Trotz des offiziellen Wahlkampfendes gingen beide Kandidaten gestern noch einmal auf Tour: Fischer stellte soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt, Ferrero-Waldner entdeckte das Federvieh.
WIEN. In wenigen Stunden wird es Österreich wissen: Benita Ferrero-Waldner oder Heinz Fischer? Wer wird bei der elften präsidialen Volkswahl als Sieger über die Ziellinie gehen? Wie heißt der neue Präsident unserer Republik?
Was wäre, wenn...
Sollte Ferrero-Waldner gewinnen, hätte Österreich seine erste Bundespräsidentin und sie wäre mit 55 Jahren auch das jüngste und das erste nach 1945 geborene Staatsoberhaupt. Siegt Fischer, wäre er der erste von der SPÖ nominierte Bundespräsident seit 18 Jahren, also seit 1986, als Rudolf Kirchschläger aus dem Amt schied. Vom Alter her läge der 65-jährige Fischer unter dem durchschnittlichen Antrittsalter der bisher sieben Staatsoberhäupter der Zweiten Republik.
6,030.877 Wahlberechtigte
Wer Thomas Klestil für die nächsten sechs Jahre nachfolgt, werden 6,030.877 Wahlberechtigte - 52,55 Prozent davon weiblich - heute entscheiden. Das vorläufige Ergebnis liegt gegen 19.30 Uhr vor, erste Hochrechnungen gibt es um 17 Uhr. Das bis auf die letzte Kommastelle genaue Wahlergebnis steht erst am 1. Mai fest, da die Auslands-Wahlkarten bis 30. April (12 Uhr) bei den Landeswahlbehörden einlangen müssen. Die 20.216 ins Ausland geschickten Wahlkarten machen 0,34 Prozent der Wahlberechtigten aus.
Während Heinz Fischer gestern frühmorgens (5.30 Uhr) zum letzten Wahlkampf-Rundgang aufbrach und dabei "soziale Gerechtigkeit" und "einen gewissenhaften Umgang mit der Neutralität" in den Mittelpunkt rückte, entdeckte seine Mitbewerberin Benita Ferrero-Waldner ihre Tierliebe.
Auf das Huhn gekommen
Genauer: Sie warf sich für Hühner in die Schlacht. Völlig überraschend erklärte sie als eines ihrer zentralen Anliegen das Verbot der Käfighaltung bei Hühnern. Für die SPÖ-Tierschutzsprecherin Ulli Sima eine "völlig unglaubwürdige" Inszenierung. Immerhin habe Außenministerin Ferrero-Waldner im Ministerrat zugestimmt, dass Legebatterien in ganz Österreich erlaubt seien! SPÖ wie Grüne sprachen deshalb von einem "plumpen Wahlkampf-Manöver" der ÖVP-Kandidatin. Man könne nicht für Legebatterien stimmen und plötzlich so tun, als wäre man dagegen...
So war´s das letzte Mal
Erinnern Sie sich noch an die letzte Präsidentenwahl? Am 19. April 1998 schaffte Thomas Klestil mit 63,42 Prozent souverän das Rennen. Die unabhängige Gertraud Knoll kam auf 13,59 Prozent, Heide Schmidt erreichte 11,14 Prozent, Baumeister "Mörtl" Richard Lugner kratzte mit 9,91 Prozent an der Zehn-Prozent-Marke, während ein "gewisser" Karl Nowak (er ging für "Die Neutralen" ins Rennen) mit 1,94 Prozent unter ferner liefen landete.
Neue Kärntner Tageszeitung
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