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Antisexismusforum:
Mutterschaft als Falle?

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Mutterschaft als Falle?

Autor: Tanja | Datum:
Zitat: Die Frau, die mit den Kindern daheim bleibt und die ganze Verantwortung für ihr tägliches Wohlergehen trägt oder mit ihren heranwachsenden Söhnen und Töchtern Konflikte austrägt, kann sich nicht [...] freimachen. Das Muttersein scheint für sie eine Falle gworden zu sein.

Doch auch auf der anderen Seite kann es eine Falle sein, und zwar hauptsächlich wegen der Betonung, die heute auf Selbstverwirklichung, Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und Selbsterfüllung gelegt wird. Eine Mutter, die gern mit ihren Kindern zusammen ist und gern für sie sorgt, die zufrieden damit ist, sich für eine gewise Zeit ihres Lebens nur auf ihre Kinder zu konzentrieren, kann Minderwertigkeitsgefühle vermittelt bekommen, weil sie nichts außer ihrem Haushalt hat und "nur Mutter" ist. Sie bekommt das Gefühl, daß sie einer zweitrangigen Beschäftigung nachgeht, bei der keine intelligente, moderne Frau es länger als ein paar Stunden aushalten könnte. Wir haben vorher schon festgestellt, daß es ein modernes Ethos gibt, in dem Mutterschaft und Kindererziehung einen sehr geringen Stellenwert haben. Mit der gleichen Einstellung wird den Frauen, die das Muttersein als etwas sehr Befriedigendes empfinden, eine umbekümmerte, sentimentale Form des Schwachsinns unterstellt. Es wird sogar angedeutet, daß diese Mütter gar nicht in der realen Welt leben, wo gehandelt wird, und daß das aufregende Leben und Treiben ohne sie stattfindet. Die Argumente klingen überzeugend und werden mit soviel nachdruck geäußert, daß viele Frauen selbst daran glauben. Erst nachdem sie wieder im Büro sitzen oder in die Schule zurückgekehrt sind, wird ihnen klar, daß das Muttersein doch eine Erfahrung war, die sie sehr bereichert hat und aus der sie eine Menge gelernt haben.

Sheila Kitzinger: Frauen als Mütter - Geburt und Mutterschaft in verschiedenen Kulturen

Ich hätte noch mehr zitieren können, da ging es dann um die "biologische Falle" des Mutterseins, die laut feministischen Denken immer noch herangezogen werde, um die Frau ans Haus zu binden etc...

Dieses Posting war mir seit der Diskussion über das Dasein als Mutter und die Beziehung zum eigenen Kind ein dringendes Bedürfnis. Das genannte Buch wurde zwar schon in den 70ern geschrieben, aber es scheint sich nicht viel geändert zu haben im Denken vieler Feministen. Doch stellt sich hier die Frage: muß eine Frau ein Kind bekommen, nur weil sie die dafür erforderlichen Fähigkeiten/Anlagen besitzt? Und muß sie nach der Geburt des Kindes tatsächlich (auf ewig) "Hausfrau" sein? Ist es nicht viel eher so, daß es mittlerweile immer mehr verpönt ist, wenn eine Frau längere Zeit ausschließlich für ihre Kinder da ist?

Das zeigen auch die aktuellen Entwicklungen Kinderbetreuung und das Erziehungsgeld betreffend. Da werden immer mehr Krippenplätze und Tagesmütter gefordert, damit Mütter alsbald "wieder in den Beruf zurückkehren" können; das Erziehungsgeld wird für alle Kinder, die ab 2007 geboren werden, nur noch ein Jahr gezahlt (bzw. 14 Monate, wenn der Vater noch 2 Monate Erziezungsurlaub nimmt). Frauen, die ein Kinder/Kinder wollen, haben also immer weniger die Wahl, es wird davon ausgegangen und die Gesellschaft vermittelt das auch oft nur allzugut, daß "Muttersein allein ja nichts richtiges ist" und Mütter deswegen alle ganz scharf darauf sind, ihr Kind bald in die Obhut Dritter zu geben um "frei und selbständig" zu sein. Ich will damit nicht verleugnen, daß es solche Frauen gibt und will ihre Wünsche auch nicht verurteilen, schließlich hat jede eine andere Lebensgeschichte und demzufolge auch andere Vorstellungen vom Leben.

Wer aber bei all diesen gesellschaftlichen Neuerungen auf der Strecke bleibt, sind all die Mütter, die das eben nicht wollen/brauchen - und, nicht zuletzt, deren Kinder. Denn für die scheint sich, wenn sie denn endlich da sind und somit ein wenig Hoffnung mitbringen, daß es auch in 3-4 Jahrzenten noch eine staatliche Rente geben wird und junge Arbeitskräfte nicht ausgehen, niemand so richtig zu interessieren. Wären nur genügend Tagesmütter oder Krippenplätze vorhanden, wären sie gut "untergebracht" und ihre Mütter könnten zufrieden arbeiten gehen. Oder etwa nicht...?

Dabei endet die Abhängigkeit des Kindes von der Mutter mit Sicherheit nicht am Tag der Geburt. Die Mutter ist es, bei der das Kind nicht nur die für es am geeigneteste Milch bekommt sondern auch Nähe und Sicherheit. Ihre Stimme kennt es, seitdem sich sein Gehörsinn entwickelt hat, ihre Bewegungen, ihre Art zu gehen schon viel länger. Mütter sind nicht beliebig austausch- oder ersetzbar. Das mag einigen Lesern nun nicht gefallen, drängt sich doch hier wieder das unheilvolle Bild von der "Mutterfalle" auf. Doch ich behaupte, daß es den meisten Mütter zumindest in den ersten Lebensmonaten wenn nicht sogar -jahren ihres Kindes ziemlich leicht fällt, vornehmlich "allein Mutter zu sein". Hierbei hilft natürlich wieder die "biologische Falle": die Hormone, die auch bei anderen Säugetieren dafür verantwortlich sind, daß sich Mütter fast unablässig um ihre Kinder kümmern und für die deren Schutz und Wohlergehen an vorderster Stelle stehen.

Und um nun endlich zum Punkt zu kommen ;-): sicher würden trotzdem sehr viele Mütter auch etwas anderes tun, sich mit mehr Menschen umgeben als "nur" ihren Kindern, den Eltern in der Krabbelgruppe, den Müttern in der Stillgruppe oder dergleichen. Aber eine Frau, die das will, hat eigentlich keine Wahl: wer als Mutter arbeiten geht, muß sein Kind meist irgendwo zurücklassen. In "primitiveren" Kulturen dagegen ist das absolut kein Thema: dort arbeiten Mütter nach der Geburt ihrer Kinder sobald wie möglich wieder, sie übernehmen wieder die Aufgaben, die sie haben um etwas zum Überleben beizutragen. Ganz selbstverständlich sind ihre Kinder dabei, sie lernen, daß ihre Mütter wichtiges zu tun haben und haben gleichzeitig die Sicherheit, nicht ohne sie sein zu müssen.
Eine Mutter in unserer Gesellschaft dagegen kann wahrscheinlich niemals eine absolut befriedigende Entscheidung treffen, denn es ist sicher für fast keine Mutter zufriedenstellend, von ihrem (kleinen) Kind täglich viele Stunden getrennt zu sein. Dadurch werden Mütter also nicht freier, die Zwänge haben sich nur verschoben bzw. sie können sich aussuchen, welchen Zwängen sie sich unterwerfen (oder auch nicht). So kann eine Frau, die sich einige Jahre allein um die Kinderbetreuung und den Haushalt kümmert, sich wahrscheinlich freier fühlen als eine Frau, die einen schnellen Wiedereinstieg in den Beruf gewählt hat.

Nötig wäre also, endlich Mutterinstinkte nicht mehr zu verleugnen bzw. diese mit der "freiwilligen Unterwerfung der Frau" zu begründen sondern Möglichkeiten zu schaffen, wo Mütter sich als solche ins gesellschaftliche Leben einbringen und berufstätig sein können. "Als solche" heißt in diesem Fall: Arbeitsplätze schaffen, wo sich Frauen gemeinsam mit ihren Kindern aufhalten können bis es für beide Seiten kein Zwang mehr ist, sich regelmäßig voneinander zu trennen. Das wäre wohl wahre Emanzipation und würde nicht zuletzt dazu beitragen, daß auch Kinder in unserer Gesellschaft nicht nur als potentielle Rentenzahler wieder mehr wertgeschätzt würden.

Tanja

PS: Eine kleine persönliche Anmerkung: bei uns im Kaff gibt es einen Gemüseladen, wo eine junge Frau arbeitet, die täglich ihr Kind mit ins Geschäft bringt. Sicher ist der Verkauf von Obst und Gemüse für viele keine besonders anspruchsvolle Tätigkeit, aber in meinen Augen hat diese Frau den absoluten Traumjob. Ich würde auch gern arbeiten gehen - aber unter den gegebenen Umständen bin ich dazu nicht bereit (und emanzipiert genug, mir das nicht als "Unterwerfung" vorhalten zu lassen)...

Kinder in der Falle

Autor: Tanja | Datum:
Hier noch einige Erläuterungen zu meiner Aussage "Mütter sind nicht beliebig austausch- oder ersetzbar.":
Wenn man Menschen, die der Meinung sind, ein Kind brauche nicht seine Mutter sondern einfach nur irgendjemanden, der es versorge und es brauche sowieso keine rund-um-die-Uhr-Betreuung, fragt, was das im Endeffekt heißt bzw. was das für Auswirkungen hat für das Kind, ist man auf einmal gar nicht mehr bei der Emanzipation von Frauen sondern einem ganz krassen Bild von Kindern, wo Kinder nicht geachtet und uralte grausame Erziehungsideale ausgegraben werden. Da kommt dann nämlich "Das Kind muß sich halt daran gewöhnen, daß es nicht der Mittelpunkt der Welt ist, je früher, desto besser." und "Wenn das Baby die erste Zeit halt mal schreit, wenn die Mutter weg ist, ist das nicht schlimm, Schreien ist bei Babys doch gar nicht so schlimm und man darf denen erst gar nicht das Gefühl geben, daß alle nach ihrer Pfeife tanzen." usw. usf...
Hier wird also, anstatt einem Menschen (der Mutter) tatsächlich Gutes zu tun, einem anderen Menschen Schlechtes angetan (wenn das wirklich so umgesetzt wird). Sinn der weiblichen Emamzipation kann es doch kaum sein, den Verkauf von Erziehungsratgebern à la "Jedes Kind kann schlafen lernen" (*schüttel*) anzukurbeln weil Frauen erzählt bekommen, sie dürfen sich von ihrem Kind nicht einengen lassen. Hallo? Ging es nicht eigentlich um die Unterdrückung der Frauen, die bekämpft werden sollte? Doch wird eine Frau unterdrückt, wenn sie sich um ihr Kind kümmert?
Oder ist nicht viel eher das Kind die Person, die hier in der Falle sitzt: auf Gedeih und Verderben dem Gutdünken seiner Mitmenschen und den Moden ausgeliefert, denen sich jene unterwerfen.
Nein, ich propagiere hier nicht "Frauen an den Herd", aber ich propagiere eine liebevolle Kindererziehung, einen respektvollen Umgang mit Kindern. Und dazu gehört eben auch, daß Kinder eine feste Bindung zu ihren Müttern haben, deren Aufbau nur bei engem Kontakt möglich ist.
Hier mal ein weiterführender link zum Thema: http://www.br-online.de/umwelt-gesundheit/thema/liebesstrategien/steinzeitbabys.xml

Tanja

Väter in der Falle

Autor: Tanja | Datum:
Während so viel darüber diskutiert wird, ob bzw. ab wann eine Mutter wieder berufstätig sein kann und gschimpft wird, Frauen würden unterdrückt, wird wohl immer übersehen, daß Väter noch viel weniger eine Wahl haben. Ein Mann kann nicht schwanger werden, ein Vater kann sein Kind nicht stillen, er wird, Emanzipation hin oder her, fast immer in die Rolle des Ernährers gedrängt. Er hat also nicht mal die Wahl, zuhause zu bleiben oder nicht bzw. wenn er sie hat, dann ist die Möglichkeit, Zuhause zu bleiben, meist mit einigen Schwierigkeiten (nicht zuletzte gesellschaftlicher Art) und oft auch Einbußen für das Kind verbunden.
Hierbei wird deutlich, daß die Grenzen zwischen gesellschaftlichen und biologisch begründeten Problemen (sind es eigentlich welche? muß so etwas überhaupt zum Problem werden in unserer Gesellschaft?) absolut fließend sind. Mütter sind in der Falle. Väter auch. Zumindest, wenn sie sich das so haben einreden lassen.

Tanja

Die Freiheit, wählen zu können

Autor: Tanja | Datum:
Ergänzend zu meiner Frage "Doch stellt sich hier die Frage: muß eine Frau ein Kind bekommen, nur weil sie die dafür erforderlichen Fähigkeiten/Anlagen besitzt?" noch einige Erläuterungen:

Bei dieser Frage ging es mir nicht um das Thema "ungewollte Schwangerschaft" sondern darum, daß sich heutzutage ja doch die meisten Frauen/Paare bewußt für eine Schwangerschaft entscheiden (oder zumindest bewußt gegen Verhütung). Es gibt sicher auch viele Frauen, die eigentlich gern ein Kind hätten aber sich bewußt dagegen entscheiden, weil sie mit den Veränderungen in ihrem Leben nicht glücklich wären. Wenn man Mutter wird, kann man nie, niemals sein altes Leben einfach so weiteführen, das sollte jeder Frau bewußt sein. Wir stehen in unserem Leben immer wieder vor schwierigen Entscheidungen, die wir zu treffen haben und schon als Kinder lernen wir, daß man nicht alles haben kann, was man sich wünscht.

Wenn eine Person morgen beschließt, nach London zu ziehen um dort im ersten veganen Supermarkt zu arbeiten, muß sie sich evt. gegen das Leben in einer Kommune auf La Gomera entscheiden. Sie kann sich überlegen "ok, dann mache ich jetzt das eine und später vielleicht das andere", aber mehr wird da wohl nicht drin sein.

Die Frage ist also, warum eine Frau, die sich für ein Kind entscheidet, "unterdrückt" wird, wenn sie nach der Entbindung nicht die nächste Rolling-Stones-Tour (wer weiß, vielleicht gibt's ja noch mal eine ;-)) managen oder auch einfach nur weiter wie gewohnt ihrem Beruf nachgehen kann. Sofern sie diese Entscheidung aus freien Stücken getroffen hat, war sie darin wohl der freiste Mensch auf Erden. Und kann sicher niemandem vorwerfen, sie werde aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit unterdrückt.

Tanja

Re: Die Freiheit, wählen zu können

Autor: nasti | Datum:
Tanja schrieb:
>
>
> Wenn eine Person morgen beschließt, nach London zu ziehen um
> dort im ersten veganen Supermarkt zu arbeiten,

gibts den wirklich?

veganer Supermarkt

Autor: Tanja | Datum:
> > Wenn eine Person morgen beschließt, nach London zu ziehen um
> > dort im ersten veganen Supermarkt zu arbeiten,
>
> gibts den wirklich?

Äh, nein, glaube (noch) nicht - hatte mir einfach nur zwei fiktive Beispiele ausgesucht, wo mir die Entscheidung super schwer fallen würde. ;-)

Tanja

Wunsch: veganer Supermarkt

Autor: nagev | Datum:
Tanja schrieb:
>
> > > Wenn eine Person morgen beschließt, nach London zu ziehen
> um
> > > dort im ersten veganen Supermarkt zu arbeiten,
> >
> > gibts den wirklich?
>
> Äh, nein, glaube (noch) nicht - hatte mir einfach nur zwei
> fiktive Beispiele ausgesucht, wo mir die Entscheidung super
> schwer fallen würde. ;-)

Das würde meinem Traum nahe kommen - ich hoffe, dass ich ihn irgendwann verwirklichen kann. Ich hätte gerne (am besten in Heidelberg) den ersten veganen Supermarkt in Kombo mit einem veganen Restaurant eröffnet. Das Ganze würde dann etwa so aussehen: Zwei Haupteingänge, einer führt in den Supermarkt/Laden und der andere direkt in das Restaurant/Lokal/Cafe. Eine Verbindungstür gibt es auch noch zwischen den beiden Räumen und es werden ausschließlich vegane Artikel/Essensgerichte angeboten bzw. serviert...
Eine Vision, die sich wahrscheinlich kaum verwirklichen lässt... Kein Geld, keine Räume ;-(... Schade.

Mfg nagev

Re: Wunsch: veganer Supermarkt

Autor: Ava Odoemena | Datum:
In diese Vision drängten sich im meiner Vorstellung gerade verwirrte Speziesisten die verzweifelt quer durch den veganen Supermarkt schwirren und die Leichen suchen.

"Ham sie des Fleisch irchendwo gesehen?"
-"Nein, wir suchen auch schon die ganze Zeit."

[wimmern aus einer anderen Ecke:]
"Fleisch, ich brauche mein Fleisch, bitte."

[Älterer Herr raunzt das Verkaufspersonal an:]
"Wo is denn die echde Milch, ich seh hier nur des Ersatzzeuch?"

[Frau ruft frustriert:]
Kann mir jemand mal sagen wo meine Eier sind?
[Veganes Verkaufspersonal antwortet lakonisch:]
"In ihren Eierstöcken."

[Plötzlich durchbricht ein gellender Schrei das ohnehin angespannte allgemeine Nuscheln:]
"Veganer! Das ist ein veganer Supermarkt hier, die Veganer kommen, sie sind da! Alles hier ist vegan!"

[Panik bricht aus, die Speziesisten flüchten über die Notausgänge, trampeln sich gegenseitig um, es gibt mehrere Tote. Die zynisch-depressive Filialleiterin gibt Anweisungen:]

"So, Leute, ich denke die Vormittagswelle ist vorbei. Bitte weitermachen. Arndt und Therese, sammelt ihr das Fleisch ein, das hat nun wirklich nichts zu suchen hier. Und ruft die Zinkwannenmännchen an, die sollen das abhohlen, nicht wieder im Hinterhof aufbahren, die Verwandten haben sich das letzte mal schon beschwert wegen der Bissspuren von den containernden Herrschaftsfreiisten.

Re: Wunsch: veganer Supermarkt

Autor: nagev | Datum:
Supergutes Inszenario ^^ ... Diese Art von Humor gefällt mir, muss ich schon sagen, ;-)...

Bring ruhig mehr davon, Ava!

Lieben Greetzli nagev