Forenübersicht RSS

Pressespiegel:
Tierversuche töten Menschen

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 9

Hinweis: Momentan können keine Beiträge erstellt werden.

Tierversuche töten Menschen

Autor: martin | Datum:
Immer wieder, wie erst 2006, erkranken Menschen an Stoffen, die in Tierversuchen getestet wurden, tlw. gehen diese Erkrankungen tödlich aus. Tierversuche töten demnach nicht nur etliche nichtmenschliche Tiere, sondern auch Menschen, denn alle sind Forschern ausgeliefert, die lieber die profitreiche Tierversuchsindustrie bedienen, anstatt ordentliche Wissenschaft zu betreiben. Alternativmethoden sind zuverlässiger, genauer und stehen ausreichend zur Verfügung.

Einen anderen Aspekt sollte man sich auch vor Augen führen: die Anzahl der Versuchstiere ist auch 2007 wieder gestiegen, trotz aller Tierschutzbemühungen. Es beweist einmal mehr, daß Tierschutz nicht funktioniert und [url= http://veganismus.ch/foren/read.php?f=13&i=359&t=359]noch nie[/url] funktioniert hat. Das einzige, was funktioniert, sind Tierrechte und damit die Forderung nach Veganismus und der totalen Abschaffung der Tierausbeutung.

Wie Mäuse lügen

Autor: martin | Datum:
Die Zahl der Tierversuche steigt Jahr für Jahr. Der Trend täuscht darüber hinweg, dass Forscher immer bessere Alternativmethoden entwickeln, von denen manche zuverlässiger sind als herkömmliche Tierexperimente.



Der Vorfall am 13. März 2006 traf die Belegschaft des Londoner Northwick Park Hospital völlig unerwartet. Etwa eine Stunde, nachdem die sechs gesunden Versuchsteilnehmer den Antikörper TGN1412 bekommen hatten, erlitten die jungen Männer zunächst Kopfschmerzen Übelkeit, dann hohes Fieber, schließlich versagten mehrere Organe. Nur knapp entrannen die Probanden dem Tod.

Der Wirkstoff – entwickelt zur Therapie etwa von Leukämie oder Multipler Sklerose – war vorher ausgiebig an Ratten und Affen getestet worden. Einmal mehr warf der Vorfall die Frage auf, inwieweit sich Erkenntnisse aus Tierstudien auf den Menschen übertragen lassen. „Die Übertragbarkeit von Tierversuchen ist teils gut, teils passabel, teils miserabel”, sagt Marcel Leist, Professor für Alternativen zum Tierversuch an der Universität Konstanz. „Werden Stoffe etwa auf ihr Krebsrisiko getestet, gibt es selbst zwischen Ratten und Mäusen nur eine Übereinstimmung von rund 60 Prozent. Man kann sich vorstellen, was das für den Menschen bedeutet.” Englischsprachige Forscher haben das Problem auf einen Reim reduziert: Mice tell lies – Mäuse erzählen Lügen.

"Sehr viele Alternativverfahren sind im Einsatz"
Seit langem gelten Tierversuche als Goldstandard, um Erkenntnisse über den Menschen zu gewinnen. Die Experimente sollen Aufschluss geben über dieWirkung von Medikamenten, die Risiken von Chemikalien oder die Unbedenklichkeit von Lebensmittelzusätzen. 2007 wurden in Deutschland 2,6 Millionen Wirbeltiere für wissenschaftliche Zwecke verwendet – 91.216 mehr als im Vorjahr. Das erweckt den Eindruck, es gebe keine anderen Wege zu Erkenntnissen. Das Gegenteil ist der Fall.

„Sehr viele Alternativverfahren sind im Einsatz, ohne dass die Öffentlichkeit das merkt”, sagt Leist. Demnach sortieren etwa Pharmafirmen auf der Suche nach neuen Wirkstoffen 99 Prozent der Kandidaten schon im Frühstadium durch Analysen an Zellkulturen aus und sparen sich so die teuren Tierstudien.

Viele Tierstudien haben Mängel
Aber bevor Stoffe, die etwa in Arzneien oder Lebensmitteln enthalten sind, auf den Markt gebracht werden, müssen sie laut Gesetz auf ihre Risiken geprüft werden. Das erfolgt meist an Tieren. Ehe ein Alternativverfahren den Tierversuch ersetzen darf, muss es seine Zuverlässigkeit unter Beweis stellen. Dazu muss es bei Tests nicht nur stets gleiche Resultate liefern, sondern sie müssen auch mit den Tierstudien übereinstimmen. „Wir müssen uns mit den Antworten aus Tierversuchen messen”, sagt Manfred Liebsch von der Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET) in Berlin, einem Zweig des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).

Aber viele Tierstudien weisen Mängel auf, etwa bei der Kontrolle von Speisemuscheln. Da die Schalentiere Giftstoffe einlagern, müssen die EU-Staaten ihre Muschelbänke regelmäßig untersuchen. Dazu spritzen Prüfer ein Extrakt aus Muscheln in die Bauchhöhle von Mäusen und beobachten deren Reaktion. Dieser Maus-Bioassay kostet EU-weit jährlich etwa eine halbe Million Tiere.

„Das Verfahren ist veraltet”, sagt Liebsch. „Auf die in den Muscheln angereicherten Algengifte reagiert es nicht sehr empfindlich.” Der Experte verweist auf Vergiftungen nach dem Verzehr von Muscheln trotz negativer Maustest-Resultate. Zuverlässiger könnten chemisch-physikalische Messverfahren die Giftstoffe aufspüren, betont auch das BfR. Denn die Resultate beim Mausverfahren schwanken mit Stamm, Geschlecht oder Gewicht der Tiere. Entgegen dem EU-Reglement verzichten deutsche Labors schon seit den 1980er Jahren – bis auf wenige Zweifelsfälle – auf diesen Tierversuch.

"Wir suchen Methoden, die besser sind"
Die Überlegenheit mancher Alternativverfahren zeigt auch das Beispiel Pyrogentest. Der soll zeigen, ob Medikamente, Impfstoffe oder Infusionslösungen Stoffe enthalten, die Fieber hervorrufen. Im Tierversuch spritzt man die Substanzen Kaninchen und verfolgt dann deren Körpertemperatur. Inzwischen lassen sich Pyrogene wesentlich zuverlässiger in menschlichem Blut an der Reaktion weißer Blutkörperchen nachweisen.

Als nützlich könnte sich auch ein anderes Verfahren erweisen: An der Universität Frankfurt züchtet der Immunologe Ingo Bechmann Gewebe aus Rachenmandeln – einem Abfallprodukt von Operationen. An diesen Tonsillenkulturen kann der Mediziner genau beobachten, wie verschiedene menschliche Immunzellen etwa auf Arzneien reagieren. „In dem System sehen wir viele Veränderungen, die beim Menschen auftreten, und die man an Tieren nicht feststellen könnte”, sagt Bechmann. Auch vor den Reaktionen der Londoner Probanden auf TGN1412 hätte der Test – den es damals noch nicht gab – warnen können. „Wir suchen Verfahren, die Tierversuche nicht nur ersetzen können, sondern die besser sind”, betont der Forscher.

http://www.derwesten.de/nachrichten/waz/wochenende/2009/8/3/news-128082614/detail.html

Immer mehr Tierversuche in Berlin

Autor: martin | Datum:
In Berlin gibt es immer mehr Tierversuche.
Nach einer jetzt vorgestellten Statistik des Landesgesundheitsamtes stieg die Zahl der bei Versuchen verwendeten Tiere seit 2006 um 20 Prozent. Waren es damals noch 300 903 Tiere, so stieg die Zahl der Versuchstiere 2007 auf 349 240 und im vergangenen Jahr auf 367 438. Ohne Tierversuche sei keine Grundlagenforschung möglich, sagte Berlins Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Die Linke).

http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1142954/Immer_mehr_Tierversuche_in_Berlin.html

Zahl der Tierversuche in Österreich deutlich gestiegen

Autor: martin | Datum:
Zet-Vorstandsvorsitzender fordert zentrale Tierversuchsdatenbank
Wien - Die Zahl der Tierversuche in Österreich hat sich deutlich erhöht. Wie aus der vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung veröffentlichten Tierversuchsstatistik 2008 hervorgeht, wurden im Vorjahr 220.456 Tiere in Experimenten verwendet, das sind um 11,4 Prozent mehr als 2007 (197.867 Versuchstiere). In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Versuchstiere stetig gestiegen, 1999 lag sie noch bei 129.644.

Bereiche

Die meisten Tiere wurden für "Forschung und Entwicklung für Produkte und Geräte der Human-, Zahn- und Vetrinärmedizin" (83.174, minus 11,9 Prozent gegenüber 2007), die "Herstellung und Qualitätskontrolle von Produkten und Geräten der Human- und Zahnmedizin" (70.428, plus 42,4 Prozent) und für "Biologische Untersuchungen im Bereich der Grundlagenforschung (54.423, plus 27,8 Prozent) verwendet.

Der Großteil (177.544 bzw. 80 Prozent) der verwendeten Tiere waren Mäuse, gefolgt von Kaninchen (18.761) und Ratten (9.928). Rund 69.000 der Versuchstiere stammten aus registrierten Zucht- und Liefereinrichtungen, 146.000 aus "anderen Quellen" innerhalb der EU.

Zentrale Tierversuchsdatenbank gefordert

Das Zentrum für Ersatz- und Ergänzungsmethoden zu Tierversuchen (zet) forderte kürzlich von der Politik, mehr Förderprogramme für Alternativmethoden zu bewilligen. Zet-Vorstandsvorsitzender Harald Schöffl kritisierte, dass nach wie vor keine zentrale Tierversuchsdatenbank geschaffen wurde, in der alle in Österreich genehmigten und durchgeführten Tierversuche erfasst werden. Doppelversuche könnten nicht ausgeschlossen werden und seien sogar "sehr wahrscheinlich, da in Österreich 13 verschiedene Stellen für die Genehmigung von Tierversuchen zuständig sind", so Schöffl.

Für Gerda Matias, Präsidentin des "Internationalen Bundes der Tierversuchsgegner" (IBT), sind diese Zahlen "eine Schande für die Politik, die zuständigen Behörden und die tiergestützte Wissenschaft". (APA/red)

http://derstandard.at/fs/1246541926219/Zahl-der-Tierversuche-in-Oesterreich-deutlich-gestiegen

Terror im Namen des Tiers [Anstieg auch in der Schweiz]

Autor: martin | Datum:
So attackieren Tierschützer Schweizer Pharma-Mitarbeiter

Fenster schliessen Die Brandstiftung am Ferienhaus von Novartis-Chef Daniel Vasella und der Raub der Graburne seiner Mutter sind Höhepunkte einer ganzen Serie von Attacken auf die Novartis: Auf einer Liste von Bekennerschreiben in einem einschlägigen Online-Magazin sind im letzten halben Jahr zehn weitere Übergriffe im In- und Ausland dokumentiert.

3 Uhr 25, mitten in der Nacht auf letzten Montag. Im idyllischen Lechtal in Österreich reisst ein lauter Knall einen deutschen Feriengast aus dem Schlaf. Er blickt aus dem Fenster und ruft die Feuerwehr: Das Nachbarhaus brennt. Die Flammen fressen sich durch das Ferien- und Jagddomizil von Daniel Vasella, dem Chef des Basler Pharmakonzerns Novartis. Der steigt am nächsten Morgen umgehend in den Helikopter und fliegt zum Brandort. Eine Foto zeigt ihn, wie er lächelnd dem übernächtigten Feuerwehrkommandanten zum Dank die Hand schüttelt.

Dabei ist Daniel Vasella kaum zum Lachen zumute. Die Auskunft von Walter Pupp, dem Chef des Tiroler Landeskriminalamts, bestätigt ihm, was er bereits ahnen muss: Brandbeschleuniger ist zum Einsatz gekommen. Es handelt sich eindeutig um Brandstiftung. Jemand hat mit Absicht Vasellas Liegenschaft zerstört. Wer das getan hat, will mehr als bloss sein Haus kaputtmachen: «Wir werden dein Privatleben angreifen, wo immer es möglich ist», steht in einem Bekennerschreiben, das im einschlägigen Online-Magazin «Bite Back» publiziert ist. «Wir werden dein Leben zerstören.» Den massiven Drohungen vorangestellt ist eine ausführliche Beschreibung der Aktion in der Brandnacht. Und die ketzerische Frage: «Das war nicht deine Woche, Daniel?»

Das war es nicht. Denn die Brandstiftung ist bereits der zweite Anschlag auf den Novartis-Chef innert sieben Tagen. Pietätlos und noch gezielter auf seine persönlichen Gefühle ausgerichtet war die vorangegangene Tat: In Chur schändete eine unbekannte Täterschaft die Gräber seiner Eltern und von Verwandten. Sie versprayten die Grabsteine, rissen den Grabschmuck aus und steckten stattdessen zwei beschriftete Holzkreuze ein. Was oder wessen Namen darauf geschrieben stand, gibt die Bündner Polizei nicht bekannt. Gleichzeitig gruben die Täter die Urne von Vasellas 2001 verstorbener Mutter aus und nahmen sie mit. Die Botschaft, die sie in fetten, roten Lettern auf den Grabsteinen zurückliessen, lautete: «Drop HLS now» – «mach Schluss mit HLS». Mit demselben Slogan und massiven Drohungen gegen Daniel Vasella wurde Tage zuvor in seinem Wohnort Risch auch die Kirche St. Verena verschmiert.

Vom Tierschutz zum Terror
HLS: Die drei Buchstaben stehen für «Huntingdon Life Sciences», das grösste Tierversuchslabor Europas, das in England unter anderem für Pharmafirmen Versuche an Tieren durchführt (vgl. Text rechts oben). Allein die Erwähnung dieses Namens rückt ganz bestimmte, militante Tierschutzorganisationen in den Kreis der Verdächtigen: die britische Gruppe SHAC («Stop Huntingdon Animal Cruelty», sinngemäss: Stoppt die Grausamkeit gegen Tiere von Huntingdon), die ALF («Animal Liberation Front», Tierbefreiungsfront) und die MFAH («Militant Forces against Huntingdon Life Sciences» – militante Kräfte gegen das Huntingdon Life Sciences).

Hinter diesen Namen stehen Organisationen, die sich dem Kampf gegen Tierversuche verschrieben haben. SHAC wurde 1999 explizit mit dem Ziel gegründet, die Schliessung des Labors HLS zu erreichen. Nachdem Bilder grausamer Versuche und Haltungsbedingungen der Tiere in der Firma HLS öffentlich gemacht worden waren, konnten die Aktivisten zunächst auf die Sympathie der als tierlieb bekannten Engländer zählen. Doch im Lauf der Jahre wurden die Attacken auf HLS zunehmend brutaler, und SHAC wandelte sich immer mehr zu einer gewaltbereiten Untergrundbewegung – was die Organisation auf ihrer Homepage selbst dokumentiert: Die Liste ihrer inhaftierten Mitglieder – unter ihnen auch der Mitgründer Greg Avery – ist lang. Die Strafmasse liegen zwischen einigen Monaten und zwölf Jahren, verurteilt wurden sie wegen Drohungen, Sachbeschädigungen, Brandstiftungen, Sprengstoffanschlägen. Eine SHAC-Aktivistin, die einen Laborangestellten und seine Kinder mit dem Tod bedroht hatte, sagte nach ihrer Verurteilung: «Ich bin doch nur eine harmlose Tierliebhaberin.»



Möglich, dass sich manche Mitläufer in ihrer falsch ausgedrückten Tierliebe des Ausmasses ihres Tuns nicht bewusst sind – was die Taten nicht mildert. Die Drahtzieher hingegen, die hinter den Aktionen stehen, setzen bewusst auf gewaltbereiten Extremismus. Weil sie der Meinung sind, dass ihr Ziel mit anderen Mitteln nicht zu erreichen sei. Ihre Bekennerschreiben zu ihren legalen und illegalen Aktionen publizieren sie unter anderem im Online-Magazin «Bite Back», unter der Rubrik «Nachrichten von der Front». Den Bericht über den Brandanschlag auf Vasellas Jagdhaus hat eine Gruppe namens MFAH Austria unterzeichnet. Laut dem Betreiber des Online-Magazins, der im amerikanischen Palm Beach sitzt, werden die Bekennerschreiben bei ihm anonym eingereicht, sie seien in der Regel authentisch: «Die meisten sind von den verantwortlichen Aktivisten selbst verfasst», teilt er auf Anfrage mit.

Als Pädophiler verleumdet
Die umfangreiche Liste zeigt, dass allein in diesem Jahr etliche Anschläge auf Novartis-Mitarbeiter verübt worden sind. In einer Nacht im Mai beispielsweise geben Mitglieder der ALF an, im Kanton Basel-Landschaft bei vier Novartis-Mitarbeitern Häuser und Autos besprayt und Reifen aufgeschlitzt zu haben. Tage zuvor wurde im französischen Saint-Louis das Klubhaus des SC Novartis abgefackelt. Und in Solothurn fand ein Novartis-Angestellter Brandsätze unter seinen drei Autos.

Satoshi Sugimoto, ein Sprecher von Novartis, bestätigt, dass das Unternehmen und seine Mitarbeiter seit Jahren und in letzter Zeit vermehrt das Ziel militanter Tierschützer waren. Bereits mehrmals direkt betroffen war Novartis-Forschungschef Paul Herrling. «Einmal wurden uns Pistolenkugeln nach Hause geschickt, letztes Jahr wurde unsere Wohnungsumgebung verschmiert, und an der Busstation unserer Wohngemeinde wurde ich als Pädophiler verleumdet», erzählt er. Dies sei eine altbekannte Einschüchterungstaktik der Aktivisten. «Sie können sich vorstellen, wie unangenehm das für meine Familie und mich ist.»

Für Novartis gab es laut Sugimoto nie Zweifel, dass auch hinter den jüngsten Angriffen militante Tierschützer stehen. «Diese Extremisten benutzen regelmässig andere Namen, heute nennen sie sich MFAH, morgen SHAC oder ALF, es sind aber immer dieselben Leute, die diese Taten begehen.» Aufgrund der Häufung der Vorfälle haben Novartis wie auch andere betroffene Pharmafirmen die Sicherheitsmassnahmen und den Personenschutz verstärkt. Laut dem Dienst für Analyse und Prävention DAP, dem Inlandnachrichtendienst der Schweiz, ist Vorsicht angebracht: Er rechnet mit weiteren Anschlägen (vgl. Interview).

Das Vorgehen der Aktivisten ist jeweils präzise geplant. Das Umfeld der Opfer wird genau inspiziert. Privatadressen werden nicht nur herausgefunden, sondern auch veröffentlicht: Auf den Homepages der Organisationen finden sich Adressen, Nummern und Fotos der Mitarbeiter ganzer Abteilungen von Pharmabetrieben, einem Pranger gleich. Ein Unternehmer, der selbst ins Visier von Tierschützern geriet und seinen Namen nicht genannt haben will, erzählt, dass Tierschutzorganisationen – auch solche aus der Schweiz, die nicht als militant bekannt sind – Mitarbeiter angehen und ihnen Zahlungen im fünfstelligen Bereich für Informationen oder Bildmaterial aus den Betrieben anbieten. «Ich habe Beweise dafür, dass ehemaligen Mitarbeitern von mir für Sabotageaktionen und Filmmaterial grosse Summen angeboten wurden», erzählt er. Oft werde das Bildmaterial auch manipuliert.

Umstrittene Tierversuche
Unbestritten ist indes, dass Tierversuche umstritten sind. Organisationen in der Schweiz, die sich gegen Versuche oder für deren Abschaffung einsetzen, distanzieren sich aber klar von den Gewaltaktionen. «Es ist widersprüchlich, im Kampf gegen Gewalt an Tieren Gewalt an Menschen anzuwenden», sagt etwa Christopher Anderegg, Präsident des Vereins zur Abschaffung der Tierversuche. «Solche Gewaltaktionen machen unsere Arbeit für die Abschaffung der Tierversuche und den Tierschutz noch viel schwieriger.» Anderegg ist Wissenschafter und führte selbst einst Tierversuche durch. «Heute lehne ich Tierversuche als irreführend und nicht aussagekräftig ab.»

Für Franz Paul Gruber vom Verein Ärzte für Tierschutz hingegen kann bei der Entwicklung von Medikamenten nicht auf Tierversuche verzichtet werden – sie sind gesetzlich vorgeschrieben. Ohne Tierversuche wird kein Medikament zugelassen. Er weist darauf hin, dass sich in den letzten Jahren viel zugunsten der Tiere verändert habe: Jeder Versuch muss von einer Ethikkommission bewilligt werden. Und es werde intensiv an Alternativmethoden geforscht: zum Beispiel mit Tests an Organen geschlachteter Tiere. Dennoch stieg die Zahl der Tierversuche in der Schweiz letztes Jahr an: 731 833 Tiere wurden für Versuche gebraucht. Das sind 2005 Tiere pro Tag.

Novartis senkte die Zahl der Tierversuche im letzten Jahr um 9 Prozent. Wobei nur ein Fünftel davon in der Schweiz durchgeführt wurde – die übrigen Versuche fanden in den USA, in England und Singapur statt. Mit dem Tierversuchslabor HLS allerdings – gegen das sich die Aktionen der militanten Tierschützer explizit richten – arbeitet Novartis laut Sprecher Sugimoto nicht zusammen: «Wir führen seit Jahren keine Studien oder andere Arbeiten mehr bei HLS durch.»

Das scheint den radikalen Tierschützern egal zu sein: In der Agenda des SHAC ist vom 24. bis zum 30. August 2009 eine Aktionswoche eingetragen: Eine Woche «voller Aktionen gegen die wichtigsten Kunden der Tierversuchs-Fabrik HSL». An erster Stelle wird Novartis als Ziel genannt.

60 000 getötete Tiere pro Jahr
Im Tierversuchslabor Huntingdon
Am meisten fasziniert die flinken Kerle der Kugelschreiber. Sobald ich versuche, etwas aufzuschreiben, greift einer der Javaneraffen durch die Gitterstäbe nach dem Stift. Er gehört mir ohnehin nicht. Meinen eigenen Kugelschreiber musste ich draussen lassen – er könnte eine Kamera enthalten. Das will man bei Huntingdon Life Sciences (HLS) nicht riskieren.

1996 tappte die Firma in Cambridgeshire, die im Auftrag von Pharmafirmen Tierversuche durchführt, in die Falle. Damals schlich sich eine Fernsehreporterin ein und dokumentierte Gewaltanwendung gegen Tiere. Die verantwortlichen Pfleger und der Manager wurden entlassen. «Seither werden Mitarbeiter ermuntert, Unrechtmässigkeiten geheim zu melden», sagt Andrew Gay, der Marketing- und Kommunikationsdirektor von HLS. Mittlerweile hat Grossbritannien die Richtlinien für Tierversuche verschärft. 1997 wurden sie für Kosmetika verboten, 1998 auch für Kosmetik-Bestandteile.

Angriff mit Pickelgriff
Wir gehen in Labor-Anzügen durch Reihen von Javaneraffen. An ihnen wird ein Krebsmittel getestet, in unterschiedlichen Dosierungen – auf Laien wirken indes alle Tiere gleich. Sie klettern in ihren Käfigen auf und ab und schauen neugierig zu. Die Käfige habe er selbst entworfen, erzählt der Tierschutzbeauftragte für Affen. Sein Name wird nicht genannt. Die Mitarbeiter sollen nicht zur Zielscheibe von militanten Tierversuchsgegnern werden. Die Angriffe von Stop Huntingdon Animal Cruelty (SHAC) hätten nachgelassen, sagt Direktor Brian Cass, der 2001 vor seinem Haus mit einem Pickelgriff zusammengeschlagen wurde. Erst als die Polizei die Übergriffe nicht mehr vereinzelt, sondern als organisierte Verbrechen behandelte, habe sie gezielt gegen die Leute vorgehen können. In der Folge konzentrierten sich diese auf Dritte, auf Kunden und Zulieferer. «Wichtig ist darum, dass die Behörden nach den Angriffen auf Daniel Vasella auf europäischer Ebene zusammenarbeiten», sagt Brian Cass.

HLS wurde 1952 gegründet und ist die grösste Tierversuchsfirma Europas, mit 950 Angestellten in Huntingdon und 700 weiteren in Suffolk und in den USA. Sie bedient 450 Kunden jährlich und schliesst 2500 Studien ab; zu 85 Prozent für die Medizin, hinzu kommen toxikologische Gutachten für Landwirtschaft und Chemie. «Wir machen auch viele Versuche im Labor und am Computer», sagt Andrew Gay. Trotzdem werden jedes Jahr rund 60 000 Tiere gebraucht. 84 Prozent sind Ratten und Mäuse, 7,5 Prozent Fische, der Rest teilt sich auf in Kaninchen, Vögel, Hunde, Primaten. Medikamente müssen an zwei Arten getestet werden, erst an Nagern, dann an Hunden, Schweinen oder Affen.

Tod nach dem Test
Versuche mit Primaten sind besonders umstritten, bei HLS machen sie 1,5 Prozent aus. Die Lizenzbedingungen seien dafür am strengsten, sagt die Projekt-Lizenzhalterin: «Um die Erlaubnis der Regierung zu erhalten, müssen wir beweisen, dass alle andern Arten ungeeignet sind.» 400 der witzigen Kerle sind derzeit in Huntingdon, sie werden in Südostasien gezüchtet.

Die mir vorgestellten Krebsmittel-Tester hausen zu sechst in einem Käfig, damit die Dosierungen nicht vermischt werden. Die Impfstoff-Tester im Nebenraum haben es besser. Sie leben in grösseren Gruppen in Räumen mit Autoreifen und Planschbecken. Alt werden sie alle nicht. Nach dem Test werden sie eingeschläfert und obduziert. «Das mag brutal klingen», sagt Andrew Gay, «aber das ist der wichtigste Teil des Versuchs. Nur so können wir die Auswirkungen der getesteten Substanzen auf die Organe erkennen.» Lilo Weber, Huntingdon

http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/terror_im_namen_des_tiers_1.3302823.html

3200 Ratten pro Chemikalie

Autor: martin | Datum:
Die Chemie-Verordnung „Reach“ erfordert weit mehr Tierversuche als bisher angenommen: 54 Millionen Ratten werden gebraucht. Die Kosten dürften rund 9,5 Milliarden Euro betragen.

Von Ralf Nestler

Vor zwei Jahren wurde eine EU-weite Verordnung zur Sicherheit von Chemikalien erlassen. Abgekürzt mit „Reach“, was für „Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von chemischen Stoffen“ steht, wird das Regelwerk gelegentlich auch als „Chemikalien-Tüv“ bezeichnet. Es schreibt vor, dass neben neu entwickelten chemischen Verbindungen auch bereits seit Jahrzehnten benutzte Stoffe untersucht werden müssen, um Gefahren für Mensch und Umwelt zu erkennen.

Lange wurde um diese Verordnung gestritten, denn sie bedeutet für die Hersteller enorme Kosten. Nach Angaben der EU sind es 1,2 bis 2,4 Milliarden Euro. Doch das ist offenbar zu knapp kalkuliert. Die Kosten könnten bis zu sechsmal so hoch sein wie angenommen, vor allem deshalb weil die erforderlichen Tierversuche deutlich umfangreicher sein dürften als bisher vermutet. 20-mal so viele Lebewesen seien nötig, schreiben der Toxikologe Thomas Hartung von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore und die italienische Chemikerin Costanza Rovida im Fachmagazin „Nature“ (Band 460, Seite 1080).

Die Reach-Verordnung zielt vor allem auf Chemikalien ab, die vor den 80er Jahren entwickelt wurden. Nun sollen diese Substanzen schrittweise bis 2018 registriert und mögliche Schadwirkungen begutachtet werden. In diese Untersuchung können bereits vorhandene Analyseergebnisse einbezogen werden. Denn auch früher wurden chemische und physikalische Eigenschaften wie Schmelztemperatur, Oberflächenspannung und pH-Wert bestimmt. Um die Wirkung auf Organismen zu ergründen, wurden auch damals schon Tierversuche gemacht. Da die Regeln heute strenger sind, werden in vielen Fällen weitere Studien nötig sein. Wie viele genau, darüber sind sich die Experten uneins.

Die Diskrepanz beginnt bereits bei der Anzahl der Substanzen, die von Reach begutachtet werden müssen: Darunter fallen alle Stoffe, die europaweit in Mengen von mehr als 1000 Kilogramm pro Jahr verkauft werden. Offiziellen Angaben der EU zufolge betrifft das 29 342 Chemikalien. Hartung und Rovida vermuten aber, dass es wenigstens 68 000, vielleicht sogar mehr als 100 000 sind. Die drastische Zunahme begründen die Forscher mit dem Wachstum der EU auf mittlerweile 27 Mitgliedsstaaten – was mehr Hersteller ins Spiel bringt – und der parallel dazu steigenden Produktionsmenge in den einzelnen Firmen.

Mithilfe eines Computerprogramms berechneten sie, wie viele Tierversuche zusätzlich erforderlich seien, um die Reach-Kriterien zu erfüllen. „Wir haben dabei nur optimistische Verläufe berücksichtigt“, schreiben Hartung und Rovida. Also eine minimale Anzahl von Tieren und keine zusätzlichen Tests, die durch unerwartete Ergebnisse vorheriger Versuche nötig werden könnten. Weiterhin hätten sie, wo immer es machbar erschien, alternative Ansätze einbezogen, die einen Tierversuch erübrigen. Dazu gehören etwa Computermodelle, die körperliche Auswirkungen bestimmter Substanzen am PC simulieren.

Das Ergebnis ist dennoch erschütternd: Reach erfordert für Testzwecke in den kommenden zehn Jahren immer noch 54 Millionen Wirbeltiere. Die EU hatte bisher 2,6 Millionen Tiere angegeben. Der Aufwand schlägt auch finanziell zu Buche. Die Kosten dürften rund 9,5 Milliarden Euro betragen, sechsmal so viel wie die Europabehörde einst schätzte.

Etwa 90 Prozent der Tiere müssten der Analyse zufolge für Fruchtbarkeitsstudien eingesetzt werden. Besonders aufwendig ist dabei der „Zwei-Generationen-Test“. Dort soll geklärt werden, ob die zu untersuchende Substanz langfristig die Reproduktionsfähigkeit beeinträchtigt. Dazu wird die Chemikalie trächtigen Nagetieren wie Ratten und Mäusen über die Nahrung oder als Spritze verabreicht. „Je nach Versuchsanordnung sind das etwa 20 Tiere, denen die Substanz in unterschiedlicher Dosierung gegeben wird“, sagt Heidemarie Ratsch vom Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales. So wolle man das „No-effect-level“ herausfinden, also jene Wirkstoffmenge, die trotz lebenslanger Belastung keine Fruchtbarkeitsstörungen hervorruft. Um das zu überprüfen, werden die Nachkommen der behandelten Nager miteinander gepaart. Die Kinder als auch die Enkel der Ursprungstiere werden dann obduziert und das Gewebe der Geschlechtsorgane untersucht. Da jede Ratte rund zehn Nachkommen zur Welt bringen kann, nimmt die Zahl der betroffenen Tiere mit jedem Zyklus drastisch zu.

Im Durchschnitt seien 3200 Ratten für die Untersuchung einer einzelnen Chemikalie nötig, schreiben Hartung und Rovida. „Als Toxikologe unterstütze ich die Ziele von Reach, um die Sicherheit für Verbraucher zu erhöhen“, sagt Hartung. „Aber wir haben die Dimension dieses Vorhabens unterschätzt. Wir müssen dringend Alternativen finden, um die Zahl der Tierversuche zu senken.“ Er schlägt vor, die Zwei-Generationen-Tests durch einen erweiterten Ein-Generationen-Test zu ersetzen. Dabei werden die Nachkommen der ersten Generation nicht vermehrt, aber dafür intensiver untersucht. So ließe sich der Gesamtbedarf an Versuchstieren für Reach um 15 Prozent senken.

„Thomas Hartung ist ein ausgewiesener Experte für Toxikologie, seiner Analyse kann man trauen“, kommentiert Heidemarie Ratsch, die auch im Kuratorium der „Zebet“ vertreten ist. Diese Arbeitsgruppe am Bundesinstitut für Risikobewertung sucht nach Alternativen für Tierversuche, wie die genannten Computerprogramme oder bestimmte Zellkulturen, die körperliche Effekte nachweisen könnten. „Man muss aber sicher sein, dass diese künstlichen Systeme wirklich die Realität nachbilden können“, sagt sie. Im Falle der Haut gelinge das schon sehr gut. Die Fruchtbarkeit von Lebewesen ist allerdings weitaus komplexer. „Derzeit sind eine ganze Reihe von Tierversuchen unumgänglich; und das Wohl der Menschen steht über dem der Versuchstiere“, sagt Ratsch.

Kristina Wagner vom Deutschen Tierschutzbund sieht das völlig anders. „Wir glauben, dass Tierversuche überhaupt nichts bringen, weil die Ergebnisse nicht von einer Maus oder Ratte auf einen Menschen übertragen werden können.“ Sie fordert daher, Tests mit Tieren generell zu verbieten. „Dadurch würde auch der Anreiz erhöht, alternative Testmethoden zu entwickeln.“

Das wollen auch Hartung, Rovida und zahlreiche andere Toxikologen. „Aber es wird noch einige Jahrzehnte dauern, bis Tierversuche wirklich ersetzbar sind“, sagt Ratsch. Zumindest deren Anzahl ließe sich vielleicht reduzieren. Für die Reach-Verordnung könnte es in zwei Jahren eine Chance dafür geben. Dann will die EU-Kommission das Regelwerk überprüfen.Ein Sprecher des für Reach zuständigen Bundesumweltministeriums dämpft die Erwartungen: „Bei allen Ideen zur Reduzierung der Tierversuche ist darauf zu achten, dass die Prüfergebnisse justiziabel, das heißt verlässlich sein müssen.“

http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/Tierversuche;art304,2884048

Forschung: Zahl der Tierversuche steigt

Autor: martin | Datum:
Trotz aller Bemühungen von Forschern, Ersatz für Tierversuche zu finden, ist deren Zahl in den vergangenen Jahren gestiegen. Nach der jüngsten Erhebung des Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin sind im Jahr 2007 mehr als 2,6 Millionen Tiere bundesweit für Versuche verwendet worden – knapp 9 Prozent mehr als 2005. Vor allem Mäuse und Ratten kommen bei den Versuchen zum Einsatz: Insgesamt wurde mit 2,14 Millionen Nagetieren experimentiert. Von den 2,6 Millionen Tieren sind mehr als 600.000 für wissenschaftliche Zwecke getötet und anschließend zur Forschung weiterverwendet worden. Nach dem deutschen Tierschutzgesetz muss jeder Tierversuch wissenschaftlich begründet und von der zuständigen Behörde genehmigt werden.

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=30952

Lindemann: BMELV legt Tierversuchszahlen 2008 vor

Autor: martin | Datum:
Ein wichtiges Anliegen der Bundesregierung ist es, Tierversuche auf das unerlässliche Maß zu beschränken und alles Erforderliche zu unternehmen, um Tierversuche durch Ersatz- und Ergänzungsmethoden zu ersetzen sowie die Belastungen des einzelnen Tieres im Versuch zu reduzieren.

"Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft ist es leider noch nicht möglich auf die Durchführung von Tierversuchen, trotz des vermehrten Einsatzes von Alternativmethoden, zu verzichten", sagte der Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Gert Lindemann, anlässlich der Vorstellung der Tierversuchszahlen 2008 heute in Berlin. Bei Krankheiten würden die Menschen wirksame Medikamente und sichere Heilungsmethoden erwarten, so Staatssekretär Lindemann. Ebenso werde vorausgesetzt, dass die auf dem Markt angebotenen Stoffe und Produkte ausreichend geprüft worden sind, so dass eine Gefährdung von Mensch, Tier und Umwelt ausgeschlossen werden kann.

Auch in diesem Jahr wird das BMELV die Tierversuchszahlen mit einem Expertengremium analysieren und prüfen, in welchen Bereichen möglicherweise Einsparpotential besteht beziehungsweise die Bemühungen zur Alternativmethodenforschung intensiviert werden sollten. Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft leistet Deutschland einen großen Beitrag für die Erforschung und Akzeptanz tierversuchsfreier Prüfmethoden. Sowohl das Förderprogramm zur Entwicklung von Ersatzmethoden zum Tierversuch des Bundesministeriums für Bildung und Forschung als auch die Zentralstelle zur Erfassung und zur Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET), die in diesem Jahr bereits ihr 20-jähriges Bestehen feiert, nehmen eine herausragende Stellung in Europa ein.

Für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke wurden im Jahr 2008 in Deutschland 2.692.890 Wirbeltiere eingesetzt. Die Steigerung um 3,2 Prozent ist unter anderem auf Versuche für die Erforschung oder Entwicklung von Produkten, Geräten oder Verfahren für Human-, Zahn- oder Veterinärmedizin zurückzuführen. Seit Jahren steigt auch die Zahl der Tiere, deren Organe oder Gewebe nach dem Töten zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet werden, ohne dass zuvor Eingriffe am lebenden Tier stattgefunden haben. Diese werden unter anderem zur Erforschung und Entwicklung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch genutzt. 2008 betrug der Anteil der zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Tiere etwa ein Viertel aller verwendeten Tiere.

Für welche Zwecke werden Tiere eingesetzt?

Für die Erforschung von Erkrankungen von Menschen oder Tieren wurden 54 Prozent der Tiere eingesetzt. 18,4 Prozent der Tiere wurden für gesetzlich vorgeschriebene Versuche bei der Herstellung oder Qualitätskontrolle von Produkten für die Human-, Zahn- oder Veterinärmedizin beziehungsweise für toxikologische Sicherheitsprüfungen eingesetzt. Von den eingesetzten Katzen wurden über 80 Prozent der verwendeten Tiere für die Erforschung von Tierkrankheiten eingesetzt. Affen wurden zu über 80 Prozent für toxikologische Untersuchungen und andere Sicherheitsprüfungen von Produkten und Geräten für die Human-, Zahn- und Veterinärmedizin verwendet.

Welche Tierarten werden eingesetzt?

Die größte Gruppe der Versuchstiere mit fast 86 Prozent stellen die Nagetiere, insbesondere Mäuse und Ratten. Während die Zahl der Mäuse konstant steigt, verringert sich die Zahl der eingesetzten Kaninchen seit dem Jahr 2000 kontinuierlich. Die Zahl der Affen und Halbaffen reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 202 auf 2 285 Tiere. Menschenaffen wurden in Deutschland zuletzt 1991 verwendet. Bei Hunden und Katzen ist gegenüber 2007 ein Rückgang zu verzeichnen.

http://www.bmelv.de/cln_135/sid_B7C99729B918CCD3E90FC7AAA8100F72/SharedDocs/Pressemitteilungen/2009/252-LI-Tierversuchszahlen2008.html

Zahl der Tierversuche steigt stark [Anstieg auch in Österreich]

Autor: martin | Datum:
Seit 1999 hat sich die Zahl der Tierversuche fast verdoppelt; innerhalb eines Jahres stieg die Zahl sogar um 11,4 Prozent. Anlässlich eines umstrittenen Falls in Tirol beantwortet die „Presse“ die wichtigsten Fragen.

Dieses Experiment lässt die Wogen hochgehen. Wissenschaftler in Tirol wollten lebende Schweine unter einer künstlich ausgelösten Lawine begraben lassen und danach untersuchen, wie lange der Todeskampf der Tiere dauert – um neue Erkenntnisse für die Überlebenschancen von Lawinenopfern zu bekommen (siehe Bericht unten). Der Proteststurm gegen das vom Wissenschaftsministerium genehmigte Experiment war so groß, dass es gestoppt wurde. Anlässlich dieses Falls hat sich die „Presse“ angesehen, wie Österreich im Bereich von Tierversuchen agiert.

1Wie viele Tierversuche werden jährlich durchgeführt?

Die Zahl der Tierversuche hat sich in den vergangenen Jahren massiv erhöht. Wie die Österreichische Tierversuchsstatistik für das Jahr 2008 zeigt (diese Zahlen liegen erst seit Kurzem vor), ist die Zahl innerhalb eines Jahres um 11,4Prozent gestiegen: 220.456Tiere wurden für Experimente herangezogen, was fast einer Verdopplung seit dem Jahr 1999 entspricht. Damals waren es „nur“ 129.644Tierversuche. Rund 80Prozent der Versuchstiere waren Mäuse (177.544), gefolgt von Kaninchen (18.761) und Ratten (9.928). An Menschenaffen dürfen keine Experimente durchgeführt werden.

2Wieso der massive Anstieg von Tierversuchen in Österreich?

Der massive Anstieg von Tierversuchen ist auf die Intensivierung im Bereich der biomedizinischen Forschung („Life Science“) zurückzuführen, also auf den Boom der Biotechnologie. Laut Wissenschaftsministerium hätten in den vergangenen Jahren auch zahlreiche Tierkrankheiten (Vogelgrippe, Schweinegrippe etc.) medizinische Maßnahmen erfordert, für die Tierversuche notwendig gewesen wären. Laut Tierschützer ist die Steigerung bei den Tierversuchen noch deutlich größer, da viele Tierversuche wegen gesetzlicher Schlupflöcher nicht als Tierversuche gelten. Beispielsweise muss der Versuchsleiter der Meinung sein, dass das Experiment für die Tiere mit Qualen verbunden ist. Ist der Versuchsleiter nicht davon überzeugt, fließt der Tierversuch nicht in die offizielle Tierversuchsstatistik ein.

3Werden Tiere in Österreich für die Kosmetikindustrie getötet?

Nein. Tierversuche für Kosmetikartikel sind in Österreich verboten. Die meisten Tiere werden in Österreich für den Bereich Forschung und Entwicklung für Produkte und Geräte der Human-, Zahn- und Veterinärmedizin, wie die offizielle Bezeichnung heißt, Versuchen unterzogen. In anderen Worten: Tierversuche für die medizinische Forschung. 2008 war diese Sparte (entgegen dem Trend) mit 83.174Tieren rückläufig. Dagegen ist die Sparte Herstellung und Qualitätskontrolle von Produkten und Geräten der Human- und Zahnmedizin innerhalb eines Jahres um 42,4Prozent auf 70.428Versuchstiere gestiegen. Für die Grundlagenforschung wurden 54.423Tiere den Versuchen unterzogen, was einem Plus von 27,8Prozent innerhalb eines Jahres entspricht.

4Werden alle Versuchstiere bei den Experimenten getötet?

Nein. Zwar enden nahezu alle wissenschaftlichen Experimente für die Versuchstiere letal, trotzdem gibt es Ausnahmen. Laut Wissenschaftsministerium zählt bereits die Blutabnahme einer Kuh für wissenschaftliche Zwecke als Tierversuch.

5Welche Vorschriften gelten in Österreich für Tierversuche?

Tierversuche sind nur zulässig, wenn sie für die Forschung, berufliche Ausbildung, Erprobung künstlich hergestellter Stoffe und medizinische Therapie dienen. Es muss dabei ein „berechtigtes Interesse“ bestehen, d.h. zur Vorbeugung oder Heilung von Krankheiten, Erreichung wissenschaftlicher Erkenntnisse, Vermeidung von Umweltgefährdungen.

Tierversuche dürfen jedoch nicht durchgeführt werden, wenn die Ergebnisse des Versuchs für die Wissenschaft bekannt und keine neuen Erkenntnisse zu erwarten sind. Im Gesetz heißt es dazu: „Es ist die Pflicht jedes Wissenschaftlers, Notwendigkeit und Angemessenheit des Tierversuchs selbst zu prüfen und gegen die Belastung der Versuchstiere abzuwägen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2010)

http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/533006/index.do