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Tierschutz: Küken fressen statt vergasen

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Tierschutz: Küken fressen statt vergasen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Typisch Tierschützer: Die Tierschutzbeauftragte Madeleine Martin sieht "zwei Wege", um die Vergasung von jährlich 40 Millionen männlicher Legehennenküken für Vegetarier und andere Eierfresser in Deutschland zu verhindern: Statt sie nach einem Tag zu vergasen, sollen sie (üblicherweise 34 Tage) gemästet, aufgeschlitzt und aufgefressen werden (alternativ: die männlichen ungeschlüpften Küken töten).

Desweiteren meint sie, es gäbe "keinen einzigen [Tierschutzgesetz-]Kommentar, der die Tötung von 50 Prozent der Tiere nicht als bedenklich einstuft." Die tatsächliche Tötung von 100 Prozent der Tiere ist aber natürlich völlig in Ordung ...

"In der Sekunde, in der sich eine Alternative abzeichnet, kann man den jetzigen Zustand nicht mehr hinnehmen", tönt sie vollmundig. Nun, die Alternative ist längst da: Veganismus. Dadurch werden weder männliche Küken (ob nun einen Tag oder einen Monat alt) noch ebensoviele ein Jahr alte Hennen (noch Rinder, Schweine, Fische usw.) umgebracht. Aber diesen dritten - ethisch einzig vertretbaren - "Weg", den sieht die "Tierschutzbeauftragte" natürlich nicht.

"Die Küken werden vergast"

Autor: Achim Stößer | Datum:
Tierschutzbeauftragte Madeleine Martin über Praktiken in der Leistungsgeflügelzucht

Von Peter Klebe

Die massenhafte Tötung von jungen männlichen Küken soll ein Ende haben. Die Tierschutzbeauftragte des Landes, Madeleine Martin, hat mit dem Umweltministerium eine Studie an der Uni Leipzig in Auftrag gegeben, die Alternativen erforschen soll. Wir sprachen mit Madeleine Martin. Warum werden männliche Küken häufig gleich nach dem Schlüpfen aussortiert und getötet? Madeleine Martin: In der Hochleistungsgeflügelzucht legen die Hennen sehr, sehr viele Eier, aber Hähnchen werden nicht gemästet. Das heißt, die Tiere nehmen nicht zu. Das führt dazu, dass sie nicht zu vermarkten sind und mit ihnen kein Gewinn erzielt werden kann. Deshalb werden sie getötet. Wie viele Tiere sind davon betroffen? Martin: 12 Millionen Tiere pro Jahr allein in Hessen, in der gesamten Republik sind es 40 bis 45 Millionen.

Wie werden sie getötet? Martin: In der Regel werden sie mit Kohlendioxid vergast. Das Land Hessen will sich dafür einsetzen, dass diese Praktiken ein Ende haben. Was kann es dagegen tun? Martin: Es gibt zwei Wege. Der eine ist, dass man auf eine bestimmte hohe Eierleistung verzichtet und auch Hähnchen normal mästet. Das geht allerdings nur längerfristig. Es ist ein Weg, den man insbesondere im Bereich der Biovermarktung gehen muss. Die zweite Möglichkeit ist technischer Art. Dabei wird vor dem Schlüpfen, eventuell schon vor der Bebrütung, erkannt, welches Geschlecht das werdende Hühnchen bekommt.

Wie funktioniert das? Martin: Bestimmte Stoffe im Ei werden bestimmt. Aus der Konzentration kann erkannt werden, ob es ein männliches oder ein weibliches Tier wird. Ein zweiter Weg ist, mit medizintechnischen Geräten das Ei von außen zu durchscheinen und an der Konsistenz das Geschlecht des künftigen Tieres zu erkennen.

Können die Geflügelbetriebe per Gesetz gezwungen werden, so zu verfahren? Martin: Tierschutz steht seit 2001 im Grundgesetz. Dazu gibt es verschiedene juristische Kommentare, wie das Gesetz ausgelegt werden soll. Es gibt keinen einzigen Kommentar, der die Tötung von 50 Prozent der Tiere nicht als bedenklich einstuft. Manche bewerten die Praktiken auch als glatt rechtswidrig. Die sagen, das ist eine Tötung ohne vernünftigen Grund, also eine Straftat.

Wie würde ein mögliches Verbot vonstatten gehen? Martin: Es müsste eine Untersagungsverfügung durch die Veterinärbehörden kommen. Eine Studie der Universität Leipzig befasst sich mit der Problematik und den technischen Möglichkeiten, die Eier auf das Geschlecht der Tiere zu untersuchen. Wenn sich das als praxisrelevant herausstellt, dann ist der Tag für die Geflügelwirtschaft gekommen, an dem die Veterinärämter die Betriebe schließen müssen. Übergangsfristen sind aber möglich. In der Sekunde, in der sich eine Alternative abzeichnet, kann man den jetzigen Zustand nicht mehr hinnehmen.

Würden die Geflügelbetriebe Sturm laufen? Martin: Man muss fairerweise sagen, dass die Geflügelwirtschaft die Leipziger Studie zu 50 Prozent mitfinanziert. Das ist nicht überraschend, denn wenn man eine Lösung findet, würde das enorme Gewinnzuwächse bringen.

Warum? Martin: Allein die Energiekosten zum Ausbrüten sind hoch. Sie könnten gemindert werden, wenn man vorher schon sieht, welches Geschlecht das Tier bekommt. Das sind Gewinnpotenziale, von denen bisher nur geträumt wird.

Die Entscheidung, ob Betriebe diese Verfahren anwenden müssen, liegt aber letzlich nicht beim Land Hessen, sondern bei den Veterinärbehörden, also bei den Kreisen? Martin: Ja. Es wird allen Behörden sicher leichter fallen, gegen die momentane Praxis vorzugehen, wenn Ende des Jahres die Ergebnisse der Leipziger Studie feststehen.

KOMMENTAR

06.06.2006 http://www.hna.de/hessenindex/00_20060606181514_Die_Kueken_werden_vergast.html