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Arche 2000: Ermittlungen wegen Betrug

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Arche 2000: Ermittlungen wegen Betrug

Autor: Achim Stößer | Datum:
Wieder einmal ist der Tierschutzverein "Arche 2000", bekannt u.a. durch seinen "Sprecher für ethische Grundfragen" Helmut F. Kaplan und andere Personen, die sich gelegentlich gar als Tierrechtler ausgeben (weitere Informationen über die Suchfunktion) in den Schlagzeilen: Gegen Mitglieder und Verantwortliche
der Tierschutzorganisation wird wegen des Verdachts
auf Betrug und Steuerhinterziehung ermittelt.

Arche 2000 im Visier der Staatsanwaltschaft

Autor: Achim Stößer | Datum:
(28.05.2004)

Oldenburg (aho) - Nach einem Bericht der Oldenburgischen Volkszeitung (OV) hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Mitglieder und Verantwortliche der Tierschutzorganisation "Arche 2000 Welttierhilfe" eingeleitet und mehrere Wohnungen durchsucht. Die Behörden ermitteln wegen des Verdachtes auf Betrug und Steuerhinterziehung. So sollen Spendengelder auf Privatkonten geflossen sein. Ebenso sollen durch Manipulationen Mitgliedsbeiträge mehrfach von den Konten ahnungsloser Mitglieder abgebucht worden sein. Der Schaden wird von der Staatsanwaltschaft laut OV auf etwa 500.000 EURO geschätzt.

Die Tierschutzorganisation hatte in Vergangenheit mit spektakulären Tierrettungsaktionen in Kooperation mit TV-Sendern für Aufsehen und eine Vielzahl von Spender gesorgt.

AHO Aktuell - Informationen zur Tiergesundheit
http://ticker-grosstiere.animal-health-online.de/20040528-00002/

Betrugs- Skandal bei "Tierhilfe"

Autor: Achim Stößer | Datum:
Razzia: In einem der größten deutschen Tierschutz-Vereine sollen Hunderttausende Euro veruntreut worden sein

Von Ulf B. Christen

Seeth-Ekholt - Die "Arche 2000 Welt-Tierhilfe", einer der größten deutschen Tierschutzvereine, ist ins Visier der Justiz geraten. Die Staatsanwaltschaft Lübeck ermittelt gegen die Vorsitzende, den Geschäftsführer und 22 weitere Verdächtige wegen Untreue, Betrugs und Steuerhinterziehung. Die Tierschützer sollen Vereinsgeld in die eigene Tasche gesteckt und Mitglieder abkassiert haben. "Wir haben den Verdacht, dass große Summen beiseite geschafft wurden", sagt der Leiter der Abteilung Wirtschaftsstrafsachen, Oberstaatsanwalt Werner Spohr.

Steuerfahnder und Staatsanwälte, Beamte des Bundeskriminalamts und 200 Polizisten haben jetzt die Zentrale der Tierschützer in Seeth-Ekholt (Kreis Pinneberg) sowie Geschäfts- und Privaträume in acht anderen Bundesländern durchsucht, darunter Hamburg, Niedersachsen und Bremen. Dabei wurden kistenweise Unterlagen beschlagnahmt. Ihre Auswertung dürfte mehrere Monate dauern, weil die Tierschützer ein kaum durchschaubares Organisationsnetz gesponnen haben.

Zur möglichen Schadenshöhe machte Spohr keine Angaben. Insider vermuten, dass seit 1999 mindestens 500 000 Euro aus der "Arche"-Kasse für private Zwecke abgezweigt wurden.

Geschröpft wurde der Verein offenbar mit mehreren Tricks. So sollen Mitarbeiter überhöhte Mietkosten angegeben, Leasing-Verträge für Autos frisiert und viel zu hohe Reise- und Fahrtkosten abgerechnet haben. Laut Spohr gab es zudem Barabhebungen vom "Arche"-Konto. Im Zentrum der Ermittlungen steht der Geschäftsführer des Vereins. Er soll die Strippen gezogen, Verwandte bei "Arche 2000" untergebracht und auch mit ihrer Hilfe Kasse gemacht haben.

Die Staatsanwaltschaft hat zudem Anhaltspunkte dafür, dass "Arche"-Mitglieder betrogen wurden. Der Verein soll bezahlte Beiträge nochmals angemahnt oder sogar abgebucht haben. Viele Mitglieder merkten nichts.

Die Vorsitzende Christina Sultan aus Hamburg wäscht ihre Hände in Unschuld. "Ich habe nichts gemacht", sagt sie. Zu den Vorwürfen gegen Mitarbeiter äußere sie sich nicht. "Ich hoffe, dass die Justiz den Fall aufklärt."

"Arche 2000" wurde vor zehn Jahren gegründet. Sie hat nach Angaben ihrer Vorsitzenden inzwischen 80 000 Mitglieder und betreut sieben Tierhöfe. Der Verein unterstütze 50 Kooperationspartner in Deutschland. "Arche 2000" kümmere sich so um weit mehr als 10 000 Tiere. Christina Sultan: "Ich hoffe, dass wir das alles irgendwie retten können."

Bei anerkannten Tierschutzverbänden hält das Mitleid sich in Grenzen. "Arche 2000" ist umstritten, weil der Verein mit fragwürdigen Methoden wirbt. Zu spektakulären Tierrettungsaktionen wurden TV-Sender eingeladen. "Drückerkolonnen" keilen neue Mitglieder und treiben Spenden für den Verein ein, der nicht gemeinnützig ist. "Das ist eine gängige Methode", behauptet Vereinschefin Sultan. Es sei falsch, von "Drückern" zu sprechen. "Wir arbeiten mit Promotion-Teams." Derartige Haustür- und Telefonaktionen lehnt der Deutsche Tierschutzbund (DTB) ebenso wie andere Verbände ab. DTB-Sprecherin Marion Steinbach beantwortet die Frage nach der Seriosität von "Arche 2000" knapp: "Wir arbeiten mit diesem Verein nicht zusammen."

Seeth-Ekholts Bürgermeister Otto Leverköhne (CDU) wundert sich nicht, dass die Justiz bei "Arche 2000" nachhakt: "Der Verein soll nicht ganz sauber sein."

Hamburger Abendblatt, erschienen am 5. Juni 2004 in Norddeutschland

http://www.abendblatt.de/daten/2004/06/05/303502.html

"Arche 2000" im Visier der Ermittler - Mitglieder in großem Stil betrogen?

Autor: Kélian | Datum:
Lübeck - Die schleswig-holsteinische Tierschutz-Organisation "Arche 2000 Welt-Tierhilfe" steht unter dem Verdacht, große Summen an Mitgliedsbeiträgen veruntreut und in private Taschen umgeleitet zu haben. Wie die Staatsanwaltschaft Lübeck bestätigt, laufen gegen 24 Personen Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung, des Betruges und der Veruntreuung.



Die "Arche 2000" aus Seeth-Ekholt bei Tornesch hat nach eigenen Angaben 80.000 Mitglieder bundesweit. Seit der Gründung 1993 geriet der Verein immer wieder in die Schlagzeilen - seit 1998 vor allem wegen seiner dubiosen Mitgliederwerbung. Drückerkolonnen sollen auch noch in jüngster Zeit recht aggressiv auf Mitglieder zugegangen sein. "Sie sind doch auch gegen Tierquälerei, oder", wurde eine Leserin der Kieler Nachrichten auf dem Parkplatz eines Kaufhauses angesprochen und mit entsetzlichen Bildern geschundener Tiere konfrontiert. "Wer sich dem Ansinnen verwehrte, wurde gleich als Tierquäler abgestempelt. Also habe ich unterschrieben, obwohl mir keiner sagen konnte, wofür der Mitgliedsbeitrag von 10 Euro denn genau verwendet wird."

Im Nachhinein habe sie dann erfahren, dass die Werber auf der Straße gar nicht mehr werben durften: Die Ordnungsbehörde hatte ihnen die Genehmigung entzogen. Also waren sie auf die Kundenparkplätze von großen Firmen ausgewichen, weil sie dort nur die Genehmigung der Geschäftsführer benötigten. "Gekündigt habe ich aber erst, als mir mein Mitgliedsbeitrag mehrfach abgebucht wurde. Man sprach zwar von einem Versehen, aber ich hatte sofort den Verdacht, dass da System hinter steckte", berichtet die Frau. Ein Verdacht, den die Ermittlungen nun zu bestätigen scheinen.

Nachdem die Zeitschrift "Test" und die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein schon vor sechs Jahren warnten, Mitgliedsbeiträge und Spenden versickerten in dunklen Kanälen, hatten sich die Hinweise im vergangenen Jahr so gehäuft, dass Kripo und Staatsanwaltschaft eine Großrazzia vorbereiteten: Zeitgleich durchkämmten kürzlich 200 Polizeibeamte und sechs Staatsanwälte Privatwohnungen und Geschäftsräume in sieben Bundesländern. "In Schleswig-Holstein wurden dabei Objekte in Tornesch, Kiel, Plön, Lütjenwestedt, Norderstedt und Halstenbek durchsucht und umfangreiches Material beschlagnahmt", bestätigte gestern der Lübecker Oberstaatsanwalt Werner Spohr, "Steuerfahndung und Kripo werten jetzt aus und vernehmen die Verdächtigten."

Dazu gehören neben der Vereinsvorsitzenden - einer Tierärztin - und dem Geschäftsführer weitere 22 Personen, die nicht alle unmittelbar an den Verein angebunden sind. "Es gibt offenbar ein verzweigtes Netz an Geschäftsbeziehungen. Es besteht der Verdacht, dass über diese Firmen Rechungen etwa für Reise- oder Mietkosten fingiert und die Gelder in private Taschen umgeleitet wurden", sagt Werner Spohr von der Abteilung Wirtschaftsstrafsachen bei der Staatsanwaltschaft Lübeck.

Laut Informationen der Kieler-Nachrichten soll die "Arche 2000" zwar tatsächlich Geld in Tierschutzprojekte und an Tierheime gesteckt haben - die großen Beträge sollen jedoch woanders gelandet sein. Zum Beispiel in der Dominikanischen Republik, wo sie statt dem Tierschutz der Urlaubskasse einiger Beschuldigter zugute gekommen sein sollen.

Welche Summe insgesamt veruntreut und hinterzogen wurde, ist laut Staatsanwaltschaft Lübeck noch offen. Insider gehen angesichts eine jährlichen Einnahme an Mitgliedsbeiträgen und Spenden von mehr als 5 Millionen Euro aber von einem Schaden in Millionenhöhe aus. Bei der Arche selbst meldete sich gestern niemand. Per Anrufbeantworter wurde man aufgefordert, seine Anliegen schriftlich einzureichen. Die Kieler Nachrichten kamen dieser Aufforderung nach, erhielten bislang aber keine Antwort.

Von Heike Stüben


http://www.kn-online.de/news/regional/kiel_ki_31343137323838.htm
kn vom 08.06.2004 01:00

Arche-2000-Betrugsskandal: Tierschützer distanzieren sich

Autor: Achim Stößer | Datum:
Seeth-Ekholt (aho) - Nachdem die Lübecker Staatsanwaltschaft gegen den
Tierschutz-Verein "Arche 2000 - Welttierhilfe" wegen
Veruntreuung von Mitgliedsbeiträgen ermittelt, [1] gehen immer mehr
Tierschützer auf Distanz und kritisieren die Methoden von "Arche 2000".
So sollen die Aktivisten von Arche 2000 schon zehn Tage vor einer
Aktion von den unhaltbaren Zuständen auf einen landwirtschaftlichen
Betrieb in niedersächsischen Bremervörde gewusst haben. Man habe aber
mit einer Anzeige bei der Polizei und dem Veterinäramt gewartet, da
der Fernsehsender SAT 1 zunächst wegen anderer Termine kein Kamerateam
zur Verfügung stellen konnte. Tierfreunde sprechen laut Medienberichten
von einer "unglaublichen Verfahrensweise" und "unterlassener
Hilfeleistung". Man hätte die Behörden unverzüglich informieren müssen.
Nach einem Bericht von NDR 1 Welle Nord gibt es schon seit Jahren
Kritik an dem Verein. Grund ist vor allem die aggressive
Mitgliederwerbung. Dabei soll der Verein auch mit so genannten
Drückerkolonnen gearbeitet haben. Außerdem habe sich Arche 2000
geweigert, die Finanzen offen zu legen.

(10.06.2004)
http://ticker-kleintiere.animal-health-online.de/20040605-00002/

POL-IZ: Itzehoe: Polizei sagt unseriösen Spendensammlern den Kampf an

Autor: martin | Datum:
Kreis Steinburg (ots) - Tierhilfe, Umweltschutz, Kreditkartenschutz, Hilfe für in Not geratene Kinder oder Jugendliche: Es gibt viele Gründe mitzuhelfen, dass die Welt ein klein wenig besser wird. Manche bringen sich praktisch ein, andere geben Geld. In manchen Fällen an nicht ganz uneigennützig handelnde Personen oder Personengruppen, wie die Polizei weiß. "Unseriöse Organisationen haben die Mildtätigkeit für sich entdeckt und machen hohen Gewinn, den sie zu einem Großteil in die eigene Tasche stecken. Nur ein geringer Prozentsatz dient dem Sammlungszweck", sagt Polizeihauptkommissar Jochim Böttger. Aus seiner praktischen Arbeit weiß der Leiter der Präventionsstelle bei der Polizeidirektion Itzehoe, dass die Täter "unter dem Deckmantel von Vereinen beziehungsweise Organisationen gefühlsbesetzte Bereiche wie Kinder- und Tierschutz als Zielthemen bewerben". Dabei appellieren die Täter, die zum Teil auch von im Bundesgebeit agierenden Drückerkolonnen und Callcentern aus dem Ausland unterstützt werden, nicht selten an das Mitgefühl. "In erster Linie geht es ihnen aber darum, Mitglieder für ihren Verein anzuwerben und damit einhergehend an die Bankdaten zu kommen", sagt Joachim Böttger. Was dann folge, sei in mehren Strafverfahren bereits nachgewiesen worden: "Sobald die Täter die Daten haben, buchen sie überhöhte oder mehrfach dieselben Mitgliedsbeiträge von ein und demselben Konto ab." Nicht immer würden es die Betrogenen merken. Und wer es dennoch registriert und sich beschwert, der bekomme die zuviel abgebuchte Summe mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück. "Da hat sich unsere Buchhaltung versehen, Entschuldigung", sei ein gängiger Satz in dem Metier, sofern nicht der "Computerfehler" bemüht werde.

Dass hinter den zuviel abgebuchten Beträgen ein ganzes Netzwerk von Betrügern stecken kann, ist Dirk Kawald bekannt. Der Kriminalhauptkommissar im Kommissariat "Wirtschaftskriminalität" bei der Bezirkskriminalinspektion Itzehoe (BKI) befasste sich in den Jahren 2004 und 2005 mit der Aufklärung von Straftaten, "die von einer größeren Tätergruppe im Zusammenhang mit dem bundesweiten Werben und Betreiben von Tier- und Kinderschutzvereinen begangen worden sind". Kawald: "Es wurden eine Reihe von Straftaten - gewerbsmäßiger Betrug, Untreue, Urkundenfälschung Insolvenz- und Steuerdelikte - mit einem Schadensvolumen in zweistelliger Millionenhöhe abgearbeitet." Der Haupttäter wurde zu einer fast siebenjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Eingegangen in die Justizgeschichte sei das Ermittlungsverfahren unter der Bezeichnung "Arche 2000". Kawald weiter: "Noch während der laufenden Ermittlungen wurden von hier verschiedene Verfahren abgetrennt und in die zuständigen Bundesländer - Hamburg, Bremen, Bayern, Hessen, Brandenburg - gesteuert. Einige dieser Verfahren - unter anderem in Hessen - lösten Ermittlungsverfahren aus, deren Umfänglichkeiten das hiesige Verfahren übertrafen." Das ehemals der Drückerszene entstammende Milieu hatte sich zur Verstärkung und Beschleunigung seiner Aktivitäten auch der neuen Medien (Internet, Callcenter) bedient und in relativer kurzer Zeit einen großen Personenkreis (cirka 100.000), darunter auch hunderte Juristen und Polizisten, davon überzeugt, den von ihnen beworben Vereinen - "Arche 2000 Welt-Tierhilfe e.V.", "Arche 2000 Tier- und Umweltschutzverein" und "SOS Arche 2000" - beizutreten und mit einer unterschiedlich gestaffelten und individuell gefächerten und teilweise dubiosen Angebotspalette (u. a. weltweite Rückholung per Flugzeug von Tieren im Krankheitsfall) mit einem Mitgliedsbeitrag zu unterstützen. "Die Konten der Mitglieder wurden dann zwei- bis viermal im Jahr per Lastschriftverfahren mit den jeweiligen Jahresmitgliedsbeiträgen belastet. Im Falle des relativ seltenen Widerspruchs wurde der eingezogene Beitrag mit dem Hinweis auf einen Computerfehler zurückgebucht." In 18 Monaten (2003/2004) kam allein dadurch ein Schaden von über zehn Millionen Euro zustande. "Das auf diese Weise ertrogene Geld diente in erster Linie dem luxuriös geführten Lebenswandel der Haupttäter." Inwieweit die Urteile "abschreckend" waren, kann nur spekulativ beantwortet werden. Kriminalpolizeilichen Erkenntnissen zufolge haben sich aber Personen aus der zweiten und dritten Führungsreihe der vom Itzehoer "Arche-Verfahren" erfassten Vereine und Organisationen ähnlicher Strukturen bedient, sie verfeinert und im großen Stile erweitert. "Vereine, die vorgeben, sich um Not leidende Tiere oder kranke Kinder kümmern zu wollen, machen sich seitdem auf den 'Spendenmarkt' breit, treiben dort ihr Unwesen und betrügen hilfsbereite Menschen", hebt Dirk Kawald hervor und stellt fest: "Nach wie vor wird in deutschen Städten je nach Jahreszeit mit Clowns-, Hasen- oder Weihnachtsmannkostüm zum Beitritt in einen dieser Vereine geworben. Nicht selten sieht man in den Einkaufspassagen Stände von unseriösen 'Kinder- oder Tierschutzvereinen'. Vielfach klingeln unaufgefordert Telefone in Deutschland mit dem Ziel, neue Mitglieder zu werben." Haben die Betrüger dann die gewünschten Daten von den neuen Mitgliedern erhalten, werden die Informationen nicht selten gebündelt und in ganzen Datensätzen an andere dubiose Personen oder Organisationen weiter verkauft, die ihrerseits illegale Abbuchungen vornehmen. Entsprechende Aufnahme fand diese Thematik bereits in den Medien: Sendungen wie "Panorama", "WISO" oder "Markt im Dritten" nahmen sich der Spenden- und Mitgliedsproblematik in Zusammenhang mit dubiosen Vereinen an und versuchten eine entsprechende Sensibilisierung der Bevölkerung zu erreichen. Mit welcher Nachhaltigkeit in der Bevölkerung? - auch darüber kann Dirk Kawald nur spekulieren.

Betrügereien im kleinen und großen Stil hat es schon immer gegeben. "Das ist kein Phänomen oder eine Erfindung der Neuzeit", sagt Joachim Böttger mit Blick auf das "Arche-Verfahren". Und dennoch dürfe niemand glauben, dass der Spuk bald ein Ende habe - der Markt, das sei bekannt, gebe nun einmal sehr viel her. Doch wie begegnet man dem Treiben der Täter wirksam? Dazu Joachim Böttger: "Mit dem Wegfall des schleswig-holsteinischen Sammlungsgesetzes zum 1. Januar 2009, das unter anderem das Sammeln auf Straßen oder Plätzen regelte, ist der Bürger weit mehr gefordert als in der Vergangenheit. Bis Ende 2008 haben die hiesigen Ordnungsbehörden die Sammlungsträger kontrolliert, haben die Spreu vom Weizen getrennt." Erlaubt wurde die Sammlung unter anderem dann, wenn "genügende Gewähr für die ordnungsmäßige Durchführung der Sammlung und für die zweckentsprechende einwandfreie Verwendung des Sammlungsertrages gegeben ist und wenn nicht zu befürchten ist, dass die Kosten in einem Missverhältnis zu dem Reinertrag der Sammlung stehen werden". Begründet wurde das "Gesetz zur Aufhebung des Sammlungsgesetzes" (Drucksache 16/1617 des Schleswig-Holsteinischen Landtages - 16. Wahlperiode) mit folgenden Worten: "Kehrseite des (fürsorglichen) staatlichen Schutzes der Spendenbereitschaft sind Belastungen für Verwaltung und Sammlungsträger, wie sie durch das Erlaubnisverfahren, Überwachungs- und andere sammlungsrechtliche Pflichten verursacht werden. Da derart stark eingreifende Kontrollen zur Regulierung des Sammlungswesens aus der Sicht der Gefahrenabwehr nicht zwingend erforderlich sind, können die sich daraus ergebenen Belastungen im Lichte der angestrebten Verwaltungsmodernisierung und Entbürokratisierung nicht gerechtfertigt werden. Vielmehr ist das Subsidaritätsprinzip zu beachten, wonach der Bürger zunächst eigenverantwortlich seine Rechte wahrnimmt und die behördliche Gefahrenabwehr erst dann zum Zuge kommt, wenn ein effektiver Rechtsschutz nicht möglich ist. Im Übrigen kann der mit dem Sammlungsgesetz angestrebte Schutz angesichts der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung des Spendenmarkts nur noch höchst unvollkommen erreicht werden. So unterfallen die neuen Formen des 'Fundraisings' (Fernsehwerbung, Telefonmarketing und Internet-Auftritte) nicht der Erlaubnispflicht. Das Gesetz wird deshalb ersatzlos aufgehoben." Bereits mit Pressemitteilung vom 25. September 2007 betonte der damalige Landesinnenminister Dr. Ralf Stegner in diesem Zusammenhang: "Das bedeutet weniger Bürokratie für Veranstalter und Kommunen." Das allgemeine Ordnungsrecht und strafrechtliche Bestimmungen reichten aus, die Bürger vor "schwarzen Schafen" unter den Sammlern zu schützen.

Wie reagiert nun die Polizei in Schleswig-Holstein auf das Handeln der Straftäter?

In einer "Fachbesprechung Prävention" wurde festgelegt, ein polizeiliches Informationsblatt landesweit einzuführen und flächendeckend im Lande zu verteilen, federführend bei der Erstellung war die Polizeidirektion Itzehoe. Joachim Böttger: "Es kam mir darauf an, ein Flugblatt zu entwickeln, das einen lang anhaltenden und dauerhaften Präventionsansatz hat, der auch weit in die Fläche strahlt. Der Bürger Land auf und Land ab muss wissen, worauf er sich beim Spenden einlassen kann und worauf nicht." Das Informationsblatt gebe hinreichend Auskunft auf das, worauf der spendenbereite Bürger achten müsse, wenn er von Spendensammlern angesprochen werde.

Einige inhaltliche Auszüge aus dem Papier: "Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, weder durch Werbende an der Haustür, am Telefon oder auf der Straße, noch durch gedruckte Spendenwerbung. Unterschreiben Sie nichts voreilig!" - "Spenden und Mitgliedschaften sind freiwillige Leistungen, zu denen niemand überredet, genötigt oder gar gezwungen werden sollte. Stark Mitleid erweckende und gefühlsbetonte Werbung ist ein Kennzeichen unseriöser Organisationen." - "Informieren Sie sich ausführlich im Internet über die Organisation und ihre Ziele. (Auch schon bei bestehender Mitgliedschaft!) Fordern Sie schriftliches Informationsmaterial. Reagieren die Werbenden ausweichend oder ablehnend auf die Bitte nach ergänzender schriftlicher Information, so ist Vorsicht angesagt." - "Lassen Sie sich bei ihrer Bank beraten. Erteilen Sie keine Einzugsermächtigung. Überweisungen per Dauerauftrag erfüllen auch ihren Zweck, und Sie behalten den 'Abbuchungsüberblick'. Erteilte Einzugsermächtigungen können jederzeit aufgekündigt werden." - "Kontrollieren Sie zeitig und genau, mit welchen Abbuchungen Ihr Konto belastet wird. Gehen Sie auch bei geringen Beträgen Unregelmäßigkeiten sofort nach. Lastschriften können auch nach sechs Wochen und darüber hinaus zurück gefordert werden." - "Vorsicht bei Vereinen, die nur Fördermitgliedschaften zulassen. Bei Fördermitgliedschaften gilt in der Regel nicht das Haustürwiderufsgesetz, das heißt, es gibt kein gesetzliches Rücktrittsrecht."

Trotz aller negativen Erfahrung, die Joachim Böttger und Dirk Kawald im Zusammenhang mit der "Spenden-Kriminalität" gemacht haben: Beide Beamte verweisen darauf, dass es zahlreiche Organisationen gibt, die seriös arbeiten und gewissenhaft mit denen ihn anvertrauten Geldern umgehen.

Wer Genaueres über eine Organisation erfahren will, der erhält eine ausführliche Spendenberatung beim "Deutschen Institut für soziale Fragen" in Berlin (DZI). Das DZI archiviert im Bereich der Organisationen-Dokumentation Erkenntnisse über gemeinnützige Spendenorganisationen. Es hält wertvolle Informationen und Tipps für Spendende bereit und erteilt Auskunft über anerkannte förderungswürdige Spenden sammelnde Organisationen. Zu erreichen ist das DZI über folgende Verbindungen: Bernadottstraße 94, 14195 Berlin, und www.dzi.de

Weitere Kontakte: www.charitywatch.de, www.spendenrat.de, www.stiftung-warentest.de.

Auskünfte in der Sache geben:

Dirk Kawald, Bezirkskriminalinspektion Itzehoe, Große Paaschburg 66, 25524 Itzehoe, Telefon 04821/602-3301; Joachim Böttger, Polizeidirektion Itzehoe, Große Paaschburg 66, 25524 Itzehoe, Telefon 04821/602-21.40.


Rückfragen bitte an:

Polizeidirektion Itzehoe
Pressestelle
Hermann Schwichtenberg
Telefon: 04821 / 602 2010
E-Mail: pressestelle.itzehoe@polizei.landsh.de

http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/52209/1584481/polizeidirektion_itzehoe