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Tierrechtsforum:
Spiegelbild der Ethik

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Spiegelbild der Ethik

Autor: martin | Datum:
Letztes Jahr machte die Nachricht die Runde, dass Schweine mit Spiegeln umgehen können.1 Sie konnten sie dazu benutzen, um Nahrung zu finden, die nur im Spiegel zu sehen war, ohne das Spiegelbild für real zu halten oder zu ignorieren. Seitdem wird ihnen der Besitz von Bewusstsein, wenn auch noch nicht von Selbst­bewusstsein zugestanden. Damit ihnen Selbst­bewusstsein attestiert würde, müssten sie den Spiegeltest bestehen. Das ist ein Test aus der Verhaltens- und Kognitions­forschung, bei dem die Versuchs­tiere mit einem farbigen Punkt auf der Stirn oder dem Hals markiert werden. Ihnen wird ein Spiegel gegeben und wenn sie mithilfe des Spiegels diese Markierung näher betrachten und sie zu berühren versuchen, beweise das, dass sie ein Bewusstsein davon haben, dass das Spiegelbild sie selbst darstellt. Tiere, die das Spiegelbild ignorieren oder es für ein anderes Tier halten, haben den Test nicht bestanden. Nur einige Arten der Affen, Delfine und Krähen­vögel bestehen bisher diesen Spiegeltest. Alle anderen Spezies gelten nicht als sich selbst bewusst.

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Re: Spiegelbild der Ethik

Autor: Trolli | Datum:
Zitat: Ein Spiegel sollte das bleiben, was er ist: ein nützlicher Gegenstand, nicht die Grenze zwischen Leben und Tod.


Hallo Martin,

leider wird nicht eine Schweineleiche weniger gefressen werden, wenn man Schweinen attestiert, dass sie ein Selbstbewusstsein haben.
Aber du hast Recht: Das Töten von Mit-Tieren, welchen die Fähigkeit zum Bewusstsein abgesprochen wird, wird legitimiert werden. Wer den Spiegeltest nicht besteht, dem wird unterstellt, dass er auch seine Ermordung nicht mitkriegt. Pervers praktisch ist die Denke!

Trolli

Selbst- und Zukunftsbewusstsein

Autor: martin | Datum:

> leider wird nicht eine Schweineleiche weniger gefressen
> werden, wenn man Schweinen attestiert, dass sie ein
> Selbstbewusstsein haben.

Ja, habe ich auch ungefähr so geschrieben. Für die ethische Praxis sind solche Intelligenztests recht wirkungslos.

> Aber du hast Recht: Das Töten von Mit-Tieren, welchen die
> Fähigkeit zum Bewusstsein abgesprochen wird, wird legitimiert
> werden.

Nicht nur das. Es ist eine Methode, bei der nichtmenschliche Tiere immer verlieren: Wenn die eine Eigenschaft oder Fähigkeit entdeckt wird, wird darauf verwiesen, dass sie die nächst höhere nicht haben (haben sie Bewusstsein, haben sie aber kein Selbstbewusstsein; haben sie Selbstbewusstsein, haben sie aber kein Zukunftsbewusstsein; haben sie Zukunftsbewusstsein, haben sie aber keine höheren sprachlichen Fähigkeiten usw.). Das ist einer der zentralen Gründe, weshalb Dinge wie das Greate Ape Project keine Türöffner (für die Rechte auch anderer Tiere als Menschenaffen), sondern Sackgassen sind.

> Wer den Spiegeltest nicht besteht, dem wird
> unterstellt, dass er auch seine Ermordung nicht mitkriegt.
> Pervers praktisch ist die Denke!

Ja, das auch. Nur Tiere mit Selbstbewusstsein könnten auch ein ein Zukunfts- (oder Todes-)Bewusstsein haben, heißt es bei Leuten wie Peter Singer, weshalb für alle ohne dieses Bewusstsein ihre Tötung kein Leid erzeugen würde. Abgesehen von der Fehlerhaftigkeit dieser Annahme ist auch der Besitz eines Zukunftsbewusstseins ethisch natürlich nicht relevant.

Wie ich heute zufällig gelesen habe, entwickeln Kinder erst ab dem dritten Lebensjahr ein Selbst- bzw. Ich-Bewusstsein. Der Logik der Leute, die den Besitz von Selbstbewusstsein für ethisch relevant halten, haben Kinder unter drei Jahren kein Lebensrecht.