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Psychotischer Wahn

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Psychotischer Wahn

Autor: Achim Stößer | Datum:
In einem Artikel über atheistische Ethik, in dem mit Richard Dawkins der Glaube an Gott "im heutigen, wissenschaftlichen Zeitalter" treffend als eine "Art psychotische[r] Wahn" bezeichnet wird, ist auch ein weiterer psychotischer Wahn angerissen, einer, der primär auf eben diesem Glauben basiert (vgl. Wie Bibeln und Christen zu Nichtmenschen stehen) und mit eine der (wenn nicht die) massivsten Formen der religionsverursachten Gewalt manifestiert: die u.a. auf biblischen (psychotischen) Memen beruhende Tierausbeutung.

Gut ohne Gott

Autor: Achim Stößer | Datum:
(25.05.2007)

Sind religiöse Menschen moralisch überlegen? Nein, sagen Forscher – und entwerfen eine atheistische Ethik

Von Bas Kast


Sie sind unter uns. Sie sind überall. Sie treffen sich in Kneipen, im Internet, manchmal auch auf Kongressen. Gut möglich, dass Sie dazugehören. Dass auch Sie ein „Bright“ sind.

„Bright“, das Wort kommt aus dem Englischen und steht für: leuchtend, strahlend, hell – nicht zuletzt im Kopf. Im engeren Sinne sind „Brights“ Menschen mit einem naturwissenschaftlichen Weltbild, genauer gesagt: einem „naturalistischen“ Weltbild, frei von Übersinnlichem, Esoterik und Hokuspokus. Manche würden sagen: einem kalten, sinnfreien, seelenlosen Weltbild.

Der amerikanische Philosoph Daniel Dennett hat es in der „New York Times“ wie folgt formuliert: „Wir Brights glauben nicht an Geister, Elfen, den Osterhasen – oder Gott.“

Weniger auf den Osterhasen, dafür umso mehr auf Gott haben es die Brights abgesehen. So veröffentlichte Dennett selbst zuletzt ein Buch mit dem Titel „Breaking the Spell“ („Den Bann brechen“), in dem es darum geht, Religion als reines Naturphänomen zu entlarven.

Kurz darauf legte Dennetts Bright-Kollege, der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins nach und startete mit seinem Buch „The God Delusion“ („Der Gotteswahn“, ab September in deutscher Übersetzung bei Ullstein) einen Generalangriff auf den Glauben: Wer im heutigen, wissenschaftlichen Zeitalter noch an Gott glaube, so Dawkins, der leide unter einer Art psychotischem Wahn. Für den Hardliner Dawkins ist Religion nichts weiter als ein „Virus des Geistes“, gegen die es allerdings eine Medizin gibt: Wissenschaft und Aufklärung.

Und wie so oft bei Trends aus Amerika, schwappt auch die Bright-Welle langsam nach Deutschland über. „Wir sind in der Hinsicht zwar gemäßigter“, sagt Michael Schmidt-Salomon, Autor eines „Manifests des evolutionären Humanismus“ (Alibri 2006). So scheint es, als würden bei uns Religion und Wissenschaft eher eine friedliche Koexistenz führen. „Aber auch hier könnte sich die Sache mehr und mehr zuspitzen, die Fronten sich radikalisieren.“

Denn durch und durch „bright“, meint Schmidt-Salomon, seien auch wir in Deutschland (noch) nicht. Zum Beispiel halten einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung zufolge nur 46 Prozent der Deutschen die Evolutionstheorie für richtig. Und wie das Institut Infratest im Auftrag des Magazins „Zeit Wissen“ herausfand, glaubt fast ein Drittel der Bevölkerung nicht, dass Menschen und Affen gemeinsame Vorfahren haben.

Dem deutschen Bright Schmidt-Salomon jedoch geht es nicht einfach nur um bessere Kenntnis der Biologie. Es geht ihm vor allem um ein besseres Leben. Salomons Vision: Aus den Erkenntnissen der Naturwissenschaften – von der Evolutionstheorie bis zur Hirnforschung – könnte ein Weltbild erwachsen, dass zu einer anderen, humaneren Ethik führt als jene, die uns die Religionen, etwa das Christentum oder der Islam, anbieten.

Aus Sicht des Brights sind die Zehn Gebote der Bibel zum Beispiel „einfach nicht mehr zeitgemäß“, ja sie führten mitunter sogar zu ungerechtem Verhalten, wie Schmidt-Salomon meint. Deshalb will er die Zehn Gebote ersetzen – und zwar durch die „zehn Angebote des evolutionären Humanismus“ (siehe Infokasten).

„Christliche Ethik ist nicht mehr gegenwartstauglich“, davon ist auch der Biophilosoph Eckart Voland von der Universität Gießen überzeugt. „Der moderne, aufgeklärte Staat ist viel weiter als das Alte und Neue Testament.“

Und so schwebt den Brights eine neue Ethik aus dem Geiste der Wissenschaft vor, die der christlichen Moral teilweise diametral entgegengesetzt ist:

Beispiel Tierschutz. Mach dir die Erde untertan, heißt es in der Bibel. Bright-Ethiker dagegen kommen zum Schluss, dass viele Tiere über sehr ähnliche Hirnstrukturen verfügen wie der Mensch und somit vermutlich ähnlich leidensfähig sind. Der australische Bioethiker Peter Singer hat daraus den Schluss gezogen: Auch Tieren müssten gewisse Grundrechte zugestanden werden. Eine befruchtete menschliche Eizelle, beklagt er, genieße unter Umständen mehr Rechte als ein ausgewachsener Menschenaffe – obwohl die Eizelle nicht im Geringsten leidensfähig sei, der Affe dagegen schon.

Beispiel Sterbehilfe. Gott hat’s gegeben, Gott hat’s genommen: Für Brights, die daran nicht glauben, gibt es kaum rationale Gründe, warum ein Mensch nicht über sein eigenes Leben und seinen Tod entscheiden dürfte.

„Wir Humanisten gehen vom Menschen aus, nicht vom Imaginären wie Gott oder einem abstrakten Begriff wie Würde“, sagt Schmidt-Salomon.

Und das könne nicht nur zu einer humaneren Welt führen, sondern auch zu einem Gefühl, dieses Leben – unser einziges – als unendlich kostbar zu empfinden, wie Dawkins meint: „Wenn wir eine Sekunde davon vergeuden oder uns beschweren, dass es dämlich, öde oder langweilig ist – ist das nicht ein Anschlag auf all jene, denen niemals die Möglichkeit zu leben gegeben wurde?“

http://www.tagesspiegel.de/wissen-forschen/archiv/25.05.2007/3288319.asp

Die zehn Angebote des evolutionären Humanismus

Autor: Achim Stößer | Datum:
(25.05.2007)

Genieße dein Leben, es gibt nur dieses eine!

1. Diene weder fremden noch heimischen „Göttern“, sondern dem Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern!

2. Verhalte dich fair gegenüber deinem Nächsten – und deinem Fernsten! Du solltest respektieren, dass jeder Mensch das Recht hat, seine Vorstellungen von „gutem Leben (und Sterben) im Diesseits“ zu verwirklichen, sofern er dadurch nicht gegen die Interessen anderer verstößt.

3. Habe keine Angst vor Autoritäten, sondern den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

4. Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten – es sei denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der Humanität durchzusetzen! Wer in der Nazidiktatur nicht log, sondern der Gestapo treuherzig den Aufenthaltsort jüdischer Familien verriet, verhielt sich im höchsten Maße unethisch – im Gegensatz zu jenen, die Hitler durch Attentate beseitigen wollten, um Millionen von Menschenleben zu retten. Ethisches Handeln bedeutet keineswegs, blind irgendwelchen moralischen Geboten oder Verboten zu folgen, sondern in der jeweiligen Situation abzuwägen, mit welchen positiven und negativen Konsequenzen eine Entscheidung verbunden wäre.

5. Befreie dich von der Unart des Moralisierens! Es gibt in der Welt nicht „das Gute“ und „das Böse“, sondern bloß Menschen mit unterschiedlichen Interessen, Bedürfnissen und Lernerfahrungen.

6. Immunisiere dich nicht gegen Kritik! Ehrliche Kritik ist ein Geschenk, das du nicht abweisen solltest. Durch solche Kritik hast du nicht mehr zu verlieren als deine Irrtümer. Habe Mitleid mit jenen Kritikunfähigen, die sich aus tiefer Angst heraus als „unfehlbar“ und ihre Dogmen als „heilig“ (unantastbar) darstellen müssen.

7. Sei dir deiner Sache nicht allzu sicher! Was uns heute als richtig erscheint, kann schon morgen überholt sein! Zweifle aber auch am Zweifel: Selbst wenn unser Wissen stets begrenzt und vorläufig ist, solltest du entschieden für das eintreten, von dem du überzeugt bist.

8. Überwinde die Neigung zur Traditionsblindheit, indem du dich gründlich nach allen Seiten hin informierst, bevor du eine Entscheidung triffst!

9. Genieße dein Leben, denn dir ist höchstwahrscheinlich nur dieses eine gegeben! Sei dir deiner und unser aller Endlichkeit bewusst. Gerade die Endlichkeit macht es so ungeheuer kostbar. Lass dir von niemandem einreden, es sei eine Schande, glücklich zu sein! Indem du die Freiheiten genießt, die du heute besitzt, ehrst du jene, die in der Vergangenheit im Kampf für diese Freiheiten ihr Leben gelassen haben.

10. Stelle dein Leben in den Dienst einer „größeren Sache“, werde Teil der Tradition derer, die die Welt zu einem lebenswerteren Ort machen wollen. Eine solche Haltung ist auch das beste Rezept für eine sinnerfüllte Existenz. Tsp

http://www.tagesspiegel.de/wissen-forschen/archiv/25.05.2007/3288179.asp