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Pelz für Tierschützer

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Pelz für Tierschützer

Autor: Achim Stößer | Datum:
"Pelz" ist seit langem wieder "in" - jetzt wird tierschützerische behaarte Haut promotet, "Pelz"e aus "kontrolliertem Anbau[sic!]": "Die Pelzindustrie hat die moralische Marktlücke bei einer neuen, jungen Käuferschicht erkannt. 'Viele Kunden wollen nicht mehr das Fell gequälter Tiere tragen', sagt Susanne Kolb-Wachtel, Sprecherin des Deutschen Pelzinstituts [...] 'Sie bestehen deshalb auf Nutztierpelz. Denn sie sagen: Was ich esse, das kann ich auch tragen.' Diese Unterscheidung ist in der Praxis allerdings nicht leicht zu treffen. Ab wann wird ein Tier zum Nutztier, bei dessen Verwertung das Fell bloß als Nebenprodukt abfällt? Und, wichtiger noch für ein gutes Gewissen: Wer überprüft eigentlich, bei Nutz- wie bei Zuchttier, die möglichst qualfreie Haltung? Bei Hühnern, Schweinen, Schafen gibt es dazu in Europa genaue Richtlinien und Kontrollmechanismen - doch wer nach Herkunft und Haltung von Pelztieren fragt, gerät in ein Dickicht verworrener Handelswege."

Wer wäre besser geeignet, hier die Verbraucher zu beraten, als die sich von Steakhäusern bezahlen lassende, Burgerketten feiernde Tierschutzspendensammelorganisation PeTA? Und so erklärt PeTAs Dr. Edmund Haferbeck zu Pelzen aus Dänemark: "Es gibt dort mehr Personal, das sich um die Tiere kümmert, die Hygiene und Pflege sind besser als in Deutschland".

Tierschutz statt Tierrechte eben ... immerhin werden in dem Artikel ausführlich die hypokritischen Leichenfressenden "Pelzgegner" entlarvt.

Pelzmesse in Frankfurt: Ist Pelz wieder tragbar?

Autor: Achim Stößer | Datum:

Von Katrin Wilkens

Ob Iltis-Bikini, Nerz-Schlüsselanhänger oder Zebra-i-Pod-Tasche - Pelz ist wieder in. 7000 Fachbesucher werden auf der Fur & Fashion Pelzmesse in Frankfurt am Main bis Sonntag erwartet - weniger als in den Jahren zuvor. Doch von einem Rückgang der Pelzbekleidung kann nicht die Rede sein. Vielmehr versuchen sich die Händler und Käufer eine fadenscheinige Nische zu schaffen: Pelz aus "kontrolliertem Anbau".

Der Winter ist vorbei, nicht aber die Gelegenheit, einen flauschigen Pelz zu tragen. Es wird auch in dieser Saison wieder Iltis-Bikinis, Nerz-Schlüsselanhänger oder Zebra-i-Pod-Taschen zu kaufen geben. Die Pelzindustrie ist fantasievoll geworden. Längst machen schwere alte-Oma-Mäntel nur noch einen Bruchteil des Verkaufes von Pelzen aus.

Wie fantasievoll die Branche arbeitet, kann man zur Zeit in Frankfurt am Main bei der aktuellen "Fur & Fashion"- Pelzmesse sehen. Über 7000 Fachbesucher werden bis zum kommenden Sonntag erwartet. Und die können sich dann bei einem Rundgang an 106 Ausstellern (24 weniger als im vergangenen Jahr) vorbeiflanieren und sich nicht nur über einen Rückblick 60 Jahre "Fur & Fashion Frankfurt" informieren, sondern auch gleich beim Direktverkauf zuschlagen.

Die Messe ist in Frankfurt zum ersten Mal auf drei Tage begrenzt, das soll sie effizienter und wirtschaftlicher machen - und zeigt, dass der weltweit marktbeherrschende Standort langsam wie ein Nerz ausblutet. Erstmals kann dieses Jahr die Messe in Hongkong, als größter Konkurrent der Frankfurter, 36 Aussteller mehr verzeichnen. Und dennoch: Von einem Rückgang der Pelzbekleidung kann nicht gesprochen werden.

Hilfinger verzichtet auf Pelz

Nach Angaben des Zentralverbandes des Kürschnerhandwerks stieg der Umsatz 2006 um circa zweieinhalb Prozent auf rund 400 Millionen Euro. Trotz großer Handelsketten wie der Gerry Weber AG, P&C, Adler, Kaufhof oder C&A, die sich weigern, Bekleidung mit Echtpelz-Applikationen ins Sortiment mitaufzunehmen. Selbst Tommy Hilfiger hat medienwirksam verkündet, auf den Einsatz von Pelz komplett zu verzichten.

Alle anderen Modelabels verwenden Pelze nach dem Prinzip: teuer, und deshalb nur als Zubehör. So entsteht der Pelz für jedermann. Hier ein Krägelchen, dort ein Besatz, das reicht schon, um die Kleidung aufzuwerten, und dabei den Geldbeutel zu schonen. Solche Kleidung signalisiert nicht mehr: "Seht her, ich bin reich." Gesellschaftsfähig sind Bekleidungsstücke, deren Lässigkeit in der dosierten Verwendung von Pelz liegt.

Pelz aus "kontrolliertem Anbau"

Glaubt man allerdings den weltweit agierenden Tierschützern, hat sich an der Quälerei bis heute nichts geändert. Immer noch, so argumentieren sie, werden Tiere unnötig gequält und getötet, nur ganz wenige Modefirmen, wie z. B. Nicolai von Lorighoven, verwenden ausschließlich Felle, die selbst der WWF als unbedenklich einstuft.

Kein Einzelfall, sagt die Pelzlobby. Denn man habe längst dazugelernt, versichern die Pelzfarmer, Händler und Kürschner. Der Pelz komme heute weitgehend aus seriösen Zuchtbetrieben in Europa, sozusagen aus "kontrolliertem Anbau". Außerdem weisen sie darauf hin, dass der Fellanteil von Nutztieren wie Kaninchen und Ziege in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen ist. Heute stammen in Europa fast 40 Prozent der Felle von Tieren, die aus anderen Gründen gezüchtet und sowieso getötet würden. Somit sei es möglich, einen politisch korrekten Pelz zu tragen, sagen die Pelzfreunde. Aber ist das wirklich so? Noch immer schließen einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge 89 Prozent der Deutschen den Kauf eines echten Pelzmantels für sich aus. Weniger abwegig finden sie offenbar Tierfell als modische Zutat an Kapuzen, Hosen, Stiefeln, Taschen.

"'Sex and the City' war eine PR-Strategie der Pelzindustrie."

Und genau dieses Geschäft macht in Europa mittlerweile etwa die Hälfte des gesamten Umsatzes mit Pelzwaren aus: drei Milliarden Euro jährlich. Ist diese kleinteilige Verwendung von Fell, das ohnehin weitgehend von Nutztieren stammt, aus ethischer Sicht weniger verwerflich? Nein, sagt Wolfgang Apel, der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes: "Eine Frau, die Kaninchenfell trägt, muss wissen, dass andere dann auch wieder ihren Nerz, Fuchs oder Biber aus dem Schrank holen. Das kann wie eine Einstiegsdroge sein", meint Apel.

Eine Mitschuld an dem neuen Trend trägt für ihn "Sex and the City". In der Fernsehserie "liefen die Frauen mit kleinen Pelzstolen durch die Stadt oder trugen Taschen mit Fellbesatz". Das habe den Pelz bei jungen Menschen wieder gesellschaftsfähig gemacht. "Man könnte fast glauben, 'Sex and the City' war eine PR-Strategie der Pelzindustrie", sagt Apel. Er argumentiert entschieden, bleibt dabei aber sachlicher als die mitunter militant vorgehenden Pelzfeinde der Peta. Mitglieder der Tierretter-Organisation attackieren schon mal Pelzträger mit Farbbeutel, wie bei einer Pressekonferenz im Deutschen Pelzinstitut 2004, als die Moderatoren Charlott und Peer Karlinder-Kusmagk gemeinsam mit einem Peta-Mitarbeiter den Inhalt von Farbbeuteln versprühten, und eine anwesende Journalistin Verätzungen an den Augen erlitt.

Dass die Diskussion darüber immer höhere emotionale Wellen schlägt als zum Beispiel die Frage, ob man Schuhe oder Gürtel aus Tierleder tragen darf, begründen Psychologen mit den komplexen Signalen eines Pelzes. Kein Produkt, für das ein Tier sterben musste, ob für Wiener Schnitzel oder Lederschuh, offenbart so drastisch seine Herkunft wie ein Fellmantel oder eine Stola, an deren Ende einen noch die leeren Augen eines Rotfuchses anstarren. Hinzu kommt das soziale Signal eines Pelzmantels, das seinem Träger beweist: Ich bin oben. In der neuen Mode aber weichen beide Botschaften auf. Pelz als textile Beigabe wirkt nicht mehr reich, sondern bloß cool.

"Was ich esse, das kann ich auch tragen"

Die Pelzindustrie hat die moralische Marktlücke bei einer neuen, jungen Käuferschicht erkannt. "Viele Kunden wollen nicht mehr das Fell gequälter Tiere tragen", sagt Susanne Kolb-Wachtel, Sprecherin des Deutschen Pelzinstituts, eines Zusammenschlusses von 600 deutschen Pelzhändlern. "Sie bestehen deshalb auf Nutztierpelz. Denn sie sagen: Was ich esse, das kann ich auch tragen." Diese Unterscheidung ist in der Praxis allerdings nicht leicht zu treffen. Ab wann wird ein Tier zum Nutztier, bei dessen Verwertung das Fell bloß als Nebenprodukt abfällt? Und, wichtiger noch für ein gutes Gewissen: Wer überprüft eigentlich, bei Nutz- wie bei Zuchttier, die möglichst qualfreie Haltung? Bei Hühnern, Schweinen, Schafen gibt es dazu in Europa genaue Richtlinien und Kontrollmechanismen - doch wer nach Herkunft und Haltung von Pelztieren fragt, gerät in ein Dickicht verworrener Handelswege.

Laut dem Präsidenten des Bundesverbands der beamteten Tierärzte, Dr. Heinrich Stöppler, werden alle deutschen Pelzfarmen vom Veterinäramt regelmäßig kontrolliert: "Mindestens zwei- bis dreimal im Jahr, immer unangekündigt." Was "artgerecht" aber genau bedeute, das habe sich, so der Tierschützer Apel, die Pelzindustrie selbst ausgelegt: "Nerze sind Raubtiere, sie brauchen Auslauf und eine Wasserquelle." Doch in den Käfigen können sie ihre Beute nicht jagen, sondern bekommen einen Brei. Ein noch von der rot-grünen Regierung formuliertes Gesetz zur artgerechten Haltung solcher Tiere liegt seit Jahren auf Eis.

Besser, das räumen selbst die Pelzgegner ein, sei die Aufzucht in Skandinavien, allen voran in Dänemark. "Es gibt dort mehr Personal, das sich um die Tiere kümmert, die Hygiene und Pflege sind besser als in Deutschland", so der Fachautor und wissenschaftliche Berater der Peta, Edmund Haferbeck.

Rund 2000 Nerze hält zum Beispiel Jan Elnif auf einer Zuchtfarm bei Kopenhagen. Elnif arbeitet unter dem Dachverband der Saga, einem der größten Pelzvermarkter Europas und Lieferant vieler Modemacher in Paris und Mailand. Saga-Farmen gelten als Musterbetriebe: In standardisierten Käfigboxen von 40 mal 90 Zentimeter Größe wachsen jeweils zwei 30 bis 40 Zentimeter lange Nerze auf. Bis zu 20 Stunden täglich dösen sie in kleinen Nestkästen, nach etwa sechs Monaten werden sie getötet: mit Kohlenmonoxid. Grausam? Ja, so grausam wie jede andere Tiertötung auf einem Schlachthof.

So bleibt, am Ende der Odyssee, noch immer die Frage: Gibt es einen Pelz ohne schlechtes Gewissen? Die Antwort lautet nein, wenn man generell der Meinung ist, Tiere sollten nicht geboren werden, um als Mantelkragen oder Stiefelsaum zu enden. Allen anderen lässt auch die neue Pelzmode keine andere Wahl, als sich genau nach deren Herkunft zu erkundigen. Wem das zu weit geht, der sollte sich bei Lammbraten oder Kaninchenkeule im Restaurant auch nicht darüber empören, dass die Frau am Nebentisch die entsprechende Jacke trägt. Es kommt eben ganz darauf an. Auf das eigene Gewissen.

http://www.stern.de/lifestyle/mode/613349.html
Artikel vom 08. März 2008