Mit Tiermasken demonstrierten Mitglieder verschiedener Organisationen gegen Massentierhaltung und Fleischverzehr. (WR-Bilder: Horstgünter Siemon)
Siegen. (hgs) Rund 400 Tierschützer machten am Samstagnachmittag lautstark und eindrucksvoll auf die Missstände in der Massentierhaltung aufmerksam. Sie setzen sich ebenfalls für eine fleischlose Ernährung der Menschen ein.
Aus allen Teilen Deutschlands und aus dem benachbarten Auslands rollten die Tierschützer in Siegen an. Verschiedene Organisationen wie die Tierschutzpartei, das "Universelle Leben" oder auch Peta (People for the Ethical Treatment of Animals) hatten zu dieser Aufklärungskampagne und der Demonstration aufgerufen.
"Die schlimmen Misstände und hygienischen Bedingungen eines Schweinemastbetriebs in Oberschelden" seien ?ein Grund, weshalb sie in Siegen seien, sagten die Tierschützer. Bereits 2004 hätten heimische Tierfreunde auf die Arbeitsweise des Schweinemästers aufmerksam gemacht. Sie drehten damals - heimlich ein Video. Dieser Film wurde während der Veranstaltung in der Siegener Innenstadt gezeigt.
Die Demonstranten kritisierten heftig die Vorgehensweise der heimischen Behörden. Dr. Edmund Haferbeck, wissenschaftlicher Berater von Peta: "Die Staatsanwaltschaft und das Veterinäramt des Kreises Siegen-Wittgenstein stecken alle unter einer Decke und schützen den Tierhalter." Sein Appell an die Zuhörer: " Stürmen Sie das Kreishaus." Noch während der Kundgebung reichte Dr. Haferbeck bei der Staatsanwaltschaft Siegen eine Klage gegen den Mastbetrieb ein.
"Esst kein Fleisch", "Bitte lasst mir meine Milch", "Schießt Tore - statt Tiere", war auf einigen Transparenten zu lesen, mit denen die Demonstranten auf die Straße gingen. Einige der Poster, die getötete Tieren zeigen, standen auf dem Index jugendgefährdender Schriften. Deshalb untersagte die Siegener Polizei deren Präsentation.
"450 Tiere sterben für jeden Fleischesser"
Klar in der Sprache und im rockigen Sound stimmte die Tierrecht-Band "AJ-Gang" die Zuhörer ein: "Waidmannsheil - töten find ich geil", "Bambi-Killer" und "Bruno-Bär" fanden Anklang bei der Fan-Gemeinde. Auch bei dem Lied "Gammelfleisch" stimmten die Tierschützer mit ein.
Sechs Tiere müssten pro Jahr für jeden Fleischesser sterben. 450 Tiere würden im Laufe von 75 Jahren "als Kadaver auf seinen Tellern" landen, betonten Sprecher in ihren Durchsagen. Am Rathausplatz kritisierte Petra Stickroth von der Organisation "Universelles Leben" die Haltung der Kirchen: "Sie degradieren Tiere zur Sache." Das 5. Gebot ,Du sollst nicht töten´ solle auch für Tiere gelten.
In der Massentierhaltung sahen die Teilnehmer der Demonstration einen der Gründe für die Klimakatastrophe: Durch die Viehzucht würden jährlich 115 Millionen Tonnen Methangas entstehen. Und dieses sei wesentlich schädlicher als CO2 Dass viele Tierschützer Schuhe aus Leder trugen, stieß bei einigen Siegener Passanten übrigens auf Unverständnis.
11.03.2007
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