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Pressespiegel:
Unbeliebte Metzger

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Unbeliebte Metzger

Autor: Achim Stößer | Datum:
Die Leichen fressen fast alle, die zugehörigen Berufe sind jedoch allgemein anscheinend unbeliebt. Helmut Königsbauer, Obermeister der Metzger-Innung, kämpft gegen das Image-Problem seines Berufsstandes.

Harsche Kritik übt der Obermeister an der Arbeitsagentur: "Obwohl man dort weiß, dass wir sichere Arbeitsplätze und gute Aufstiegschancen bieten, fällt unser Handwerk bei Gesprächen mit Lehrstellen- und Arbeitssuchenden unter den Tisch."

Nicht ohne Grund, denn schließlich ist das ein aussterbender Beruf - wenn die heutigen Metzgerlehrlinge in Rente gehen, wird es kaum noch Unveganer geben - bereits am 10. Juni titelte das Handelsblatt: "Die Zukunft isst vegetarisch" und bereichtete über einen "Gesinnungswandel" in der europäischen Gastronomie.

So bestätigt Johannes Feichtmeier: "Obwohl Metzger mein Traumberuf war, bekam ich diesbezüglich keine Beratung, keine Hilfestellung, kein Stellenangebot vom Arbeitsamt", fasst der 19-Jährige zusammen, der schon als Schüler bei Hausschlachtungen auf dem Bauernhof der Großeltern mithalf. Für ihn ist es kein Schimpfwort, sondern ein Lob, wenn's bei ihm im Dorf heißt: "Da schau, der Metzger kommt."

Siehe dazu auch: Nadel im Misthaufen für Metzgerinnungsobermeister.

Metzger suchen Nachwuchs: 40 Lehrstellen frei

Autor: Achim Stößer | Datum:
PNP (Landkr. Passau) vom Dienstag, 12. Juni 2007

Innung kritisiert Arbeitsagentur - Obermeister: »Unser Handwerk bietet sichere Arbeitsplätze und gute Aufstiegschancen«

von Carmen A. Laux.
Passau. Wenn's mit der Wirtschaft aufwärts geht, dann geht's mit dem Metzger-Nachwuchs bergab. »Wir haben rund 40 Lehrstellen, die nicht besetzt sind«, sagt Helmut Königsbauer, Obermeister der Metzger-Innung. Er kämpft gegen das Image-Problem seines Berufsstandes an: »Viele meinen, Friseurin oder Spengler klingt besser als Metzgereifachverkäuferin oder Fleischer. Dabei verkennen sie aber, dass wir zu den Branchen gehören, die die meisten Lehrlinge übernehmen. «
In Krisenzeiten über Bedarf ausgebildet
Dass dem auch in den vergangenen Jahren so war, zahlt sich für das Metzger-Handwerk jetzt aus: »In den Krisenzeiten waren viele junge Menschen froh, überhaupt einen Job zu haben. Sie sind lieber Metzger geworden, als auf der Straße zu stehen. Und wir haben sie gerne ausgebildet und übernommen«, so der Obermeister.
Überhaupt: Was die soziale Verantwortung der Metzgerei-Betriebe angeht, kann er sich nicht beschweren: Im Innungsbezirk - Stadt und Landkreis Passau, Großraum Freyung und Vilshofen - gibt es um die 60 Metzgereien. 95 Prozent davon bilden aus, 75 Prozent suchen jährlich Lehrlinge für die Produktion und für den Verkauf.
Die Ausbildungsvoraussetzungen sind nicht übertrieben hoch: »Wir erwarten einen Hauptschulabschluss, wobei vor allem die Mathematik-Note gut sein sollte. Die Bewerber müssen gesund sein und wegen des vielen Stehens weder extremes Übergewicht haben noch Senk-, Platt- oder Spreizfüße. Und Vegetarier oder Veganer sollte man in unserem Handwerk auch nicht sein«, spricht Helmut Königsbauer aus Erfahrung - nicht nur als Obermeister, sondern auch als Begründer einer Großmetzgerei.
Ist die Lehrzeit geschafft, steht Metzgern und Metzgereifachverkäuferinnen die Karriere offen: »Rund 90 Prozent der Auszubildenden werden im Innungsbezirk übernommen. Über Abteilungsleiter, Filialleiter und Bezirksleiter können sich die Angestellten mit bestandener Meisterprüfung bis zum Fleischerei-Techniker weiterbilden. Gehälter um die 4000 Euro sind da schon drin. «
Harsche Kritik übt der Obermeister dagegen an der Arbeitsagentur: »Obwohl man dort weiß, dass wir sichere Arbeitsplätze und gute Aufstiegschancen bieten, fällt unser Handwerk bei Gesprächen mit Lehrstellen- und Arbeitssuchenden unter den Tisch. «
Dies bestätigt Johannes Feichtmeier: »Obwohl Metzger mein Traumberuf war, bekam ich diesbezüglich keine Beratung, keine Hilfestellung, kein Stellenangebot vom Arbeitsamt«, fasst der 19-Jährige zusammen, der schon als Schüler bei Hausschlachtungen auf dem Bauernhof der Großeltern mithalf. Stattdessen machte er nach der Schule ein Berufsvorbereitungsjahr mit Praktika auf dem Bau, im Forst und in Zimmereien. »Doch überall, wo ich war, wurden nur Praktikanten gebraucht, keine Lehrlinge eingestellt«, erzählt der junge Mann. In seiner Verzweiflung schickte er eine Blindbewerbung für ein Praktikum zu Königsbauer. Seinen schlechten Mathe-Test zum Einstieg machte er mit der Begeisterung für den Job wieder wett, bekam schließlich einen Ausbildungsplatz und tritt heuer zur Gesellenprüfung an. Dass er danach übernommen wird, ist ein offenes Geheimnis.
Kein Schimpfwort, sondern Lob
Wenn der 19-Jährige ein Plädoyer auf seinen Beruf halten sollte, fallen ihm spontan drei Dinge ein: »Die Arbeit macht richtig Spaß. « So gerne er in der Produktion tätig sei oder zum Schlachthof mitfahre, helfe er auch im Verkauf aus, obwohl es dort neben Fleisch und Wurst auch um Salate, Käse und Getränke gehe und die Kollegen dort für ihn eher Lebensmittelfachverkäuferinnen als Metzgereiverkäuferinnen seien. Punkt zwei: »Die Arbeitszeiten sind super. « Zwar fange man als Metzger in aller Regel frühmorgens an, sei dafür aber mittags mit der Arbeit fertig. Und drittens: »Ich bekomme pünktlich mein Geld, will mich zum Abteilungsleiter hocharbeiten und am liebsten bis zur Rente bleiben. « Für Johannes Feichtmeier ist es kein Schimpfwort, sondern ein Lob, wenn's bei ihm im Dorf heißt: »Da schau, der Metzger kommt. «
Und weil er nicht nur leidenschaftlicher Metzger ist, sondern auch seinen Arbeitgeber gut findet, hat er schon seinen Bruder hierher vermittelt. »Als gelernter Schlosser und Spengler hat er seinen Job verloren. Hier hat er Arbeit als Lkw-Fahrer und Werkstatt-Mitarbeiter gefunden. «
»Das ist nicht selten, dass bei uns ganze Familien arbeiten«, sagt Helmut Königsbauer, diesmal nicht als Obermeister, sondern als Seniorchef der Metzgerei. »Wenn einer mal den Einstieg geschafft hat, kommen oft viele aus seinem Umfeld nach. «

http://www.pnp.de/lokales/news.php?id=42074