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Pressespiegel:
Wie ein Ei dem anderen

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Wie ein Ei dem anderen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Niederländische Eier werden als deutsch deklariert, "konventionelle" als Bio-Eier - nur zwei beispiele, Ei-Betrug wohin man schaut (eine persönliche Anmerkung: ich habe auch schon in der Verpackungsanlage einer Käfighaltung en masse "Bodenhaltungs"-Etiketten gefunden).

Dabei gibt es zwischen all diesen Eiern keinen relevanten Unterschied: für jedes werden Hühner gefangengehalten und umgebracht, leiden Hennen, werden Eintagsküken vermust oder vergast.

Stempelei mit Folgen: Eier umdeklariert

Autor: Achim Stößer | Datum:
Olpe/Lennestadt. Ei der Daus! Äußerst ungewöhnlich war die Verhandlung gestern vor dem Olper Schöffengericht: Es ging um Eier-Betrug. Doch am Ende fand so recht niemand das Ei des Kolumbus.


Die Anklagebank drückte ein Lennestädter (39), Geschäftsführer eines Verpackungsbetriebes, der mit Ökoeiern handelt. Die Staatsanwaltschaft warf ihm gewerbsmäßigen Betrug vor. "Er täuschte die Abnehmer zur Maximierung eigener Gewinne", so Staatsanwalt Klaus Meyer. Laut Anklage soll er zwischen Mai und Dezember vergangenen Jahres zertifizierte Eier aus den Niederlanden als zertifizierte deutsche Eier verkauft haben. Obwohl sein Unternehmen im Tatzeitraum nicht dem Ökokontrollverfahren unterstand, fertigte er für seine Kunden Zertifikate über die angeblich deutsche Herkunft der Bioeier von einem Mustergeflügelhof an. So lieferte er in 30 Fällen etwa 12 500 Kilo Biovolleier (aufgeschlagene Eier im Tetra-Pack) für 54 000 Euro nach Bochum. Mit gefälschten Bescheinigungen lieferte er auch nach Lindlar und Hamm. Allerdings legte der Angeklagte nie selbst Hand ans Ei, sondern verpackte die Ware lediglich und deklarierte sie als deutsch.


Indes war auch die Anklageschrift nicht das Gelbe vom Ei. Denn der Unterschied des zu erzielenden Gewinns bei zertifizierten holländischen und deutschen Eiern tauchte nirgendwo auf. "Die Kundennachfrage ist hier der jumping point. Mit deutschen Eiern kann man höheren Umsatz erzielen", sagte Richter Jochen Schneider.

"Wenn ich gewusst hätte, dass es niederländische Eier sind, hätte ich sie nicht zu diesem Preis gekauft. Unsere Kunden wollen deutsche Ware", betonte eine Kauffrau (48) aus Hamm. Auch ein ebenfalls vom Angeklagten belieferter Landwirt (35) aus Lindlar stellte klar: "Ich verkaufe nur deutsche Eier, andere kommen für mich nicht in Frage."

Der bislang unbescholtene Angeklagte räumte Urkundenfälschung und Lieferung ein, bestritt aber, bewusst betrogen zu haben. Es gäbe keinen Unterschied zwischen zertifizierten deutschen und holländischen Eiern. "Nach der EG-Ökoverordnung ist die Zertifizierung der Betriebe in Deutschland und Holland gleich", bestätigte ein Zeuge vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in Recklinghausen.

Mittlerweile hat der Angeklagte sein Versäumnis nachgeholt: "Jetzt bin ich zertifiziert und kann meinen Stempel draufmachen." Richter Schneider schüttelte den Kopf: "Da wird der Verbraucher getäuscht, dass das Ei in Deutschland gelegt wurde." Lediglich an der Nummer auf dem Ei kann man das Herkunftsland erkennen, von der Verpackung her wirkt es als Ei aus deutschen Landen. Schneider: "Eine Art Verbraucheridiotie."

Wie gesagt: Es war nicht das Gelbe vom Ei gestern im Gericht. Deshalb schlug Richter Jochen Schneider am Ende auch ein Ei drüber: Einstellung gegen Zahlung von 4 000 Euro Geldbuße ans Elisabeth-Hospiz in Altenhundem.

06.07.2007 Von Roland Vossel

http://www.westfalenpost.de/wp/wp.inderregion.volltext.php?kennung=on1wpLOKStaOlpe39267&zulieferer=wp&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Olpe&auftritt=WP&dbserver=1

Falsche Bio-Eier - alle bereits verkauft

Autor: Achim Stößer | Datum:
Seedorf / ge - Die Biobäuerin aus Seedorf (Kreis Segeberg) hält 2800 Legehennen in ihren Ställen. Sie haben Auslauf, Sitzstangen und bekommen ökologisch angebautes Futter. Die Eier, die diese Hennen legen, tragen das Siegel "Biopark".

Doch die Bäuerin soll neben den 10 000 Eiern, die ihre Tiere wöchentlich legen, weitere 10 000 Eier aus konventioneller Haltung zugekauft und diese als Öko-Eier in den Handel gebracht haben. Und das seit mehreren Jahren, glaubt die Staatsanwaltschaft Kiel, die den Betrieb durchsuchte und Beweise sicherstellte (wir berichteten). Die Dimension des Betrugs schätzen Experten auf 80 000 bis 100 000 Euro pro Jahr.

Bei "Biopark" ist man erschüttert über den Fall. Geschäftsführerin Dr. Delia Micklich (38): "Der Vorwurf bringt alle unsere Erzeuger in Verruf. Sollte er sich bestätigen, darf die betreffende Person nie wieder Produkte unter der Bezeichnung ,Biopark' vermarkten."
Eine Anzeige hatte die Ermittlungen ins Rollen gebracht. Die Kripo will jetzt klären, an welche Betriebe die Beschuldigte geliefert hat. Dem Verbraucher nützt das wenig, er hat die falschen Eier in gutem Glauben bereits gegessen. Die Bäuerin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

http://www.shz.de/index.php?MID=30&TEMPLATEID=60&LIVETICKER=1&RUBRIKID=890&REDID=1373733&LIVETICKER=1

Neuer Skandal um Bio-Eier

Autor: martin | Datum:
Ein Betrieb mit 20.000 Hühnern soll billige konventionelle Eier als teure Bioware verkauft haben. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. VON JOST MAURIN

Die Biobranche hat einen neuen Betrugsskandal. "Wir haben ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wegen des Verdachts, dass Bioeier verkauft wurden, die diese Bezeichnung möglicherweise nicht verdient haben", sagte am Mittwoch der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wuppertal, Wolf Baumert. Zu den Beschuldigten zählten die Inhaber des nordrhein-westfälischen Eierproduzenten Hennenberg und Verantwortliche der Öko-Kontrollstelle IMO. Tatort soll eine Anlage in Velbert gewesen sein, in der 20.000 Hühner lebten. Die Firma Hennenberg wollte sich nicht äußern.

Am besten belegt scheint der Vorwurf zu sein, dass die Hühner weniger Auslauf hatten, als von der EU-Bioverordnung vorgeschrieben. "Zeugen haben erklärt, dass die Hühner von Januar bis Anfang April nur rund zehn Tage draußen gewesen seien", berichtete die Sprecherin des Landesamtes für Verbraucherschutz von Nordrhein-Westfalen (Lanuv), Babette Winter. Dabei hätten die Tiere mehr als einen Monat lang Zugang zum Freien haben müssen. Im Stalltagebuch seien viel mehr Auslauftage vermerkt. Sollten die Zeugenaussagen stimmen, wäre das Tagebuch gefälscht. "Das wäre keine Ordnungswidrigkeit mehr, sondern eine Straftat. Deshalb haben wir das Verfahren an die Staatsanwaltschaft abgegeben und Anzeige gestellt", sagte Winter. Zudem sieht die Behörde Anzeichen dafür, dass die Auslauffläche zu klein war. Derzeit halte der Betrieb die Regeln aber ein.

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Die Tierschutzorganisation Peta wirft Hennenberg sogar vor, Eier aus ihren offiziell konventionellen Ställen als Bioprodukte verkauft zu haben. Aktivist Edmund Haferbeck: "Die Eier wurden nach Bedarf etikettiert." Er beruft sich auf eine eidesstattliche Versicherung eines Insiders, der 2006/2007 für Hennenberg gearbeitet habe.

"Die Kontrollstelle IMO hat diese für jegliche Laien sichtbaren Missstände seit zwei Jahren durchgewunken", sagt Haferbeck. Die Firma kontrollierte Hennenberg nach eigener Darstellung 2007 und 2008 jeweils nur einmal. Das stößt auch bei Branchenmedien wie der Zeitschrift BioHandel auf Kritik: "Großbetriebe die - wie bei Hennenberg - zu einem Verbund an Betrieben mit konventioneller und ökologischer Produktion gehören, zählen zur obersten Risikostufe und müssten nach guter Praxis mehrmals jährlich möglichst unangekündigt überprüft werden." Kontrollstellen-Leiter Bernhard Sessler ist sich keiner Schuld bewusst. "Der Ökobetrieb Hennenberg in Velbert hatte keinen konventionellen Zweig." Die Nicht-Bio-Teile waren selbständige Unternehmen.

Auch das Lanuv sieht keine Rechtsverstöße der Kontrolleure. Aber Sprecherin Winter sagt: "Man muss prüfen, ob das Kontrollsystem aus der Zeit, als die Betriebe sehr klein waren, noch zeitgemäß ist." Nach Haferbecks Meinung kann es nicht sein, dass die Behörden die Inspektionen privaten Kontrolleuren überließen, die von den überprüften Unternehmen ausgesucht und bezahlt werden.

http://www.taz.de/1/zukunft/konsum/artikel/1/neuer-skandal-um-bio-eier/