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Pressespiegel:
Veganer stehen hinter Obama

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Veganer stehen hinter Obama

Autor: Achim Stößer | Datum:
Zumindest laut (erstmals seit langem nicht eingetroffener) Kekspräsidentschaftsvorhersage - weil das Rezept von Obamas Frau leichter veganisierbar sei.

Daß Veganer eher zu Obama tendieren liegt aber wohl weniger an der leichteren Veganisierbarkeit der Präsidentschaftskandidatengattinnenkeksrezepte, es ist vielmehr eine Frage der politischen Einstellung: unter Unveganern und somit Speziesisten (wie Rassisten, Sexisten, Theisten, Militaristen usw.), also denen, die andere aufgrund ethisch irrelevanter Merkmale wie etwa der Artzugehörigkeit diskriminieren und auch sonst ethisch inakzeptables Verhalten zeigen, dürften Konservative bis Rechte wenig überraschend deutlich überrepräsentiert sein.

Zu bedenken ist auch, daß mit McCain im nicht unwahrscheinlichen Fall seines vorzeitigen Ablebens die passionierte Jägerin Palin Präsidentin geworden wäre und die USA wohl vollends in eine Theokratie verwandelt hätte.

Nichtsdestotrotz sind auch die Obama-Kekse wie der Präsident selbst anders als Kucinich alles andere als vegan, auch im nichtrezeptorischen Sinn: so ist er beispielsweise Befürworter der als "Todesstrafe" staatlich sanktionierten Morde.

Immerhin: Obama ist, sowohl bezogen auf den Gegenkandidaten als auch auf seinen Vorgänger offensichtlich das weitaus geringere Übel.

(Am Rand: die Süddeutsche schreibt "veganisch" ... wann werden sie es wohl lernen?)

Wir backen uns einen Präsidenten

Autor: Achim Stößer | Datum:
04.11.2008 06:01 Uhr

Cindy McCains Triumph über Michelle Obama: Warum der Cookie-Wettbewerb in den USA eine staatstragende Angelegenheit ist


Von Stefan Kornelius

Wenn die Sache mit der Vorhersagekraft des Kekses korrekt ist, dann steht der Welt an diesem Dienstag eine klebrige Überraschung ins Haus. Dann wird John McCain der nächste Präsident der Vereinigten Staaten. Im Keks nämlich liegt die Kraft, und der Keks hat noch nie geirrt - nicht, seitdem der Ausgang von Präsidentschaftswahlen am Backofen vorhergesagt werden kann.

Der Backofentest kam zu einem halbwegs klaren Ergebnis: 4132 Stimmen für Hafermehl-Butterbohnen gegen 3440 Stimmen zugunsten des Buttergebäcks mit einem Hauch Zitrone, Orange und einem Schuss Amaretto. Hafermehl, das ist McCain. Buttergebäck, das ist Obama. Auf den legendären Clinton-Keks fielen auch ein paar Stimmen, 164 nur, aber Clinton steht ja auch nicht zur Wahl.

Die Familien-Fachzeitschrift Family Circle, durchaus eher vom konservativen Geist beseelt, betreibt seit 16 Jahren das eigentliche Wahlbarometer. Noch nie in dieser Zeit haben sich die Leser des Blattes in ihrem Urteil geirrt: Wer den besseren Keks backt, der wird auch Präsident werden. Bill Clinton konnte sich auf seinen doppelten Schokolade-Knacker verlassen, genauso wie George Bush auf seinen texanischen Gouverneurs-Cowboy-Keks. Auch der war mit Schokolade durchsetzt, und deswegen ist Keks-Analysten längst klar: Ohne Schokolade geht gar nichts.

In der amerikanischen Folklore, der Koch- und Backtradition des Landes und der Familien-Mystik ist die Bedeutung des Kekses nicht zu unterschätzen. Cookie heißt das Gebäck, und Cookie ist weit mehr als ein Keks: dick, mächtig, saftig, innen weich, außen hart, durchwirkt mit Schokolade oder Nüssen oder Kokos oder am besten mit allem auf einmal. Cookies gehören zur Pionier-Erfahrung, Cookies gehören in die Familie, wo sie vor den Hochfesten des amerikanischen Kirchenjahres - Thanksgiving, Weihnachten und Nationalfeiertag - gebacken werden. Cookies ersetzen ein Tellergericht, denn Cookies sind nahrhaft für Leib und Seele. Jawohl, für die Seele auch, denn im Cookie stecken nicht nur Mehl und Butter und jede Menge Kalorien, sondern auch ein Lebensgefühl.

Cookies werden in der Familie gebacken. Zucker- und Mehlorgien in der Küche vor prasselndem Herdfeuer gehören zur amerikanischen Romantik wie Marshmallows über dem Lagerfeuer und Hot Dogs beim Baseball. Dutzende Heimatschriftsteller halten die Folklore aufrecht, auch wenn die US-Durchschnittsküche in den vergangenen Jahren zwar immer größer wurde, die Kochleidenschaft der Familien aber mehr und mehr schwand. Emyl Jenkins, eine Vorzeige-Traditionalistin aus Virginia und Autorin wichtiger Standardwerke wie "Das Buch der amerikanischen Traditionen", hat den Keks erforscht in all seiner kulturellen Schlagkraft, aber keiner kommt dem amerikanischen Wesen so nahe wie die Zeitschrift Family Circle mit dem Backwettbewerb der Präsidenten.

Das heißt: Es sind die Gattinnen der Bewerber, die aufgefordert sind, alle vier Jahre ihre geheimen Familienrezepte einzureichen, auf dass sie vom Leser bewertet werden. Hillary Clinton, im Jahr 1992 Gouverneurs-Gattin mit weitreichenden Ambitionen, wollte sich dem Spiel widersetzen und sorgte damit für ihren ersten landesweit wahrgenommenen Skandal: "Natürlich hätte ich zuhause bleiben können, Kekse backen und zum Tee einladen", sagte sie im ersten Wahlkampf ihre Mannes. "Aber ich habe mich entschieden, meinem Beruf nachzugehen, den ich begonnen hatte, längst bevor mein Mann in den Dienst des Landes trat." Hillarys Geringschätzung der hausfraulichen Pflichten traf die Nation ins Mark.

Die präsidentielle Keksherstellung stand schon immer im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Seit der Eröffnung des Weißen Hauses im Jahr 1801 hat noch jede Präsidentengattin die Nation mit ihren geheimen Familienrezepten beglückt. Der damalige Hausbewohner John Adams gab am Neujahrstag 1801 einen Eröffnungsempfang im neuen "Präsidentenpalast" und ließ Kuchen, Törtchen und natürlich Kekse reichen. Lady Bird Johnson, mit texanischem Bewusstsein für Größe ausgestattet, erfreute das Land mit einem besonders saftigen Zitronentörtchen. Nancy Reagan erstaunte mit einem Keks, der eher an eine Linzertorte erinnerte, aber den verräterischen Namen Vienna Chocolate Bar trug. Wie man bei Family Circle weiß: In der Schokolade liegt die Kraft.

Alkohol im Keks? Ein Skandal!

2008 kam es nun zum ersten Präsidentschaftswettlauf ohne Schokolade, und der Butterkeks von Michelle Obama hätte dabei sicher mehr Zuspruch gefunden, wenn er nicht der zutiefst exotischen und un-amerikanischen Zutat Amaretto bedurft hätte. Alkohol in einem präsidentiellen Familienkeks, das verstoße gegen alle guten Sitten, monierte eine Leserin des Magazins. Damit war das Urteil gefällt, und Cindy McCain, die Gattin des republikanischen Bewerbers, konnte sich gelassen an die Spitze der Keks-Bewegung setzen. Dabei schadete ihr nicht, dass das McCain"sche Familienrezept weder familiäre Wurzeln aufweist noch allzu geheim ist: Die New York Daily News enttarnte, dass es sich bei dem Oatmeal-Butterscotch-Cookie um eine Standardrezeptur des Süßwaren-Giganten Hershey handelt. Überhaupt wurde angezweifelt, dass Cindy McCain, selbst Spross einer Industriellen-Dynastie, jemals in der Schürze am Backblech gestanden hat.

Während die Keksfans im Internet die Rezepte der Kandidaten-Frauen auf ihre Tauglichkeit testen und die Backergebnisse bei unterschiedlichen Herdtemperaturen vergleichen, kann sich Obama wenigstens mit dem Sieg in einer Nischengemeinde trösten: Die Wählergemeinschaft der Veganer versammelte sich nach intensiven Backversuchen hinter dem Rezept des Demokraten, weil seine Zutaten leichter durch veganische Kost zu ersetzen waren.

http://www.sueddeutsche.de/654385/696/2615831/Wir-backen-uns-einen-Praesidenten.html