungen, die in den Siegeln noch deutlicher ausgedrückt werden, ein positives Gefühl beim Kauf der Produkte erhalten.
Die Tierausbeuter geben ihre Kosten für höhere Standards über die Preise an die Verbraucher weiter (die sie ohne einen Nachfragerückgang zahlen), werden also durch höhere Tierschutzstandards ökonomisch nicht geschwächt.

Das ist es, was der Tierschutz bewirkt: er verkauft die Tierschutzideologie an die Verbraucher und macht die Ausbeuter argumentativ schlechter angreifbar. Der Konsum von Tierprodukten bleibt gleich oder steigt gar und die Situation der Tiere ist identisch bis kaum merklich verändert.
Tierausbeutung und Tierschutz gehen Hand in Hand. Und die Neuen Tierschützer machen mit ihren Forderungen nach Abschaffung von Vollspaltböden, Einstreu, verkürzten Transportzeiten, Abschaffung von Schabel-Kupierung usw. fröhlich mit. Sie informieren nicht über Alternativen (sondern preisen Nudeln mit Nicht-Käfigeiern an, anstatt eifreie Nudeln) und vermitteln das Gefühl, Tierschutz würde irgendetwas signifikant verändert haben und die Unveganer machen genau das, was man erwartet: sie nehmen mit gutem Gewissen weiter an der Tierausbeutung Teil.
Die Rufe nach Tierschutz-Labels sind nur ein weiterer Schritt in diesem Prozess.