Moers/München/Bonn (dpa/gms) - Gerade bei Singles stehen Haustiere hoch im Kurs: Katzen, weil sie sich gerne mit auf den Fernsehsessel kuscheln, Hunde wegen ihrer Vorliebe für ausgedehnte Spaziergänge und Kaninchen, weil sie sich meist anstandslos streicheln lassen. In die Krise kann die Freundschaft zwischen Mensch und Tier jedoch geraten, wenn Herrchen oder Frauchen berufstätig ist.
Während manche Tierarten einige Stunden lang gut allein zurecht kommen, drohen bei anderen schwere Verhaltensstörungen. Experten empfehlen deshalb allein stehenden Berufstätigen, grundsätzlich mindestens zwei Tiere zu halten und auf Hunde ganz zu verzichten. «Hunde können auf keinen Fall länger als vier Stunden allein sein», sagt Jutta Siebers, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Tierschutz in Moers (Nordrhein-Westfalen). Davon abgesehen, dass sie regelmäßig ausgeführt werden müssen, um ihr Geschäft zu verrichten, brauchen die Vierbeiner mehr als alle anderen Tiere ihre Bezugsperson. Lässt diese sie den ganzen Tag über allein, verkümmern die Hunde. «Leider gibt es noch immer viele Hunde, die unter solchen Umständen leben müssen», so Ulrike Bante, Mitarbeiterin der in München erscheinenden Zeitschrift «Ein Herz für Tiere».
Katzen sind zwar weit weniger abhängig von der Fürsorge ihrer Halter oder Halterinnen, doch auch sie mögen Einsamkeit nur bedingt: «Katzen können länger allein bleiben als Hunde, aber es empfiehlt sich auf jeden Fall, eine zweite Katze als Sozialpartner zu halten», sagt Marion Steinbach, Pressesprecherin beim Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Ein einzelnes Tier fühle sich unter Umständen vernachlässigt und beginne dann, Möbel zu zerkratzen oder weniger reinlich zu sein.
Tagsüber allein gelassen werden sollte nach Bantes Worten allerdings nur ein Katzenpärchen, das gut miteinander auskommt. Am größten sei die Chance auf ein gedeihliches Miteinander bei einer Katze und einem kastrierten Kater. «Weibchen können sehr zickig und individuell sein.» Kater wiederum neigen mitunter dazu, Revierkämpfe in der Wohnung auszufechten, so Tierschutzexpertin Siebers. In jedem Fall gelte es - am besten morgens vor dem Weg zur Arbeit - die Katzentoilette zu kontrollieren und falls nötig zu säubern sowie für ausreichend Trockenfutter und Wasser zu sorgen.
Geeigneter für berufstätige Singles sind Nager wie Hamster, Meerschweinchen oder Zwergkaninchen. Auch diese fühlen sich in Gesellschaft von Artgenossen am wohlsten. «Ein einzelnes Meerschweinchen vereinsamt und stirbt in der Regel schneller», sagt Bante. Die Nager sollten in einem möglichst großen Käfig mit Spielmöglichkeiten gehalten werden.
Auch Vögel können, wiederum am besten als Pärchen oder in Gruppen, über mehrere Stunden ohne menschliche Unterstützung leben. Laut Jörg Styrie, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bund gegen Missbrauch der Tiere, sind Vögel wie beispielsweise Wellensittiche sogar die einzigen Tiere, die sich für Berufstätige eignen.
Marion Steinbach vom Tierschutzbund gibt zu bedenken, dass auch für Notfälle vorgesorgt werden muss: «Wenn man um sechs oder sieben von der Arbeit kommt, kann man in der Regel nicht mehr mit dem Tier zum Tierarzt, aber dieses wird einmal krank werden oder braucht eine Impfung.» Vor der Anschaffung müsse daher geklärt werden, ob es einen Freund oder eine Nachbarin gibt, die den Besuch beim Veterinär übernehmen kann.
Selbst wenn Berufstätige zwei oder mehr Tiere gemeinsam halten, sollten sie diese nicht auch noch nach Feierabend sich selbst überlassen: Auch ein Katzenpärchen möchte regelmäßig Streicheleinheiten von Herrchen oder Frauchen haben, und auch eine Gruppe Wellensittiche freut sich, wenn abends die Käfigtür geöffnet wird. Menschen, die beruflich sehr stark eingebunden sind und dennoch nicht auf Haustiere verzichten wollen, rät Ulrike Bante zu Fischen: «Am besten ist ein Aquarium, da können sie bei der Haltung nicht viel falsch machen.» Zum Kuscheln auf dem Fernsehsessel müsste dann allerdings ein Ersatz gesucht werden - vorzugsweise ein menschlicher.
© dpa - Meldung vom 16.01.2003 09:55 Uhr