Frauen leben lÀnger - warum?
In Deutschland leben Frauen durchschnittlich 6,5 Jahre lĂ€nger als MĂ€nner. Ăhnlich sieht es auch in den anderen Industrienationen aus. Diese Differenz in der Lebenserwartung hat sich - parallel zur allgemeinen Lebenserwartung - in den letzten 100 Jahren verdoppelt.
MĂ€nner sterben im Wesentlichen an den gleichen Krankheiten wie Frauen - allerdings durchschnittlich sehr viel frĂŒher. Besonders deutlich ist der Unterschied bei der Todesursache Nummer 1 in Deutschland: den Herz-Kreislauferkrankungen. MĂ€nner unter 75 Jahren erliegen bis zu dreimal hĂ€ufiger einem Herzversagen als Frauen.
Dass Frauen lĂ€nger leben, hat verschiedene Ursachen. Experten schĂ€tzen vorsichtig, dass biologische Unterschiede gut die HĂ€lfte der zusĂ€tzlichen Lebensjahre ausmachen. Der ĂŒbrige Teil sei kulturell- bzw. verhaltensbedingt. Ein wichtiger "biologischer Vorteil" ist das weibliche Geschlechtshormon Ăstrogen. Zum einen stĂ€rkt es die Immunabwehr, so dass Frauen besser vor Infektionen geschĂŒtzt sind als MĂ€nner. Zum anderen verlangsamt Ăstrogen die GefĂ€Ăverkalkung und damit Herz-Kreislauferkrankungen: Es verbessert den Abbau des gefĂ€hrlichen LDL-Cholesterins in der Leber und erhöht gleichzeitig das "gute" HDL-Cholesterin. AuĂerdem schĂŒtzt es die GefĂ€Ăwand auch direkt vor den gefĂ€hrlichen Kalkablagerungen. Umgekehrt verstĂ€rkt anscheinend das mĂ€nnliche Geschlechtshormon Testosteron die GefĂ€Ăverkalkung. So litten weibliche Affen, die mit Testosteron behandelt wurden, nach 24 Monaten fast doppelt so stark unter Arteriosklerose wie ihre nicht behandelten Artgenossinnen.
Ihre schlechtere biologische Ausgangslage verstĂ€rken viele MĂ€nner mit unvorsichtigem Verhalten. Vor allem die ErnĂ€hrung wird als "Sargnagel des starken Geschlechts" bezeichnet: MĂ€nner essen gut anderthalb mal so viel Fleisch und Wurstwaren wie Frauen, gleichzeitig 20 Prozent weniger Obst und 10 Prozent weniger GemĂŒse. Das ist eine doppelte Belastung: Die Vitamine C und E bremsen den körperlichen VerschleiĂ, indem sie bestimmte Zellgifte -so genannte freie Radikale- unschĂ€dlich machen. Tierische Fette wiederum enthalten einen hohen Anteil an gesĂ€ttigten FettsĂ€uren und Cholesterin, der die Arteriosklerose beschleunigt. MĂ€nner essen auĂerdem hĂ€ufiger zu viel: 19 Prozent der 30 bis 39-jĂ€hrigen MĂ€nner sind "ausgeprĂ€gt fettleibig", 46 Prozent sind "mĂ€Ăig bis schwer ĂŒbergewichtig". Bei den gleichaltrigen Frauen liegt der Anteil bei 11 bzw. 26 Prozent. Ăbergewicht ist eine der Ursachen fĂŒr Bluthochdruck, HerzgefĂ€Ăerkrankungen und Herzinsuffizienz.
Last but not least achten MĂ€nner weniger auf Warnsignale ihres Körpers und gehen oft erst zum Arzt, wenn es schon zu spĂ€t ist. Zum Beispiel nahmen 1993 nur 16 Prozent der MĂ€nner an FrĂŒherkennungsuntersuchungen teil, bei den Frauen waren es immerhin 39 Prozent.
Literaturempfehlung: Der frĂŒhe Tod des starken Geschlechts. Theodor Klotz. Cuvillier Verlag Göttingen 1998
Fromut Pott
http://www.quarks.de/sterben/06.htm
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