Antisexismusforum:
Patriarchat oder Biologie? (Hinterherpfeifen etc.)

Ich hab meine Freundin gefragt. Weil sie kürzlich von solchen Bauarbeitern berichtet hat.
Hm. Also erstens hatte sie Angst, an denen vorbeizulaufen.
Zweitens hat sie sich ein bisschen geekelt und drittens ein klein wenig geschmeichelt gefühlt. Und nochmal: Hm. :0)
Aber ich sag ihr doch ganz oft, daß sie toll ist...
Vielleicht sollte ich pfeifen? ;0)
Kennst Du die Folge von King of Queens, wo Doug Bauarbeiter mit Bier dazu anstiftet, Carry hinterherzupfeifen, damit sie besser über ihren 30sten (?) Geburtstag hinwegkommt?
LG, Steffen

Tanja schrieb:
>
> Weil wir's ja kürzlich im Allgemein-Forum von "pfeifenden
> Bauarbeitern" hatten: ist man als Frau immer noch "in den
> Fesseln des Patriarchats", wenn man sich freut für (fremde)
> Männer sexuell attraktiv zu sein?

Nein Quatsch, das haben lesbische Feministinnen nur versucht, uns einzureden. Ich gehöre ja mit meinen 98kg und 1,83m leider nicht zu den Frauen, denen die Aufmerksamkeit von Durchschnittmännern zuteil wird. Es ist eher so, dass wenn ich an einer Baustelle vorbeistapfe, die Bauarbeiter in alle Richtungen fliehen und sich hinter dem Material verstecken bis ich wieder weg bin:-))

> Oder ist das simple Biologie?

Das auch. Es ist aber auch ein Spiel, ein Flirt. Man sollte das nicht so reduktionistisch sehen. Übrigens, im Kontext der Biologie ist es überhaupt nicht so, dass der Mann, also die Bauarbeiter hier die "Dominanten" sind und die Frau die "Unterlegene". Sondern das Pfeifen ist ja nur eine Einladung und Bitte der Männer, doch mal ihr genetisches Material zu begutachten. D. h. die Frau ist hier eigentlich die dominante, obwohl sie sich passiv verhält! Es ist ein Kulturtrugschluss, passives Verhalten mit Unterwerfung gleichzusetzen.

> Bin wirklich sehr unschlüssig... - auf der einen Seite ist es
> doch sicher ganz normal, selbst wenn man in einer festen
> Partnerschaft lebt, sich bestätigt zu fühlen wenn man "noch
> Auswahl" hat (was für weitere Nachkommen ja aus biologischer
> Sicht günstig ist);

Ja, und man sollte es auf jeden Fall genießen solange es noch kommt, also die Aufmerksamkeit, und den Jungs auch mal ein Lächeln schicken, da wird's denen ganz warm im Bauch:-)

> auf der anderen Seite wird man gerade
> durch sowas wie Nachpfeifen schon sehr zum "Sexualobjekt"
> degradiert

Nee, würde ich nicht sagen. Das kommt drauf an wer's macht und wie es gemacht wird. Wenn jetzt ne Gruppe Teenies ruft: "Hey Schlampe bück dich", dann ist wurde man zum Sexualobjekt degradiert. Degradieren ist ja verbunden mit einer Herabwürdigung, aber ein harmloses Pfeifen würde ich (s.o.) nicht als Herabwürdigung einstufen.

Interessanter Gedanke, der mich in letzter Zeit auch beschäftigt hat.

Allgemein finde ich nicht, dass offene Äußerungen über die sexuelle Attraktivität des anderen Geschlechts in aller Öffentlichkeit sexistisch sind. Aber eben nur allgemein, es kommt immer auf die Art und Weise an, in der solche Äußerungen getätigt werden.

Kommentare wie ,,Süss'' im Vorbeigehen empfinde ich persöhnlich nicht zwangsläufig als Sexismus, weil sie aus gesellschaftskultureller Sicht nicht unbedingt mit ,,hartem, männlichen'' Machotum zusammenhängen, sondern einfach den Umstand ausdrücken können, dass man vom äußeren der anderen Person beeindruckt ist.

Sprüche wie ,,Geile Sau'' oder eben auch das Hinterherpfeifen kommen da meiner Ansicht nach schon eher in Frage, weil sie mehr in das ,,Leg-dich-flach-Baby''-Schema passen.

Ich denke im Moment, man kann dieses Thema nicht verallgemeinern, sondern könnte hier auf Feinheiten achten, was Tonlage und Formulierung betrifft...was aber subjektiv jeweils weeeeeeit auseinandergehen kann...

Soviel also zu meiner noch lange nicht abgeschlossenen Meinungsbildung zu dieser Frage...:/(?)