Klimawandel | 22.12.2008
Im Magen von Kühen ensteht klimaschädliches Gas.
Nicht nur Kohlekraftwerke produzieren tonnenweise CO2. Auch bei der Herstellung von Nahrungsmitteln entstehen klimaschädliche Gase. So werden aus scheinbar harmlosen Milchkühen gefährliche Klimakiller.
Bei der Herstellung dieser Nahrungsmittel entsteht viel CO2.
Laut Berechnungen der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW) entstehen bei der Produktion eines Kilogramms Butter etwa 24 Kilogramm CO2. Die gleiche Menge des klimaschädlichen Gases entsteht bei einer etwa 100 Kilometer weiten Fahrt eines durchschnittlichen Mittelklassewagens. Weitere klimaschädliche Nahrungsmittel sind Rindfleisch, Käse und Geflügel (siehe Bild rechts). Weit weniger klimaschädlich sind hingegen pflanzliche Lebensmittel, wie Margarine, Teigwaren oder frisches Gemüse.
Wie entsteht die schlechte Klimabilanz?
In Deutschland ist die Landwirtschaft laut der Verbraucherzentrale NRW für etwa 11 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Auch Lachgas, das bei der Herstellung einiger Düngemittel entsteht, sowie Methan trügen zur Erderwärmung bei.
Kostet viel Energie: Beheizung von Ställen und Mastbetrieben.
Fast die gesamte Menge des Methans aus dem Bereich der Landwirtschaft entstände laut der Verbraucherzentrale NRW durch die Haltung von Rindern. Methan ist etwa 25 mal schädlicher als CO2. Die Ernährungswissenschaftlerin Sabine Klein erklärt: „Bei Wiederkäuern, also Rindern, Schafen und Ziegen, gibt es die Besonderheit, dass sie wegen ihrer speziellen Verdauung eine hohe Methangasproduktion haben." Dadurch sei die Klimabelastung im Vergleich zu anderen Tieren erhöht.
Bei der Berechnung der Klimaverträglichkeit der Produkte wird jedoch nicht nur die Gasproduktion im Darm der Tiere mit einbezogen. Sämtliche klimarelevante Emissionen, die vom Acker bis zur Ladentheke entstehen, spielen eine Rolle. Mit einberechnet werden unter anderem die Futtermittel- und Tiertransporte, Strom- und Heizkosten, zum Beispiel für Ställe und die Energiekosten für die Schlachtung der Tiere.
Frische oder verarbeitete Lebensmittel?
Laut dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz gehen bei der Umwandlung von pflanzlichen Futtermitteln in tierische Produkte etwa 65 bis 90 Prozent der Futter-Energie verloren. Um ein Kilogramm Rindfleisch herzustellen, müsse man zehn Kilogramm Getreide verfüttern.
Schlecht für das Klima: im Gewächshaus produzierte Nahrungsmittel kosten viel Wärme und Wasser.
Ein Mensch, der sich überwiegend von Fleisch ernährt, verbraucht auf lange Sicht mehr Pflanzen als ein Mensch, der sich fleischlos ernährt. Laut dem Vegetarier-Bund Deutschland e.V. (vebu) können mit der Ernte von einem Hektar Kartoffelacker etwa 17 Menschen mit genügend Kalorien versorgt werden. Durch Viehzucht können auf der gleichen Fläche nur etwa drei Menschen ernährt werden.
Wie kann ich mich klimaschonend ernähren?
Um die persönliche Klimabilanz zu verbessern, raten Umwelt- und Verbraucherschützer, sich überwiegend von regionalen Lebensmitteln zu ernähren. Es mache einen großen Unterschied, ob Produkte mit dem Flugzeug aus Übersee eingeflogen oder nur aus der Region herangefahren würden. Außerdem seien saisonale Gemüse- und Obstsorten vorzuziehen.
Gut für das Klima: Frisches, unverarbeitetes Gemüse.
Auch sollten eher pflanzliche, als tierische Produkte verzehrt werden. Dazu Klein: „Sicher liegt das größte CO2-Einsparpotenzial in der Reduktion der tierischen Lebensmittel – ganz besonders von Fleisch. Aber es ist auch wichtig, den persönlichen Konsum von Milchprodukten zu hinterfragen, denn diese sind auch sehr klimabelastend."
Zusätzlich sei die Ernährung von pflanzlichen Lebensmitteln nicht nur besser für die Umwelt sondern auch für die Gesundheit des Konsumenten. Ernährungsexperten wie Klein raten schon seit Jahren dazu, fetthaltige Fleisch- und Milchprodukte zu vermeiden, da sie zu Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führten.
Hören Sie zum Thema auch das DW-Interview mit Sabine Klein, Expertin für Ernährungsfragen der Verbraucherzentrale NRW.
Yannick Jochum http://www.dw-world.de/dw/article/0,,3885051,00.html