von Martina Schäfer
Höxter - Während sich die Freunde beim Fußball, auf dem Skateboard oder in der Badeanstalt vergnügten, ging Rainer Propson auf Spurensuche. Auf einer Müllhalde in der Eifel fand er seine ersten Schätze: kleine Kreuze, achtlos weggeworfen. Für den Siebenjährigen ein Schlüsselerlebnis. "Ich hatte immer schon eine enge Beziehung zu Jesus", sagt er.
Der tiefgläubige Junge sammelte weiter. Sakrale Gegenstände aller Art kamen zusammen. Heiligenbilder, Gebetbücher, Stickbilder und jede Menge Engel ließen seine Kollektion der Volksfrömmigkeit wachsen und gedeihen. Und heute, 40 Jahre später, gehört der Unternehmer Rainer Propson mit zu den größten Privatsammlern in ganz Europa.
15 000 Exponate umfaßt inzwischen seine Sammlung. Haus und Halle im rheinland-pfälzischen Lierfeld reichen längst nicht mehr aus. Das Ehepaar Propson suchte monatelang ein passendes Domizil. Über 100 Klöster haben Rainer und Anita Propson angeschrieben. Schließlich fiel die Wahl auf ein ehemaliges Benediktinerinnen-Kloster am südöstlichen Zipfel Westfalens: Es ist seit zehn Jahren Sitz des koptischen Bischofs für Deutschland, Anba Damian. Der kleine Ort Brenkhausen im Weserbergland begeistert durch sanfte Hügel und stille Abgeschiedenheit. "Und trotzdem ist es ein wunderbarer Ort, an dem man jederzeit willkommen ist", schwärmt Rainer Propson, der sich bei den ägyptischen Gastgebern mittlerweile ganz wie zu Hause fühlt.
In den Klausurräumen des barocken Klosters hat der Geschäftsmann seine Sammlung aufgebaut: Kreuze, katholische, evangelische, orthodoxe, aus vielen Ländern Europas sind zu sehen. Aber auch Hausaltare, Mariendarstellungen, Wallfahrtsandenken. Der Besucher wandelt durch drei Jahrhunderte Kulturgeschichte.
Spannend wird es, wenn Rainer Propson seine Geschichten über die "Kreuze von Brenkhausen" erzählt. In verwaschenen Jeans und knallbuntem Hemd steht der 46jährige da, strahlt übers ganze Gesicht und berichtet von Messen, Ausstellungen, Reisen, die seine Sammlung immer wieder bereichert haben. Voller Stolz zeigt er etwa das in echtem Ochsenblut getränkte Kreuz aus dem 16. Jahrhundert. Oder eine meterhohe, aus Rebstockwurzeln geschaffene Miniatur-Phantasiekirche.
Rainer Propson will Themenschwerpunkte herausarbeiten, wechselnde Ausstellungen im koptisch-orthodoxen Kloster organisieren. Alles für einen guten Zweck: In Ägypten hat er mit eigenem Geld ein Waisenkinderprojekt auf die Beine gestellt. 34 schwerkranke und behinderte Kinder werden hier in einem kleinen Dorf betreut und medizinisch behandelt. Die Eintrittsgelder zur Kreuzausstellung in Höxter will Rainer Propson diesen ägyptischen Kindern zur Verfügung stellen.
- "Die Kreuze von Brenkhausen", Kloster Höxter-Brenkhausen, Tel. 0 52 71 / 1 89 05, tägl. 10 bis 18 Uhr
Artikel erschienen am 10. April 2005
http://www.wams.de/data/2005/04/10/670949.html