In China, Vietnam und Thailand ist erneut die Vogelgrippe ausgebrochen
In der thailändischen Provinz breitet sich das Vogelgrippe-Virus H5N1 weiter aus
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Bangkok/Peking - Vier Monate nach der vermeintlichen Ausrottung der Seuche bestätigte die Regierung in Bangkok gestern, dass es sich bei den neuen Fällen in den Provinzen Ayutthaya und Phathum Thani um denselben Stamm des Virus H5N1 handle, der im Frühjahr in Vietnam und Thailand 24 Menschenleben forderte. Die Regierung ordnete die Schlachtung des gesamten Geflügelbestandes im Umkreis von fünf Kilometern um die betroffenen Geflügelfarmen an. Über 8000 Tiere wurden bereits getötet.
Bereits am Dienstag hatte China einen neuen Fall von Vogelgrippe in der Provinz Anhui 300 Kilometer westlich von Shanghai bestätigt. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur China News Service sei die Epidemie aber unter Kontrolle. Auch in Vietnam sind nach amtlichen Angaben neue Fälle aufgetreten. Allein im Mekong-Delta sind letzte Woche Schätzungen zufolge 11 000 Vögel verendet. China hatte im März offiziell verkündet, das Virus sei ausgerottet.
Mit einem schnellen Ende der Seuche ist gemäß einem Sprecher der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO nicht zu rechnen. Eine Krise werde es dieses Mal aber nicht geben, da die betroffenen Länder vorbereitet seien.
Chinesische Forscher um Hualan Chen vom Institut für Veterinärforschung in Harbin warnen jedoch, dass sich das Virus verändere und auch Säugetieren gefährlich werden könne. Die Wissenschaftler infizierten Hühner, Mäuse und Enten mit Proben des H5N1-Virus aus den Jahren 1999 bis 2002. Während die Enten immun waren, wurden Hühner und Mäuse krank. Dabei seien die Symptome bei jüngeren Virusproben deutlich schwerer gewesen, berichten die Forscher in den "Proceedings of the National Academy of Sciences". Genetische Analysen hätten den Verdacht bestätigt, dass das Virus durch Mutationen aggressiver geworden sei.
Der Erreger H5N1 stammt ursprünglich aus Hausenten, berichten jetzt Yi Guan von der Universität in Hongkong und seine Kollegen in der aktuellen Ausgabe von "Nature". Die Forscher hatten seit 1997 den Kot gesund erscheinenden Federviehs von chinesischen Geflügelmärkten mit den Methoden der Molekularbiologie untersucht. Insgesamt entdeckten sie den Erreger 253 Mal. Während H5N1 bis zum Jahr 2000 nur in Enten auftauchte, sprang es danach offenbar auch auf Hühner über. Auch Veränderungen im Erbgut des Erregers weisen auf Hausenten als Quelle hin.
Immer wieder aber tauchte der Erreger im Herbst gleichzeitig auf Märkten in Ostasien auf. Als Quelle dieser Infektionen vermuten die Forscher Zugvögel, die in dieser Jahreszeit in ihre Winterquartiere im Süden Chinas ziehen. Offenbar infizieren sich die Zugvögel über Enten und übertragen die Krankheit später auf andere Tiere. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch konnte bisher nicht beobachtet werden. Die Experten befürchten aber, dass sich H5N1 auch an den Menschen anpassen wird. Die Behörden sollten sich daher auf eine Epidemie vorbereiten, warnen die Forscher. RHK/sam
Artikel erschienen am 8. Juli 2004
http://www.welt.de/data/2004/07/08/302115.html